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Praktikumsbericht / -arbeit, 2018
27 Seiten, Note: 1,0
Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
1.1. Weg zur gewählten Einrichtung
1.2. Beitrag zur pädagogischen Professionalisierung/ Berufswunsch und
Zusammenhänge zum Studieninhalt
1.3. Beschreibung der Einrichtung
1.4. Beschreibung der Tätigkeiten
1.5. Eigenständige Projekte
1.6. Weitere Bereiche der Einrichtung
1.7. Das Verhältnis von Theorie und Praxis
1.8. Das Verhältnis von Nähe und Distanz
1.9. Die Rahmenbedingungen des Alltags
1.10. Weiteres Vorgehen des vorliegenden Praktikumsberichts
2. Hauptteil
2.1. Der Dienstleistungsbegriff in der Pädagogik
2.2. Dimensionen pädagogischer Qualität
2.3. Das Modell der professionellen Haltung in der Pädagogik
3. Schlussteil
Literaturverzeichnis
Diese Arbeit richtet sich nach der Handreichung für wissenschaftliches Arbeiten von Prof. Dr. Alexandra Caspari von der Frankfurt University of Applied Sciences, Fachbereich 4: Soziale Arbeit und Gesundheit.
Wird im Laufe der vorliegenden Arbeit ein Wort kursiv dargestellt, so soll es betont werden. Einfache Anführungszeichen (,…’) stellen eine Hervorhebung von Fachwörtern dar.
In dieser Arbeit wird für eine gendergerechte Ausdrucksweise, mit Hilfe des Großbuchstabens „ I “in einem Wort wie beispielsweise PädagogInnen, immer die männliche und die weibliche Form angesprochen.
Alle Angaben zur Einrichtung und zum Träger sind anonymisiert.
Abbildung 1: Bereiche und Zusammenhänge zwischen pädagogischen Qual- itätsmerkmalen in Kinderkrippen13
Abbildung 2: Qualifikationsprofil der pädagogischen Fachkräfte17 Abbildung 3: Professionelle Haltung…...17
Von März 2015 bis März 2016 absolvierte ich meine staatliche Anerkennung zum Bachelor Sozialarbeiter und Sozialpädagogen in einem Kinderzentrum. Im Anschluss daran wechselte ich unter dem selben Träger zu einem anderem Kinderzentrum. Seit April 2016 arbeitete ich als sozialpädagogischer Mitarbeiter auf Teilzeitbasis (23-Wochenstunden) in dieser Einrichtung und meine Tätigkeit endete im März 2018. Der Praktikumsbericht stellt eine abschließende Reflexion der dreijährigen Tätigkeit dar, wobei der Fokus insbesondere auf die letzten beiden Jahre in der Einrichtung gelegt wird.
Nachdem das Studium der Sozialen Arbeit an der Frankfurt University of Ap- plied Sciences im März 2015 erfolgreich absolviert wurde, setzte ich mich mit der Frage auseinander, welche beruflichen Perspektiven mir offen standen. So fasste ich den Entschluss als Familientherapeut mit Eltern und ihren Kindern arbeiten zu wollen. Dafür benötigte ich sowohl die mir zu diesem Zeitpunkt fehlende und notwendige Berufserfahrung in der Arbeit mit Kindern und ihren Eltern, als auch einen Master-Studienabschluss. Hierdurch würde ich die Vo- raussetzungen schaffen, um für die Verhaltenstherapeutische Ausbildung zuge- lassen zu werden. Somit entschied ich mich zum einen die staatliche Anerken- nung zu durchlaufen, um so die notwendige Berufserfahrung zu sammeln und zum anderen verknüpfte ich dies mit besagter Anerkennung zum Sozialarbeiter und Sozialpädagogen. Nach erfolgreicher Anerkennung nahm ich das Master- Studium der Erziehungswissenschaften auf. Parallel dazu führte ich die Tätigkeit in der Einrichtung beim Träger fort. Ich fasste den Entschluss meine Forschungsarbeiten für meine Master-Abschlussarbeit unmittelbar an die prak- tische pädagogische Tätigkeit in der Einrichtung anzuknüpfen und somit zu meiner pädagogischen Professionalisierung beitragen. Zudem sollte der eingeschlagene Weg zur Verhaltenstherapeutischen Ausbildung hin fortgesetzt werden, durch das Erlangen praktischer Erfahrungen.
Der Leitgedanke war somit eine sinnvolle Verbindung von Praxis und Theorie vorzunehmen. Hierdurch wurden zwei Rollen eingenommen: Zum einen die des Master-Studenten der Erziehungswissenschaften und damit Verbunden die Au- seinandersetzung mit den pädagogischen Theorien und zum anderen die des Sozialarbeiters und Sozialpädagogen, mit der praktischen Tätigkeit in der päd- agogischen Einrichtung. Die sich hieraus ergebende Ambivalenz wird im Schlussteil dieses Praktikumsberichts reflektiert werden. Der Praktikumsbericht bezieht sich auf die Tätigkeit im Kinderzentrum seid April 2016. Hierin sollen die Studieninhalte mit der praktischen Erfahrung verknüpft und kritisch reflektiert werden und eine sinnvolle Verbindung zum Forschungsinteresse für die Master- Abschlussarbeit geschlagen werden.
Die Einrichtung wird unter der Fach- und Personalaufsicht des Trägers be- trieben. Hieran schließen sich weitere Einrichtungen an, die in verschiedene Regionen, je nach Stadtgebiet aufgeteilt sind. Für jede Region mit ihren darin befindlichen Kinderzentren ist die Hierarchie insoweit gegliedert, dass dem Magistrat die höchste Entscheidungsbefugnis eingeräumt wird. Auf ihm folgt die Betriebsleitung, dann die Fachleitung und zu guter Letzt die Regionalleitung. Die Einrichtung befindet sich in einem Stadtteil, dessen Wohngebiete verdichtete soziale Problemlagen aufweisen. Hierdurch entsteht ein besonderer Förderbedarf für die Kinder und ihre Familien. Die Familien bestehen aus ver- schiedenen Nationen, haben unterschiedliche kulturelle Hintergründe und die Kinder wachsen zum größten Teil zweisprachig auf.
In der Einrichtung arbeiten 12 pädagogische Fachkräfte, darunter die Leitung und stellvertretende Leitung. Hinzu kommen drei Küchenkräfte als fester Bestandteil der Einrichtung. Das Kinderzentrum arbeitet nach dem offenem Konzept. Hierdurch wird den Kindern die Möglichkeit geboten selbst zu entscheiden, in welchen Räumen sie sich aufhalten wollen, in Absprache mit den KoordinatorInnen. Die Räume sind den Kindern somit jederzeit offen Verfügbar, sofern sie nicht überfüllt sind.
Die pädagogische Arbeit der Einrichtung basiert auf dem grundlegenden Bil- dungsverständnis des Hessischen Bildungs- und Erziehungsplans. Der Auftrag des Trägers zur frühkindlichen Erziehung, Bildung und Betreuung orientiert sich am Sozialgesetzbuch VIII, seinem gesetzlichen Auftrag an die Kindertageseinrichtungen, sowie nach dem des Hessischen Bildungs- und Erziehungsplans und dem des Bundeskinderschutzgesetzes.
Die Einrichtung ist als ‚Haus der kleinen Forscher‘ zertifiziert. Diese Zerti- fizierung ist ein wissenschaftlich fundiertes und kostenfreies Verfahren zur Er- fassung und Steigerung der pädagogischen Qualität bei der Umsetzung von MINT-Bildungsinhalten. Diese Zertifizierung wird jedes Jahr neu für die Einrich- tung vergeben. Die Inhalte der Projekte in den Einrichtungen beziehen sich auf die Erlangung dieser Zertifizierung, wie dem gemeinsamen Erforschen der Natur mit den Kindern.
In der Einrichtung wird zudem ein Elternbeirat gewählt, der für die Belange aller Eltern in der Einrichtung spricht. Die Inhalte der Elternbeiratssitzungen werden an die Leitung und die pädagogischen Fachkräfte weitergegeben.
Das Gebäude ist ausschließlich ebenerdig und hat einen Kellerbereich, der ebenfalls Räume für den pädagogischen Alltag zur Verfügung stellt. So gibt es im Erdgeschoss einen Flur, von dem aus die verschiedenen Funktionsräume des Kindergartens und Hortbereichs betreten werden können. Im Hortbereich gibt es einen Mittagsessenraum, der den Kindern nach dem Essen als Puppe- necke zur Verfügung steht, sowie Platz für weitere Spielgelegenheiten bietet. Hieran schließt sich der Kreativraum an, in dem die Kinder vorwiegend Basteln, Malen und Zeichnen können, sowie einen Bauraum mit einer Leseecke. Im Kindergarten gibt es ebenfalls einen Bau- und einen Kreativraum. Zudem befindet sich im Erdgeschoss ein Personalzimmer, in dem Besprechungen stat- tfinden, die Mitarbeiter-PCs benutzt werden können und in denen die Elternge- spräche stattfinden. Hinzu kommen Sanitäranlagen für den Kindergarten, den Hort und für die pädagogischen Fachkräfte, sowie für die Küchenkräfte und Be- sucher. Im Erdgeschoss befindet sich eine Küche, von der aus das tägliche Es- sen für die Kinder zubereitet wird, sowie ein Büro, in dem sich die Leitung und die stellvertretende Leitung befinden. Im Kellerbereich gibt es einen Forscher- raum, in dem die Kinder Experimente machen und mit Werkzeugen arbeiten können, sowie eine Spielgruppe mit Computern für die Kinder, einer Leseecke und ausreichend Sitzmöglichkeiten. Außerdem befinden sich im Keller vier Lagerräume, ein Turn- und noch ein Bauraum für die Kinder, sowie die Spinde für die Mitarbeiter.
Das Außengelände umfasst vor dem Gebäude zwei große Sandkästen mit Klet- terturm und Schaukeln, einen kleinen Fußball- und Basketballplatz neben dem Haus und einer großen Wiese links und recht neben dem Gebäude. Hinter dem Gebäude befindet sich ein größerer Fußballplatz. Das Grundstück grenzt unmit- telbar an ein Wohngebiet an, sowie an einen Spielplatz und an eine Straße. Es werden 95 Kinder im Alter von 3 Jahren bis zum Ende der Grundschulzeit in der Einrichtung betreut. Die Anzahl der Plätze teilt sich in 42 Kinderplätze für den Kindergarten und 53 Kinderplätze für den Hort. Ein großer Teil der eigenen Tätigkeit fand im Hort statt. Hierbei kam es durchaus vor, dass die Tätigkeit in den Kindergartenbereich verlagert wurde.
Die pädagogische Arbeit umfasst die Betreuung, Bildung und Erziehung der Kinder. Als pädagogische Fachkraft war ich ein fester Bestandteil in der Einrich- tung und nahm an allen Abläufen teil. Jede Fachkraft bekommt ausgehend von ihren Wochenarbeitsstunden eine bestimmte Anzahl an Bezugskinder zugewiesen. Für diese galt es Entwicklungsberichte zu schreiben und mit ihren Eltern Entwicklungsgespräche zu führen. Für die Belange der Eltern bezüglich ihrer Kinder waren die BezugserzieherInnen immer die ersten Ansprechpartner- Innen. Die Kinder erhielten Mappen (Portfolios) in denen sie zum einen ihre gemalten Bilder einheften konnten und zum anderen wurden die Fotografien, die von Ihnen gemacht wurden, darin abgeheftet und somit gleichzeitig ihr Aufenthalt in der Einrichtung bildlich dokumentiert. Durch meine 23 Wochenar- beitsstunden wurden mir fünf Bezugskinder zugewiesen. Diese wurden mir nach und nach zugeteilt, wobei die Kinder jeweils neu in die Einrichtung kamen. Während meiner zweijährigen pädagogischen Tätigkeit führte ich jeweils ein Entwicklungsgespräch mit den Eltern und fertigte zu jedes meiner Bezugskinder einen Entwicklungsbericht auf Grundlage meiner Beobachtungen und Rück- meldungen der KollegInnen an. Die Inhalte der Einführungs- und Entwicklungs- gespräche wurden zudem schriftlich dokumentiert. Die Entwicklungsberichte waren die Grundlage für die Entwicklungsgespräche mit den Eltern. Zwei En- twicklungsgespräche und -berichte wurden auf Englisch geführt und verfasst. Zudem unternahm ich die bildliche Dokumentation meiner Bezugskinder. So fertigte ich Fotografien meiner Bezugskinder an, brachte sie auf DIN 4 Blättern zum einheften und kommentierte sie für die Kinder.
Die pädagogischen Fachkräfte durchliefen immer im Zwei-Wochen-Rhythmus verschiedene Dienste, die sich nach den Funktionsräumen richteten. Somit kam ich mit allen Funktionsräumen in Kontakt. Während meiner Tätigkeit wurden mir und einer Kollegin die Verantwortung für den Kreativraum zugesprochen. Dies beinhaltete die gemeinsame (Um)Gestaltung und Organisation des Raumes. Die Rückmeldungen der Kinder waren hierbei ausschlaggebend, sowie unsere Beobachtungen der derzeitigen Interessenlagen der Kinder. Hinzu übernahm ich die Verantwortung für den Kaffeeklatsch, dem Nachmittagssnack für die Kinder, der immer Dienstag und Donnerstagnachmittags zwischen 16:00 Uhr und 16:30 Uhr stattfand. Der Kaffeeklatsch wurde von mir möglichst zuckerfrei und mit frischen und gesunden Lebensmitteln gemeinsam mit den Kindern vor- bereitet und gestaltet. So wurden mit den Kindern zusammen die Salate gemacht und Brot- und (zuckerarme) Kuchenteige hergestellt. Das Konzept beinhaltete die gemeinsamen Gespräche mit den Kindern über gesundes Es- sen. Die Rückmeldungen der Kinder waren ausschlaggebend für die Planung des Kaffeeklatsches.
Es wurde immer Montagvormittags im einwöchigen Rhythmus eine Hortbe- sprechung gehalten, sowie Nachmittags eine Gesamtbesprechung mit dem Hort- und Kindergartenteam. Die Inhalte bezogen sich auf die Abläufe des päd- agogischen Alltags, der Planung von Projekten, Ausflügen, Festen und dergle- ichen. Fallbesprechungen über Kinder und Eltern wurden gesondert terminiert. In meiner zweijährigen Tätigkeit wurden zwei Fallbesprechungen durchgeführt. Weiterhin wurden in den Einrichtungen Feste für die Kinder und Eltern organ- isiert. So gab es zu den jeweiligen Jahreszeiten passend ausgerichtet Feste an deren Konzeption und Organisation ich beteiligt gewesen bin.
Während meiner Zeit in der Einrichtung habe ich die Möglichkeit gehabt eigen- ständige Projekte durchzuführen, die sich nach meinen Schwerpunkten im Studium der Sozialen Arbeit richteten. Hierdurch entstanden Kunst-, Musik- und Filmprojekte, die entweder im Rahmen einer AG mit den Kindern einmal wöchentlich stattfanden oder im Rahmen der Leistungsorientierten Bezahlung (LOB), sofern ein eigenständiges Projektes konzipiert und die Ziele mit den Kindern, innerhalb eines vorgegeben Zeit- und Budgetrahmens erreicht wurden. So entstand 2016 ein performativ künstlerisches Projekt, bei dem sich die Kinder meditativ in ihre Gliedmaßen versetzen und ihre Gefühle die sie damit verbanden, zeichnerisch-malerisch darstellen sollten. Nachdem die Bilder der Gliedmaßen fertiggestellt und der Körper zusammengesetzt wurde, bekamen die Kinder die Aufgabe ihre Bilder mit einander zu verbinden. Hierzu wurde eine freie weiße Fläche zwischen ihren Bildern gelegt. Die Kinder bekamen die Auf- gabe non-verbal miteinander zu kommunizieren. Hierbei durften die Kinder nur malerisch und zeichnerisch auf der freien weißen Fläche zwischen ihren eige- nen Gemälden miteinander kommunizieren. Nachdem die Bilder von den Kindern fertig gestellt wurden, wurden diese in der Einrichtung in einer Vernissage über mehrere Wochen ausgestellt.
Im Jahr 2017 wurde ein stadtteilbezogener Rap mit den Kindern erstellt. Hierfür wurden den Kindern zunächst die Grundlagen zum Aufbau eines Rap-Textes näher gebracht. Mit ihnen wurde dann gemeinsam ein Text geschrieben und eingeübt. Den Kindern wurden verschiedene genreübliche Gesangstechniken näher gebracht. Hinzu sollten sie für selbstreflexive Prozesse sensibilisiert werden, die sich in ihren einzelnen Passagen wiederfanden. Die Aufnahme und Bearbeitung des Textes geschah gemeinsam mit den Kindern im Hort. Der Rap wurde auf eine CD gebrannt und ihnen mitgegeben.
Zusätzlich habe ich drei Arbeitsgemeinschaften (AGs) geleitet. Die Themenge- biete richteten sich nach den Kindern. So liefen sie jeweils ein halbes Jahr lang. Zunächst leitete ich eine Kunst AG, in der ich mit den Kindern verschiedene Themen erarbeitet und umgesetzt habe, sowie eine Film- und Foto AG, in der wir einen Legoanimationsfilm erstellt haben. Zum Schluss wurde mit einer neuen Gruppe in der Film- und Foto AG ein Comic erstellt, den die Kinder sel- ber erfunden und gezeichnet haben. Dieser wurde in der Einrichtung gedruckt und den Kindern mitgegeben. Mit Hilfe einer externen Fachkraft wurde zudem ein Hörspiel mit den Kindern erstellt.
Wie bereits erwähnt wurde, ging ich Stellenweise einer Tätigkeit im Kinder- garten nach. Dies beschränkte sich allerdings auf die Betreuung der Kinder und umfasste keine gesonderten Projekte oder Verantwortungen der Art, wie ich sie im Hort inne hatte. So wurde ich in beiden Räumen abwechseln eingesetzt und somit war ich ebenfalls an den pädagogischen Abläufe im Kindergarten beteiligt.
Durch die nunmehr dreijährige Berufserfahrung in der Zusammenarbeit mit den pädagogischen Fachkräften, den Kindern und ihren Eltern, ergibt sich nun ein besseres Verständnis für das Verhältnis von Theorie und Praxis. Hierbei findet eine Sensibilisierung für die Belange der Menschen statt, mit denen ich täglich im pädagogischem Alltag zu tun habe. Dies wiederum ermöglicht mir eine bessere Kopplung mit den theoretischen Inhalten im Studium. Insbesondere die Vertrautheit mit dem pädagogischem Handeln, die Erfahrung der Interaktionen mit den Akteuren und den Grenzen, in Form von Rahmenbedingungen des Allt- ags und der Beziehungsarbeit an sich, treten als notwendige Voraussetzungen, für ein besseres Verständnis dessen was pädagogisches Handeln ausmacht, hervor. So wird mir bewusst, dass sich die Theorien über richtiges pädagogis- ches Handeln, immer an der Praxis zu orientieren haben und sich daran messen lassen müssen, inwieweit sie praktikabel und umsetzbar sind.
Den Beziehungsaufbau zu den Kindern nehme ich als festen Bestandteil meiner Professionalität in der pädagogischen Arbeit wahr. Jedoch hat die Nähe zu (fremden) Kindern nach wie vor etwas befremdliches für mich. So habe ich die Grenzen von Nähe und Distanz in meiner täglichen Arbeit mit den Kindern im- mer wieder neu Erfahren und mein Verhalten dementsprechend ausgerichtet. Hinzu kommt der hohe emotionale Gehalt der Beziehungsarbeit. So bestand für mich die Herausforderung darin herauszufinden, wie viel Nähe ich zulassen konnte (und musste), um das Vertrauen der Kinder zu gewinnen, denn hier- durch konnte ich einen Zugang zu Ihnen schaffen und förderliche Impulse für ihre Entwicklung geben. Das Vertrauen war die Basis für die Zusammenarbeit mit den Kindern. Zudem war es für mich herausfordernd die Lebenswelt jedes Kindes anzuerkennen und auf ihren vorhanden Stärken aufzubauen. Meine Ansprüche und Vorstellungen von guter pädagogischer Arbeit relativierten sich in jeder einzelnen Beziehung zu den Kindern. Die Einzigartigkeit der Charak- tere, die individuellen Stärken und Schwächen der Kinder, erfordern individuelle und auf die Kinder gerichtete Herangehensweisen. Dies macht gleichzeitig den Reiz und das spannende an der pädagogischen Arbeit mit den Kindern aus, da ich mich hierdurch ständig neu Erfahren habe und mich permanent weiteren- twickeln kann. Eine gelungene pädagogische Arbeit ist (nicht ausschließlich, aber maßgeblich) von der Haltung der Fachkraft abhängig. Nicht zuletzt be- stand das Ziel meiner Tätigkeit in der Einrichtung darin, möglichst viele Charak- tere kennen zu lernen, um so sicherer im Umgang mit ihnen zu werden. So tritt die Beziehungsarbeit aufgrund der eigenen Erfahrung als eine Notwendigkeit und ein wesentlicher Gelingensfaktor für eine erfolgreiche Erziehung, Bildung und Betreuung der Kinder hervor.
Mit der Erkenntnis der engen Beziehungsarbeit kommt gleichzeitig die Kon- frontation mit den reellen Gegebenheiten des Alltags in einer pädagogischen Einrichtung. So war es mir gestattet derart enge Beziehungen mit den Kindern zu führen, in der Art, wie ich sie für notwendig hielt, solange ich dadurch nicht die Abläufe der Einrichtung vernachlässigte. Vor allem die zeitlichen Ressourcen machten es mir zum Teil unmöglich mich intensiv mit den Kindern zu beschäftigen. Besonders in der Anfangszeit stellte dies für mich ein mir bis dahin unbekanntes Handlungsproblem dar. So wurde ich dazu angehalten die Abläufe der Einrichtungen einzuhalten und für sie Sorge zu tragen. Die Heraus- forderung bestand immer wieder darin eine pädagogische Situation mit einem Kind so zu gestalten, dass dabei die Abläufe des Kinderzentrums nicht gestört wurden, was sehr häufig vorkam. Hierbei tritt die Erkenntnis zum Vorschein, dass die Rahmenbedingungen einer Einrichtung mit ihren Abläufen, einen nicht zu unterschätzenden Faktor für einer förderliche pädagogische Arbeit darstellen.
Leittragend für die spezifische Fragestellung dieser Arbeit sind somit die eige- nen Erfahrungen die im pädagogischem Alltag gemacht wurden. Diese sind in Form von Bedingungen für eine gelungene Erziehung, Bildung und Betreuung der Kinder, insbesondere die eigene Haltung gegenüber den KlientInnen und die Rahmenbedingungen des pädagogischen Alltags. Der Kernpunkt dieser Ar- beit rückt die eigene professionelle Haltung in den Mittelpunkt der Betrachtung, als Ausgangspunkt für die eigene pädagogische Qualität. Hierzu wird unter Zuhilfenahme von Literatur zunächst der Dienstleistungsbegriff nach Esch und Klaudy et. al. (2006) eingeführt, um ein Verständnis für den Qualitätsbegriff im pädagogischem Kontext zu schaffen. Im nächsten Schritt werden die Rah- menbedingungen des pädagogischen Alltags, mit Hilfe der Autoren Becker-Stoll und Wertfein (2013) und einem Abbild aufgegriffen, um sodann eine Überleitung zu den Autoren Göbel-Reinhardt und Lundbeck (2015) vorzunehmen. Hierbei wird das Model der Professionellen Haltung aufgezeigt und anhand der eigenen Erfahrung reflektiert.
Das Ziel dieses Kapitels ist die Auseinandersetzung mit der Frage nach dem, was eine professionelle Haltung im pädagogischem Alltag ausmacht und welche Rahmenbedingungen die pädagogische Arbeit bedingen. So wird zunächst mit Hilfe des Dienstleistungsbegriffs eine Orientierung von dem aufgeworfen, was Qualität in der pädagogischen Arbeit sein kann. Im Anschluss daran werden die Anforderungen und die Komplexität von pädagogischer Qual- ität als multidimensionales Gebilde dargestellt, um die Rahmenbedingungen des pädagogischen Alltags zu verdeutlichen und um diese auf die eigene Arbeit reflektieren zu können. Das Modell der Professionellen Haltung, welches aufgezeigt wird, dient als Schablone der eigenen pädagogischen profes- sionellen Haltung, anhand derer eine Reflexion der eigenen Erfahrungen mit den einzelnen Aspekten von Professionalität - nach dem Verständnis der Au- toren - unternommen wird.
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