Versicherungsunternehmen stehen in der heutigen Zeit vor vielen Problemen und Herausforderungen. Digitalisierung, demographische Entwicklung und niedrige Zinsen sind nur einige von ihnen. Eins dieser Probleme gelangt nur selten in den Blickpunkt der Öffentlichkeit und wird „stiefmütterlich“ behandelt, obwohl diese Thematik seit Jahrzehnten bekannt ist – der Versicherungsbetrug. Bereits im Jahr 1996 hat das BKA festgestellt, dass die Anzahl an Versicherungsbetrugsfällen in der Zukunft steigen wird, wenn das Risiko, beim Betrug entdeckt zu werden, sinkt und damit im Zusammenhang stehende Sanktionen nicht erhöht werden.
Versicherern wird geraten, diesen Entwicklungen mit effizienteren Abwehr- und Präventionsmaßnahmen zu begegnen. Vor allem unter Berücksichtigung der Prämisse, dass die jährliche Schadenshöhe in Deutschland schätzungsweise bei 4 Mrd. Euro liegt und in einzelnen Versicherungsbereichen davon ausgegangen wird, dass 25 bis 40 Prozent der Schadensfälle manipuliert sind, sollte dieser Problematik mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden. Versicherungsbetrüger rechtfertigen ihre Taten oftmals mit Floskeln wie bspw. „Das macht doch jeder“ oder „Dem Versicherungsunternehmen wird das schon nicht wehtun.“ Eine solche Verharmlosung zeigt, dass der Versicherungsbetrug in Deutschland bereits mit einem Kavaliersdelikt gleichgesetzt wird. Versicherungsnehmer weisen dementsprechend risikofreudige Verhaltenszüge auf, wozu es zu mehr Schadenfällen kommt. Üblicherweise wird ein solches Verhalten als „Moral Hazard“ bezeichnet.
Die Untersuchung von Betrug hat allerdings Auswirkungen auf die Fähigkeit der Versicherer, berechtigte Leistungsansprüche aus Versicherungsverträgen zu bedienen. Darüber hinaus zeigten jüngste Studien von Versicherern, dass Versicherungsbetrug andere Kriminalität fördert und erleichtert. Vor allem in der Sachsparte der Versicherung und weniger in der Personenversicherung werden Betrugsfälle registriert. Obwohl die Problematik des Versicherungsbetruges schon lange bekannt ist, wurden lange Zeit keine entsprechenden effektiven und effizienten Gegenmaßen konsequent durchgeführt. In diesen Zusammenhang stellt sich die Frage, wie Versicherungsunternehmen in der Praxis bei der Betrugsabwehr in der Sachversicherung vorgehen, welche Methoden sie zur Aufdeckung und zur Prävention nutzen und wie effektiv die Maßnahmen überhaupt sind.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung – Versicherungsbetrug nur ein „Kavaliersdelikt“?
2 Bedeutung von Versicherungsbetrug in der Versicherungsbranche
2.1 Versicherungsbetrug
2.1.1 Arten von Versicherungsbetrug
2.1.2 Überblick zum Versicherungsmarkt
2.2 Motive und Ausmaß von Versicherungsbetrug in der Versicherungsbranche
3 Methoden der Betrugsabwehr in der Versicherungsbranche
3.1 Maßnahmen zur Aufdeckung von Versicherungsbetrug
3.1.1 Hinweis- und Informationssystem
3.1.2 Betrugserkennungssoftware
3.1.3 Betrugsspezialisten
3.1.4 Zusammenarbeit von Versicherern und staatlichen Institutionen
3.2 Neuere Methoden zur Aufdeckung von Versicherungsbetrug
3.2.1 Geokodierung
3.2.2 Dokumentenprüfung
3.2.3 Kognitive Interviews
3.2.4 Sonstige Methoden
3.3 Präventionsmaßnahmen zur Verhinderung von Versicherungsbetrug
3.3.1 Vertragsgestaltung
4 Kritische Betrachtung der Methoden zur Betrugsabwehr
5 Fazit und Ausblick
Anhangverzeichnis
Literaturverzeichnis
- Arbeit zitieren
- Marcel Kiesé (Autor:in), 2016, Versicherungsbetrug in der Sachversicherung, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/432087