Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den Entretiens sur la pluralité des mondes von Bernard le Bovier de Fontenelle. Darin schildert ein anonymer Fachmann, den man als Fontenelle identifizieren kann, seinem philosophischen Freund durch einen Brief, wie er die Marquise von G… in die Astronomie eingeführt hat und stellt ihre Spekulationen über mögliche Mond- und Planetenbewohner dar.
Fontenelle ist in die Zeit des auf dem Verstand beruhenden Rationalismus und des auf sinnliche Wahrnehmung konzentrierten Sensualismus einzuordnen. Kerstin Störl bezeichnet die Epoche der Textentstehung als Differenzierung innerhalb des Rationalismus und weist diesem rationalistischen Text eine teilweise sensualistische Prägung zu (vgl. Störl, 2004: 4). Die jeweils philosophischen Einflüsse auf den Text sollen hier aufgezeigt werden. Wichtig ist, dass Fontenelle mit den Entretiens zwei zu der Zeit unvereinbare Zielgruppen ansprechen wollte, die gens du monde und die savants. Deshalb werde ich der Frage nachgehen, wie sich diese Intention auf die gesamte Textgestaltung auswirkt.
In der Zeit von 1700 bis 1800 stieg die Bedeutung von Literatur und Philosophie in Europa . Diese Zeit wird auch als der Wandel in der Geschichte des menschlichen Denkens bezeichnet. Das Wissen und die Sprache gehörten im klassischen Zeitalter zusammen (vgl. Mortureux, 1989: 106). Rationalistisch gesehen repräsentiert die Sprache das Denken, wie das Denken sich selbst repräsentiert. Die Auffassungen werden anhand René Descartes Regeln in 2.2 deutlich. Die Sensualisten nahmen an, dass jeder Denkprozess auf die menschliche Sinneswahrnehmung zurückgehe. Das Verhältnis von Sprache und Denken soll hier untersucht werden. Fontenelles Auffassung diesbezüglich dürfte in seiner Wissensvermittlung (s. 4) am deutlichsten werden.
Ein weiterer wichtiger Aspekt stellt die Wahl einer Frau als Gesprächspartnerin dar, weil Frauen sich allgemein nicht so leicht für wissenschaftliche Gegebenheiten interessieren. Sie ist im Rahmen eines wissenschaftlichen Gesprächs über die Astronomie sozial bedeutend und aus der heutigen Sicht literatursoziologisch für das 18. Jahrhundert typisch (vgl. Kalverkämper, 1989: 33). Dabei interessiert mich, wie die Frau als Laie dargestellt wird, wie sie denkt und sich im Verlauf der Gespräche entwickelt. Im Kapitel zur Wissensvermittlung, das hauptsächlich auf Fontenelles Vorgehen abzielt, werde ich auch auf das Verhältnis zwischen Laie und Fachmann eingehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Rationalismus und Sensualismus
- Sensualistische Aspekte
- Descartes Einfluss auf die Entretiens
- Die Zielgruppe: gens du monde und savants
- Die Frau als Gesprächspartnerin
- Die Art der Wissensvermittlung
- Rhetorischen Fragen und Informationsfragen
- Verhältnis zwischen Fachmann und Laie
- Fachwörter
- Vergleiche
- Abschlussbetrachtungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert Bernard le Bovier de Fontenelles "Entretiens sur la pluralité des mondes" und untersucht, wie er durch die Dialoge zwischen einem Fachmann und der Marquise von G... die Astronomie für ein breites Publikum zugänglich macht.
- Die philosophischen Grundlagen des Werkes im Kontext von Rationalismus und Sensualismus
- Die Zielgruppe und die besondere Rolle der Frau als Gesprächspartnerin
- Die Art und Weise, wie Wissen vermittelt wird: Rhetorische Strategien, Verhältnis zwischen Fachmann und Laie, Verwendung von Fachwörtern und Vergleichen
- Der Einfluss von Descartes auf Fontenelles Werk
- Die Bedeutung der "Entretiens" für die Wissenschaftskommunikation im 18. Jahrhundert
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Der Text führt die "Entretiens" als ein Werk ein, das durch die Darstellung eines Gesprächs zwischen einem Fachmann und einer Frau die Astronomie für ein breites Publikum zugänglich machen soll. Die Bedeutung von Fontenelle im Kontext von Rationalismus und Sensualismus wird hervorgehoben, und die Intention des Autors, sowohl die "gens du monde" als auch die "savants" anzusprechen, wird als ein zentrales Thema der Analyse präsentiert.
Rationalismus und Sensualismus
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit den philosophischen Grundlagen des Werkes. Der Einfluss von René Descartes auf Fontenelles Werk wird beleuchtet, wobei der Fokus auf dem methodischen Zweifel und der Bedeutung des Verstandes liegt. Auch der Sensualismus wird als ein wichtiger Einflussfaktor betrachtet, der sich in der Betonung der sinnlichen Wahrnehmung im Text widerspiegelt.
Die Zielgruppe: gens du monde und savants
Dieses Kapitel untersucht, wie Fontenelle versucht, sowohl ein gebildetes Publikum ("savants") als auch eine breitere Leserschaft ("gens du monde") anzusprechen. Dabei wird besonders die Rolle der Marquise von G... als Gesprächspartnerin hervorgehoben und analysiert, wie ihre naiv-fragende Haltung den Leser mit in die wissenschaftliche Diskussion einbezieht.
Die Art der Wissensvermittlung
Dieses Kapitel analysiert die Art und Weise, wie Wissen in den "Entretiens" vermittelt wird. Der Einsatz von rhetorischen Fragen, die besondere Beziehung zwischen Fachmann und Laie, die Verwendung von Fachwörtern sowie der Einsatz von Vergleichen werden untersucht, um zu verstehen, wie Fontenelle wissenschaftliche Inhalte für ein breites Publikum verständlich macht.
Schlüsselwörter
Die "Entretiens sur la pluralité des mondes" von Bernard le Bovier de Fontenelle sind ein bedeutendes Werk der Wissenschaftskommunikation im 18. Jahrhundert. Die Schlüsselwörter, die den Fokus der Arbeit bestimmen, sind Rationalismus, Sensualismus, Descartes, Wissensvermittlung, Dialogform, Laie, Fachmann, Rhetorik, Astronomie, "gens du monde" und "savants".
- Quote paper
- Angelina Kalden (Author), 2004, Bernard le Bovier de Fontenelle: Entretiens sur la pluralité des mondes, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/42663