Bindung (engl. attachement) ist ein zentrales Thema in der Soziologie, Psychologie und in der Pädagogik.
Zunehmend findet sie auch Beachtung in der Kinder- und Jugendhilfearbeit, da sie auch nach 30 Jahren noch immer hochaktuell ist und immer wieder durch wissenschaftliche Untersuchungen neue interessante Befunde zu Tage fördert. Die immense Bedeutung für jeden Menschen ergibt sich aus den weitreichenden Folgen, die die frühkindliche Bindung für das Leben eines jeden Menschen hat. Oft wird in diesem Zusammenhang auch von einer Art „emotionalem Band“ gesprochen, welches zwischen der Mutter und dem Kind besteht und das sehr früh eine zentrale Voraussetzung für eine weitere positive Entwicklung des Kindes ist.
Neben der Bedeutsamkeit der Bindung hat die Sozialisation den wohl größten Einfluss auf die Entwicklung eines Menschen, denn sie vollzieht sich ein Leben lang und beeinflusst die Entfaltung der Persönlichkeit mit all ihren Gesichtspunkten. Dazu gehören die Sprache, Werte, bestimmte Verhaltensweisen, Gefühle und innere Prozesse, also Vorgänge, die von außen nicht einfach zu beobachten sind.
Sozialisation hat außerdem den Zweck, das Individuum in die Gesellschaft einzugliedern. Der Mensch wird durch sie auf das gesellschaftliche Leben vorbereitet: Er soll ein Mitglied der Gesellschaft werden, in dieser als lebensfähiges Wesen funktionieren und das richtige Maß an Individualität und Ich- Identität finden. Er soll sich am gesellschaftlichen Konsens orientieren, welcher durch zentrale Werte und Normen gekennzeichnet ist.
In dieser Hausarbeit befasse ich mich mit dem Einfluss von Bindung und Sozialisation der Eltern auf ihr Verhalten ihren Kindern gegenüber. Im ersten Teil stelle ich die Bindungstheorie von John C. Bowlby und die durch sie definierten Bindungstypen von Kindern vor. Außerdem beschäftige ich mich ausführlich mit dem Fremde-Situation-Test, durch den die Bindungstypen von Kindern definiert werden können und im Anschluss
daran den unterschiedlichen Bindungseinstellungen bei Erwachsenen, welche durch das sogenannte Adult Attachement Interview (AAI)1 festgestellt werden. Im zweiten Teil präsentiere ich die mittels Literatur und der Feldforschung (Fragebögen) gewonnenen Ergebnisse zum Einfluss von Bindung und Sozialisation auf das Elternverhalten. Die Auswertung der Fragebögen erfolgte zum Teil mit SPSS (Superior Performing Software System).
Inhalt
1 Einleitung
2 Die Bindungstheorie von John c. Bowlby
2.1 Hintergrund und Entstehung
2.2 Die Bindungstheorie
2.3 Der Fremde-Sitnation-Test
2.4 Bindungsmuster
3 Der Einfluss von Bindung auf das Elternverhalten
3.1 Die Durchführung der Felderkundung
3.2 Der Zusammenhang zwischen Bindungsmustem Erwachsener und ihrer Erziehungsfähigkeit
4 Welchen Einfluss hat die Sozialisation auf den Erziehungsstil
4.1 Was ist Sozialisation?
4.2 Erziehung und Erziehungsstile
5 Fazit
Literaturangaben
Anhang
1 Einleitung
Bindung (engl, attachement) ist ein zentrales Thema in der Soziologie, Psychologie und in der Pädagogik. Zunehmend findet sie auch Beachtung in der Kinder- und Jugendhilfearbeit, da sie auch nach 30 Jahren noch immer hochaktuell ist und immer wieder durch wissenschaftliche Untemi- chungen neue interessante Befunde zu Tage fördert. Die immense Bedeutung für jeden Menschen ergibt sich aus den weitreichenden Folgen, die die frühkindliche Bindung für das Leben eines jeden Menschen hat. Oft wird in diesem Zusammenhang auch von einer Art ״emotionalem Band“ gesprochen, welches zwischen der Mutter und dem Kind besteht und das sehr früh eine zentrale Voraussetzung für eine weitere positive Entwicklung des Kindes ist.
Neben der Bedeutsamkeit der Bindung hat die Sozialisation den wohl größten Einfluss auf die Entwicklung eines Menschen, denn sie vollzieht sich ein Leben lang und beeinflusst die Entfaltung der Persönlichkeit mit all ihren Gesichtspunkten. Dazu gehören die Sprache, Werte, bestimmte Verhaltensweisen, Gefühle und innere Prozesse, also Vorgänge, die von außen nicht einfach zu beobachten sind.
Sozialisation hat außerdem den Zweck, das Individuum in die Gesellschaft einzugliedem. Der Mensch wird durch sie auf das gesellschaftliche Leben vorbereitet: Er soll ein Mitglied der Ge- Seilschaft werden, in dieser als lebensfähiges Wesen funktionieren und das richtige Maß an Individualität und Ich- Identität finden. Er soll sich am gesellschaftlichen Konsens orientieren, welcher durch zentrale Werte und Normen gekennzeichnet ist.
In der vorliegenden Hausarbeit befasse ich mich mit dem Einfluss von Bindung und Sozialisation der Eltern auf ihr Verhalten ihren Kindern gegenüber.
Im ersten Teil stelle ich die Bindungstheorie von John c. Bowlby und die durch sie definierten Bindungstypen von Kindern vor. Außerdem beschäftige ich mich ausführlich mit dem Fremde-Si- illation-Test, durch den die Bindungstypen von Kindern definiert werden können und im Anschluss daran den unterschiedlichen Bindungseinstellungen bei Erwachsenen, welche durch das sogenannte Adult Attachement Interview (AAI)[1] festgestellt werden.
Im zweiten Teil präsentiere ich die mittels Literatur und der Feldforschung (Fragebögen) gewonnenen Ergebnisse zum Einfluss von Bindung und Sozialisation auf das Eltemverhalten. Die Auswertung der Fragebögen erfolgte zum Teil mit SPSS (Superior Perfonning Software System).
2 Die Bindungstheorie von John c. Bowlby
2.1 Hintergrund und Entstehung
Die um 1890 entstandene Psychoanalyse befasste sich schon sehr früh und ausgiebig mit der Mut- ter-Kind-Beziehung und maß ihr eine zentrale Bedeutung in der Entwicklung eines Menschen zu.
Die auf ihr begründeten Theorien sind allerdings nicht wissenschaftlich kontrollierbar und so fehlt es an empirischen Untersuchungen, um sie zu verifizieren. Aus diesem Grund und wegen ihrer methodischen Grundlagen wurde und wird die Psychoanalyse oft kritisiert.
Der englische Psychiater und Psychoanalytiker John c. Bowlby (1907-1990) begründete in den vom Behaviorismus[2] geprägten 40er und 50er Jahren des letzten Jahrhunderts die Bindungstheorie, welche die Kanadierin Mary s. Ainsworth (1913-1999) empirisch nachwies. Die Bindungstheorie stellt zentrale Hypothesen über die besondere Beziehung von Kindern zu ihren Bindungspersonen in den naturwissenschaftlichen Zusammenhang der Evolutionstheorie von Charles Darwin (vgl. Grossmann, 2008: 28) und dessen evolutionäre Weltansicht vom Lebendigen: Vor allem Primatenkinder, allen voran menschliche Neugeborene, sind genetisch programmiert, enge bindungsartige Beziehungen zu erwachsenen Menschen einzugehen, die stärker und intelligenter als sie sind und sie beständig versorgen (vgl. Grossmann, 2005: 7).
2.2 Die Bindungstheorie
John c. Bowlby geht in seiner Bindungstheorie (1958) davon aus, dass jeder Mensch von Geburt bis zum Tod mit einem aus der Evolution hervorgegangenen Bindungsverhalten (attachement) ausgestattet ist (vgl. Zimmermann, 2006: 41). Desweiteren nimmt er an, dass die Entwicklung einer sicheren Bindung zwischen einem Kleinkind und dessen primärer Bezugsperson in der frühen Kindheit die Grundlage für die Fähigkeit ist, stabile und intime soziale Beziehungen im Erwachsenenalter aufrecht zu erhalten. Außerdem ist Bindung unabdingbar für die Entwicklung der eigenen Identität.
Bowlby versucht mit der Bindungstheorie ein im sozialen Umfeld beobachtbares und innerhalb gewisser Grenzen auch messbares Verhalten zugleich aus verhaltensbiologischer und aus psychologischer Sicht zu erklären.
Zwischen einem Baby bzw. Kleinkind und der Mutter, oder einer anderen Bezugsperson, wird eine enge emotionale Beziehung aufgebaut. Um diese Bindung entwickeln zu können, muss das Kind während des ersten Lebensjahres im engen Kontakt zu seiner Bezugsperson leben. Die Mutter (BeZugsperson) unterstützt das Kind, indem sie sein Bindungsverhalten aufgrund ihrer empathischen Interpretation seines Ausdrucksverhaltens ״erkennt“ und angemessen und prompt darauf reagiert (Feinfühligkeit). Für das menschliche Neugeborene ist diese Art von Beziehung Überlebensnotwendig.
Für die spätere Bindungsqualität ist die Feinfühligkeit der Bezugspersonen entscheidend. Unter Feinfühligkeit wird adäquates und promptes Reagieren erwachsener Bezugspersonen auf die Äußerungen und Bedürfnisse des Säuglings verstanden. Insofern ist das spätere Bindungsverhalten des Kindes weniger Spiegelbild seines Temperaments oder Charakters, sondern primär Ausdruck der erlebten Interaktion mit der Bezugsperson.
Ainsworth legt die mütterliche Feinfühligkeit für die Verständigung mit dem Baby durch vier Merkmale fest:
1. Die Mutter muss das Kind aufmerksam im Blick haben und darf keine zu hohe Wahmehmungs- schwelle besitzen,
2. sie muss die Äußerungen des Säuglings aus dessen Lage richtig interpretieren und nicht nach ihren eigenen Bedürfnissen.
3. Die Mutter muss unverzüglich reagieren, damit der Säugling eine Verbindung zwischen seinein Verhalten und einem spannungsmildernden Effekt der mütterlichen Handlung knüpfen kann, wodurch ein erstes Gefühl der eigenen Effektanz im Gegensatz zur Hilflosigkeit vermitte lt wird,
4. sie muss vorhersehbar und angemessen reagieren. Der Säugling braucht zuverlässige Reaktionen, die im Einklang mit kindlichen Entwicklungsprozessen stehen (vgl. Grossmann, 2008: 32).
Ainsworth analysiert noch zwei weitere Konzepte:
1. Die Annahme des Kindes in seiner individuellen Eigenart versus die Ablehnung des Kindes
2. die Fähigkeit mit dem Baby zu kooperieren und eigene Pläne mit Bedürfnissen des Kindes in Einklang zu bringen, anstelle von einmischendem oder gar rücksichtslosem Durchsetzen auf Kosten des Säuglings (vgl. Grossmann, 2008: 32).
Ist die primäre Bezugsperson nicht verfügbar, so können auch andere Bezugspersonen anstelle dieser ersatzweise aufgesucht werden. Neben der Mutter (die häufigste Hauptbezugsperson) entwickelt ein Baby weitere Bindungen, z. B. an den Vater, die Geschwister und die Großeltern, die nach Bowlby unabhängig voneinander und hierarchisch organisiert sind. In der Regel steht die Mutter/ der Vater an der Spitze dieser Hierarchie. Natürlich ist es auch möglich, dass die primäre Bezugsperson kein leiblicher Eltemteil, sondern z. B. eine Pflegemutter ist.
Bowlby nahm an, dass das Bedürfnis nach Auskundschaften und Erkundung der Umwelt (expío- ratives Verhalten) in Wechselbeziehung zum Bindungsverhalten des Kindes steht. Kinder suchen immer wieder die Nähe zu ihrer primären Bezugsperson (meistens der Mutter), wenn sie sich unwohl oder unsicher fühlen. Fühlen sie sich dagegen ״bindungssicher“, wagen sie sich auch weiter weg, rückversichern sich aber häufig durch Blickkontakt mit der Bezugsperson. Das explorative Verhalten ist sehr wichtig für das Lernen und die Entwicklung eines Kindes und dessen Autonomie.
In langjähriger Zusammenarbeit mit Bowlby festigte die Forscherin Mary s. Ainsworth seine theoretischen Überlegungen empirisch. Sie entwickelte 1978 den Fremde-Sitnation-Test (״Strange Situation Test“), mit dem sich das Bindungsverhalten von 12 bis 24 Monate alten Kindern empirisch überprüfen lässt, um so die interindividuellen Unterschiede in der Bindung von Kindern an ihre Eltern zu eruieren.
2.3 Der Fremde-Situation-Test
Um das Zusammenspiel von Bindungs- und Erkundungsverhalten in einer nicht vertrauten Umgebung zu beobachten, das Bindungsverhaltens von Kleinkindern (12 bis max. 20 Monate alt) zu analysieren und somit Bowlbys Bindungstheorie empirisch nachzuweisen, entwickelte Mary s. Ainsworth 1978 den Strange Situation Test.
Die standardisierte Beobachtung in der Fremden Situation ist in acht einzelne Episoden á drei Minuten eingeteilt und findet in einem immer gleich ausgestatteten Raum statt (vgl. Abbildung 1, Anhang s. 11).
1. Die Mutter und das Kind werden von der Beobachterin in das Spielzimmer geführt. Das Baby soll von der Mutter hineingetragen und dann auf den Boden gesetzt werden.
2. Mutter und Kind sind allein. Die Mutter liest eine Zeitschrift. Das Kind kann die Umgebung erkunden.
3. Eine fremde Person tritt ein. Sie setzt sich, unterhält sich kurz mit der Mutter und beschäftigt sich dann mit dem Kind.
4. Die Mutter verlässt so unauffällig wie möglich den Raum. Die Fremde bleibt mit dem Kind allein. Sie beschäftigt sich mit ihm und tröstet es, wenn es notwendig ist.
5. Die Mutter spricht so laut vor der Tür, dass das Baby sie hören muss, tritt dann wieder ein und die Fremde geht. Die Mutter und das Kind sind wieder allein. Die Mutter beschäftigt sich mit dem Kind und versucht, es wieder für das Spielzeug zu interessieren.
6. Die Mutter verlässt mit einem Abschiedsgruß den Raum und lässt das Baby allein. Ihre Handtasche bleibt zurück.
7. Die Fremde tritt ein. Sie versucht das Kind zu trösten wenn es notwendig ist.
8. Die Mutter kommt wieder, bleibt aber im Türrahmen stehen, spricht das Baby an und hebt es schließlich auf. Damit beendet sie die Episode (vgl. Ainsworth, 1969: 116).
2.4 Bindungsmuster
Die Bindungstheorie unterscheidet vier Haupt-Bindungstypen im Kindesalter und drei im Erwachsenenalter. Die Bindungsmuster/Bindungstypen bei Kindern:
- Unsicher-vermeidende Bindung (Λ): Kinder mit diesem Bindungsmuster erwarten, dass ihre Bedürfnisse und Wünsche auf Ablehnung stoßen (vgl. Zimmermann, 2006: 43). Das Explorationsverhalten überwiegt, es entsteht kein Suchverhalten bei einer Trennung von der primären Bezugsperson und auch kein Nähe-suchen bei deren Wiederkehr. Vielmehr vermeidet es den Körper- und Blickkontakt. Der Fokus richtet sich auf die Spielsachen.
- Sichere Bindung (B): Das Kind benutzt die primäre Bezugsperson als sichere Basis für die Exploration (vgl. Gloger-Tippelt, 2008: 86). Auf Seiten des Kindes erfolgt eine emotionale Reaktion auf die Trennung von der primären Bezugsperson. Kehrt diese zurück, wird sie vom Kind begrüßt und es sucht ihre Nähe. Das Kind sucht außerdem Körperkontakt, wenn es belastet ist, kann aber leicht beruhigt werden und exploriert schnell wieder.
- Unsicher-ambivalente Bindung (C): Das Kind ist sehr anhänglich (klammert) und zeigt wenig exploratives Verhalten. Während der Trennung von der primären Bezugsperson zeigt es sich stark beunruhigt, hilflos und/ oder wütend. Nach der Trennung wechseln sich das ,Vermeiden von Nähe‘ und das ,Nähe suchen‘ ab und es kann zu Wutanfällen kommen.
- Desorganisierte Bindung (D): Das Kind zeigt äußerst unerwartete, nicht zuzuordnende Verhaltensweisen auf. Einige der desorganisiert eingestuften Kinder schreien nach der Trennung nach ihren Bindungspersonen, entfernen sich jedoch bei der Wiedervereinigung von ihnen. Andere auffällige Merkmale von Desorientierung sind Z.B., dass die Kontaktaufhalnne zur Bindungsperson kurz vor dem Körperkontakt abgebrochen wird. Das Kiud erstarrt ganz plötzlich oder irrt ziellos umher.
Zuerst unterschied Bowlby lediglich die A-, B- und C-Bindung. Allerdings ließen sich ca. 15 % der Fälle nur sehr schwer klassifizieren, so dass Maty Main (1990) eine zusätzliche Gruppe vorschlug, welche durch eine Vielzahl von spezifischen Verhaltensweisen gekennzeichnet ist, jene der desorganisierten Bindung. Diese neue Gruppe hat sich vor allem für Risikostichproben und klinische Studien bewährt (vgl. Gloger-Tippeh, 2008: 88).
Die Bindungsmuster von Menschen im Erwachsenenaher unterteilen sich in D, F und E. Man spricht auch von Bindungseinstellungen. Zur Klassifizierung wird das Adult Attachement Interview (AAI) von Mary Main angewendet, welches von Gloger-Tippeh und Hofmann ins Deutsche übertragen wurde. Das AAI erfasst nicht das Bindungsmuster eines Erwachsenen mit einer bestimmten Person, wie der Fremde-Sitiiations-Test, sondern eine allgemeine, interne Repräsentation von Bindung. Auch bei den Erwachsenen Bindungstypen gibt es drei Hauptkategorien und eine weitere für nicht klassifizierbare Bindungstypen[3].
- Distanzierte BindangseinsteUiing (D): Personen mit dieser Bindungseinstellung neigen zur ungerechtfertigten Idealisierung ihrer eigenen Kindheit und ihrer Ehern. Sie verhalten sich distanziert gegenüber Bindungsthematiken und messen Bindung keine Bedeutung zu. Sie zeigen ein sehr großes Unabhängigkeitsbestreben und verlassen sich lieber auf die eigene Stärke.
- Autonome Bindiingseinstelliing (F): Menschen mit diesem Bindungstyp wird Selbstvertrauen, Frustrationstoleranz, Respekt und Empathiefähigkeit zugeschrieben. Sie halten Bindung für bedeutsam und sind sich ihrer negativen wie positiven Einstellungen gegenüber ihren eigenen Bindungspersonen bewusst und reflektieren diese in angemessener Weise und Distanz. Die eigene Eltern-Kind-Beziehung wird realistisch betrachtet und nicht idealisiert.
- Verwickelte/verstrickte BindiingseinsteUiing (E): Personen mit dieser Bindungseinstellung werden oft flutartig mit Erinnerungen an die eigene Kindheit überschüttet und belastet. Sie können die Probleme in der Beziehung zu ihrer eigenen Bindungsperson nicht verarbeiten und überbewerten sie. Ihre Gefühle schwanken zwischen Wut und Idealisierung, außerdem stehen sie immer noch in einem Abhängigkeitsverhältnis zu ihrer Bindungsperson und sehnen sich nach deren Zuwendung und Wiedergutmachung (vgl. Gloger-Tippelt & Hofmann 1997: 162).
3 DerEinfluss von Bindung auf das Elternverhalten
3.1 Die Durchführung der Felderkundung
Die verwendeten Fragebögen wurden im Rahmen des Seminars ״Gesellschaft und Persönlichkeit“ ausgegeben. Der Fragebogen umfasst insgesamt sechs Seiten. Die Fragen beschäftigen sich mit einer Selbsteinschätzung zu Bindungstypen, der Beurteilung dreier Fremde Situation-Szenarien, sowie einem Test zur Stresstheorie. Außerdem behandelte er zentrale Erziehungsfragen und auf den beiden letzten Seiten galt es einen Auszug des AAI zu beantworten.
Im Ganzen gingen 15 Fragebögen in Umlauf. In die Untersuchung eingeflossen sind elf (vgl. Tabelle 1, Anhang s. 12), die restlichen vier Fragebögen konnten aufgrund ihrer zu langen Rücklaufzeit nicht mehr in die Auswertung einfließen.
Die Fragebögen wurden ausschließlich von Frauen, zwischen 27 und 55 Jahren beantwortet, die zur Hälfte kinderlos und fast alle (nur eine Ausnahme) berufstätig sind.
Erstaunlich ist, dass trotz dieser hohen Anzahl an (Vollzeit-) Berufstätigen, 50 % der Annahme sind, dass ihr Einkommen für Kinder zu gering ist. Drei von diesen fünf Personen haben Kinder, was Rückschlüsse auf deren Lebensstandard zulässt. Zwei der Befragten fanden auch ihren Wohn- raum zu klein für sich und ihre Kinder.
Problematisch erwiesen sich fast alle Versuche, über Korrelationsmatrizen statistisch signifikante Zusammenhänge in den Fragebögen zu erkennen, die valide Rückschlüsse über das hier untersuchte Verhältnis zwischen Sozialisation und deren Einfluss auf das Elternverhalten zulassen würden. Grund hierfür war vor allem die sehr kleine Anzahl an Probandinnen, die an der Umfrage teilnahmen und die Tatsache, dass die Bögen aufgrund einer direkten Rückgabe nicht anonym behandelt werden konnten. Ebenfalls äußerten Probandinnen, dass sie einige Fragen nicht ganz wahrheitsge- maß beantworteten, da sie Ihnen unangenehm waren. Als letzten Grund erachte ich den Umstand, dass insbesondere die Fragen nach den jeweiligen Bindungseinstellungen aufgrund ihrer direkten Formulierung womöglich sozial erwünschte Antworten produzierten. Hier wäre es sinnvoll gewesen, mehrere verdeckte Fragen zu stellen, um nicht den Eindruck einer eindeutigen Klassifizierung der Probandinnen entstehen zu lassen. Dennoch halte ich einige statistische Befunde für erwähnenswert.
[...]
[1] Erwachsenenbindungsinterview
[2] Der Behaviorismus geht davon aus, dass das Verhalten von Menschen und Tieren mit den Methoden der Natur wissenschaft untersucht werden kann. B. wird auch als Theorie der Wissenschaft vom Verhalten bezeichnet. Die wichtigsten Vertreter des Behaviorismus sind: Edward Thorndike, John B. Watson und Burrhus Frederic Skinner.
[3] Unverarbeiteter Bindungsstatus (U)