Beschäftigt man sich heutzutage mit der Rolle der Frau im Islam, kommt man an einem Namen nur schwer vorbei: Sharmeen Obaid-Chinoy. Die pakistanische Filmemacherin und Journalistin hat erst in diesem Jahr – vier Jahre nach ihrem ersten Oscar für "Saving Face" als besten Dokumentar-Kurzfilm – wieder einen Oscar für "A Girl in the River. The Price of Forgiveness" in derselben Kategorie gewonnen. In beiden Kurzfilmen macht sie die Stellung der Frau in Pakistan anhand zweier furchtbarer Verbrechen deutlich: In "Saving Face" durch Säureattentate und in "A Girl in the River. The Price of Forgiveness" durch den Ehrenmord an der 19-jährigen Saba, die selbigen überlebt hat. Welche verheerenden Folgen die Unterordnung und der Gehorsam der Frauen dabei mit sich bringen, soll im Laufe der Arbeit geklärt werden.
Was sich allerdings jetzt schon mit Sicherheit sagen lässt, ist, dass Sharmeen Obaid-Chinoy etwas bewegt. Ihre beiden Oscar-prämierten Filme führten zu einer Gesetzesverschärfung in den jeweiligen Bereichen. Inwieweit sich diese Verschärfung natürlich in der Praxis umsetzen lässt, wird die Zeit zeigen. Alleine im Jahr 2015 sind laut der pakistanischen Menschenrechtskommission fast 1100 Frauen Ehrenmorden zum Opfer gefallen , jedoch ist hier die Dunkelziffer, wie auch bei den Säureattentaten, natürlich hoch. Viele dieser Verbrechen werden als Unfall oder Selbstmord der Frauen getarnt oder werden gar nicht erst bemerkt, weil alle, das heißt insbesondere die Familie des Opfers, darüber schweigen. Der Filmemacherin ist es mit ihren Dokumentarfilmen dennoch gelungen diese Mauer des Schweigens zu brechen, Tabuthemen beim Namen zu nennen und die Welt auf genau solche Missstände aufmerksam zu machen und zwar, indem sie den Opfern die Möglichkeit gegeben hat sich zu äußern und nicht mit ihrer Scham in die Anonymität zu verschwinden.
Dass Frauen in anderen Ländern unter derartig entsetzlichen Bedingungen leben müssen, ist für uns in der westlichen Welt beinahe unvorstellbar. Dass aber die Täter dafür oft nicht einmal zur Rechenschaft gezogen werden (können), das übersteigt höchstwahrscheinlich sämtliche Vorstellungskraft.
Weshalb das jedoch in islamischen Ländern wie zum Beispiel Pakistan tatsächlich so stattfindet und wie genau das Straf- und Deliktsrecht im Islam konstituiert ist, ist Thema dieser Arbeit und gilt es nun im Folgenden zu klären.
Inhalt
1. Einleitung
2. Das islamisch Straf- und Deliktsrecht
2.1 Grenzvergehen (hudud)
2.1.1 Diebstahl
2.1.2 Gewaltsamer Straßenraub
2.1.3 Unzucht
2.1.4 Falsche Bezichtigung der Unzucht
2.1.5 Weinkonsum
2.1.6 Apostasie
2.2 Wiedervergeltungsvergehen (qisas)
2.3 Ermessensvergehen (ta’zir)
3. Die Rolle der Frau im Islam
3.1 Die rechtliche Stellung der muslimischen Frau
3.2 Sexualität und Weiblichkeit in der islamischen Gesellschaft
4. Fallbeispiel: Sharmeen Obaid-Chinoy: A Girl in the River. The Price of Forgiveness
5. Schluss
6. Literaturverzeichnis
- Arbeit zitieren
- Anonym,, 2016, Der Preis des Gehorsams. Frauen im islamischen Rechtssystem, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/432211