Die klassische Investitionstheorie beschäftigt sich per Definition seit jeher mit der Frage, ob eine Investition lohnenswert ist. Traditionelle Bewertungsverfahren bedienen sich hierbei häufig der Kapitalwertmethode, die im Folgenden als DCFVerfahren bezeichnet wird und die erwartete künftige Auszahlungen mit einem den Risikoverhältnissen angepassten Zinssatz diskontiert. Bereits 1977 stellte MYERS jedoch fest, dass bei der Bewertung von Realinvestitionen (also z.B. dem Kauf einer Fabrik oder einer Maschine) neben den Parametern Investitionsein- bzw. auszahlungen, Zeit und risikoadjustiertem Zinssatz auch die unternehmerischen Handlungsmöglichkeiten in Bezug auf die Investitionen einen Wert darstellen. Diese Gedanken wurden seitdem konsequent weiter verfolgt und ab Mitte der neunziger Jahre im Rahmen des Abbaus von Rohstoffen als erstem Anwendungsbereich in die Praxis umgesetzt.
Die vorliegende Arbeit soll zunächst einen Überblick geben über die Begrifflichkeit „Realoption“ sowie ihre Untergliederung und die mit diesem Themenfeld verbundenen Begriffe. Es wird gezeigt, warum neben den o.g. „klassischen“ Parametern der Investitionsbewertung in der so genannten erweiterten Kapitalwertmethode weitere Faktoren miteinbezogen werden müssen. Der nachfolgende Teil beschäftigt sich mit Ähnlichkeiten und Abweichungen der Realoptionen im Verhältnis zu Finanzoptionen sowie Problemen und zusätzlichen Annahmen der Bewertung. Der vorletzte Abschnitt stellt die Möglichkeiten der Bewertung von Realoptionen kurz dar und stellt sowohl das Binomialverfahren als auch die Bewertung anhand der Black&Scholes Formel in Grundzügen vor.
Es wird verkürzt auf die Erweiterung des Prinzips der risikoneutralen Bewertung und die Ermittelung des Marktpreisrisikos eingegangen.
Im letzten Kapitel werden die vorgestellten Sachverhalte im Rahmen einer kurzen Schlussbetrachtung kommentiert.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Realoptionen
- 2.1 Definitionen
- 2.2 Expanded net present value
- 2.3 Analogie zu Finanzoptionen
- 2.4 Andersartigkeiten der Realoptionen
- 2.4.1 Eigentumsrechte an der Option
- 2.4.2 Verbundenheit von Optionen
- 2.4.3 Handelbarkeit und Arbitragefreiheit
- 2.4.4 Sonstige Störgrößen
- 2.5 Arten von Realoptionen
- 2.6 Verwendung von Realoptionen
- 3 Bewertung
- 3.1 Auswahl des „richtigen“ Bewertungsverfahrens
- 3.2 Vorstellung des Entscheidungsbaumverfahrens
- 3.3 Risikoneutrale Bewertung
- 3.4 Ermittlung des Marktpreisrisikos
- 3.5 Binomialmodell (nach Cox, Ross, Rubinstein)
- 3.6 Black&Scholes Modell
- 4 Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit bietet einen Überblick über Realoptionen, ihre Klassifizierung und verwandte Konzepte. Sie untersucht, warum neben traditionellen Parametern der Investitionsbewertung zusätzliche Faktoren in der erweiterten Kapitalwertmethode berücksichtigt werden müssen. Die Arbeit beleuchtet Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen Realoptionen und Finanzoptionen sowie Herausforderungen und Annahmen bei der Bewertung. Schließlich werden Bewertungsmethoden für Realoptionen, inklusive Binomialmodell und Black-Scholes-Formel, vorgestellt.
- Definition und Abgrenzung von Realoptionen
- Vergleich von Realoptionen und Finanzoptionen
- Bewertungsansätze für Realoptionen
- Relevanz der erweiterten Kapitalwertmethode
- Anwendungsbereiche von Realoptionen
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Realoptionen ein und stellt die klassische Investitionstheorie mit ihren traditionellen Bewertungsmethoden, wie der Discounted Cash-Flow (DCF)-Methode, gegenüber. Sie hebt die Arbeit von Myers (1977) hervor, die die Bedeutung unternehmerischer Handlungsmöglichkeiten bei der Bewertung von Realinvestitionen betonte und damit den Grundstein für die Weiterentwicklung des Konzepts der Realoptionen legte. Die Einleitung skizziert den Aufbau der Arbeit und die behandelten Themenbereiche.
2 Realoptionen: Dieses Kapitel definiert den Begriff "Realoption" und erläutert den erweiterten Kapitalwert (ENPV). Es zieht einen Vergleich zu Finanzoptionen und beleuchtet die spezifischen Unterschiede von Realoptionen, wie Eigentumsrechte, Verbundenheit von Optionen, Handelbarkeit und zusätzliche Störgrößen. Der Kapitel beschreibt verschiedene Arten von Realoptionen und deren Verwendung in der Praxis.
3 Bewertung: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Bewertung von Realoptionen. Es beschreibt verschiedene Bewertungsverfahren und diskutiert die Auswahl des geeigneten Verfahrens. Das Kapitel erläutert das Entscheidungsbaumverfahren, die risikoneutrale Bewertung, die Ermittlung des Marktpreisrisikos, sowie das Binomialmodell nach Cox, Ross, Rubinstein und das Black-Scholes-Modell. Es geht auf die Anwendung dieser Modelle im Kontext von Realoptionen ein.
Schlüsselwörter
Realoptionen, Investitionsbewertung, erweiterter Kapitalwert (ENPV), Discounted Cash-Flow (DCF), Finanzoptionen, Binomialmodell, Black-Scholes-Modell, risikoneutrale Bewertung, Marktpreisrisiko, unternehmerische Handlungsmöglichkeiten.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Realoptionen: Bewertung und Anwendung
Was ist der Inhalt dieses Dokuments?
Dieses Dokument bietet eine umfassende Übersicht über Realoptionen. Es beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel und ein Stichwortverzeichnis. Der Fokus liegt auf der Definition, Bewertung und Anwendung von Realoptionen im Vergleich zu traditionellen Investitionsbewertungsmethoden.
Was sind Realoptionen?
Realoptionen sind das Recht, aber nicht die Pflicht, zukünftige Investitionsentscheidungen zu treffen. Das Dokument erklärt den Begriff, vergleicht sie mit Finanzoptionen und hebt wichtige Unterschiede hervor, wie Eigentumsrechte, die Verbundenheit von Optionen, Handelbarkeit und zusätzliche Einflussfaktoren.
Wie werden Realoptionen bewertet?
Das Dokument beschreibt verschiedene Bewertungsmethoden für Realoptionen, darunter das Entscheidungsbaumverfahren, die risikoneutrale Bewertung und die Ermittlung des Marktpreisrisikos. Es werden auch das Binomialmodell (Cox, Ross, Rubinstein) und das Black-Scholes-Modell im Kontext von Realoptionen erläutert und deren Anwendung diskutiert.
Welche Unterschiede bestehen zwischen Realoptionen und Finanzoptionen?
Das Dokument beleuchtet die Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen Realoptionen und Finanzoptionen. Ein Schwerpunkt liegt auf den Besonderheiten von Realoptionen wie Eigentumsrechten, der Verbundenheit von Optionen, der eingeschränkten Handelbarkeit und dem Einfluss zusätzlicher Störgrößen.
Welche Rolle spielt der erweiterte Kapitalwert (ENPV)?
Der erweiterte Kapitalwert (ENPV) wird als wichtiges Konzept im Zusammenhang mit Realoptionen vorgestellt. Das Dokument erklärt, warum neben traditionellen Parametern der Investitionsbewertung zusätzliche Faktoren im ENPV berücksichtigt werden müssen.
Welche Kapitel umfasst das Dokument?
Das Dokument ist in folgende Kapitel gegliedert: Einleitung, Realoptionen (inkl. Definitionen, ENPV, Analogie zu Finanzoptionen, Arten von Realoptionen, Verwendung von Realoptionen), Bewertung (inkl. Auswahl des Bewertungsverfahrens, Entscheidungsbaumverfahren, risikoneutrale Bewertung, Ermittlung des Marktpreisrisikos, Binomialmodell, Black&Scholes Modell) und Schlussbetrachtung.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Wichtige Schlüsselwörter sind: Realoptionen, Investitionsbewertung, erweiterter Kapitalwert (ENPV), Discounted Cash-Flow (DCF), Finanzoptionen, Binomialmodell, Black-Scholes-Modell, risikoneutrale Bewertung, Marktpreisrisiko, unternehmerische Handlungsmöglichkeiten.
Für wen ist dieses Dokument relevant?
Dieses Dokument richtet sich an Personen, die sich mit Investitionsentscheidungen und der Bewertung von Investitionsprojekten auseinandersetzen, insbesondere im Kontext von unternehmerischen Handlungsmöglichkeiten und Flexibilität. Es ist insbesondere für akademische Zwecke gedacht.
- Arbeit zitieren
- Nils Passau (Autor:in), 2005, Realoptionen und ihr Verhältnis zu Finanzoptionen - Probleme und Möglichkeiten der Bewertung, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/43757