Mit Blick in die Geschichtsbücher lässt sich feststellen, dass umfassende Reformen unabhängig von ihrem Wirkungsraum immer auf einschneidende Krisen zurück zu führen sind. So führte z.B. die Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre zu einer Reihe von Strukturreformen im Finanz- und Bankensektor Italiens, dem Italienischen Bankengesetzt von 1936. Die gegenwärtige Krise ist durch ihre Globalität gekennzeichnet, begann sie doch ursprünglich mit dem Platzen der US-amerikanischen Immobilienblase. Starke Interdependenzen der liberalisierten Finanzmärkte ermöglichten jedoch eine schnelle Übertragung der Krise auf weitere Märkte und Staaten. Weltweit mussten Finanzinstitute hohe Abschreibungen verbuchen und gerieten so in Liquiditätsschwierigkeiten. Um die Kapitalmittelversorgung der Realwirtschaft nicht zu gefährden, sprang der Steuerzahler mit teuren Rettungsprogrammen ein. Die Verluste der Finanzwirtschaft wurden sozialisiert, indem die öffentliche Hand die Haftungsverpflichtung eines privatwirtschaftlich organisierten Sektors übernahm. Die Rettung systemischer Banken enthüllte das dysfunktionale Beziehungsgeflecht zwischen Staaten und Banken, denn es zwang eine Reihe von Eurostaaten zur Aufnahme hoher Staatsschulden und führte sie so in Refinanzierungsschwierigkeiten. Die Staatsschuldenkrise, welche die Euro-Währungsgemeinschaft bis an den Rand ihrer Existenz drängte, offenbart den Bedarf einer nachhaltigen Reformierung der Finanzmarktregulierung und wurde so zu einer endgültigen Absage an die Ideologie der sich selbst regulierenden Märkte und des restriktiven staatlichen Eingreifens. Stattdessen wurde der enorme Reformbedarf erkannt, um das Finanzsystem zu stabileren und die Resilienz der Banken zu erhöhen.
Inhaltsverzeichnis
- A. Einführung: Von der Krise zur Reform.
- B. Special Status: Warum brauchen wir eine Regulierung der Finanzmärkte?
- C. Die Finanzkrise und ihre Folgen für die Europäische Finanzmarktregulierung
- I. Von der Finanzkrise zur Staatsschuldenkrise
- II. Institutionelle Veränderungen als Reaktion auf die Krise...
- D. Das Europäische Finanzaufsichtssystem
- E. Die Europäische Bankenunion.
- I. Ein Einheitliches Regelwerk: Das Single Rulebook......
- II. Erste Säule: Der Einheitliche Aufsichtsmechanismus
- III. Zweite Säule: Der Einheitliche Abwicklungsmechanismus
- IV. Dritte Säule: Die Einheitliche Einlagensicherung ....
- F. Herausforderungen bei der Einführung der Europäischen Bankenunion.
- G. Fazit und Ausblick...
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit verfolgt das Ziel, dem Leser ein grundlegendes Verständnis für die komplexe europäische Finanzmarktregulierung zu vermitteln und den Weg für eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema zu eröffnen. Die Arbeit beleuchtet die institutionelle Architektur der neuen europäischen Finanzmarktregulierung, insbesondere im Kontext der Europäischen Bankenunion (EBU).
- Die Bedeutung des Finanzmarktes für ein funktionierendes Wirtschaftssystem und der daraus resultierende Regulierungsbedarf.
- Die Entstehung und Folgen der Finanz- und Staatsschuldenkrise für die europäische Finanzmarktregulierung.
- Die institutionelle Architektur des Europäischen Finanzaufsichtssystems und die drei Säulen der Europäischen Bankenunion: Einheitlicher Aufsichtsmechanismus, Einheitlicher Abwicklungsmechanismus und Einheitliche Einlagensicherung.
- Herausforderungen und potenzielle Gefahren der supranationalen Regulierung für ein stabileres und krisenfestes Bankensystem.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung, die die Notwendigkeit von Reformen im Finanzsektor im Kontext von Krisen beleuchtet und die Entstehung der Europäischen Bankenunion als Reaktion auf die Finanz- und Staatsschuldenkrise beschreibt.
Kapitel zwei, "Special Status: Warum brauchen wir eine Regulierung der Finanzmärkte?", beleuchtet die Bedeutung des Bankensystems für ein funktionierendes Wirtschaftssystem und zeigt die Notwendigkeit staatlicher Regulierung aufgrund der Fragilität des Finanzsektors auf.
Kapitel drei, "Die Finanzmarktkrise und ihre Folgen für die europäische Finanzmarktregulierung", analysiert die Schwachstellen des Banken-Staaten-Nexus und die unzureichende Reaktion der bisherigen Regulierungsmechanismen auf die Finanzkrise.
In Kapitel vier, "Das Europäische Finanzaufsichtssystem", wird die institutionelle Architektur des Europäischen Systems der Finanzaufsicht (ESFS) vorgestellt.
Kapitel fünf, "Die Europäische Bankenunion", analysiert die drei Säulen der EBU: Einheitlicher Aufsichtsmechanismus, Einheitlicher Abwicklungsmechanismus und Einheitliche Einlagensicherung.
Das Kapitel "Herausforderungen bei der Einführung der Europäischen Bankenunion" beleuchtet die potenziellen Gefahren der supranationalen Regulierung für ein stabileres und krisenfestes Bankensystem.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit der institutionellen Architektur der neuen europäischen Finanzmarktregulierung, insbesondere im Kontext der Europäischen Bankenunion (EBU). Wichtige Schlüsselwörter sind: Finanzmarktregulierung, Finanzkrise, Staatsschuldenkrise, Bankenunion, Einheitlicher Aufsichtsmechanismus, Einheitlicher Abwicklungsmechanismus, Einheitliche Einlagensicherung, Risikoverbund, Bankenpleite, Globalisierung, Staatsanleihen, Fragmentierung, Geldpolitik, EZB.
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- Anna-Lena Prüser (Author), 2017, Die institutionelle Architektur der neuen europäischen Finanzmarktregulierung, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/445274