Das Schloss Versailles liegt etwa 20 Kilometer westlich von Paris und wurde ursprünglich als Jagdschloss für Ludwig XIII., von 1610-1643 König Frankreichs, errichtet. Versailles war einst ein Bauerndorf gewesen, im Dorf befanden sich im 17. Jahrhundert lediglich ein verfallenes Schloss und eine Mühle, viele der Ländereien des Ortes waren im Besitz der Familie Gondi. Da Ludwig oft zum Jagen dort war, ließ er statt der Mühle ein kleines Jagdhaus errichten, welches aufgrund seiner geringen Größe von vielen Adeligen verspottet wurde. Daraufhin erwarb der König Land der Familie Gondi und ließ das Jagdhaus mithilfe von Philibert Le Roy zu einem dreiflügeligen, frühbarocken Jagdschloss erweitern, das den Kern des heutigen Schlosses im Corp de Logis bildet.
Nach dem Tod seines Vaters erbte Ludwig XIV. das Schloss, hauptsächlich diente es ihm als Sommersitz/Stätte für Hoffeste und als Lustschloss und entschied sich schließlich zum Ausbau. Ludwig weigerte sich, das alte Schloss seines Vaters aufzugeben, daher wurde dieses in umfangreichen Baumaßnahmen „ummantelt“ und in das neue Schloss integriert. Der schrittweise Umbau des Schlosses fand in mehreren Bauphasen ab 1661 statt. Als Architekten sind Philibert Le Roy und Louis Le Vau zu nennen, die Gartenanlage geht auf André Le Nôtre zurück und Charles Lebrun war vom König mit der Gestaltung der Innenräume beauftragt. Heute umfasst das gesamte Gelände des Schlosses eine Fläche von etwa 800 Hektar, zählt zum Kulturerbe der Unesco und ist ein beliebtes Ziel für Touristen.
Die Arbeit konzentriert sich hauptsächlich auf die Beschreibung der Stadt- und Gartenfassaden, der Spiegelgalerie und der Kapelle, alle in ihrem Zustand gegen Ende der Umbauten durch Ludwig XIV., und wird zusätzlich die wichtigsten Räume des Corp de Logis nennen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einführung
2. Die Bauphasen
1) Das ursprüngliche Schloss von Ludwig III
2) Erste Erweiterung unter Ludwig XIV
3) Zweite Erweiterung unter Ludwig
4) Dritte Erweiterung unter Ludwig XIV ab 1678
3. Der entgültige Zustand des Schlosses unter Ludwig XIV.
1) Baubeschreibung
2) Die Innenräume des Schlosses
3) Die Schlosskapelle von Versailles
4) Der Garten des Schlosses
5) Fazit
4. Abbildungsteil
Abb.l: Gesamtplan der Stadt Versailles
Abb.2: Ansicht auf das Schloss vom Königshof aus
Abb.3: Frontalansicht der Gartenfassade
Abb.4: Blick auf die Spiegelgalerie in Richtung des Friedenssaals
Abb.5: die verschiedenen Bauphasen nach Architekten farbig markiert
Abb.6: Das Bett Ludwigs, Schauplatz des Cocher et Lever
Abb.7: Übersicht der Zimmer im Corp de Logis, erstes Stockwerk
Abb.8: Innenraum der Schlosskapelle von der Empore aus betrachtet
5. Verzeichnisse
1) Literaturverzeichnis
2) Verzeichnis benutzter Internetseiten
3) Abbildungsverzeichnis
1. Einführung
״Versailles lockt die Menge. Das Schloss ist die Zusammenfassung von antiker und moderner Zivilisation, das Symbol des Humanismus und das Vorbild für eine Lebenskust. Versailles stellt das Universellste in unserem Erbgut dar, es entzückt die Sinne, es erfüllt den Geist, es adelt die Menschen, die willig auf das horchen, was es sie lehrt."[1]
Das Schloss Versailles liegt etwa 20 Kilometer westlich Paris und wurde ursprünglich als Jagdschloss für Ludwig XIII., von 1610-1643 König Frankreichs, errichtet.
Versailles war einst ein Bauerndorf gewesen, im Dorf befanden sich im 17. Jahrhundert lediglich ein verfallenes Schloss und eine Mühle, viele der Ländereien des Ortes waren im Besitz der Familie Gondi.[2]
Da Ludwig XIII. oft zum Jagen dort war, ließ er statt der Mühle ein kleines Jagdhaus errichten, welches aufgrund seiner geringen Größe von vielen Adeligen verspottet wurde.
Daraufhin erwarb der König Land der Familie Gond¡ und ließ das Jagdhaus mithilfe von Philibert Le Roy zu einem dreiflügeligen, frühbarocken Jagdschloss erweitern, das den Kern des heutigen Schlosses im Corp de Logis bildet.
Nach dem Tod seines Vaters erbte Ludwig XIV. das Schloss, hauptsächlich diente es ihm als Sommersitz/Stätte für Hoffeste und als Lustschloss und entschied sich schließlich zum Ausbau. Ludwig weigerte sich, das alte Schloss seines Vaters aufzugeben, daher wurde dieses in umfangreichen Baumaßnahmen ״ummantelt" und in das neue Schloss integriert. Der schrittweise Umbau des Schlosses fand in mehreren Bauphasen ab 1661 statt.
Als Architekten sind Philibert Le Roy und Louis Le Vau zu nennen, die Gartenanlage geht auf André Le Nôtre zurück und Charles Lebrun war vom König mit der Gestaltung der Innenräume beauftragt.
Heute umfasst das gesamte Gelände des Schlosses eine Fläche von etwa 800 Hektar[3], zählt zum Kulturerbe der Unesco und ist ein beliebtes Ziel für Touristen.
Da das Schloss zu umfangreich für eine fünfseitige Baubeschreibung ist, werde ich mich im Folgenden hauptsächlich auf die Beschreibung der Stadt- und Gartenfassaden, der Spiegelgalerie und der Kapelle, alle in ihrem Zustand gegen Ende der Umbauten durch Ludwig XIV, konzentrieren sowie die wichtigsten Räume des Corp de Logis nennen.
2. Die Bauphasen
2.1 Das ursprüngliche Schloss von Ludwig III
Das[4] ursprüngliche Schloss, das Jagdschloss Ludwigs III, wurde mithilfe des Architekten Philibert Le Roy zwischen 1631 und 1634 errichtet. Es bestand aus einem Hauptteil und zwei niedrigeren, vorspringenden Seitenflügeln, zwischen denen sich eine Mauer mit Portal befand, welche den Hof begrenzte. An den Außenmauern lief ein Graben entlang, es gb Terassen zwischen Graben und Mauer und basteiartige Vorsprünge an den vier Eckpunkten des Grabens. Im Zuge einer schrittweisen Umgestaltung wurden der Hauptbau verlängert und verbreitert, die Firste der Flügel aufgestockt, um eine einheitliche Firsthöhe zu erreichen, an die Trakte wurden Pavillons angefügt, anstelle der Bastionen der Terasse wurden vier Eckpavillons errichtet und ein Portikus mit Arkaden ersetzte die den Hof abschließende Mauer.
Das Mauerwerk wurde aus Naturstein und Ziegeln errichtet, was einen interessanten Farbkontrast bildet. Zur Dekoration wurden dorische Eckpilaster und Zierplatten aus Sandstein auf den Mauerpfeilern angebracht.
Auch im Inneren des Schlosses gab es Änderungen; die Räume im Hauptbau, in denen sich die königlichen Gemächer befanden, wurden als Enfilade angeordnet.
Stilistisch ist das Schloss dem frühen französischem Barock zuzuordnen.
2.2 Erste Erweiterung unter Ludwig XIV
Nach dem Tod seines Vaters erbt Ludwig XIV das Jagdschloss und nutzt es zunächst nur als Lustschloss und Sommerresidenz, entscheidet sich dann aber, es umbauen zu lassen, um sich eine zeitgemäße Residenz zu errichten. Er beauftragt Louis Le Vau als Architekten und André Le Nôtre mit der Gestaltung der Gartenanlage.
Im Rahmen der ersten Erweiterung unter Ludwig XIV wurden ab 1661 Rohbauten vor dem alten Schloss errichtet: zwei parallele Seitenflügel, die den Vorhof bilden.
Der Verlauf des Grabens wurde korrigiert, um eine quadratische Form zu erlangen.
An den Ecken des Hofes wurden zwei kuppelbekrönte Türmchen angebracht.
Als zusätzliche Raumverbindung zur Enfilade wurde das erste Stockwerk mit einem Balkon umbaut. Erstmals werden nun Gemächer für die Königin errichtet. Dabei wird die traditionelle Zweiteilung angewandt; die Mitteltreppe wurde durch zwei symmetrische Treppen ersetzt und die Appartements der Königin befinden sich nun spiegelbildlich zu denen des Königs.
2.3 Zweite Erweiterung unter Ludwig
Die zweite Erweiterung unter Ludwig XIV beginnt 1668.
Da der König das alte Schloss seines Vaters um jeden Preis erhalten möchte, wird dieses ummantelt, statt ersetzt. Dazu erhält das Schloss den sogenannten ״enveloppé", wobei nur die Fassaden zum Hof hin sichtbar bleiben.
Die Seitengebäude wurden ausgebaut und mit dem Hauptgebäude verbunden, nun ensteht ein hufeisenförmiger Grundriss mit zwei Vorsprüngen und zwei Haupthöfen, der Graben verschwindet. Vor dem Schloss wurden Pavillons, Wohngebäude für die Minister, errichtet, die nun einen dritten, größeren Hof, den Ministerhof, begrenzen. Der 1. Hof wird mit Marmorplatten ausgelegt und sein
Niveau wird angehoben, er erhält seinen Namen: Marmorhof.
Im Erdgeschoss, in der Mitte des Hauptgebäudes, wurde eine Galerie mit daraufliegender Terasse errichtet, die zwischen den königlichen Appartements im ersten Stock lag. Die Galerie bestand zunächst nur aus einem zum Park hin offenem Säulengang, in dessen Arkaden keine Türen sondern nur Gitter waren, und war an den alten Baukörper gebaut, an anderen Stellen der Ummantelung waren das Jagdschloss und der ״enveloppé" nicht miteinander verbunden.
Die Terasse trennte die Zimmer der Königin und des Königs eher, als dass sie sie miteinander verband, daher wurde später hier die Spiegelgalerie errichtet.
Außerdem werden die Kuppeltürmchen durch schmiedeeiserne Volieren ersetzt und ein Becken im Hof angelegt.
Im Inneren des Schlosses wurden in den Appartements nun mehrseitige Raumverbindungen geschaffen statt der Enfilade entlang der Mittelachse.
Im Übrigen wurde an der Innenausstattung der Appartements und der Anlage der Gärten weitergearbeitet.
2.4 Dritte Erweiterung unter Ludwig XIV ab 1678
Jules Hardouin-Mansart löst nun Louis Le Vau als Architekten ab.
Im Zuge der dritten Erweiterung unter Ludwig XIV ab 1678 wurden zunächst die Pavillons der Minister zu zwei Flügeln, den Ministerflügeln, ausgebaut.
Auf der Querachse des Schlosses wurden Nord- und Südflügel errichtet. Diese bestehen aus je zwei langen parallelen Gebäuden, die miteinander über unzählige kleine Lichthöfe verbunden sind.
Der Nordflügel nimmt schließlich die vierte und entgülige Kapelle des Schlosses auf, deren Bauarbeiten durch einen Krieg unterbrochen und erst zehn Jahre später wiederaufgenommen werden.
Die Gartenfassade wurde durch den Bau der Spiegelgalerie anstelle der Terasse zwischen dem Saal des Friedens und dem Saal des Krieges verändert, ihre Fenster wurden an die neuen Proportionen angepasst.
Die Fenster werden zu Rundbogenfenstern (im ersten Stock) umgebaut, dieses Motiv wiederholt sich auch im Inneren: Die Spiegelgalerie und der Mittelsaal werden durch rundbogige Arkaden verbunden. Im Erdgeschoss werden in die Segmentbögen der Arkaden Glastüren eingesetzt.
Die Mittelpavillons werden aufgestockt, um eine größere Raumhöhe des Mittlsaals zu erreichen. Dabei ist zu erwähnen, dass sich eine Scheinetage über dem Saal befindet, genuso wie über der Spiegelgalerie und der ihr angrenzenden Säle des Friedens/Krieges.
Diese Etage tritt nach außen als Attikageschoss auf, in Wirklichkeit liegt hinter ihren Fenstern jedoch nur das Gebälk des Holzgewölbes.
An der Stadtfassade wird der in der Mitte liegende Pavillon von zwei großen Pilastern eingerahmt und mit einer Skulpturengruppe bekrönt.
Die Volieren werden entfernt, an ihre Stelle treten weitere Fenterfelder. Die darüberliegenden Lukarnen werden durch hochliegende Rundfenster ersetzt, die Lukarnen der Seitenflügel des alten Schlosses werden beibehalten.
Die Flachdächer erhalten nun das hohe Mansarddach. Die Balustrade, die dort entlang läuft, wird auf die ganze Fassade erweitert.
3. Der enteültiee Zustand des Schlosses unter Ludwig XIV.
3.1 Baubeschreibung
Die Gesamtanlage des Schlosses ist nicht nur wegen ihrer beachtlichen Größe, sondern auch aufgrund ihrer durchdachten Gestaltung bewundernswert.
Die Hauptachse des Schlosses ist gleichzeitig die der Stadt Versailles, welche sich in ihrer Entwicklung dem Schloss angepasst. Diese Hauptachse fächert vom Schloss zur Stadt hin in drei große Straßen auseinander und ist zusätzlich durch quer verlaufende Nebenachsen unterteilt.
Auch in der Gartenanlage des Schlosses sind die Wege geordnet. Immer wieder treffen sich mehrere Alleen sternförmig und laufen dann gerade weiter. Im Gegensatz zur sehr symmetrisch angelegten Stadtseite wirkt hier alles auf den ersten Blick eher durcheinander und wie zufällig, jedoch entstehen immer wieder geometrische Formen durch die konsequent diagonale Anordnung der Wege. Einen Bruch der Diagonalen bildet das große Wasserbecken der Anlage, der Grand Canal, welcher kreuzförmig die Hauptachsen wiederaufnimmt.[5]
Außerdem ist die gesamte Anlage mit ihrer Längsachse von Ost nach West ausgerichtet, was bewirkt, dass die Sonne im Hof auf- und im Garten untergeht.
All dies unterstützt die beeindruckende Wirkung des Schlosses.
Wenn man sich dem Schloss von der Stadtseite aus nähert, überquert man zunächst den Ministerhof, den Königshof und schließlich den Marmorhof. Zum Schloss hin verengen sich diese Höfe immer mehr, zudem ist das Niveau des Marmorhofs um etwa drei Stufen angehoben, dies symbolisiert, wie der Besucher sich zum höhergestellten König begibt. Die Seitengebäude der Dreiflügelanlage wirken, ״als Strecke [Ludwig] den Besuchern die Arme entgegen"[6].[7] Zu Ludwigs Zeit befanden sich außerdem noch Gittertore zwischen den einzelnen Höfen, da nicht jedem das Schloss zugänglich war. Nun gelangt man an den Haupteingang des Schlosses, dem der Stadt zugewandten Teil, der sich von der Gestaltung her sehr mit dem der Ummantelung unterscheidet.
Die Stadtfassade besteht aus mehreren Einzelgebäuden, erst bei näherer Betrachtung sieht man, dass sie ein zusammenhängendes Ganzes bilden. Sie folgt dem Stil des ehemaligen Jagdschlosses, dem frühen französischen Barock entsprechend. Die Fassade besteht aus rotem Backstein, welcher durch Sandsteinelemente gegliedert und verziert ist.
Die Mansarddächer an der Stadtseite und ihre vergoldeten Dachfirste sind deutlich sichtbar und umrandet durch eine Balustrade. Antikisierende Büsten schmücken die Pilaster zwischen den Fenstern.
In der Mitte trägt ein Portikus mit acht Säulen aus rotem, französischem Marmor[8] auf Postamenten einen Balkon mit schmiedeeisernem Geländer.
Im ersten Geschoss finden sich große, rundbogige Glastüren, jede mit einem französischen Balkon, dessen Geländer eine vergoldete Sonne trägt. Die Glastüren im Untergeschoss sind rechteckig, genau wie die oberhalb des Balkons. Auffällig ist außerdem die aufwändige Gestaltung des Bodens; die Platten aus dunklem und hellen Marmor wurden in einem exakten symmetrischen Muster verlegt.
Insgesamt wirkt die Stadtfassade durch ihre reichlichen Verzierungen, die aufwändige und detaillierte Verarbeitung und die besonderen Materialien wie Marmor sehr pompös und repräsentativ.
Dazu bildet die Gartenfassade einen deutlichen Kontrast: Sie ist im klassizistischen Barock gehalten und rein aus Sandstein, sie fasst die Gebäudeteile zu einem einheitlichen Ganzen zusammen.
Ihre enorme Breite von 680m wird durch die dominierenden, horizontalen Linien noch mehr betont.[9]
Auf dieser Seite des Schlosses gibt es keine Mansard-, sondern hinter einer Balustrade verborgene Flachdächer. Diese Balustrade ist zusätzlich mit Vasen und Trophäendarstellungen verziert.
Von Außen sind hier drei Stockwerke sichtbar. Das untere hat segmentbogenförmige Arkaden, das mittlere rundbogige, deutlich höhere und hat zusätzlich eine umlaufende Balustrade. Das obere Stockwerk hat deutlich kleinere, rechteckige Fenster und sieht für den Betrachter wie ein Attkikageschoss aus, ist jedoch nur eine Scheinetage, die das Gebälk des Gewölbes über der Spiegelgalerie verbirgt.
Zusätzlich zu der Balustrade des ersten Geschosses ist dessen Fassade durch ionische Pilaster, Reliefs und Masken an den Schlusssteinen der Arkaden geschmückt. Der Mittelrisalit bietet Platz für einen Altan im ersten Stock, dessen Dach von sechs korinthischen Säulen (Doppelsäulen) getragen und von ebenso vielen Statuen bekrönt wird.
Links und recht des Mittelrisalits findet sich je ein weiterer, etwas kleinere Risalit mit derselben Gestaltung (jedoch nur vier Säulen und vier Statuen), welcher die streng horizontale Gliederung der Gartenfassade auflockert.[10]
Diese besondere Gestaltung der ersten Etage, sowohl an der Garten. Als auch an der Stadtfassade, zeigt ihre Bedeutung als Beletage, hinter ihr befinden sich die repräsentativen Paradezimmer und die königlichen Appartements.
Alles in allem wirkt die Gartenfassade durch ihre einheitliche, hell farbige Oberfläche zurückhaltender als die Stadtfassade, durch ihre enorme Größe und Symmetrie aber trotzdem monumental.
3.2 Die Innenräume des Schlosses
Hinter[11] den großen Fenstern des Mittelteils der Gartenfassade befindet sich Versailles' berühmtester Raum: die Spiegelgalerie/Ia Galerie des Glaces. Sie bildet die Verbindung zwischen dem Saal des Friedens (der Königin zugeordnet) und dem Saal des Krieges (dem König zugeordnet). Die Länge der Galerie beträgt 73 Meter, auf denen sich 17 Fenster verteilen. Das, was die Spiegelgalerie so besonders macht, sind ihre 357 Spiegelflächen, die durch ihre durchdachte Position den Raum und den Garten optisch erweitern und das einfallende Licht verteilen. Die Spiegelflächen sind so angebracht, dass sich die Außenwand mit ihren Arkaden und Pilastern und die Innenwand, die ihr nachgeahmt ist, perfekt ergänzen. Gegenüber eines jeden Fensters der Spiegelgalerie befindet sich dessen Pendant an der Innenwand: ein Arkadenbogen, umfasst von zwei flachen, marmornen Pilastern mit vergoldetem Sockel und vergoldeten korinthischen Kapitellen, statt einer Glastür befinden sich jedoch Spiegelflächen unter dem Bogen.
Auch die Innenausstattung Ist so pompös und aufwendig, wie die architektonische Gestaltung: es befinden sich zahlreiche, teils vergoldete Statuen sowie Kristallleuchter als Schmuck in der Galerie. Das die Galerie überdeckende Tonnengewölbe bietet Fläche für die 30 stuckumfassten Deckengemälde, die zur Verherrlichung Ludwigs dienen.
Die In Versailles verwendeten Baumaterialien spielen eine große Rolle für das Verständnis der Gestaltung.
Am eindrucksvollsten Ist wahrscheinlich das hier großflächig verwendete Spiegelglas, welches In solchen Größen und Mengen zu Ludwigs Zeit nur schwer und kostenintensiv herzustellen war, sowie die reichlichen Verzierungen aus Gold, Marmor und Kristall.
Genutzt wurde die Spiegelgalerie als Fest- und Thronsaal, und hauptsächlich zum Antreffen des Königs. Wer am Hof auf eine höhere Position hoffte, wartete hier auf seine Chance, Kontakt mit Ludwig zu haben und so seine Stellung am Hof zu verbessern.
Am linken Ende der Spiegelgalerie befindet sich der Saal des Krieges (La Salle de la Guerre), welcher dem König zugeordnet ist und das Pendant zum Saal des Friedens (Salle de la Paix) am gegenüberliegenden Ende der Spiegelgalerie bildet, über seine gesamte Wandlänge von 120 Metern beherbergt er eine Schlachtengalerie, die 14 Jahrhunderte französischer Geschichte zeigt. Ein großes Relief im Saal des Krieges zeigt Ludwig Im Mittelpunkt in stolzer Pose, verwundete Feinde liegen am Boden und Engel beschützen Ihn. Dieses Relief ist nur eines vieler Mittel In Versailles, das dazu dient Ludwig bzw. den Sonnengott Apollon, mit dem sich Ludwig identifiziert, zu verherrlichen.
Das Königszimmer (๒ Grande Antichambre du Rol) Ist das königliche Schlafzimmer und liegt hinter der Spiegelgalerie. Es ist zur Sonne ausgerichtet und bildet eine gerade Linie zum Apollonbecken, was wieder auf die Identifizierung Ludwigs mit Apollon verweist. Das Bett des Königs ist vergoldet, um seinen Reichtum zu demonstrieren, denn nicht nur Ludwig hielt sich In seinem Schlafzimmer auf, sondern die höchstgestellten Mitglieder des Hofes ebenso.
Hier fand das berühmte Ritual des ״Lever et Coucher" statt, des ״Aufstehens und Hlnlegens" des Königs.[12]
Jeden Morgen wurde er nach dem Aufwachen von seiner Gefolgschaft bekleidet und jeden Abend wieder zu Bett gebracht. Was uns wie ein Eingriff In die Privatsphäre erscheint, wurde von Ludwig bewusst zelebriert, da es Ihn zum alleinigen Mittelpunkt des Hofes machte; so wie man Tag und Nacht nach der Sonne maß, richtete sich das Hofleben nach Ludwig. Dabei galt, je höher der Rang am Hof, desto näher Stand man dem König auch physisch und desto mehr Privilegien hatte man während des Rituals.
Hinter dem Saal des Krieges befindet sich das Apollonzimmer (Salon d'Apollon), welcher als Thronsaal fungierte. Es ist Apollon gewidmet und daher mit vielen Deckengemälden aus der antiken Mythologie mit Apollon verziert, über dem Kamin hängt das berühmte Gemälde von Hyacinthe Rlgaud, das Ludwig zeigt.
Insgesamt ist der Raum mit viel Gold, rotem Samt und Marmor bestückt.
[...]
[1] Aus: Nimier, Roger, Versailles, Hieronim¡, Bonn 1978, S.27 z.29-34, Vorwort von Pierre Gaxotte
[2] Vgl. Pérouse de Montclos, Jean-Marie und Polidor¡, Robert, Versailles, Könemann, Köln 1996, s. 24f.
[3] Vgl: Nimier, Roger, Versailles, Hieronim¡, Bonn 1978, S.29
[4] Siehe Abb.5: die verschiedenen Bauphasen nach Architekten farbig markiert als Veranschaulichung
[5] Siehe Abb.l: Gesamtplan der Stadt Versailles
[6] Aus: Nimier, Roger, Versailles, Hieronimi, Bonn 1978, s. 6, Vorwort von Pierre Gaxotte
[7] Siehe Abb.2: Ansicht auf das Schloss vom Königshof aus
[8] Siehe: Marie, Alfred und Marie, Jeanne, Mansart et Robert de Cotte, aus: Versailles aux temps de Louis XIV / Alfred et Jeanne Marie, Imprimerie Nationale, Paris 1976, S.27
[9] Siehe Abb.3: Frontalansicht der Gartenfassade
[10] Vgl: Gaehtgens, Thomas w., Versailles als Nationaldenkmal - die Galerie des Batailles im Musée historique von LouisPhilippe, Frölich&Kaufmann, Antwerpen/Mercatorfonds 1985, s. 19
[11] Siehe Abb.6: Übersicht der Zimmer im Corp de Logis, erstes Stockwerk
[12] Siehe Abb.7: Das Bett Ludwigs, Schauplatz des Cocher et Lever