In dieser Arbeit werden zunächst die Grundzüge der Formalia und des Inhalts des ersten Buches untersucht, woraufhin drei zentrale, textimmanente Kritikpunkte explizit gemacht werden, um abschließend in einem Resümee und möglichen Ausblick zum zweiten Buch der Utopia zu münden.
Der britische Gelehrte und Politiker Thomas Morus (1478-1535) galt Zeit seines Lebens als enger Freund und Bruder im renaissance-humanistischen Geiste von Desiderius Erasmus von Rotterdam (1466-1536). Bis heute jedoch gilt er mit seinem lateinisch verfassten Werk "De optimo rei publicae statu deque nova insula Utopia" (Vom besten Zustand des Staates und von der neuen Insel Utopia) (1516) als Pionier des prosaischen Genres utopischer Romane.
Er reiht sich neben Civitas solis (Der Sonnenstaat) (1602) vom Dominikanermönch Tommaso Campanella (1568-1639) sowie Francis Bacons (1561-1626) fragmentarischen Werk Nova Atlantis (Neu-Atlantis) (1627) in die Trias der frühneuzeitlichen, barocken Utopien ein.
Bis heute haben sich verschiedenste Arten jener Textgattung ausgebildet und lassen sich auf spezifische Ebenen, wie Politik, Gesellschaft, Religion, Wissenschaft oder Technik beziehen. Mores‘ Utopia ihrerseits wird als Sozialutopie gefasst, weshalb Morus auch als einer der Lieblingsutopisten der Sozialisten des 19./20. Jahrhunderts gilt und „[…] nach Karl Kautsky […] der ‚Vater des utopischen Sozialismus‘ [ist].“
Der zugrundeliegende, historische Kontext des „[…] wahrhaft goldene[n] Büchlein[s]“ ist das England und auch Frankreich des 16 Jahrhunderts, wobei sich allerhand autobiographische Querverweise, wie sie Thomas Schölderle in seinem Sammelband Geschichte der Utopien – Eine Einführung ausarbeitet, bei genauer Lektüre identifizieren lassen. So war beispielsweise Morus selbst Lordkanzler unter König Heinrich VIII und hatte somit mannigfache Einblicke in die Machtausübung und Herrschaft der britischen Obrigkeit.
Auf eben jene bezieht sich seine auf Expertise gestützte Sozialkritik, welche sich im ersten Buch seiner Staatsutopie manifestiert und Gegenstand dieser Arbeit ist. Allein die textgenetische Eigenheit, dass Morus dieses Buch erst ein Jahr nach der Publikation 1516 verfasst hat, misst ihm eine brisante Gewichtung bei und bereitet zugleich die Bühne für die Ausgestaltung einer in platonischer Manier konstruierten Staats- und Gesellschaftsordnung vor.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. „Kritik an der Alten Welt“
- i. Kritik am Strafrecht
- ii. Kritik an der Praxis des Krieges
- iii. Kritik an falschen Bedürfnissen
- III. Ausblick zur Neuen Welt
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem ersten Buch von Thomas Morus' „Utopia“ und analysiert die darin enthaltene Kritik an den gesellschaftlichen Strukturen und Verhältnissen des 16. Jahrhunderts. Ziel ist es, die zentralen Kritikpunkte des Buches zu identifizieren und zu analysieren sowie die Verbindung zu Morus' eigener Lebenserfahrung und der platonischen Tradition herzustellen.
- Kritik an der bestehenden Gesellschaftsordnung
- Verbindung zu Morus' eigener Erfahrung als Lordkanzler
- Einfluss der platonischen Tradition auf Morus' Utopie
- Die Rolle der Dialogform und der fiktiven Figuren im ersten Buch
- Die Utopie als Gegenbild zur Realität
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Buch von „Utopia“ beginnt mit einer programmatischen Vorrede, die den Kontext für die folgende Kritik an der alten Welt liefert. Die Hauptfigur, Raphael Hythlodeus, präsentiert dem Leser seine Eindrücke von der Utopie und zeichnet dabei ein Bild der bestehenden Gesellschaftsordnung, die er als ungerecht und korrupt darstellt.
Die Kritik an der Alten Welt konzentriert sich auf drei zentrale Punkte: Das Strafrecht, die Kriegsführung und die falschen Bedürfnisse, die die Menschen in der realen Welt antreiben. Morus kritisiert insbesondere die Willkür und die Brutalität des bestehenden Strafrechts, den sinnlosen Charakter des Krieges und den Konsumzwang, der die Gesellschaft beherrscht.
Durch die Verwendung der Dialogform und der fiktiven Figuren schafft Morus einen literarischen Schwebezustand, der es dem Leser ermöglicht, die Kritik an der Alten Welt aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten.
Schlüsselwörter
Thomas Morus, Utopia, Kritik, Gesellschaftsordnung, Strafrecht, Krieg, Bedürfnisse, Platon, Dialogform, Fiktion, Sozialutopie, Gegenbild, Realitätskritik.
- Arbeit zitieren
- Gordon Jung (Autor:in), 2018, Ergebnisprotokoll zu Thomas Morus "Utopia. Erstes Buch", München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/437151