Die Tierknochenreste (252 + 64 Teile) aus Ausgrabungen im östlichen Teil der Michaelis-Straße im mittelalterlichen jüdischen Viertel Erfurt (Stätte 252) aus dem 11. bis 17. Jahrhundert werden beschrieben und analysiert.
Zu den identifizierbaren Knochenresten gehören die geschlachteten Tiere und die Wildtiere Schwein, Ferkel, Schaf und / oder Ziege, Lamm, Rind, Kalb, Pferd, Hirsch, Elch, Gans, Ente, Huhn und Teichfrosch. Eine kurze Übersicht über die jüdischen Speisegesetze wird gegeben. Eine Clusteranalyse versucht den früheren Kolonisationsverlauf des Quartals zu rekonstruieren.
Die in großen Teilen intakte mittelalterliche Altstadt von Erfurt beherbergt einmalige bauliche Zeugnisse der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde seit dem ausgehenden 11. über die Mitte des 14. Jahrhunderts, bis in die frühe Neuzeit. Bekannt wurden weiterhin weltweit einzigartige Objekte und Gebrauchsgegenstände, die das jüdische Gemeinde- und Alltagsleben und auch die Koexistenz von Juden und Christen illustrieren.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- JÜDISCHE SPEISEGESETZE
- BEURTEILUNG DER TIERKNOCHENRESTE AUS SICHT DER SPEISEGESETZE
- Koschere Tiere/ keine Fastenspeise
- Treife Tiere, keine Fastenspeise
- Treifes Tier, aber Fastenspeise
- DANKSAGUNG
- LITERATUR
- Anhang 1: Datenmatrix zur Abundanzanalyse
- Anhang 2: Verteilung der FWK-Indikatoren
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Studie analysiert Tierknochenreste aus dem mittelalterlichen jüdischen Viertel in Erfurt, um Einblicke in die Nahrungsgewohnheiten und das Leben der jüdischen Gemeinde zu gewinnen. Besonderes Augenmerk liegt auf der Frage, ob die Funde mit den jüdischen Speisegesetzen (Kaschrut) in Einklang stehen.
- Archäozoologische Analyse von Tierknochenresten
- Rekonstruktion der Nahrungsgewohnheiten im mittelalterlichen jüdischen Viertel Erfurt
- Zusammenhang zwischen Funden und jüdischen Speisegesetzen
- Anwendung von Clusteranalyse zur Rekonstruktion der Kolonisationsgeschichte
- Interdisziplinärer Ansatz zur Untersuchung der jüdischen Kultur im Mittelalter
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Kontext der Studie vor, indem sie die Bedeutung des mittelalterlichen jüdischen Viertels in Erfurt und die Bedeutung der archäozoologischen Analyse für das Verständnis der Lebensweise der jüdischen Gemeinde hervorhebt. Das zweite Kapitel befasst sich mit den jüdischen Speisegesetzen (Kaschrut), ihrer historischen Entwicklung und ihren Begründungen. Es werden die wichtigsten Kategorien koscherer und treifer Tiere sowie die Regeln der Schächtung und der rituellen Fleischbeschau erläutert. Das dritte Kapitel analysiert die Tierknochenfunde aus Sicht der Speisegesetze. Es wird untersucht, welche Tierarten koscher waren und welche nicht. Die Kapitel behandeln die Funde von koscheren und treifen Tieren, wobei die verschiedenen Kategorien der Speisegesetze im Detail erläutert werden. Die Studie untersucht den Zusammenhang zwischen Funden und jüdischen Speisegesetzen, wobei besondere Aufmerksamkeit auf das Verhältnis zwischen religiösen Vorschriften und den tatsächlichen Nahrungsgewohnheiten gelegt wird.
Schlüsselwörter
Interpretierende Anthropologie, archäozoologische Analyse, Jüdisches Viertel Erfurt, Standort 252, Thüringen, Mittelalter, 11. bis 17. Jahrhundert, Kaschrut, koschere Tiere, treife Tiere, Schächtung, Fleischbeschau.
- Arbeit zitieren
- Dr. Hans-Volker Karl (Autor:in), Dr. Dr. Gottfried Tichy (Autor:in), 2010, Die Widerspiegelung von Speisegesetzen in Tierknochenresten des mittelalterlichen jüdischen Quartiers in Erfurt, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/429974