Der 28. Juli 1914, der Tag der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien, ist in zweierlei Hinsicht ein bedeutsames Datum. Zum einen beginnt der Erste Weltkrieg, der zum Tod von Millionen Menschen führte und 25 Jahre später in einen noch katastrophaleren Krieg münden sollte. Zum anderen markiert er das den Abschluss dessen, was mit dem Attentat auf den österreichisch-ungarischen Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau Sophie von Hohenberg in Sarajevo begann und mit einem Ultimatum Wiens an Serbien und der österreich-ungarischen Kriegserklärung endete, nämlich den folgenschweren Endpunkt der sogenannten Julikrise.
Hinsichtlich der Aufarbeitung der Vorkriegszeit wurden nach dem Zweiten Weltkrieg immer wieder neue Aspekte in die Auseinandersetzung miteinbezogen, sodass die Frage nach der Rolle der Presse in der Julikrise 1914 besonders in der neueren Forschung wieder Beachtung gefunden hat. Die Entscheidungen, wie mit der Krise umzugehen sei, wurden zweifelsohne in Parlamenten und Konferenzen entschieden, jedoch hatten Zeitungen die Möglichkeit durch Meinungen und die Auswahl ihrer Artikel zu beeinflussen und waren, und sind bis heute, somit ein wichtiger Faktor, vor allem für die Meinungsbildung in der Bevölkerung. Dies ist hinsichtlich der Julikrise unter anderem auch bezüglich der gegenseitigen Darstellung der europäischen Großmächte, Deutschland, Russland, Frankreich und Großbritannien interessant.
Diese Arbeit soll genau diese Thematik aufgreifen. In Anbetracht der Vielzahl von Zeitungen, Quellen und Staaten, die analysiert werden können, wurden hierfür eine österreichische und eine deutsche Zeitung, das Wiener Fremdenblatt und die Norddeutsche Allgemeine Zeitung ausgewählt. Beide sind offiziöse Zeitungen, die also der regierenden Kraft in ihrem Staat sehr nahe standen. Da Russland und Frankreich bezüglich Deutschland und Österreich-Ungarn die entscheidenden Mächte waren, wurden diese für die Arbeit ausgewählt. Somit soll in dieser Arbeit untersucht werden, wie Russland und Frankreich im Fremdenblatt und in der NAZ während der Julikrise 1914 dargestellt werden und wo Gemeinsamkeiten und Differenzen in der Berichterstattung existieren. Der Analysezeitraum ist vom 29. Juli 1914, dem Tag nach dem Attentat auf Franz Ferdinand, bis zum Tag der Kriegserklärung, dem 28. Juli 1914, angesetzt. Die Reaktionen auf die Kriegserklärung sind nicht mehr Bestandteil dieser Arbeit.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Zeitungen
- Fremdenblatt
- Norddeutsche Allgemeine Zeitung
- Vergleich der Darstellungen Frankreichs und Russlands im Fremdenblatt und der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung
- Darstellung nach dem Attentat von Sarajevo
- Fremdenblatt
- Norddeutsche Allgemeine Zeitung
- Darstellung nach Tiszas Rede im Ungarischen Parlament
- Fremdenblatt
- Norddeutsche Allgemeine Zeitung
- Darstellung nach dem Ultimatum an Serbien
- Fremdenblatt
- Norddeutsche Allgemeine Zeitung
- Zusammenfassung und Verzahnung der Analyseergebnisse
- Darstellung nach dem Attentat von Sarajevo
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Darstellung Frankreichs und Russlands in der österreichischen und deutschen Presse während der Julikrise 1914. Sie untersucht die Berichterstattung des Wiener Fremdenblattes und der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung, beides Zeitungen, die eng mit den jeweiligen Regierungen verbunden waren. Ziel ist es, Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Darstellung dieser beiden europäischen Großmächte zu identifizieren.
- Die Rolle der Presse in der Meinungsbildung während der Julikrise
- Die Darstellung Frankreichs und Russlands in der österreichischen und deutschen Presse
- Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Berichterstattung des Fremdenblattes und der NAZ
- Die Bedeutung der Zeitungen als Organe der jeweiligen Regierung
- Die Analyse des zeitlichen Verlaufs der Berichterstattung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den historischen Kontext der Julikrise vor und betont die Bedeutung der Presse in der Meinungsbildung. Das Kapitel 2 bietet eine Übersicht über das Fremdenblatt und die Norddeutsche Allgemeine Zeitung, wobei ihre Geschichte, ihre politische Ausrichtung und ihre Rolle als Organe der jeweiligen Regierungen hervorgehoben werden. Kapitel 3 analysiert die Berichterstattung der beiden Zeitungen in drei Abschnitten: nach dem Attentat von Sarajevo, nach Tiszas Rede im Ungarischen Parlament und nach dem Ultimatum an Serbien. In jedem Abschnitt werden die Darstellungen von Frankreich und Russland separat betrachtet und miteinander verglichen. Das Kapitel 3.4 fasst die Ergebnisse der Analyse zusammen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Julikrise, Österreich-Ungarn, Deutschland, Frankreich, Russland, Presse, Fremdenblatt, Norddeutsche Allgemeine Zeitung, Kriegsschuld, Meinungsbildung, Politik, Diplomatie, Zeitungsanalyse, offizielle Berichterstattung.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2016, Die Darstellung Frankreichs und Russlands in der Julikrise 1914 in der österreichischen und deutschen offiziösen Presse, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/452304