Diese Hausarbeit setzt sich mit dem Thema des Wortartensystems der „Grammatik der deutschen Sprache“ des Instituts für Deutsche Sprache auseinander.
Diese Grammatik ist ein Gemeinschaftswerk zahlreicher Autoren, die die Arbeit hierzu bereits über 10 Jahre bevor sie 1997 vom ‚de Gruyter-Verlag‘ veröffentlicht wurde, aufnahmen. Unter anderem wurde das Kapitel E4 unter dem Titel „Satztypologie des Deutschen“ vom Fachbereich Germanistik der Freien Universität Berlin als Dissertation angenommen.
Ziel der „Grammatik der deutschen Sprache“ ist eine systematische Beschreibung der grammatischen Merkmale des heutigen Deutsch, also genau das, was gleichartige Werke auch schon zum Ziel hatten, allerdings hebt sich die Grammatik des IDS in vielerlei Hinsicht hervor. Sie berücksichtigt im Teil C Phänomene wie Interjektionen, Ellipsen, Anakoluthe, thematische Organisation und grammatische Aspekte des Sprecherwechsels, welche andernorts völlig ausgelassen oder nur oberflächlich besprochen wurden. Zusätzlich ist eine knappe Darstellung der deutschen Orthographie und der Phonologie enthalten.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Darstellung des morphologisch-syntaktisch fundierten Wortartensystem
2.1. kurze Einführung in die Materie -
2.2. Wortarteneinteilung
3. Darstellung des semantischen Kategoriensystems
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die folgende Hausarbeit setzt sich mit dem Thema des Wortartensystems der „Grammatik der deutschen Sprache“ des Instituts für Deutsche Sprache auseinander. Diese Grammatik ist ein Gemeinschaftswerk zahlreicher Autoren, die die Arbeit hierzu bereits über 10 Jahre bevor sie 1997 vom ‚de Gruyter-Verlag‘ veröffentlicht wurde, aufnahmen. Unter anderem wurde das Kapitel E4 unter dem Titel „Satztypologie des Deutschen“ vom Fachbereich Germanistik der Freien Universität Berlin als Dissertation angenommen. Ziel der „Grammatik der deutschen Sprache“ ist eine systematische Beschreibung der grammatischen Merkmale des heutigen Deutsch, also genau das, was gleichartige Werke auch schon zum Ziel hatten, allerdings hebt sich die Grammatik des IDS in vielerlei Hinsicht hervor. Sie berücksichtigt im Teil C Phänomene wie Interjektionen, Ellipsen, Anakoluthe, thematische Organisation und grammatische Aspekte des Sprecherwechsels, welche andernorts völlig ausgelassen oder nur oberflächlich besprochen wurden. Zusätzlich ist eine knappe Darstellung der deutschen Orthographie und der Phonologie enthalten. Eine erstmalige Beschreibung grammatisch-semantischer Basiskonzepte und der damit verbundenen Fundierung liefert die Grammatik im Teil D. Hier wird der funktionale Aufbau von Diktum und Proposition im Bezug auf Modus, Prädikat, Argument und Diktumserweiterungen behandelt. Innovativ ist der Versuch in den Teilen E-H, Syntax und Semantik aufeinander zu beziehen; Mittel zu diesem Zweck ist die Kategorialgrammatik, die syntaktische und semantische Strukturen parallelisiert. Diese komplementäre Doppelperspektivik soll ein Gesamtbild der deutschen Gegenwartssprache mit Hilfe von kompositionalem Aufbau einerseits und Funktionalität grammatischer Strukturen andererseits liefern. Im Anbetracht dieses Aspektes ist eine Einbeziehung diverser grammatiktheoretischer Ansätze, auch durchaus traditioneller, möglich. Des Weiteren hat die Grammatik die deutsche Wortstellung (E4), Verbgrammatik (F) und komplexe Sätze (H) zum Thema. Mögliche Schwächen und Defizite weist das Werk im Hinblick auf lückenhafte Bezugnahme zu Besonderheiten einzelner Lexeme und eine fehlend ausgearbeitete Morphosyntax auf. Wichtige Stellen der Argumentation werden in dem Werk durch Beispiele und Belege untermauert, Quellen sind unter anderem Material aus den Korpora des IDS und von den Autoren in verschiedenen Texten gefundene Daten.
Die Zielgruppe dieser Grammatik findet sich in Sprachinteressierten mit Vorkenntnissen; sei es in Lehrenden, Lernenden, Forschern der Linguistik oder deren Nachbardisziplinen (Informatik, Psychologie, Sozialwissenschaften usw.).
2. Darstellung des morphologisch-syntaktisch fundierten Wortartensystem
2.1. kurze Einführung in die Materie -
Ein Schwerpunkt traditioneller Grammatiken bildete die Beschreibung von Wortarten[1]. Es gibt etliche Schemata der Klassifizierung, allerdings sollte eine brauchbare Einteilung laut IDS exhaustiv (vollständig) und disjunkt (verschiedenartig) sein. Dass eine Wortarteneinteilung vollständig sein sollte ist selbstverständlich, aber die Forderung nach Disjunktheit gestaltet sich an manchen Stellen als schwierig. Wenn sich ein Wort nicht eindeutig als Homonym[2] identifizieren lässt, müssen ‚periphere Verwendungen‘[3] herangezogen werden, die eine sekundäre Zuordnung zu anderen Wortarten erlauben. Die ‚Grammatik der deutschen Sprache‘ zieht morphologische sowie syntaktische Unterscheidungskriterien heran. In morphologischer Hinsicht ist für gewöhnlich zwischen ‚offenen‘ oder ‚lexikalischen‘ (Substantive, Verben, Adjektive, Adverbien) und ‚geschlossenen-‘ oder ‚Strukturwortarten‘ (Partikel, Konjunktoren, Subjunktoren, Anaphern, persondeiktische Ausdrücke, Präpositionen, Determinative) zu trennen. Offene Wortarten sind aufgrund kultureller und gesellschaftlicher Faktoren ständiger Veränderung (neue Wörter werden gebildet; andere Ausdrücke verschwinden) ausgesetzt. Im Gegensatz dazu sind geschlossene Wortarten von einem hohen Maß an Beständigkeit gezeichnet.
Eine bedeutende Unterscheidung ist zwischen Wortarten zu treffen, die in ‚Paradigmen‘[4] auftreten und anderen, die keine Flexion zulassen. Nicht jede Sprache beinhaltet Wortarten mit Flexionsparadigmen (beispielsweise das Vietnamesische); im Deutschen gehören Substantive, Adjektive, Verben, die meisten Proterme und Determinative in die Klasse der flektierbaren Wortarten. Unflektierbar ist hingegen die vielerorts zusammengefasste Gruppe der Partikel, welche Adverbien, Präpositionen, Konjunktoren, Subjunktoren und Interjektionen enthält.
Die Grammatik des IDS bedient sich des Öfteren Eisenbergs[5] Unterscheidung zwischen „Kategorie“ und „Kategorisierung“ und zwischen „Einheitenkategorien“ und „Paradigmenkategorien“. Der Ausdruck „Kategorie“ meint grammatische Merkmale, die zur Klassifizierung der Wortarten benutzt werden (‚Akkusativ‘, ‚Singular‘ oder ‚Maskulinum‘); die Mengen solcher Kategorien bezeichnet der Ausdruck Kategorisierung (‚Numerus‘, ‚Kasus‘, ‚Genus‘). Wörter, die Gemeinsamkeiten aufweisen und somit einer Klasse zuzuordnen sind, werden durch „Paradigmenkategorien“ gekennzeichnet (z.B. deutsches Substantiv → Paradigmenkategorisierung ‚Genus‘ → Paradigmenkategorien ‚Femininum‘, ‚Maskulinum‘ oder ‚Neutrum‘)[6]. Zu diesen Kategorien werden auch wortartspezifische Subklassen zugerechnet, wie etwa beim Verb die Unterklassen ‚Vollverb‘, ‚Kopulaverb‘, ‚Modalverb‘ oder ‚Hilfsverb‘. In Abgrenzung dazu sind „Einheitenkategorien Kategorien der Flexion, mit denen ein Paradigma intern ausdifferenziert wird, sodass sich eine spezifische Gliederung für die Formen eines Wortes ergibt (...)“[7]. Stimmen unterschiedliche Ausdrücke einer Einheitenkategorie überein, wird dies als Kongruenz bezeichnet.
Eine bloße Betrachtung nach rein morphologischen Kriterien reicht nichtsdestotrotz kaum aus, deshalb werden zusätzlich noch syntaktische Kriterien zur Wortartenbestimmung herangezogen. Es macht wenig Sinn, Wörter isoliert zu betrachten. Sie müssen stets im Kontext von syntaktischer Relation gesehen werden, ergo als „Ausdrücke in Funktion“[8]. Übergeordnete Einheiten reichen von Phrasen bis hin zu komplexen Sätzen.
In der ‚Grammatik der deutschen Sprache‘ werden insgesamt 24 Wortarten unterschieden. Einige Subkategorien von Wortarten werden mit anderen gebündelt, da sie gemeinsame Form- und Funktionseigenschaften aufweisen, was nicht gleichzeitig bedeutet, dass man es an dieser Stelle mit eigenständigen Wortarten zu tun hat.
2.2. Wortarteneinteilung
- Substantiv-
Die Hauptfunktion von Substantiven besteht im Wesentlichen darin, Argumente auszudrücken. Um dessen gerecht zu werden, werden Gegenstände konstruiert, auf sie Bezug genommen oder bereits eingeführte Gegenstände werden fortgeführt[9]. Hingegen wird der Begriff ‚Nomen‘, der beispielsweise im schulischen Kontext oft synonym zu ‚Substantiv‘ gebraucht wird, als Kopf von Nominalphrasen benutzt. Substantive besitzen im Deutschen ein inhärentes Genus (Maskulinum, Femininum oder Neutrum) für das gesamte Paradigma und verfügen über ein Formenparadigma von vier Kasusstellen (Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ) und zwei Numerusstellen (Singular, Plural), was ein Kriterium zur Abgrenzung von anderen Wortarten darstellt. Die Kasusstellen markieren die syntaktische Funktion und die Numerusstellen sind frei wählbar, allerdings gibt es für letzteren Punkt einige Ausnahmen. Die Klassen ‚Singularetantum‘[10] und ‚Pluraletantum‘ führen Substantive, die entweder nur im Singular bzw. nur im Plural existieren. So heißt es ‚Milch‘, aber nicht *Milche und ‚die Alpen‘ statt *eine Alpe. Für die Markierung des Numerus und Kasus stehen im Deutschen folgende Möglichkeiten zur Verfügung:
(I) die Flexive -e, -(e)n, -(e)s, -er, -ern
(II) der Umlaut
(III) Endlosigkeit → Kasus und Numerus am Substantiv nicht gekennzeichnet
Auch lassen sich Substantive im Singular in verschiedene Flexionsklassen einordnen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
In Typ A lassen sich alle femininen Substantive einordnen, in Typ B und C alle Maskulina und in C Neutra (Ausnahme: ‚Herz‘).
Im Plural gibt es folgende Flexionstypen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Substantive, die den Plural durch Umlaut markieren, sind die der Typen 1, 4 und 5. Besonders Feminina mit den Endungen -heit, -in, -keit usw. sind dem Typ 2 zuzuordnen.
Traditionell wird zwischen drei Unterarten des Substantivs unterschieden:
- Gattungsname (Mensch, Haus, Blume)
- Stoffname (Wasser, Blut, Gold)
- Eigenname (Hanna, die USA, Berlin)
Im Singular ist ein Gattungsname (Appellativum) nur in Kombination mit einem Determinativ (das Haus) oder einem pränominalen Genitiv (Peters Haus) möglich. Gattungsnamen im Plural können im Gegensatz dazu ohne Determinativ, um eine Nominalphrase oder einen Term zu bilden, benutzt werden.
- Determinativ -
Wie ihr Name schon vermuten lässt, haben Determinative die Funktion der Determination. Sie werden oftmals in Kombination mit Nomina dazu verwendet, Nominalphrasen zu bilden. Sie übernehmen in Termen zumeist eine Verweisfunktion oder finden im Hinblick auf thematische Fortführungen Verwendung. Für gewöhnlich stehen sie am Anfang eines Satzes bzw. einer Phrase.
Es lassen sich folgende Unterklassen von Determinativen unterscheiden:
- der definite Artikel
Er wird auch oft bestimmter Artikel genannt und „dient der Determination in Verbindung mit einer nominalen Charakterisierung (...)“[11]. In den meisten Fällen markiert der definite Artikel den Kasus und wird in der Gegenwartssprache häufig mit Präpositionen verbunden, was zu einer Verschmelzung von beiden Elementen geführt hat:
an dem → am
in dem → im
von dem → vom
- der indefinite Artikel
Er wird auch ‚unbestimmter Artikel‘ genannt und dient primär dazu, einem Adressaten einen Gegenstand oder Sachverhalt vorzustellen bzw. ihn zu instruieren.
- das Possessive Determinativ
Es drückt eine Zugehörigkeitsrelation vom Sprecher zum Adressaten, Gruppen oder Gegenständen aus (mein, dein/ ihr, unser, euer/ ihr, sein…)
- das quantifizierte Determinativ
z.B. all-, einig-, etlich-, kein, manch usw. → greift aus dem Denotatbereich einen Teil heraus
- das W-Determinativ
Frage-Terme; z.B. was für (ein), welch-, wie viel usw.)
- das deiktische Determinativ
besitzt keine selbständige Verweisfunktion (z.B. der, derjenig-, derselb-, dies-, jen- usw.)
- Proterme -
Die unter ‚Proterme‘ zusammengefassten Wortarten wurden früher als Pronomina bezeichnet, allerdings wurden hierbei Unterklassen mit in die Klassifikation eingebunden, die keineswegs ein Nomen ersetzen oder vertreten könnten. Sie werden hier Pro-Terme genannt und besitzen eine selbständige Argumentfunktion. Die Unterkategorien sind von großer Wichtigkeit, da sie enorme Unterschiede in ihrer Funktion aufweisen:
[...]
[1] Band 1, B1, Einleitung (S.23)
[2] Sprachliches Zeichen mit identischer Ausdrucksseite, aber unterschiedlicher Inhaltsseite (S.24)
[3] Band 1, B1 (S.24)
[4] Wörter, die in verschiedenen Wortarten auftreten
[5] 1989: 36ff
[6] Band 1, B1, Wortarten und interaktive Einheiten (S.25)
[7] Band 1, B1, Wortarten und interaktive Einheiten (S.26, Z. 5-7)
[8] Band 1, B1, Wortarten und interaktive Einheiten (S.26, Z. 28-29)
[9] Band 1, B1, Wortarten (S.28)
[10] Band 1, S.29
[11] Band 1, S.34 (Z.1-2)