Die Erforschung der „völkischen“ Bewegung zwischen Kaiserreich und Weimarer Republik ist noch weitgehend unzureichend.1 Hinter diesem nebulösen Wortkonstrukt verbergen sich eine Vielzahl von Geistesströmungen und Perspektiven. Die „völkische“ Ideologie zeigte sich nie als gleich bleibendes Konstrukt mit gleichen Variablen und deren gleicher Intensität. Eher handelt es sich bei diesem Phänomen um nicht nur eine, sondern eine Vielzahl von verschiedenen „völkischen“ Bewegungen, welche nur annähernd gleiche Intensionen und Zielsetzungen verfolgten. Dennoch ergeben sich bei näherer Betrachtung verschiedene Kernelemente, welche die „völkische“ Ideologie ausmachen.
Zudem unterlag die völkische Ideologie verschiedenen Perspektivwechseln. Diese Brüche und Wandlungen zeigten sich als Ergebnis einschneidender historischer Ereignisse, wie dem ersten Weltkrieg oder die Etablierung des Nationalsozialismus. Es ist zu beobachten, dass erst nach dem ersten Weltkrieg der Antisemitismus zum festen Bestandteil der „völkischen“ Ideologie wurde. Andererseits erhielt die „völkische“ Bewegung nach der Machtergreifung der Nazis eine Definition im Sinne der Gleichschaltungsprogrammatik der NSDAP. Hatten zuvor noch die völkischen Führer die Nationalsozialisten als Teil der „völkischen“ Bewegung und Strömung unter vielen wahrgenommen, so beanspruchte die NSDAP nach der Machtergreifung die „Geburt“ der „völkischen“ Weltanschauung für sich. Im Anschluss wurden Organisationen mit ihren spezifischen Anschauungen assimiliert, teilweise wurde ihr Gedankengut geächtet. Da dieser Prozess nicht im Mittelpunkt dieser Arbeit stehen soll, beschränke ich mich bei der Erschließung der völkischen Ideologie auf die meinungspluralistischere Zeit von 1890 bis gegen Ende der Weimarer Republik.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Begriff & Definitionsperspektiven
- 2. Historischer Hintergrund für die Entstehung völkischer Ideologie
- 3. Völkische Bewegung im Überblick
- 4. Ideologie und deren Kernelemente
- 5. Bsp. für Protagonisten völkischer Ideologie
- a. Alldeutscher Verband
- b. Paul de Lagarde
- c. Jörg Lanz von Liebenfels
- 6. Diskussion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die „völkische“ Bewegung zwischen Kaiserreich und Weimarer Republik. Sie zielt darauf ab, den Begriff „völkisch“ zu klären, den historischen Kontext der Entstehung der Ideologie aufzuzeigen und die vielfältigen Erscheinungsformen der Bewegung zu beleuchten. Die Arbeit untersucht die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der verschiedenen Gruppierungen und zentralen Figuren, bevor sie kritisch die Ergebnisse reflektiert.
- Begriffliche Klärung des Terminus „völkisch“
- Historische Hintergründe der Entstehung der völkischen Ideologie
- Vielfalt der völkischen Bewegung und ihrer Gruppierungen
- Kernelemente der völkischen Ideologie
- Analyse wichtiger Protagonisten und ihrer Ideologien
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung betont die unzureichende Erforschung der völkischen Bewegung und deren Uneinheitlichkeit. Sie beschreibt die Ideologie nicht als ein statisches Konstrukt, sondern als ein vielschichtiges Phänomen mit verschiedenen Bewegungen und Zielen. Der Antisemitismus wird als ein später hinzugekommener Bestandteil identifiziert. Die Arbeit beschränkt sich auf den Zeitraum von 1890 bis zum Ende der Weimarer Republik, um den Meinungspluralismus dieser Zeit zu berücksichtigen.
1. Begriff & Definitionsperspektiven: Dieses Kapitel untersucht die Entwicklung des Begriffs „völkisch“ von seiner ursprünglichen Bedeutung im 19. Jahrhundert bis zu seiner Verwendung im Kontext der völkischen Bewegung. Es zeigt die unterschiedlichen Interpretationen des Begriffs, von seiner anfänglichen Bedeutung als Bezug auf das einfache Volk bis hin zu seiner nationalistischen und antisemitischen Konnotation im frühen 20. Jahrhundert. Der Wandel der Definition im Laufe der Zeit wird anhand von Lexika und zeitgenössischen Texten nachvollzogen, wobei auch die kritischen Auseinandersetzungen mit der Begrifflichkeit miteinbezogen werden.
2. Historischer Hintergrund für die Entstehung völkischer Ideologie: Dieses Kapitel beleuchtet die Ursachen für die Entstehung der völkischen Ideologie. Es werden zwei Hauptfaktoren identifiziert: die verspätete politische Einigung Deutschlands und die romantische Gegenreaktion auf die Moderne. Der lange Prozess der deutschen Einigung, geprägt von diversen Kleinstaaten und dem Scheitern revolutionärer Bewegungen, führte zu einer verstärkten Suche nach kultureller Identität. Die romantische Bewegung mit ihrer Betonung von Volkskultur und -traditionen trug ebenfalls zur Entstehung der völkischen Ideologie bei, indem sie das "Volk" als organische Einheit mit einzigartigen metaphysischen Eigenschaften verstand.
Schlüsselwörter
Völkische Bewegung, Kaiserreich, Weimarer Republik, Ideologie, Nationalismus, Antisemitismus, Volk, Rasse, Kultur, Geschichte, Paul de Lagarde, Jörg Lanz von Liebenfels, Alldeutscher Verband.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur völkischen Bewegung
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die „völkische“ Bewegung zwischen Kaiserreich und Weimarer Republik. Sie beleuchtet die Entstehung und Entwicklung dieser Ideologie, ihre verschiedenen Ausprägungen und zentralen Akteure. Der Fokus liegt auf der Klärung des Begriffs „völkisch“, der historischen Kontextualisierung und der kritischen Reflexion der Ergebnisse.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Begriffliche Klärung des Terminus „völkisch“, historische Hintergründe der Entstehung der völkischen Ideologie, Vielfalt der völkischen Bewegung und ihrer Gruppierungen, Kernelemente der völkischen Ideologie und Analyse wichtiger Protagonisten und ihrer Ideologien. Der Antisemitismus als später hinzugekommener Bestandteil der Ideologie wird ebenfalls thematisiert.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in jedem Kapitel?
Die Arbeit gliedert sich in folgende Kapitel: Einleitung: Betont die unzureichende Erforschung der völkischen Bewegung und deren Uneinheitlichkeit. 1. Begriff & Definitionsperspektiven: Untersucht die Entwicklung des Begriffs „völkisch“ und seine unterschiedlichen Interpretationen. 2. Historischer Hintergrund für die Entstehung völkischer Ideologie: Beleuchtet die Ursachen der Entstehung der Ideologie (verspätete deutsche Einigung und romantische Gegenreaktion auf die Moderne). Weitere Kapitel befassen sich mit der völkischen Bewegung im Überblick, ihren Kernelementen und wichtigen Protagonisten (z.B. Alldeutscher Verband, Paul de Lagarde, Jörg Lanz von Liebenfels). Ein abschließendes Kapitel widmet sich der Diskussion der Ergebnisse.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Völkische Bewegung, Kaiserreich, Weimarer Republik, Ideologie, Nationalismus, Antisemitismus, Volk, Rasse, Kultur, Geschichte, Paul de Lagarde, Jörg Lanz von Liebenfels, Alldeutscher Verband.
Welche Zeitspanne wird in der Arbeit betrachtet?
Die Arbeit konzentriert sich auf den Zeitraum von 1890 bis zum Ende der Weimarer Republik, um den Meinungspluralismus dieser Zeit zu berücksichtigen.
Wie wird der Begriff "völkisch" in der Arbeit definiert?
Die Arbeit verfolgt die Entwicklung des Begriffs "völkisch" von seiner ursprünglichen Bedeutung im 19. Jahrhundert bis zu seiner nationalistischen und antisemitischen Konnotation im frühen 20. Jahrhundert. Es wird gezeigt, wie sich die Definition im Laufe der Zeit gewandelt hat.
Welche Protagonisten der völkischen Bewegung werden untersucht?
Die Arbeit analysiert wichtige Protagonisten der völkischen Bewegung, darunter der Alldeutsche Verband, Paul de Lagarde und Jörg Lanz von Liebenfels.
Welche Faktoren werden als Ursachen für die Entstehung der völkischen Ideologie identifiziert?
Die Arbeit identifiziert die verspätete politische Einigung Deutschlands und die romantische Gegenreaktion auf die Moderne als Hauptfaktoren für die Entstehung der völkischen Ideologie.
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- Enrico Kloth (Author), 2005, Völkische Bewegung zwischen Kaiserreich und Weimarer Republik - ein Querschnitt einer Geistesströmung, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/43377