Die postkoloniale Forschung zum lusophonen Raum kann aufgrund zwei historisch bedingter Tatsachen als Einzigartig gelten: zum einen gilt Portugal seit ungefähr der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts als eine der ersten Nationen in Europa, die Kolonialisierungen durchgeführt hat und ein Imperium gründen wollte. Zudem ist Portugal der letzte europäische Staat gewesen, der seine Kolonialisierungen aufgab und erst 1974 nach der Diktatur Salazars die Entkolonisierungen ermöglichte, wodurch die postkoloniale Forschung erst spät einsetzte. Der journalistische Diskurs um die musikalische Identität Lusofonias selbst wurde maßgeblich durch die Dokumentation Lusophony, the (R)Evolution aus dem Jahre 2006 geprägt und zeigt die interkulturellen Mechanismen der Musik im lusophonen Raum auf.
In meinem Forschungsvorhaben möchte ich allerdings nicht den gesamten postkolonialen Diskurs Lusofonias rekonstruieren, da ich sonst den Rahmen der Hausarbeit sprengen würde. In diesem wissenschaftlichen Beitrag würde ich einen Ausschnitt der gegebenen Perspektiven im wissenschaftlichen Diskurs aufgreifen und ihre Verhältnisse hinsichtlich der dargestellten vorhandenen Dialektik analysieren. Auch würde ich vereinzelt auf die Musikkulturen eingehen wollen, die von führenden Wissenschaftlern in dem Bereich als lusofone Identitäten bezeichnet werden. Ziel dieser Forschung war es, Reibungspunkte zum Konzept des musikalischen Kosmopolitismus aufzugreifen und dadurch die Tauglichkeit des postkolonialen Diskurses, sowie die Identitäten um Lusofonia hinsichtlich ihrer kosmopolitischen Perspektiven zu bewerten. Die bereits beschriebene Kritik, dass die kosmopolitische Identität durch die Begrenzung auf den portugiesisch-sprachigen Raum angefacht wird, kompensiert sich im Verlauf durch Ansätze, die eine Dialektik des Kosmopolitismus mit dem Lokalen wünschenswert halten.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung: Rekonstruktion einer Dialektik in Lusofonia
- 2. Theoretischer Rahmen
- 2.1 Die Konstruktion einer transnationalen Identität Lusofonia
- 2.2 Ansätze zum Kosmopolitismus in seiner dialektischen Ausrichtung
- 3. Methodik: Aufbau der Analyse
- 4. Durchführung der Analyse
- 4.1 Kosmopolitismus in Lusofonia, a (R)Evolução
- 4.2 Musikalische Dimension der lusofonen Identität
- 4.3 Kritische und politisierte Dimension der lusofonen Identität
- 4.4 Lusofonias Gestalt in der Expo‘98
- 4.5 Lusofonia als interkulturelles Konzept
- 5. Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die kosmopolitische Dimension des Diskurses um Lusofonia. Im Mittelpunkt steht die Frage, inwiefern dieser Diskurs zur Konstruktion einer kosmopolitischen Identität beiträgt.
- Rekonstruktion der kosmopolitischen Dialektik im postkolonialen Diskurs um Lusofonia
- Analyse der musikalischen, kritischen und politisierten Dimensionen der lusofonen Identität
- Bewertung der Tauglichkeit des postkolonialen Diskurses hinsichtlich seiner kosmopolitischen Perspektiven
- Einbezug von Martin Stokes' Konzept des "Musical Cosmopolitanism"
- Beurteilung der Hypothese, dass eine kosmopolitische Identität nicht unbedingt mit Lusofonia einhergeht
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Problematik der postkolonialen Forschung in Lusofonia und die Notwendigkeit, die kosmopolitische Dialektik des Diskurses zu rekonstruieren. Der theoretische Rahmen stellt die Konstruktion einer transnationalen Identität Lusofonia sowie Ansätze zum Kosmopolitismus in seiner dialektischen Ausrichtung vor. Die Methodik beschreibt den Aufbau der Analyse, die sich auf die verschiedenen Dimensionen der lusofonen Identität und deren Verbindung zum Kosmopolitismus konzentriert. Im Abschnitt "Durchführung der Analyse" werden die Ergebnisse der Untersuchung präsentiert, wobei die musikalische, kritische und politisierte Dimension der lusofonen Identität sowie die Rolle von Lusofonia in der Expo‘98 beleuchtet werden.
Schlüsselwörter
Lusofonia, postkolonialer Diskurs, kosmopolitische Identität, musikalische Identität, transnational, Interkulturalität, Eurozentrismus, Expo‘98, Martin Stokes, "Musical Cosmopolitanism"
- Quote paper
- Candas Filiz (Author), 2017, Kosmopolitische Dialektik Lusofonias, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/437322