„[M]an [hat] oft gesagt, die Tyrannis des Peisistratos sei das (goldene) Zeitalter unter Kronos.“ – schrieb Aristoteles und gab damit die Überlieferung von der und die Sicht auf die Tyrannis des Peisistratos durch seine Zeitgenossen wieder. Diese aus unserer heutigen Perspektive doch eher erstaunlich gelassene Auffassung der Tyrannis verwundert. So erscheint es nur legitim, die Anstrengungen des Peisistratos und seiner Söhne zum Ausbau, zur Sicherung und Stabilisierung ihrer Alleinherrschaft zu untersuchen. Immerhin gelang es Peisistratos nach zwei missglückten Versuchen der Machtübernahme von 546/545 v. Chr. bis zu seinem Tode 528/527 v. Chr. seine Herrschaft zu behaupten. Die Führung der Tyrannis ging dann überraschend reibungslos auf seine beiden Söhne Hippias und Hipparchos über. Selbst nach der Ermordung des Hipparchos 514 v. Chr. dauerte sie, jedoch erheblich verschärft, fort und wurde erst durch äußeren Einfluss 510 v. Chr. gestürzt.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, eines der Instrumentarien der Peisistratiden zur Legitimierung ihrer Alleinherrschaft aufzuzeigen. Speziell am Beispiel der Panathenäen wird der Versuch der religiösen Herrschaftslegitimation dargestellt. Dazu wird auf die Begriffe von Mythos, Kult und Religion eingegangen, anschließend folgt ein Exkurs in den Mythos von der Entstehung und Gründung der Panathenäen. Das Hauptaugenmerk der vorliegenden Arbeit ist auf die Neuordnung des Festes der Athena in der Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. sowie dessen soziale und politische Implikationen zur Sicherung und Legitimierung der Tyrannenherrschaft gerichtet. Abgerundet wird das ganze von einem Blick auf mögliche zukünftige Fragestellungen und Interpretationen der Tyrannenzeit als dem Übergang von der archaischen zur klassischen Zeit.
Für den heutigen aufgeklärten Menschen des säkularisierten Westens erscheint eine enge Verknüpfung von politischer Herrschaft und religiöser Legitimation obsolet. Doch übersieht er bei all seiner vermeintlichen Aufklärung meist, dass noch im kürzlich vergangenen Jahrhundert zwei totalitäre Systeme, die auch als Politische Religionen bezeichnet werden, unselig das Weltgeschehen bestimmten. Gern entgeht ihm auch die Wiederkehr der Weltreligionen als Akteure in der internationalen Politik sowie die Bedeutung des Verhältnisses von Politik und Religion in den USA im neuen Jahrtausend. Religion – also auch weiterhin eines der bedeutendsten Mittel zur Machtsicherung und Herrschaftslegitimation!
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einführung
- 2 Mythos, Kult und Religion in der Lebenswelt des archaischen Griechenlands
- 3 Entstehung und Bedeutung der Panathenäen – Mythos und Kult
- 4 Neuordnung der Panathenäen durch Peisistratos?
- 4.1 Die Großen und Kleinen Panathenäen
- 4.2 Panathenäen als soziale und politische Identitätsform
- 4.3 Legitimation und Sicherung der Herrschaft in der Tyrannis der Peisistratiden
- 5 Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die Rolle der Panathenäen in der Herrschaftslegitimation der Peisistratiden. Sie beleuchtet, wie religiöse Praktiken zur Stabilisierung der Tyrannis eingesetzt wurden. Die Arbeit analysiert die Verknüpfung von Mythos, Kult und Religion im Kontext der archaischen griechischen Gesellschaft und deren Bedeutung für die politische Ordnung.
- Religiöse Herrschaftslegitimation der Peisistratiden
- Bedeutung der Panathenäen im archaischen Athen
- Verflechtung von Mythos, Kult und Politik
- Soziale und politische Implikationen der Panathenäen
- Der Wandel von der archaischen zur klassischen Zeit
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einführung: Die Arbeit untersucht die Herrschaftslegitimation der Peisistratiden anhand der Panathenäen. Aristoteles' Beschreibung der Peisistratiden-Herrschaft als "goldenes Zeitalter" steht im Kontrast zu unserem heutigen Verständnis von Tyrannis. Die Arbeit analysiert die Strategien der Peisistratiden zur Festigung ihrer Macht und konzentriert sich auf die religiöse Legitimation durch die Panathenäen. Die überraschend reibungslose Übergabe der Macht an die Söhne Hippias und Hipparchos, sowie der Fortbestand der Herrschaft nach der Ermordung Hipparchos' werden als Indikatoren für den Erfolg der Herrschaftsstrategien betrachtet. Der spätere Sturz der Tyrannis durch spartanische Intervention wird ebenfalls kurz angeschnitten. Die Arbeit argumentiert, dass die Untersuchung der Verknüpfung von politischer Macht und religiöser Legitimation auch im modernen Kontext relevant ist.
2 Mythos, Kult und Religion in der Lebenswelt des archaischen Griechenlands: Dieses Kapitel erörtert die Begriffe Mythos, Kult und Religion im archaischen Griechenland. Mythos wird als Erzählung über frühe Begebenheiten und als konstituierendes Element der archaischen Gesellschaft beschrieben, welches Orientierung und Identität stiftet. Der Kult wird als ritualisiertes Verhalten zur Verbindung mit übermenschlichen Mächten definiert, mit Riten, Zeremonien und Festen wie den Panathenäen. Religion wird als Grundphänomen menschlichen Lebens verstanden, das das Streben nach Sinn und den Glauben an eine übermenschliche Macht umfasst. Das Kapitel betont die enge Verflechtung von Mythos, Kult und Religion im täglichen Leben der archaischen Griechen und deren allgegenwärtigen Einfluss auf die Gesellschaft.
3 Entstehung und Bedeutung der Panathenäen - Mythos und Kult: Dieses Kapitel beschreibt die Panathenäen als das wichtigste Fest des attischen Staates, ein Fest zu Ehren der Göttin Athena, das die gesamte Bevölkerung Attikas vereinte. Der Mythos um die Entstehung des Festes, möglicherweise verbunden mit einem Synoikismus früherer Siedlungen, wird untersucht. Der Peplos, das Athena dargebrachte Gewand, mit Darstellungen der Gigantenschlacht, symbolisiert den Sieg der Ordnung über das Chaos und wird als politische Aussage interpretiert. Das Kapitel verdeutlicht die tiefgreifende Verwurzelung der Panathenäen in Mythos und Kult und ihre Bedeutung für die Identität und den Zusammenhalt der attischen Bevölkerung.
4 Neuordnung der Panathenäen durch Peisistratos?: Dieses Kapitel fokussiert auf die mögliche Neuordnung der Panathenäen unter Peisistratos und deren Bedeutung für die Legitimation seiner Herrschaft. Die Analyse der Großen und Kleinen Panathenäen sowie die Rolle der Panathenäen als soziale und politische Identitätsform steht im Mittelpunkt. Es wird untersucht, inwiefern Peisistratos die Panathenäen als Instrument zur Stärkung seiner Macht und zur Rechtfertigung seiner Herrschaft nutzte. Der Zusammenhang zwischen den Panathenäen und der Sicherung und Legitimation der Tyrannenherrschaft wird detailliert untersucht.
Schlüsselwörter
Peisistratiden, Tyrannis, Panathenäen, Herrschaftslegitimation, Mythos, Kult, Religion, archaisches Griechenland, soziale Identität, politische Ordnung, Athena.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Seminararbeit: "Die Rolle der Panathenäen in der Herrschaftslegitimation der Peisistratiden"
Was ist der Gegenstand der Seminararbeit?
Die Seminararbeit untersucht, wie die Peisistratiden, die Tyrannen von Athen, die Panathenäen – ein wichtiges religiöses Fest zu Ehren der Göttin Athena – zur Legitimation ihrer Herrschaft nutzten. Sie analysiert die Verbindung von religiösen Praktiken, Mythos, Kult und Politik im archaischen Athen.
Welche Themen werden in der Seminararbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: die religiöse Herrschaftslegitimation der Peisistratiden, die Bedeutung der Panathenäen im archaischen Athen, die Verflechtung von Mythos, Kult und Politik, die sozialen und politischen Implikationen der Panathenäen, sowie den Wandel von der archaischen zur klassischen Zeit. Sie vergleicht auch das Bild der Peisistratidenherrschaft als "goldenes Zeitalter" bei Aristoteles mit dem modernen Verständnis von Tyrannis.
Welche Kapitel umfasst die Seminararbeit?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Eine Einleitung, ein Kapitel zu Mythos, Kult und Religion im archaischen Griechenland, ein Kapitel zur Entstehung und Bedeutung der Panathenäen, ein Kapitel zur möglichen Neuordnung der Panathenäen unter Peisistratos und deren Auswirkungen auf seine Herrschaft, sowie eine Schlussbetrachtung.
Wie werden die Panathenäen in der Arbeit dargestellt?
Die Panathenäen werden als das wichtigste Fest des attischen Staates beschrieben, das die gesamte Bevölkerung Attikas vereinte. Der Mythos um die Entstehung des Festes und die Bedeutung des Peplos (dem Athena dargebrachten Gewand) werden analysiert. Die Arbeit untersucht die Panathenäen als Instrument der politischen und sozialen Identitätsbildung und als Mittel zur Herrschaftslegitimation.
Welche Rolle spielten Mythos, Kult und Religion in der Herrschaftslegitimation der Peisistratiden?
Die Arbeit argumentiert, dass die Peisistratiden religiöse Praktiken, insbesondere die Panathenäen, gezielt einsetzten, um ihre Herrschaft zu stabilisieren und zu legitimieren. Mythos und Kult wurden als Instrumente zur Schaffung einer gemeinsamen Identität und zur Stärkung der politischen Ordnung genutzt.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Seminararbeit?
Die Schlussbetrachtung fasst die Ergebnisse zusammen und betont die Relevanz der Untersuchung der Verknüpfung von politischer Macht und religiöser Legitimation auch im modernen Kontext. Der Erfolg der Peisistratiden, die Macht relativ reibungslos zu übergeben und die Herrschaft selbst nach der Ermordung Hipparchos aufrechtzuerhalten, wird als Indikator für die Wirksamkeit ihrer Strategien interpretiert.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Peisistratiden, Tyrannis, Panathenäen, Herrschaftslegitimation, Mythos, Kult, Religion, archaisches Griechenland, soziale Identität, politische Ordnung, Athena.
Wie ist die Struktur der Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit bietet einen umfassenden Überblick, inklusive Inhaltsverzeichnis, Zielsetzung und Themenschwerpunkten, Kapitelzusammenfassungen und Schlüsselwörtern.
- Quote paper
- Matthias Rekow (Author), 2005, Die Panathenäen zur Zeit der Tyrannis der Peisistratiden - Soziale Identität und Herrschaftslegitimation, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/44728