Die Fragestellung der vorliegenden Arbeit betrifft eine grundsätzliche Problematik aus dem Bereich des Internationalen Privatrechts. Es geht zuvörderst darum, ob es wünschenswert und richtig ist, im Bereich des Zivilrechts Regelungen anderer Rechtsordnungen dort anzuwenden, wo ein entsprechendes Naheverhältnis der beteiligten Akteure zu jener anderen Rechtsordnung vorliegt. Seit über 100 Jahren sieht das Recht fast aller Staaten der Welt bei grenzüberschreitenden Sachverhalten die Anwendung des jeweils sachnächsten Rechts vor. Im Falle der Anwendbarkeit islamischen Rechts verlangt diese Fragestellung eine erhöhte Aufmerksamkeit, da westliche Medien im Zusammenhang mit islamischem Recht häufig von unmenschlichen Strafen wie Steinigung oder Amputation von Gliedmaßen berichten. Der Begriff Scharia wird damit für eine breitere Öffentlichkeit zu einem Schreckgespenst. Auf rechtskundige Personen kommt hier die Verantwortung zu, über unsachliche Vorurteile aufzuklären und die grundsätzliche Sachgerechtheit des Verweisungsrechts zu betonen. Denn der Gesetzgeber legt in jedem Falle „den Rahmen fest, innerhalb dessen Rechtsunterschiede aus übergeordneten Erwägungen hingenommen werden.“
Vom methodischen Gesichtspunkt aus betrachtet, ist die vorliegende Arbeit eine reine Literaturarbeit, bestehend aus Literaturrecherche und Auswertung der gefundenen Literatur in Hinblick auf die Forschungsfrage. Da es in der vorliegenden Arbeit um eine rechtswissenschaftliche Abhandlung geht und nicht um eine philologische Themenstellung, werden die zumeist arabischen fremdsprachigen Fachbegriffe ohne Bemühen um eine einheitliche Schreibweise so übernommen, wie sie in den jeweiligen Quellen vorgefunden wurden. Die daraus resultierende Vielfalt an Transskriptionen scheint dem Verfasser aus dem genannten Grunde zulässig.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Forschungsfrage, Problemstellung und Relevanz des Themas
- Methode und Quellenlage
- Der Frankfurter Scheidungsfall
- Die Ausgangssituation
- Beurteilung nach (seinerzeitigem) deutschem Recht
- Die Bedeutung des Falls für die österreichische Rechtspraxis
- Die „Collision der Gesetze“
- Das islamische Recht
- Scharia und Recht
- Zur Etymologie und Definition des Begriffs Scharia
- Umrisse einer Kriteriologie von Scharia
- Neuere Rechtsentwicklungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Anwendung islamischen Rechts im Kontext des Internationalen Privatrechts. Sie analysiert die Problematik, ob es wünschenswert und richtig ist, zivilrechtliche Regelungen anderer Rechtsordnungen anzuwenden, wenn ein Naheverhältnis der beteiligten Akteure zu dieser anderen Rechtsordnung vorliegt. Dabei wird die Frage aufgeworfen, wie islamisches Recht im Spannungsfeld zwischen westlichen Rechtsordnungen und der Scharia anzusiedeln ist und welche Herausforderungen sich daraus für die Rechtspraxis ergeben.
- Anwendung islamischen Rechts im Internationalen Privatrecht
- Spannungsverhältnis zwischen westlichen Rechtsordnungen und der Scharia
- Herausforderungen der Rechtspraxis im Umgang mit islamischem Recht
- Die „stille Islamisierung des Rechts“
- Die Bedeutung des Frankfurter Scheidungsfalls für die Rechtsentwicklung
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die Forschungsfrage, die Problemstellung und die Relevanz des Themas dar. Sie beleuchtet die Bedeutung des Internationalen Privatrechts bei grenzüberschreitenden Sachverhalten und die Herausforderungen, die sich aus der Anwendung islamischen Rechts ergeben. Zudem wird die Methode und die Quellenlage der Arbeit erläutert.
- Das Kapitel „Der Frankfurter Scheidungsfall“ analysiert einen konkreten Fall aus der deutschen Rechtspraxis, der die Frage nach der Anwendung islamischen Rechts im Eherecht aufwirft. Die Ausgangssituation des Falls und die rechtliche Beurteilung nach deutschem Recht werden dargestellt. Der Fall wird in Bezug auf seine Relevanz für die österreichische Rechtspraxis diskutiert.
- Das Kapitel „Die „Collision der Gesetze“" befasst sich mit den grundsätzlichen Fragen des Internationalen Privatrechts und den Herausforderungen, die sich aus dem Zusammentreffen verschiedener Rechtsordnungen ergeben.
- Das Kapitel „Das islamische Recht" untersucht die Scharia und ihre Bedeutung für das islamische Recht. Die Etymologie und Definition des Begriffs Scharia werden erläutert und es werden Umrisse einer Kriteriologie von Scharia dargestellt.
Schlüsselwörter
Islamisches Recht, Scharia, Internationales Privatrecht, Kollisionsrecht, Frankfurter Scheidungsfall, Rechtsvergleichung, Eherecht, „stille Islamisierung des Rechts“.
- Arbeit zitieren
- Mag. Siegfried Höfinger (Autor:in), 2016, Rechtsfragen im Zusammenhang mit dem Verhältnis zwischen österreichischem Eherecht, internationalem Privatrecht und islamischem Recht, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/438688