Problemstellung
Was macht Religion mit Gesellschaft ? Ist sie der Kern alles Sozialen oder ein bloßes Epiphänomen ? Finden Menschen durch Religion nur zu sich selbst – oder auch zur Gesellschaft ? War und ist religiöser Pluralismus eine Bedrohung bestehender Sozialordnungen oder deren Voraussetzung ? – das Diskursfeld zwischen Religion und Integration ist gekennzeichnet durch eine hohe Polarisierung der vertretenen Auffassungen, welche nicht selten entlang etablierter politischer Konfliktlinien verlaufen.
Diese Arbeit ist der Frage gewidmet, ob und inwiefern Religionen zur Integration bzw. Desintegration von modernen Industriegesellschaften beitragen. Religionen werden dabei auf einer Makroebene aufgefasst als Dimension von Sozialstruktur (Affiliation zu religiösen Vereinen, Gemeinden etc.) sowie auf einer Mikroebene als Dimension individueller Situationsbestimmung (Identifikation mit religiösen Traditionen). Integration meint zunächst den Zusammenhalt von Teilen in einem (systemisch gedachten) Ganzen. Sie kann von den Teilen her gedacht werden als relational zum System oder aber absolut den Zusammenhang des Systems bezeichnen1. Ferner kann sich Integration sowohl auf eine Struktur als auch auf einen Prozess beziehen, indem sie entweder mehr auf die Entwicklung oder den Bestand einer Gesellschaft abstellt.
Da Integration also zumindest als weiter, wenn nicht gar „unbestimmter“ Begriff (Friedrichs/Jagodszinki) zu gelten hat, wird sie im Theorieteil dieser Arbeit nach einer knappen methodischen Einleitung jeweils im Kontext der einze lnen Konzepte von Religion und Sozialintegration näher besprochen. Den Abschluss des theoretischen Teils bilden einige Hypothesen, die im folgenden anhand des vorliegenden Datenmaterials geprüft werden.
------
1 Friedrichs/Jagodszinski, S. 11, H. Esser 2000, S. 261f.
Inhaltsverzeichnis
- Problemstellung
- Quellen, Daten und Methoden
- Religion und Sozialintegration - Theorie
- Eigenschaftsraum von Religion
- Integrationstheorien der Religion
- Monistische Konzepte
- Religion und Gesellschaftsvertrag - Hobbes und Rousseau
- Religion als Inbegriff des Sozialen - Emile Durkheim
- Religion als System - Das systemtheoretische Paradigma
- Das Pluralistische Konzept G. Simmels
- Integration durch Überschneidung sozialer Kreise
- Die Rolle der Religion
- Zwischenfazit
- Hypothesenbildung
- Indikatoren für Religion
- Indikatoren für Integration
- Hypothesen
- Religion und Sozialintegration - Empirie
- Faktorenanalysen
- Faktoren für Integration
- Faktoren für Religion
- Zusammenhangsanalysen
- Überblick
- Interpretation
- Fazit
- Literaturverzeichnis
- Tabellenverzeichnis
- Abbildungsverzeichnis
- Anhang I-Faktorenanalyse
- Faktoren für Integration
- ISSP 1991
- ISSP 1998
- Faktoren für Religion
- ISSP 91
- ISSP 98
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Integrationsleistung von Religionen in modernen Industriegesellschaften. Sie betrachtet Religion sowohl auf Makro- als auch auf Mikroebene und analysiert, inwiefern sie zur Integration oder Desintegration von Gesellschaften beiträgt. Die Arbeit setzt sich mit verschiedenen Integrationstheorien auseinander und formuliert Hypothesen, die anhand empirischer Daten geprüft werden.
- Die Rolle der Religion in modernen Industriegesellschaften
- Die Integrationsleistung von Religionen auf Makro- und Mikroebene
- Verschiedene Integrationstheorien und ihre Anwendung auf die Rolle der Religion
- Empirische Analyse des Zusammenhangs zwischen Religion und Integration
- Hypothesenbildung und -prüfung anhand empirischer Daten
Zusammenfassung der Kapitel
- Problemstellung: Die Arbeit stellt die Frage, ob und inwiefern Religionen zur Integration oder Desintegration von modernen Industriegesellschaften beitragen. Sie skizziert die unterschiedlichen Perspektiven auf die Beziehung zwischen Religion und Integration und definiert die zentralen Begriffe.
- Quellen, Daten und Methoden: Das Kapitel beschreibt die empirische Basis der Arbeit, die aus zwei Schwerpunktsurveys zum Thema Religion im Rahmen des ISSP (International Social Survey Programme) aus den Jahren 1991 und 1998 besteht. Es wird erläutert, warum der Fokus auf quantitativen Verfahren gelegt wird und die Arbeit einen explorativen Charakter trägt.
- Religion und Sozialintegration - Theorie: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit dem Eigenschaftsraum von Religion und verschiedenen Integrationstheorien, die die Beziehung zwischen Religion und Gesellschaft beleuchten. Es werden monistische Konzepte wie die Theorien von Hobbes, Rousseau und Durkheim sowie das pluralistische Konzept von Georg Simmel vorgestellt.
- Hypothesenbildung: In diesem Kapitel werden Indikatoren für Religion und Integration definiert und Hypothesen formuliert, die den Zusammenhang zwischen den beiden Bereichen untersuchen.
- Religion und Sozialintegration - Empirie: Dieses Kapitel analysiert die empirischen Daten aus den ISSP-Surveys. Es werden Faktorenanalysen durchgeführt, um die wichtigsten Faktoren für Integration und Religion zu identifizieren. Anschließend werden Zusammenhangsanalysen vorgenommen, um den Einfluss von Religion auf Integration zu untersuchen.
Schlüsselwörter
Religion, Sozialintegration, Integrationstheorien, moderne Industriegesellschaften, ISSP, Faktorenanalyse, Zusammenhangsanalyse, Makroebene, Mikroebene, Desintegration, Pluralismus, Individualismus, Kollektivismus.
- Arbeit zitieren
- Alexander-Kenneth Nagel (Autor:in), 2003, Sozialintegration durch Religion?, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/42548