In den letzten Jahrzehnten wurde die wirtschaftliche Entwicklung unserer Zeit vor allem von dem Begriff der Globalisierung getrieben. Diese Entwicklung führte zu intensiven, internationalen Verflechtungen von Volkswirtschaften, politischen Systemen, Finanz- und Handelsmärkten, Kulturen, Umwelten und Unternehmen. Moderne Unternehmen, die in diesem dynamischen und schnelllebigen Umfeld überleben wollen, sind oftmals Teil von Unternehmenskooperationen, um Wettbewerbsvorteile gegenüber ihren Wettbewerbern zu generieren und somit erfolgreich zu sein.
Diese Arbeit beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Begriff der Strategischen Allianz, welche eine spezielle Form der Unternehmenskooperation darstellt. Die Strategische Allianz hat in den letzten Jahrzehnten an Bedeutung gewonnen und ein breites Forschungsfeld geschaffen. Die verschiedenen Forschungsansätze, die sich in Bezug auf Strategische Allianzen herausgebildet haben, zeigen, dass eine vielfältige Diversität zwischen den verschiedenen Portfolios strategischer Allianzen herrscht. Jiang & Tao et al. untergliedern den Begriff der Allianzportfolio Diversität wissenschaftlich in mehrere Teilaspekte und untersuchen deren Beziehung auf den allgemeinen Unternehmenserfolg. Aus diesem Kontext ergibt sich die Forschungsfrage dieser Arbeit: Wie sieht die optimale Allianzportfolio Diversität aus, um ein möglichst erfolgreiches Unternehmen zu führen?
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Grundlagen
2.1 Das Forschungsmodell
2.2 Formen von Unternehmenskooperationen
2.3 Allianz Portfolio Diversität
3 Theoretischer Hintergrund
3.1 Der „Ressource-Based-View“
3.2 Die Netzwerktheorie
3.3 Die „Learning-Theory“
4 Ausgewählte Forschungsergebnisse
5 Managementimplikationen und kritische Würdigung
6 Ausblick
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieer Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Allgemeines Forschungsmodell dieser Seminararbeit
Abb. 2: Allianz Partner Diversität und Unternehmenserfolg
Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Allianz Portfolio Diversität und Unternehmenserfolg
1 Einleitung
In den letzten Jahrzehnten wurde die wirtschaftliche Entwicklung unserer Zeit vor allem von dem Begriff der Globalisierung getrieben. Diese Entwicklung führte zu intensiven, interna- tionalen Verflechtungen von Volkswirtschaften, politischen Systemen, Finanz- und Han- delsmärkten, Kulturen, Umwelten und Unternehmen (Hartmann & Beyer, 2017). Moderne Unternehmen, die in diesem dynamischen und schnelllebigen Umfeld überleben wollen, sind oftmals Teil von Unternehmenskooperationen, um Wettbewerbsvorteile gegenüber ihren Wettbewerbern zu generieren und somit erfolgreich zu sein (Barney, 1991; Osborn & Hage- doorn, 1997). Diese Arbeit beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Begriff der Strategischen Allianz, welche eine spezielle Form der Unternehmenskooperation darstellt. Die Strategi- sche Allianz hat in den letzten Jahrzehnten an Bedeutung gewonnen und ein breites For- schungsfeld geschaffen (Hagedoorn, 1993: 371). Die verschiedenen Forschungsansätze, die sich in Bezug auf Strategische Allianzen herausgebildet haben, zeigen, dass eine vielfältige Diversität zwischen den verschiedenen Portfolios strategischer Allianzen herrscht (Gulati, 1998: 308; Hoffmann, 2007: 823). Jiang & Tao et al. untergliedern den Begriff der Allianz- portfolio Diversität wissenschaftlich in mehrere Teilaspekte und untersuchen deren Bezie- hung auf den allgemeinen Unternehmenserfolg (Jiang, Tao, & Santoro, 2010: 1137). Aus diesem Kontext ergibt sich die Forschungsfrage dieser Arbeit: Wie sieht die optimale Alli- anzportfolio Diversität aus, um ein möglichst erfolgreiches Unternehmen zu führen?
Um diese Fragestellung zielführend zu beantworten, ist die vorliegende Arbeit wie folgt strukturiert: Nach dieser kurzen Einführung in die Thematik wird in Kapitel zwei das allge- meine Forschungsmodell vorgestellt und die Begriffe der Strategischen Allianz sowie der der Allianzportfolio Diversität definiert, um eine angemessene Arbeitsgrundlage zu schaf- fen. Kapitel drei nutzt die theoretischen Erklärungsansätze des „Ressource-Based-View“ (Barney, 1991), der Netzwerktheorie (Goerzen & Beamish, 2005) und die „Learning-The- ory“ (Argote, Beckman, & Epple, 1990), um die Motive und Erfolgsfaktoren von Unterneh- men innerhalb der verschiedenen Teilaspekte der Allianzportfolio Diversität zu ergründen. Kapitel vier betrachtet ausgewählte empirische Studien, um die Hypothesen aus Kapitel vier empirisch zu überprüfen. Die Theorie und die Empirie werden im fünften Kapitel integriert, um im Sinne des „Evidence-Based-Managements“ Handlungsempfehlungen für die Praxis ableiten zu können und die vorliegenden Forschungsergebnisse kritisch zu würdigen. Das sechste und letzte Kapitel dieser Arbeit bietet eine kurze Zusammenfassung der Ergebnisse und zeigt zukünftige Forschungsfelder im Bereich der Allianzportfolio Diversität auf.
Die zugrundeliegenden Quellen dieser Arbeit wurden über die EBSCO-Datenbanken, das OPAC-System der Justus-Liebig-Universität Gießen sowie Google-Scholar recherchiert. Jegliche verwendete Literatur musste den gängigen wissenschaftlichen Standards standhal- ten.
2 Grundlagen
In diesem Kapitel sollen die grundlegenden Begriffe dieser Arbeit definiert werden. Hierzu wird in Kapitel 2.1 das allgemeine Forschungsmodell vorgestellt und veranschaulicht. Anschließend werden in Kapitel 2.2 die verschiedenen Formen von Unternehmenskooperationen genannt und der für diese Arbeit besonders relevante Begriff der Strategischen Allianz definiert. Kapitel 2.3 schafft eine Arbeitsdefinition der Allianzportfolio Diversität, dem zentralen Konstrukt der vorliegenden Arbeit.
2.1 Das Forschungsmodell
Abb. 1: Allgemeines Forschungsmodell dieser Seminararbeit (eigene Grafik)
Abb. 1 zeigt das Forschungsmodell und veranschaulicht die zentrale Forschungsfrage dieser
Arbeit. Im Wesentlichen beschäftigt sich diese Seminararbeit mit der Frage, wie sich die verschiedenen Aspekte der Allianzportfolio Diversität auf den allgemeinen Unternehmens- erfolg auswirken und ob es eine verallgemeinerungsfähige Erfolgsformel gibt, die aus The- orie und Empirie abgeleitet werden kann, um die optimale Allianzportfolio Diversität zu bestimmen und damit größtmöglichen Unternehmenserfolg zu garantieren. Diese Teilas- pekte sind wie in Abb.1 zu sehen: Die Funktionale Diversität, die Partner Diversität und die Governance Diversität (Jiang et al., 2010: 1137). Wichtig ist hierbei zu beachten, dass die hier verwendeten Studien sich auf bestimmte Umweltfaktoren wie z.B. Branche oder Unter- nehmensgröße beschränken. Diese Faktoren auf moderierende Effekte zu untersuchen, ist durchaus relevant, würde den für diese Arbeit vorgegebenen Rahmen allerdings sprengen. Aus diesem Grund beschränkt sich die vorliegende Arbeit ausschließlich mit den direkten Effekten der Teilaspekte von Allianz Portfolio Diversität auf den Unternehmenserfolg (ebd.).
Im Folgenden sollen zunächst die für diese Arbeit relevanten Arbeitsdefinitionen geklärt werden, um eine angemessene Arbeitsgrundlage für die weitere Arbeit zu schaffen.
2.2 Formen von Unternehmenskooperationen
Unter Unternehmenskooperationen versteht man im Allgemeinen die Zusammenarbeit von zwei oder mehr rechtlich selbständigen Unternehmen, die gemeinsam Ressourcen bündeln und Handlungen absprechen, um auf einem oder mehreren Geschäftsfeldern individuelle, wirtschaftliche Ziele zu erreichen und Wettbewerbsvorteile gegenüber von Einzelunternehmen zu realisieren (Wittmann, 1993: 4436-4448). Als konstituierende Merkmale der Unternehmenskooperation können gemeinsame Motive und Absichten sowie die komplette rechtliche und wirtschaftlich weitest gehende Unabhängigkeit der Kooperationspartner genannt werden (ebd.). Die verschiedenen Formen oder Typen von Unternehmenskooperationen unterscheiden sich hauptsächlich in den Faktoren der zeitlichen Begrenzung, der Zielidentität sowie den rechtlichen Regelungen (Luczak, 2002: 4-16).
In der zeitlichen Begrenzung können sich Kooperationen in temporär oder unbegrenzt un- terscheiden lassen. Temporäre Kooperationen beschränken sich oftmals auf ein Projekt, wo- bei unbegrenzte Kooperationen eine langfristige Zusammenarbeit zwischen den Unterneh- men ansteuert (ebd.). Verfolgen die kooperierenden Unternehmen das gleiche Ziel und wol- len gemeinsame Schwächen durch die Bündelung ihrer Ressourcen bewältigen, so spricht man von redistributiver Kooperation (Rotering, 1993: 53 ff.). Sehen die Kooperationspartner in dem anderen Unternehmen einen Lieferanten ihres individuellen Problems und tätigen somit eine Art Ressourcen Austausch, um ihre wirtschaftlichen Ziele zu erreichen, so spricht man von reziproker Kooperation (ebd.). Um die Kooperationsform von Unternehmen rechtlich zu regeln, unterscheidet man in Absprachen, Verträge und Kapitalbeteiligungen (Luczak, 2002: 4-16). Hierdurch wird die Intensität der Kooperation festgelegt und vor allem durch steigende Kapitalverflechtung entsteht zwischen den rechtlich selbständigen Unternehmen eine stärkere wirtschaftliche Abhängigkeit (ebd.).
Aufgrund dieser Unterscheidungsfaktoren lassen sich Unternehmenskooperationen in folgende Kooperationsformen unterteilen: Lizenzkooperationen, Franchising, Netzwerkkooperationen, Joint Ventures und Strategische Allianzen (A.a.O.). Da für die vorliegende Arbeit die Strategische Allianz als Forschungsobjekt dient, werden die anderen zuvor genannten Kooperationsformen an dieser Stelle nicht weiter erläutert, da diese zur Beantwortung der Forschungsfrage zunächst nicht weiter relevant sind.
Die Strategische Allianz ist eine besondere Form der Unternehmenskooperation, wobei das wichtigste Merkmal ist, dass die beteiligten Unternehmen rechtlich unabhängig bleiben und die Strategische Allianz mit verschiedensten Ressourcen auf den verschiedenen Geschäfts- feldern unterstützen, um individuelle wirtschaftliche Ziele zu realisieren (Panico, 2017: 1646 ff.). Kapitalbeteiligung, Know-How Austausch oder Bündelung von Produktionsfaktoren sind hierbei mögliche Ressourcen, die die Kooperationspartner einbringen (ebd.). Man kann den Begriff der Strategischen Allianz im Wesentlichen in vier Motiv-Allianzen unterschei- den (Glaister & Buckley, 1996: 301 ff.):
- Die Burden-Sharing Allianz
- Die Markterschließungs-Allianz
- Die Volumen-Allianz
- Die Kompetenz-Allianz
Die Burden-Sharing Allianz dient beispielsweise zur Aufteilung von Risiken bei Großprojekten (ebd.), wie z.B. im Straßenbau. Markterschließungsallianzen ermöglichen bspw. durch Kooperation mit einem ausländischen Unternehmen einen ausländischen Markt zu betreten (A.a.O). Volumenallianzen bündeln bspw. finanzielle Ressourcen, um große F&E Kosten tragen zu können (Glaister & Buckley, 1996: 301 ff.). Die Know-How Allianz dient dazu, dass ein Wissensaustausch und somit eine Verflechtung von Human Kapital zwischen den kooperierenden Unternehmen stattfindet (ebd.).
Nachdem nun der Grundbegriff der Strategischen Allianz erläutert wurde, wird im folgenden Kapitel die Allianz Portfolio Diversität, das zentrale Forschungsobjekt dieser Arbeit, defi- niert.
2.3 Allianz Portfolio Diversität
Strategische Allianzen setzen sich, wie in 2.2 erläutert, aus mindestens zwei oder aber auch mehreren rechtlich selbständigen Unternehmen zusammen, die durch Kooperation ihre wirt- schaftlichen Ziele zu realisieren versuchen (Wittmann, 1993: 4436-4448). Durch die Ko- operation mit verschiedenen Firmen ergibt sich für das einzelne Unternehmen ein vielfälti- ges Portfolio an Partnern, Ressourcen und Governance-Strukturen (Jiang et al., 2010: 1136). Die Zusammensetzung dieses Portfolios und die damit verbundene breite oder geringe Diversität des Allianz Portfolios stehen im Mittelpunkt dieser Arbeit. Es eröffnet sich die Frage, ob eher ein besonders breit oder ein besonders schwach diversifiziertes Allianz Port- folio einen höheren Unternehmenserfolg versprechen (ebd.). Hierzu gliedern Jiang et al. den Begriff der Allianz Portfolio Diversität zunächst in folgende drei Teilaspekte auf (Jiang et al., 2010: 1137):
- Partner Diversität
- Funktionale Diversität
- Governance Diversität
Die Partner Diversität beruft sich auf Goerzens und Beamishs Netzwerk Diversität und meint die Varianz Kooperationspartnern und vor allem die Ressourcen, Fähigkeiten, das Wissen und die Technologien, auf die das Unternehmen durch vielfältige Partner zugreifen kann (Goerzen & Beamish, 2005: 335). Die hier zugrundeliegende Netzwerktheorie (Goerzen & Beamish, 2005: 335-354) wird in Kapitel drei dieser Arbeit näher beleuchtet und ausgeführt. Die Funktionale Diversität betrachtet die Wertschöpfungskette der von dem Unternehmen eingegangen Allianzen. Welche Wertschöpfungsaktivitäten werden also in den Allianzen abgedeckt (Jiang et al., 2010: 1137)? Hierbei berufen sich Jiang et al. auf den „Ressource- Based-View“ von Barney (Barney, 1991: 99-120), welcher ebenfalls in Kapitel drei dieser Arbeit detaillierter betrachtet wird. Der dritte und letzte Teilaspekt der Allianzportfolio Diversität ist die sogenannte Governance Diversität (Jiang et al., 2010: 1137). Hierbei wird betrachtet, wie ein Unternehmen die eingegangenen Allianzen managt bzw. organisiert und welche Organisationsstrukturen dabei angewendet werden (ebd.). Die „Learning-Theory“ (Argote et al., 1990: 140-154; Parkhe, 1991: 579-601) dient hierbei als theoretische Grund- lage für die strategische Anpassung von Unternehmen an sich stetig verändernde Umwelten und die dabei auftretenden Lern- und Erfahrungseffekte. Diese zugrundeliegenden Theorien werden in Kapitel drei ausführlicher behandelt.
Nachdem nun das vorliegende Forschungsmodell sowie die zentralen Arbeitsbegriffe defi- niert wurden, widmet sich das folgende Kapitel dem theoretischen Hintergrund dieser Semi- nararbeit.
3 Theoretischer Hintergrund
Um zu verstehen, wie sich verschiedene Diversitätsgrade eines Allianzportfolios auf den allgemeinen Unternehmenserfolg auswirken, betrachtet diese Seminararbeit im folgenden Kapitel zunächst die wirtschaftswissenschaftlichen Theorien, die den drei Teilaspekten der Allianz Portfolio Diversität zugrunde liegen. Die Funktionale Diversität eines Allianz Port- folios wird hierbei in Kapitel 3.1 mit dem „Ressource-Based-View“ verknüpft (Barney, 1991: 99-120). Anschließend wird in Kapitel 3.2 die Netzwerktheorie von Goerzen und Beamish (Goerzen & Beamish, 2005: 335-354) erläutert, um die Vor- und Nachteile einer breiten Partner Diversität theoretisch zu erklären. Das Kapitel schließt in 3.3 mit der „Lern- ing-Theory“ (Parkhe, 1991: 579-601; Sampson, 2005: 1009-1031), welche als theoretische Grundlage für die Governance Diversität dient.
3.1 Der „Ressource-Based-View“
Die Formierung von Allianzen kann für Unternehmen verschiedene funktionale Zwecke er- füllen. Hierzu gehören bspw. Produktions-, Marketing- und Distributionsallianzen, die dazu dienen neue Märkte zu erreichen, effizientere Wertschöpfungsprozesse zu gestalten, Kern- kompetenzen weiter zu optimieren und neue Kompetenzen zu schaffen (Prahalad & Hamel, 1990: 79-91). All dies dient dazu ein ausbalanciertes Wertschöpfungsportfolio zu gestalten, um als Unternehmen innovativ, flexibel und generell erfolgreich am Markt zu agieren (Jiang et al., 2010: 1139).
Das Strategische Management und die damit verbundene Suche nach der Begründung, wa- rum einige Firmen erfolgreicher sind als andere, hat seit den 1950er Jahren bis heute einen stetigen Wandel erfahren (Barney, 1991: 99). Der „Ressource-Based-View“ (RBV) geht hierbei davon aus, dass die Ressourcenausstattung eines Unternehmens einen wesentlichen Einfluss auf den Erfolg eines Unternehmens hat (Barney, 1991: 99).
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