Als der Islam nach dem Jahr 622, in welchem die Hidschra, die Auswanderung Mohammeds aus Mekka nach Medina, stattfand, begann sich über weite Teile des Nahen Ostens und über Nordafrika bis zur Iberischen Halbinsel auszubreiten, war das Gedankengut dieser neuen Kultur geprägt von der Geschichte dieser Region und deren Ideen. Ich bezeichne den Islam hier bewusst als Kultur und nicht nur als Religion, da der Islam nicht lediglich neue theologische Auffassungen gebar, sondern auch zu einer Blütezeit in Wissenschaft, Politik und Architektur führte.
Teil dieser Kultur ist auch die Philosophie, welche zu Teilen über den europäischen Raum in Form von Übersetzungen antiker Philosophen wie Aristoteles und Sokrates im Orient gefunden werden konnte.
Basierend auf diesen antiken Ideen konnte sich die islamische Philosophie selbst erschaffen, sei es durch Abwendung eben diesen Anschauungen oder durch die intendierte Verwendung und Verwertung der Ideen und/oder Instrumente der antiken Philosophen. Islamische Gelehrte setzten sich bald intensiv mit dieser Form der Kultur auseinander und untersuchten, ob denn die Philosophie mehr ein förderliches oder ein hinderliches Gut sei, wenn es darum ging, den Glauben zu verstehen.
Daran knüpft auch die Streitfrage der in dieser Hausarbeit geführten Untersuchung an, wobei explizit auf die Frage, ob zwei der bekanntesten mittelalterlichen, islamischen Philosophen – nämlich Ibn Rushd und Al Ghazali – die Philosophie mit dem Glauben und der Religion vereinen können oder ob die Religion einen Raum einnimmt, in dem die Philosophie keinen Platz findet, oder sie sogar ketzerische Gedanken evoziert. Die Analyse fokussiert primär das Verhältnis der zuvorderst genannten islamischen Philosophen zur Philosophie, wobei insbesondere die Vereinbarkeit ihrer Thesen mit dem Glauben bzw. der Religion geprüft werden soll.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung
- 2. Leben und Werk
- 2.1. Al-Ghazali
- 2.2. Ibn Rushd
- 3. Rationalität und Philosophie
- 3.1. Rationalität und Philosophie bei Al-Ghazali
- 3.2. Die Erkenntnis bei Ghazali
- 3.3. Der Ausweg aus der Krankheit
- 3.4. Die Philosophie bei Ghazali
- 3.5. Der Sufismus bei Ghazali
- 3.6. Rationalität und Philosophie bei Ibn-Rushd
- 3.7. Über das Verbot der Philosophie
- 3.8. Über die Interpretation des Koran
- 3.9. Die Philosophen und der Unglaube
- 4. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht das Verhältnis von Philosophie und Religion bei al-Ghazali und Ibn Rushd im mittelalterlichen Islam. Ziel ist es, die unterschiedlichen Ansätze beider Denker zur Vereinbarkeit von philosophischer Rationalität und religiösem Glauben zu analysieren und zu vergleichen.
- Die biographischen Hintergründe und das Werk beider Philosophen
- Die jeweilige Auffassung von Rationalität und Philosophie
- Die Auseinandersetzung mit der Frage nach der Vereinbarkeit von Philosophie und Glauben
- Der Einfluss des Sufismus auf Al-Ghazalis Denken
- Die unterschiedlichen Interpretationsansätze des Korans
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einführung: Die Einführung beschreibt den historischen Kontext des mittelalterlichen Islams und die Bedeutung der Philosophie innerhalb dieser Kultur. Sie hebt die Bedeutung von Al-Ghazali und Ibn Rushd hervor und stellt die zentrale Forschungsfrage nach der Vereinbarkeit von Philosophie und Glauben im Mittelpunkt der Arbeit. Der Text betont den Islam als Kultur, die nicht nur religiöse, sondern auch wissenschaftliche, politische und architektonische Entwicklungen umfasste. Die Arbeit konzentriert sich auf die Analyse der Ansichten von Al-Ghazali und Ibn Rushd bezüglich der Vereinbarkeit ihrer philosophischen Thesen mit dem islamischen Glauben.
2. Leben und Werk: Dieses Kapitel bietet einen biographischen Überblick über Al-Ghazali und Ibn Rushd, um deren jeweilige intellektuelle Entwicklung und die Einflüsse auf ihre philosophischen und religiösen Ansichten zu verstehen. Al-Ghazalis Lebensweg wird skizziert, von seiner akademischen Karriere bis zu seiner Glaubenskrise und seinem Rückzug in den Sufismus. Die Darstellung beleuchtet seinen Kontext innerhalb der soziokulturellen und religiösen Umbrüche seiner Zeit und die Suche nach Wahrheit inmitten verschiedener Glaubensmeinungen. Bei Ibn Rushd wird seine Ausbildung und seine Karriere als Richter und Mediziner in Andalusien hervorgehoben, wobei sein Auftrag zur Kommentierung der Werke des Aristoteles als Schlüsselfaktor für seinen Einfluss auf die Philosophie betont wird. Das Kapitel legt die Grundlage für das Verständnis der unterschiedlichen Perspektiven der beiden Philosophen im nachfolgenden Kapitel.
3. Rationalität und Philosophie: Das Kernstück der Arbeit liegt in der Analyse der Auffassungen von Al-Ghazali und Ibn Rushd bezüglich Rationalität, Philosophie und deren Verhältnis zum Glauben. Es wird untersucht, wie beide Denker die Vereinbarkeit von Philosophie und Religion beurteilten. Es wird auf die unterschiedlichen Ansätze im Umgang mit der Vernunft und den Möglichkeiten der Erkenntnis eingegangen. Die Rolle des Sufismus im Denken Al-Ghazalis und die Auseinandersetzung Ibn Rushds mit den Werken des Aristoteles sowie deren Interpretationen werden detailliert behandelt. Die unterschiedlichen Herangehensweisen im Verständnis und der Interpretation des Korans bilden einen weiteren Schwerpunkt. Der Text analysiert die jeweilige Positionierung beider Philosophen zu den Fragen des Glaubens und des Unglaubens im Kontext der Philosophie.
Schlüsselwörter
Al-Ghazali, Ibn Rushd, islamische Philosophie, Religion, Glaube, Rationalität, Sufismus, Aristoteles, Koraninterpretation, Vereinbarkeit von Philosophie und Religion, Mittelalterlicher Islam.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Hausarbeit: Al-Ghazali und Ibn Rushd
Was ist der Gegenstand dieser Hausarbeit?
Die Hausarbeit untersucht das Verhältnis von Philosophie und Religion bei den beiden bedeutenden Denkern des mittelalterlichen Islams, Al-Ghazali und Ibn Rushd. Im Mittelpunkt steht der Vergleich ihrer unterschiedlichen Ansätze zur Vereinbarkeit von philosophischer Rationalität und religiösem Glauben.
Welche Themen werden in der Hausarbeit behandelt?
Die Arbeit umfasst die biographischen Hintergründe und das Werk beider Philosophen, ihre jeweilige Auffassung von Rationalität und Philosophie, die Auseinandersetzung mit der Vereinbarkeit von Philosophie und Glauben, den Einfluss des Sufismus auf Al-Ghazalis Denken, und die unterschiedlichen Interpretationsansätze des Korans bei beiden Denkern. Die Analyse konzentriert sich auf die Frage, wie Al-Ghazali und Ibn Rushd ihre philosophischen Thesen mit dem islamischen Glauben in Einklang brachten.
Welche Kapitel umfasst die Hausarbeit?
Die Hausarbeit gliedert sich in vier Kapitel: Eine Einführung, ein Kapitel über Leben und Werk von Al-Ghazali und Ibn Rushd, ein Hauptkapitel zur Analyse von Rationalität und Philosophie bei beiden Denkern und abschließend ein Fazit. Die Einführung beschreibt den historischen Kontext und die Forschungsfrage. Das zweite Kapitel skizziert die Biografien und die intellektuelle Entwicklung der beiden Philosophen. Das dritte Kapitel analysiert detailliert deren Auffassungen zu Rationalität, Philosophie und deren Verhältnis zum Glauben, einschließlich der Rolle des Sufismus bei Al-Ghazali und der Auseinandersetzung Ibn Rushds mit Aristoteles. Das Fazit fasst die Ergebnisse zusammen.
Wie werden Al-Ghazali und Ibn Rushd in der Arbeit dargestellt?
Die Arbeit präsentiert Al-Ghazali und Ibn Rushd als zwei zentrale Figuren des mittelalterlichen Islams, die sich mit der Frage der Vereinbarkeit von Philosophie und Religion auseinandersetzten, jedoch zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen gelangten. Al-Ghazalis Lebensweg, seine Glaubenskrise und sein Rückzug in den Sufismus werden ebenso beleuchtet wie Ibn Rushds Karriere als Richter und Mediziner und sein Einfluss durch die Kommentierung aristotelischer Werke. Die Arbeit betont die soziokulturellen und religiösen Kontexte, in denen beide Denker lebten und wirkten.
Welche Schlüsselkonzepte werden in der Hausarbeit behandelt?
Schlüsselkonzepte sind islamische Philosophie, Religion, Glaube, Rationalität, Sufismus, Aristoteles, Koraninterpretation und die Vereinbarkeit von Philosophie und Religion im mittelalterlichen Islam. Die Arbeit analysiert die unterschiedlichen Interpretationen des Korans durch Al-Ghazali und Ibn Rushd und deren jeweilige Positionierung zu den Fragen des Glaubens und des Unglaubens im Kontext der Philosophie.
Welche Zielsetzung verfolgt die Hausarbeit?
Ziel der Hausarbeit ist es, die unterschiedlichen Ansätze von Al-Ghazali und Ibn Rushd zur Vereinbarkeit von philosophischer Rationalität und religiösem Glauben zu analysieren und zu vergleichen. Die Arbeit soll ein umfassendes Verständnis ihrer jeweiligen Positionen und deren Einfluss auf die islamische Philosophie liefern.
Für wen ist diese Hausarbeit gedacht?
Diese Hausarbeit ist für ein akademisches Publikum gedacht, welches sich für die islamische Philosophie des Mittelalters und die Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Philosophie und Religion interessiert. Sie eignet sich insbesondere für Studierende der Philosophie, Religionswissenschaften, Islamwissenschaften und verwandter Disziplinen.
- Arbeit zitieren
- Tolga Konmus (Autor:in), 2018, Glaube und Philosophie. Eine vergleichende Untersuchung des Verhältnisses von Philosophie und Religion bei al-Ghazālī und Ibn Rushd, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/420595