Die gesetzliche Rentenversicherung in Deutschland ist durch eine Situation starker finanzieller Anspannung gekennzeichnet. Verschiedene Entwicklungen haben dazu geführt und führen weiterhin dazu, dass die Einnahmen in die Rentenkasse gegenüber den Ausgaben relativ zurückgehen. Aufgrund dessen sieht sich die Politik zu Reformmaßnahmen gezwungen. Zudem wird die Gerechtigkeit zwischen den Generationen in Frage gestellt, da gleichfalls zukünftigen Rentnern geringere Rentenleistungen in Aussicht stehen, als der heutigen Rentnergeneration zukommen.
Die Rentenpolitik hat somit die Aufgabe, sowohl der sich verschlechternden finanziellen Situation der GRV zu entgegnen als auch für einen gerechten Ausgleich zwischen den Generationen zu sorgen. Hieran soll dieser Text ansetzen, indem dieser fragt, inwieweit die derzeitige Rentenpolitik mit dem Grundsatz oder Ziel der Schaffung von mehr oder Aufrechterhaltung von bestehender Generationengerechtigkeit vereinbar ist. Des Weiteren sollen Maßnahmen diskutiert werden, welche die Rentenversicherung für die Zukunft sattelfester machen, wodurch zukünftige Generationen wieder mehr aus der Rentenversicherung herausbekommen können. Um für diese Analyse eine Basis zu haben, ist es notwendig, sich die Ausgestaltung und Prinzipien der GRV und der deutschen Alterssicherung im Allgemeinen zu vergegenwärtigen.
Daher führt die Arbeit zu Beginn in den Aufbau der GRV ein, um daran anschließend anhand der Determinanten der Rentenformel und damit der Ein- und Ausnahmeseite der GRV in die Finanzierungsproblematik überzuleiten. Um die Finanzierungsschwierigkeiten des gesetzlichen Rentenhaushalts jedoch umfassender zu verstehen, müssen die Ursachen bekannt sein, welche zu der finanziell angespannten Situation geführt haben und auch gegenwärtig und in der Zukunft hierfür verantwortlich sind. Daher werden diese im nachfolgenden Abschnitt aufgezeigt. Die Politik sah sich aufgrund deren Wirkungen auf die gesetzliche Rentenversicherung zum Handeln gezwungen und hat durch mehrere Reformmaßnahmen in den vergangenen Jahren hierauf reagiert. Diese werden daher zunächst vorgestellt, um sie anschließend der Frage nach ihrem Bezugspunkt zur Generationengerechtigkeit zuzuführen. Hierbei ist jedoch zuvor der Begriff der Generationengerechtigkeit selbst, wie dieser gemessen werden kann und dessen Relevanz für die Alterssicherung zu klären, welches im vierten Abschnitt geschehen soll.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Aufbau der gesetzlichen Alterssicherung und Finanzierungsproblematik
- Ursachen der Probleme der gesetzlichen Alterssicherung
- Der demographische Wandel
- Entwicklungen und Gegebenheiten am Arbeitsmarkt
- Reformen der gesetzlichen Alterssicherung
- Reformen in den 90er Jahren
- Reform 2001 - AVmG
- Reform 2004 – RV-Nachhaltigkeitsgesetz und AEG
- RV-Nachhaltigkeitsgesetz
- Alterseinkünftegesetz
- Reform 2007 – Anhebung des gesetzlichen Renteneintrittsalters
- Der Grundsatz der Generationengerechtigkeit
- Klärung des Begriffs hinsichtlich seines Kontextes
- Interpretation des Begriffs Generationengerechtigkeit
- Indikatoren zur Messung von Generationen(un)gerechtigkeit
- Interne Rendite
- Implizite Einkommensteuer
- Generationenbilanzen
- Vergleich der Indikatoren
- Probleme und Einschränkungen der Indikatoren
- Zur Konzeptionalisierung des Begriffs Generationengerechtigkeit
- Eigene Stellungnahme
- Weiter zu erachtende Maßnahmen (für mehr Generationengerechtigkeit durch finanzielle Stabilisierung)
- Anhebung des Bundeszuschusses – stärkere Steuerfinanzierung
- Anpassung des Renteneintrittsalters an die Lebenserwartung
- Förderung von Zuwanderung
- Förderung von Kindererziehenden in der gesetzlichen Alterssicherung
- Erhöhung der Erwerbsbeteiligung und Ausbildungsinvestitionen
- Übergang in ein System der Mindestsicherung durch eine Grundrente
- Umstieg in eine kapitalgedeckte gesetzliche Alterssicherung
- Kurzes Resümee
- Kritische Auseinandersetzung mit den Rentenreformen unter dem Gesichtspunkt der Generationengerechtigkeit
- Reformschritte im Sinne des Prinzips der Beitragssatzstabilität
- Einschränkende Bestimmungen und diskretionäre Maßnahmen
- Polit-ökonomischer Ansatz
- Bedeutung von Glaubwürdigkeit, Informationspolitik und Transparenz
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit den Herausforderungen der Generationengerechtigkeit im Kontext der deutschen Rentenpolitik. Dabei steht die Frage im Zentrum, inwieweit die aktuellen Reformen der gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) dem Ziel der Generationengerechtigkeit gerecht werden. Die Arbeit analysiert die Finanzierungsproblematik der GRV, deren Ursachen im demographischen Wandel und Entwicklungen am Arbeitsmarkt liegen, sowie die bisherigen Reformmaßnahmen. Im Fokus steht dabei die Bewertung der Reformen in Bezug auf den Grundsatz der Generationengerechtigkeit und die Diskussion weiterer Maßnahmen, die zur finanziellen Stabilisierung und zu mehr Nachhaltigkeit beitragen können.
- Finanzierungsproblematik der GRV
- Demographischer Wandel und Arbeitsmarktentwicklungen als Ursachen der Finanzierungsprobleme
- Reformen der gesetzlichen Alterssicherung und ihre Auswirkungen auf die Generationengerechtigkeit
- Konzeptionalisierung des Begriffs der Generationengerechtigkeit
- Maßnahmen zur Steigerung der Nachhaltigkeit und der Generationengerechtigkeit in der GRV
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in die Problematik der deutschen Alterssicherung, die durch eine starke finanzielle Anspannung gekennzeichnet ist. Sie beleuchtet die aktuelle Situation der GRV und die Frage der Generationengerechtigkeit.
Im zweiten Kapitel wird der Aufbau der gesetzlichen Alterssicherung und die Finanzierungsproblematik detailliert dargestellt. Die Arbeit erläutert die verschiedenen Säulen der Altersvorsorge und hebt die Dominanz der GRV als Hauptpfeiler hervor. Der Fokus liegt auf dem Umlageverfahren und dem "Generationenvertrag", der die finanzielle Belastung der aktuellen Erwerbstätigen für die Rentner darstellt.
Kapitel drei analysiert die Ursachen der Finanzierungsprobleme der GRV. Dabei werden der demographische Wandel mit seinen Folgen für die Altersstruktur der Bevölkerung und die Entwicklungen am Arbeitsmarkt, wie z. B. die sinkende Erwerbstätigenquote, untersucht.
Kapitel vier befasst sich mit den Reformen der gesetzlichen Alterssicherung, die in den vergangenen Jahren durchgeführt wurden. Die Arbeit beleuchtet die verschiedenen Reformschritte, von den Reformen in den 90er Jahren bis zur Anhebung des Renteneintrittsalters im Jahr 2007.
Kapitel fünf widmet sich dem Grundsatz der Generationengerechtigkeit. Der Begriff wird definiert, interpretiert und es werden verschiedene Indikatoren zur Messung der Generationen(un)gerechtigkeit vorgestellt. Die Arbeit diskutiert auch die Probleme und Einschränkungen dieser Indikatoren und erörtert die Bedeutung der Generationengerechtigkeit im Kontext der Alterssicherung.
In Kapitel sechs werden Maßnahmen diskutiert, die die finanzielle Situation der Rentenkasse verbessern und zu mehr Nachhaltigkeit und Generationengerechtigkeit beitragen können. Dabei werden verschiedene Ansätze, wie z. B. die Anhebung des Bundeszuschusses, die Anpassung des Renteneintrittsalters an die Lebenserwartung und die Förderung von Zuwanderung, erörtert.
Das siebte Kapitel beschäftigt sich mit der kritischen Auseinandersetzung mit den Rentenreformen unter dem Gesichtspunkt der Generationengerechtigkeit. Die Arbeit untersucht, inwieweit die Reformschritte mit dem Grundsatz der Generationengerechtigkeit vereinbar sind und analysiert die Auswirkungen der Reformen auf die Generationengerechtigkeit.
Schlüsselwörter
Die Arbeit thematisiert die zentralen Fragen der Generationengerechtigkeit im Kontext der deutschen Rentenpolitik. Dabei stehen die Herausforderungen des demographischen Wandels, die Finanzierungsproblematik der GRV, die Reformen der gesetzlichen Alterssicherung und die Bewertung der Reformen hinsichtlich des Prinzips der Generationengerechtigkeit im Vordergrund. Schlüsselbegriffe sind u. a. gesetzliche Rentenversicherung (GRV), Generationenvertrag, Umlageverfahren, demographischer Wandel, Arbeitsmarktentwicklung, Rentenreform, Generationengerechtigkeit, finanzielle Nachhaltigkeit und Altersstruktur der Bevölkerung.
- Arbeit zitieren
- Diplom-Volkswirt Dani N. Müllers (Autor:in), 2009, Generationengerechtigkeit und rentenpolitische Reformen, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/433607