Im Rahmen von fächerübergreifenden Beobachtungen wurde im Verlauf des Schuljahrs sichtbar, dass es den SuS schwerfällt, in Diskussionen, Meinungen, Wünsche und Bedürfnisse angemessen und ergebnisorientiert auszudrücken. Der Grund dafür liegt oft in einem Mangel an Argumenten, die die eigene Position stützen und die Gegenseite umstimmen können. Um die eigene Sprache in Diskussionen und auch sonstigen Gesprächen zielgerichteter einsetzen zu können, lernen die SuS in dieser Stunde im Rahmen eines Planspiels eine Meinung (Behauptung) mit einer Begründung und einem anschaulichen Beispiel zu belegen und so ihre Mitschüler zunächst in einer künstlich geschaffenen Situation von dieser zu überzeugen. Der spielerische Rahmen regt dazu an, einfache Argumentationsmuster anzuwenden, konfrontiert die SuS aber nicht sofort mit ernsthaften Problemen. So wird es vermieden, in der Unterrichtsstunde Konflikte aus der Lebenswelt der SuS aufzugreifen und eine Grundlage für zukünftige sachliche Diskussionen gelegt.
Inhaltsverzeichnis
A Darstellung der längerfristigen Unterrichtszusammenhänge
A 1 Aufbau der Unterrichtsreihe
B Schriftliche Planung der Unterrichtsstunde
B 1 Zielsetzung der Unterrichtsstunde
B1.1 Zentrale Zielsetzung der Unterrichtsstunde (fachliches Ziel)
B1.2 Weitere Zielsetzung der Unterrichtsstunde (förderzielorientiertes Ziel)
B1.3 Zielorientierte Handlungsschritte
B 2 Begründungszusammenhang
B 2.1 Begründung von Zielsetzung und Thema
B 2.2 Analyse des Zielschwerpunktes
B 2.3 Lernausgangslage der Schüler
B 2.4 Maßnahmen zur Differenzierung
B 3 Verlaufsplanung
Literaturverzeichnis
Anhang
Anhang 1: Arbeitsblatt „Meine Argumente“ (dreifach differenziert)
Anhang 2: Arbeitsblatt „Was wissen wir über die Insel?“
Anhang 3: Schema Argumentation
Anhang 4: Aufgabenkarte Moderator + Moderationskarte
Anhang 5: Aufgabenkarten Regelpolizist
Anhang 6: Hosentaschenkarten TPB
A Darstellung der längerfristigen Unterrichtszusammenhänge
A 1 Aufbau der Unterrichtsreihe
Thema der Unterrichtsreihe: Diskutieren kein Problem - Wir überzeugen mit Argumenten
Ziel der Unterrichtsreihe: Zur Förderung der mündlichen Diskussionsfähigkeit lernen die SuS ihre Meinung auch in der Auseinandersetzung mit kontroversen Sichtweisen sachlich im dreischrittigem Argumentationsgang zu vertreten, auf Argumente ihrer Mitschüler einzugehen und auf dem argumentativen Austausch basierende begründete Gemeinschaftsentscheidungen zu treffen
Abbildung in dieser leseprobe nicht enthalten
B Schriftliche Planung der Unterrichtsstunde
B 1 Zielsetzung der Unterrichtsstunde
B1.1 Zentrale Zielsetzung der Unterrichtsstunde (fachliches Ziel)
Zur Förderung der mündlichen Diskussionsfähigkeit lernen die SuS den Schritt „Beispiel“ des Argumentations-Dreischritts kennen und formulieren im Rahmen eines Planspiels passende Begründungen und Beispiele zu ihrer Meinung, um ihre Mitschüler von dieser zu überzeugen.
B1.2 Weitere Zielsetzung der Unterrichtsstunde (förderzielorientiertes Ziel)
Zur Förderung eines regelgerechten Verhaltens üben und reflektieren die SuS die Umsetzung der kriteriengeleitet erarbeiteten Gesprächsregel „Ich höre meinem Mitschüler mit Rederecht zu“.
B1.3 Zielorientierte Handlungsschritte
Die Schüler erreichen das zentrale Ziel der Stunde, indem sie…
in der Einstiegsphase
…. mithilfe des Reihenplans das Geschehen der Stunde in den Gesamtkontext einordnen
… sich über das Stundenziel informieren
…die bereits bekannten Schritte des Argumentations-Dreischritts benennen und erklären
in der Erarbeitungsphase
… den dritten Schritt des Argumentations-Dreischritts in einem exemplarischen Filmbeitrag erkennen und benennen
… die Relevanz des dritten Schritts des Argumentations-Dreischritts anhand eines exemplarischen Filmbeitrags herausstellen
in der Durchführungsphase
…zu dem ausgewählten Gegenstand unter Anwendung des Argumentations-Dreischritts ihre eigene Meinung schriftlich formulieren, begründen und mit Beispielen belegen.
… das wichtigste Argument markieren
in der Anwendungsphase
… ihre schriftlich formulierten Argumente unter Berücksichtigung des Argumentations-Dreischritts während der Diskussion vortragen
… den Beiträgen ihrer Mitschüler verstehend zuhören
… auf die Anweisungen des Moderators achten
in der Ergebnissicherungsphase
… ein gutes Beispiel für eine Argumentation aus der Diskussionsrunde herausstellen und ihre Wahl begründen
B 2 Begründungszusammenhang
B 2.1 Begründung von Zielsetzung und Thema
Im Rahmen von fächerübergreifenden Beobachtungen wurde im Verlauf des Schuljahrs sichtbar, dass es den SuS schwerfällt, in Diskussionen, Meinungen, Wünsche und Bedürfnisse angemessen und ergebnisorientiert auszudrücken. Der Grund dafür liegt oft in einem Mangel an Argumenten, die die eigene Position stützen und die Gegenseite umstimmen können. Um die eigene Sprache in Diskussionen und auch sonstigen Gesprächen zielgerichteter einsetzen zu können, lernen die SuS in dieser Stunde im Rahmen eines Planspiels eine Meinung (Behauptung) mit einer Begründung und einem anschaulichen Beispiel zu belegen und so ihre Mitschüler zunächst in einer künstlich geschaffenen Situation von dieser zu überzeugen. Der spielerische Rahmen regt dazu an, einfache Argumentationsmuster anzuwenden, konfrontiert die SuS aber nicht sofort mit ernsthaften Problemen (vgl. Schilcher 2000, S. 16) So wird es vermieden, in der Unterrichtsstunde Konflikte aus der Lebenswelt der SuS aufzugreifen und eine Grundlage für zukünftige sachliche Diskussionen gelegt.
In den Bildungsstandards zum Fach Deutsch werden „argumentative Kompetenzen“ „zu den normativen Kernanforderungen des Faches“ (Krelle et al. 2007, S. 96) gezählt. Im Lehrplan Deutsch für die Hauptschule wird das „Erkennen und Anwenden von Argumentationsstrategien“ (MSW 2011, S. 9) als Ziel des Fachs benannt und das „Untermauern der eigenen Position z. B. durch Formulierung von Begründungen“ (ebd. S. 11) im Rahmen von Diskussionen (vgl. ebd., S. 21) als eine Basiskompetenz am Ende der Jahrgangsstufen 5/6 im Rahmen des Argumentierens und Stellung beziehen konstatiert.
In der Unterrichtsstunde vertreten die Schüler ihre Position mündlich in einer Diskussion. Unerlässlich für den Austausch von Argumenten in einer Diskussion ist das gemeinsam Entwickeln und Erproben von Gesprächsregeln. In den Richtlinien der Schule für Erziehungshilfe wird als Lernziel die Veränderung des Sozialverhaltens genannt (vgl. MSJK NRW 1978, S. 7), indem soziale Verhaltensmuster eingeübt und übernommen werden (vgl. ebd. S.11). Empfohlen wird dazu, „Spielregeln und Verhaltensprinzipien in überschaubaren Übungsfeldern (ebd.) einzuführen. Die von der Bezirksregierung Münster herausgegebene Handreichung zur sonderpädagogischen Fachlichkeit im Förderschwerpunkt ESE verweist weiter darauf, dass der Aufbau des Regelverständnisses und der Regelakzeptanz ein zentrales Förderziel ist, an dem kontinuierlich gearbeitet werden muss vgl. (BzReg 2015, S. 70). SuS müssen sensibilisiert werden, die eigenen Anteile an einer erschwerten Kommunikation zu erkennen (KMK 2000, S. 17) und eine Verhaltensänderung durch die gemeinsame Formulierung und Auswahl von wenigen aber eindeutigen Gesprächsregeln anzubahnen (vgl. BzReg 2015, S. 70). In der gezeigten Stunde steht deshalb die Regel „Ich höre meinem Mitschüler mit Rederecht zu“ im Vordergrund, für die in der vorangegangen Stunde Kriterien mit dem TeamPinBoard erarbeitet wurden. Die Einhaltung der Regel wird durch einen „Regelpolizisten“ kontrolliert, um so die „Übernahme von Verantwortung für das Handeln in der Gruppe“ (KMK 2000, S. 16) zu stärken.
B 2.2 Analyse des Zielschwerpunktes (Fachziel, Förderziel)
Abbildung in dieser leseprobe nicht enthalten
B 2.3 Lernausgangslage der Schüler
Die Klasse 6/7 ESE wird derzeit von insgesamt neun Schülerinnen und Schülern im Alter zwischen 11 und 13 Jahren besucht. Davon sind 4 SuS (B., N., R., T.) dem siebten Schuljahr, 4 SuS (J., Ra., S., Th.) dem sechsten Schuljahr und ein Schüler (N.) dem fünften Schuljahr zugeordnet. Neben dem Unterstützungsbedarf emotionale und soziale Entwicklung haben sechs SuS (B., N., Ra., R., S., Th.) noch den Förderbedarf Lernen.
Insgesamt wird der Schulalltag durch Rituale und Verstärkersysteme bestimmt und strukturiert. Allen Schülern sind die Klassenregeln bekannt. Die Namen der Schüler sind für alle sichtbar vorne an einer Magnettafel visualisiert. Daneben hängen grüne/gelbe oder rote Daumen. Prinzipiell starten alle Schüler auf Grün. Bei Regelverstößen werden die Schüler zunächst nonverbal oder verbal ermahnt und an die Klassenregeln erinnert. Kommt es dennoch weiterhin zu Störungen oder Verstößen werden die Schüler auf Gelb bzw. Rot gesetzt. Rot bedeutet den Ausschluss aus dem Klassenverband, bis sich der Schüler durch eine gestellte Aufgabe der Lehrkraft zurück in die Klassengemeinschaft gearbeitet hat. Dafür benötigt der SuS mindestens zwei grüne Stempel, muss demnach seine Aufgaben 2 Schulstunden außerhalb der Klasse bearbeiten. Am Ende jeder Stunde findet eine Verhaltensreflexion statt. Dabei können die Schüler einen grünen, gelben oder roten Stempel erhalten. Die Stempel werden am Ende des Tages zu einem Tagesstempel zusammengefasst und in die Reflexionsbögen der SuS eingetragen. Darüber hinaus hat jeder Schüler ein persönliches Ziel, welches als magisches Auge bezeichnet wird. Auch dieses wird am Ende des Tages besprochen und mit einem grünen, gelben oder roten Auge bewertet. Magische Augen werden am Ende der Woche in Spielzeit (grün und gelb) oder Zeit zum Nachholen von individuellen Aufgaben (rot) getauscht.
Im Allgemeinen herrscht in der Lerngruppe überwiegend ein positives Sozialklima.
Dem Unterricht folgen die SuS mit wechselnder Aufmerksamkeit und müssen verstärkt auf die Einhaltung bestimmter Klassen- und Gesprächsregeln hingewiesen werden. Beiträge der Mitschüler werden oft ungefragt von den anderen SuS (insbesondere N., T., J., Ni., Ra.,) kommentiert.
[...]