In dieser Arbeit sollen die Gleichnisse des Senfkorns (Mt 13,31-32) und das Gleichnis vom Sauerteig (Mt 13,33) interpretiert und aufeinander bezogen werden. Beide zusammen gelten als ein Doppelgleichnis, das den Kontrast vom kleinen Anfang und des großen Endes darstellt. Hierfür wird methodisch der Perikopenumfang bestimmt, die Gliederung des Textes erarbeitet, Umweltbezüge hergestellt, Leitworte lokalisiert und geklärt, sowie Akteure der Handlungen bestimmt, Bildfelder und das Geschehen analysiert und die Pointe ermittelt.
Die Gleichnisse Jesu sind faszinierende, rhetorische und vor allem theologische Texte mit großer Aussagekraft. Jesus hat in vielen Gleichnissen geredet und damit versucht seinen Zuhören etwas mitzuteilen. Hierzu wird etwas bildlich dargestellt, aber nicht explizit benannt - trotzdem waren sie so formuliert, dass sie jeder verstehen konnte.
Das geschilderte alltägliche Leben war also Anknüpfungspunkt für Jesus, um die Gottesherrschaft zu verkünden, wofür die damaligen Alltagserfahrungen und Lebenswelten eingebaut wurden. Er wollte, dass Menschen verstehen, was er ihnen über Gott und Gottes Reich erzählte. Gleichnisse vermitteln also, wie Gott ist oder reflektieren das eigenes Verhalten.
Gleichnisse sind also meist kürzere Texte mit erzählendem Charakter, welche zwei Ebenen aufweisen. Einerseits die Bildebene, also die konkret erzähle Geschichte und die Sachebene, auf der man den Inhalt und die Intention erschließen kann. Beide Ebenen lassen sich also aufeinander beziehen und schneiden sich in einem Vergleichspunkt.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Der Text
3. Textklärung
3.1. Perikopenumfang
3.2. Gliederung des Textes
3.2.1. Das Gleichnis vom Senfkorn
3.2.2. Das Gleichnis vom Sauerteig
4. Bildspendender Bereich
4.1. Das Gleichnis vom Senfkorn
4.2. Das Gleichnis vom Sauerteig
5. Bildempfangender Bereich
6. Textgeschichte und Grundsatzüberlegungen
7. Fazit
8. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Das Senfkorn - ziemlich klein und unscheinbar - und doch so bedeutend und einflussreich für Jesus.
Die Gleichnisse Jesu sind faszinierende, rhetorische und vor allem theologische Texte mit großer Aussagekraft. Jesus hat in vielen Gleichnissen geredet und damit versucht seinen Zuhören etwas mitzuteilen. Hierzu wird etwas bildlich dargestellt, aber nicht explizit benannt - trotzdem waren sie so formuliert, dass sie jeder verstehen konnte.
Das geschilderte alltägliche Leben war also Anknüpfungspunkt für Jesus, um die Gottesherrschaft zu verkünden, wofür die damaligen Alltagserfahrungen und Lebenswelten eingebaut wurden. Er wollte, dass Menschen verstehen, was er ihnen über Gott und Gottes Reich erzählte. Gleichnisse vermitteln also, wie Gott ist oder reflektieren das eigenes Verhalten.
Gleichnisse sind also meist kürzere Texte mit erzählendem Charakter, welche zwei Ebenen aufweisen. Einerseits die Bildebene, also die konkret erzähle Geschichte und die Sachebene, auf der man den Inhalt und die Intention erschließen kann. Beide Ebenen lassen sich also aufeinander beziehen und schneiden sich in einem Vergleichspunkt (vgl. Zerbe, 2010, S. 2).
In der vorliegenden Arbeit sollen die Gleichnisse des Senfkorns (Mt 13,31-32) und das Gleichnis vom Sauerteig (Mt 13,33) interpretiert und aufeinander bezogen werden. Beide zusammen gelten als ein Doppelgleichnis, dass den Kontrast vom kleinen Anfang und des großen Endes darstellen.
Hierfür wird methodisch der Perikopenumfang bestimmt, die Gliederung des Textes erarbeitet, Umweltbezüge hergestellt, Leitworte lokalisiert und geklärt, sowie Akteure der Handlungen bestimmt, Bildfelder und das Geschehen analysiert und die Pointe ermittelt.
2. Der Text
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Für die Erarbeitung der beiden Gleichnisse ist es von entscheidender Bedeutung einen Vergleich der Übersetzungen zu ziehen, um die bestmögliche Arbeit am Text zu gewährleisten. Hierfür wurden die Elberfelder, die Zürcher und die Lutherbibel miteinander verglichen. In der Tabelle sind die Unterschiede markiert und machen deutlich, dass die Elberfelder die wenigsten Abweichungen aufweist. Darüberhinaus ist sie auch am leichtesten verständlich. Lediglich der Begriff Reich der Himmel und „Himmelreich“ unterscheiden sich. Das hebräische Wort für Himmel steht allerdings im griechischen immer im Plural. Deshalb wird in der folgenden Arbeit mit der Elberfelderübersetzung gearbeitet.
3. Textklärung
3.1. Perikopenumfang
Die beiden Gleichnisse sind innerhalb des Matthäusevangeliums verortet und finden ihren Platz in der so genannten Gleichnisrede in Kapitel 13. Eingegrenzt werden sie durch andere, wie zum Beispiel das Gleichnis vom Sämann (Mt 13, 1-9), vom Unkraut (Mt 13, 24-30), von dem Schatz und der Perle (Mt 13, 44-46) und dem Gleichnis des Fischernetzes (Mt 13,47-52).
Die Rahmenhandlung verdeutlicht die gesamte Erzählung: Jesus begibt sich an den See, woraufhin sich eine große Menschenmenge um ihn versammelt und er zu sprechen beginnt. Jesus Absicht liegt darin begründet, den Sinn von Gleichnissen näher zu bringen und das Himmelreich zu verdeutlichen.
Die behandelte Textstelle (Mt 13,31-33) lässt sich in zwei eigenständige Perikopen gliedern. Das Gleichnis vom Senfkorn umfasst die Verse 31-32 und wird durch die Formel „Ein anderes Gleichnis legte er ihnen vor und sprach“ eingeleitet.
Die zweite Perikope bzw. die eigentliche Verkündung des Himmelreichs des zweiten Gleichnisses umfasst Vers 33. Hier benutzt er eine ähnliche Formel: „Ein anderes Gleichnis redete er zu ihnen.“
3.2. Gliederung des Textes
3.2.1. Das Gleichnis vom Senfkorn
Das Gleichnis vom Senfkorn beginnt in Vers 31b, nachdem die einleitenden Worte beschreiben, dass Jesus im Folgenden ein anderes Gleichnis erzählen wird. Demzufolge kann man schlussfolgern, dass sich das Gleichnis vom Senfkorn an ein weiteres reiht - nämlich dem Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen. Auch hier geht es um eine Saatgeschichte und um das Mitteilen des Reich Gottes.
Das Gleichnis endet nach Vers 32c, nachdem Jesus bildlich den schnellen Wachstum des Senfkornes geschildert hat, welcher dann Niststätte für Vögel ist - also sozusagen groß genug, um darin etwas zu beheimaten.
31a Das Gleichnis beginnt damit, dass Jesus seinen Zuhörern ein anderes Gleichnis schildern möchte.
31b Er beginnt die Erzählung mit einer Einleitungsformel, die im gleichen Zuge einen Vergleich darstellt. Auch hier beginnt er damit das Himmelreich in ein Verhältnis zu setzen. Er setzt das Himmelreich mit einem Senfkorn gleich.
31c Daraufhin beschreibt er die Aussaat des Senfkornes durch einen Menschen - in anderen Bibelübersetzungen wird an dieser Stelle ein Mann beschrieben, was für die Intention aber unerheblich ist.
32a Die Besonderheit des Senfkornes liegt darin, dass es die kleinste Art von Samen ist, die es gibt. Dieses Merkmal ist wichtig, um den Sinn richtig deuten zu können und ein Spannungsverhältnis zum nächsten Abschnitt herzustellen. Jesus beschreibt dementsprechend den ganz kleinen Beginn.
32b Das Senfkorn, so klein es war, wächst nämlich zu einem Baum heran, welches größer, als alle anderen Kräuter ist. Hier beschreibt er das erstaunliche Wachstum. 32c Dieses Wachstum, aus einem sehr kleinen Korn, ist so bemerkenswert, dass es sogar den Nutzen des großen Baumes als Lebensraum illustriert.
Der Spannungsbogen des ersten Gleichnisses beginnt direkt nach dessen Einleitung. Hier wird ein klarer, aber bewusster Widerspruch erzeugt - also Spannung aufgebaut. Das kleine und mickrig wirkende Senfkorn wird hier nämlich mit dem großen, imposanten, endlosen und starken Himmelreich verglichen. Lässt man die Geschichte hier enden, so würde der Zuhörer bzw. Leser nicht erkennen, wie das Himmelreich in Wirklichkeit ist. Es kann also die Frage gestellt werden, warum hier ein Vergleich zwischen Senfkorn und Himmelreich gezogen wird und worin sich die Gemeinsamkeiten der beiden Dinge begründen lassen. Im Vers 32 wird dann aber der Widerspruch aufgeklärt und die fragwürdige Situation und die Angemessenheit dieses Vergleichs kommt zum Tragen. Jesus begründet ihn mit dem großen Wachstum des Baumes. Die Spannung wird also abgebaut, indem die Frage, die sich der Leser stellt, beantwortet wird.
3.2.2. Das Gleichnis vom Sauerteig
Das Gleichnis vom Sauerteig beginnt in Vers 33b, nachdem in Vers 33a darauf aufmerksam gemacht wurde, dass nun ein weiteres Gleichnis folgen wird. In 33c geht es dann, um das eigentliche Mischen des Sauerteiges unter das Mehl.
33a Das Gleichnis beginnt auch hier damit, dass Jesus auf ein weiterer Gleichnis verweist.
33b Auch hier beginnt er den Vergleich mit dem Himmelreich, welches einem Sauerteig gleicht.
33c Im Folgenden schildert Jesus, dass eine Frau drei Maß Mehl nahm und diese mit dem Sauerteig vermenge, bis alles durchsäuert war.
Der Spannungsbogen dieser Erzählung verläuft ähnlich, wie im vorher beschriebenen Gleichnis. Der Vergleich mit dem Sauerteig ist ein Widerspruch zum eigentlich, idealisierten Himmelreich und wirkt für den Zuhörer bzw. Leser unschlüssig. Der Vergleich wird auch hier erst danach erschließbar, in dem der Sauerteig drei Maß Mehl durchsäuern kann. Der alltäglich beschriebene Vorgang war den Zuhörern klar und so konnten sie wissen, dass durch das Ruhen des Sauerteigs mit dem dazu gemengten Mehl der Teig an Volumen zunimmt und danach seine endgültige Größe erreicht hat und vollkommen durchsäuert ist. Der Vergleich mit dem Himmelreich wird also deutlich und die Spannung wird abgebaut.
4. Bildspendender Bereich
Beide Gleichnisse sind beispielhaft für die Zuordnung zu einer Mischform zwischen besprechendem und erzählendem Gleichnis. Hierbei werden nämlich alltägliche, sich stetig wiederholende Vorgänge beschrieben, welche im Aorist-Erzähltempus gehalten sind (vgl. Erlemann, Loosa, Nickel-Bacon, 2014, S. 32).
Das bedeutet also, dass die Gleichniserzählung eine Metapher ist, die gedeutet werden muss. Das ergibt sich schon aus der Einleitungsformel: „Das Reich der Himmel gleicht einem …“. Das geschilderte Geschehen hat also einen metaphorischen Charakter, den man anhand der Leitworte deuten kann.
Die vorliegenden Geschichten sind besprechende Parabeln, die von einem regulären Alltagsgeschehen berichten - hierbei spiegeln die informativen Elemente dieser Gleichnisse wieder, dass Jesus den Menschen etwas über die Zusammenhänge des Himmelreiches berichten will. Er möchte, wie in Mt 13,13 beschrieben, den Zuhören die Möglichkeit einräumen, nicht nur Sachverhalte zu sehen, sondern diese auch schrittweise nachzuvollziehen. Das gelingt vor allem durch Sachverhalte, die der Zuhörer kennt und daher begreift. Sowohl die Kenntnis über die Größe des Senfkorns, als auch das Wachstum der Pflanze waren bekannt. Ebenso wie die Herstellung von Brot durch Sauerteig. Das verstärkt die Vorstellung über das Reich Gottes und verankert die benutzten Bilder, die sich bei diesem Vergleich ergeben, im Gedächtnis der Leser und Zuhörer besser, als über einen abstrakten Sachverhalt.
Die Auseinandersetzung mit dem geschilderten Verfahren bietet Grundlage, damit sich der Zuhörer mit dem Sachverhalt identifizieren kann, da hier Zusammenhänge erkennbar gemacht werden können. So kann man sich also beispielsweise mit der Figur der Frau auseinandersetzen, die den Sauerteig herstellt oder, falls das nicht gelingt, durch ähnliche Gleichnisse die Lehren Jesu verinnerlichen, indem der Zuhörer das Wachstum vom Samenkorn hin zu einer Pflanze, als Referenz nimmt (vgl. Frankemölle, 1997, S. 166).
4.1. Das Gleichnis vom Senfkorn
Die Leitworte der beiden Gleichnisse sind auf Grund der Kürze relativ leicht zu finden. Im ersten Gleichnis sind es die Worte klein, Senfkorn, Mensch, säte, gewachsen, groß bzw. Baum und Vögel des Himmels.
Senf war zu biblischen Zeiten im Bereich Palästinas eine weit verbreitet Gartenpflanze. Das Senfkorn, wahrscheinlich vom schwarzen Senf, weist in Wirklichkeit eine Größe von ca. 1mm auf und war häufig Symbol für eine geringfügige Quantität. Der schwarze Senf ist eine einjährige Pflanze, die große Blätter besitzt und in den meisten Fällen höher als 3 Meter wächst. Der obere Teil der Staude ist reich verzweigt. Aus Senf wurde in damaligen Zeiten Senfsamenöl und Medikamente hergestellt. Allerdings ist die Behauptung falsch, dass es das kleinste aller Körner war - hier zeigt sich also die Rhetorik der Erzählung, um den Unterschied von Ausgangs- und Endzustand herauszuarbeiten (vgl. Zerbe, 2010, S. 4). Die einzige Person, die in diesem Gleichnis eine Rolle spielt, ist der Mensch bzw. ein Mann, welcher das Senfkorn einpflanzte. Der Fokus wird hierbei aber weniger auf den Mensch gelegt, als auf das rasante Wachstum der Pflanze. Dieser Kontrast wird durch die Einfügung des Gegensatzes „zwar“ und „aber“ hervorgerufen. Der Fokus der Geschichte liegt also wahrlich auf der zweiten Hälfte der Erzählung.
Für die Größe der Senfpflanze wird sogar der Ausdruck „Baum“ gewählt, obwohl der schwarze Senf zu den Gartengewächsen zählt und hiermit bewusst botanische und zoologisch inkorrekte Tatsachen getätigt werden, da eine Staude kein Baum ist und Vögel niemals in einer kurzlebigen Staude nisten würden.
Zusammengefasst kann man im bildspendenden Bereich also sagen, dass das Geschehen, welches das Gleichnis aufgreift, vom Einzelnen nicht explizit als Erfahrung vorauszusetzen ist, aber einen bekannten Sachverhalt darstellt.
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