Diese Arbeit bietet einen Einblick in die Problematik des Fischfangs im globalen Süden und stellt Zusammenhänge zwischen Kleinfischereibetrieben und kommerziell betriebenen Fischereien der Industriestaaten heraus. Um der Arbeit einen Rahmen zu geben, wurde die nachstehende Leitfrage entwickelt, die mittels eines Beispiels, nämlich Westafrika, genauer gesagt die Küsten Benins veranschaulicht und im Fazit geklärt wird: Inwiefern wirkt sich kommerzieller Fischfang auf die Lebensgrundlage von Kleinfischern aus und wie hängt dieser mit der Ernährungsfrage der Völker der Entwicklungsländer zusammen?
Inhaltsverzeichnis
I. Abbildungsverzeichnis
1. Einführung
2. Fischkonsum - Allgemeine Fakten
3. Kleinfischerei
3.1 Bedeutung des Fisches für Entwicklungsländer
3.1.1 Fisch als Nahrungsmittel der Völker der Entwicklungsländer
3.1.2 Fisch als Einkommensquelle und Lebensgrundlage der Kleinfischer
3.1.3 Fischfang aufgrund fehlender Kenntnisse im Bereich der Tierzucht
4. Kommerzieller Fischfang zum Vergleich
4.1 Auswirkungen industriellen Fischfangs auf Kleinfischereien und arme
Völker des globalen Südens
4.2 Folgen industriellen Fischfangs aus ökologischer Sicht
4.3 Kleinfischerei vs. Industrielle Fischerei
5. Westafrika - Kleinfischer Benins
6. Zukunftsaussichten und Lösungsmodelle
6.1 Aquakulturen - ein Lösungsansatz?
7. Fazit
8. Literaturverzeichnis
I Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Fischkonsum in der Welt in KG pro Einwohner/Jahr
Quelle: GloboMeter (o.J.): Fischkonsum weltweit. URL:
http://de.globometer.com/biodiversitaet-fischkonsum.php (3. Januar 2015)
Abbildung 2: Traditionelles Fischerboot - Piroge
Quelle: SCHLUMBERGER, U. (o.J.):Reisebericht Madagaskar. Mit der Piroge nach Bethania Village. URL: http://www.reisen-von-us.net/Madagaskar- Mit%20der%20Piroge%20nach%20Bethania%20Village.htm (6. Januar 2015)
Abbildung 3: Traditionelle Fangtechnik „senne de plage“ an der Küste Westafrikas
Quelle: VOGT, J., TEKA, O. & U. STURM (2010): Modern issues facing coastal
management of fishery industry: A study oft he effects of globalisation in coastal Benin on the traditional fishery community. Ocean and coastal management 53. 428-438
Abbildung 4: Kommerziell genutzter Trawler
Quelle: ABDULLAH, T. (o.J.): Fishing. URL:
https://aliraqy88a90r.wordpress.com/photos/ships/fishing/ (9. Januar 2015)
Abbildung 5: Weltweiter Trend der Überfischung 1974-2011
Quelle: FAO (2014): The State of World Fisheries and Aquaculture. Opportunities and challenges. Rome
Abbildung 6: Beifang Schildkröte
Quelle: OEDER, J. (o.J.): Unerwünschter Beifang: Trotz EU-Reform noch immer ein
Skandal. URL: http://www.biggame4u.net/show.asp?id=5494&cat=1&language=de (10. Januar 2015)
Abbildung 7: Industrielle Fischerei und Kleinfischerei im Vergleich
Quelle: Fair-fish (2014): Fish-facts 17: Fisch für alle ohne Industrie. Zürich
Abbildung 8: Aquakultur und Fischfang
Quelle: FAO (2012): The State of World Fisheries and Aquaculture. Rome
1. Einführung
Neben der Plantagenwirtschaft, dem Feldbau und der Viehzucht auf dem Land, kommt auch dem Fischfang im Zusammenhang mit der Ernährungsfrage und Existenzgrundlage südländischer Völker eine wichtige Bedeutung zu. Die Recherche nach gedruckter Literatur zum Thema dieser Arbeit stellte sich als besonders schwierig heraus, was Rückschlüsse auf eine fehlende Auseinandersetzung mit dem Thema Fischerei in den Entwicklungsländern in der Vergangenheit der Forschung erlaubt. Diese Arbeit bietet einen Einblick in die Problematik des Fischfangs im globalen Süden und stellt Zusammenhänge zwischen Kleinfischereibetrieben und kommerziell betriebenen Fischereien der Industriestaaten heraus. Um der Arbeit einen Rahmen zu geben, wurde die nachstehende Leitfrage entwickelt, die mittels eines Beispiels, nämlich Westafrika, genauer gesagt die Küsten Benins veranschaulicht und im Fazit geklärt wird: Inwiefern wirkt sich kommerzieller Fischfang auf die Lebensgrundlage von Kleinfischern aus und wie hängt dieser mit der Ernährungsfrage der Völker der Entwicklungsländer zusammen?
2. Fischkonsum - Allgemeine Fakten
Jährlich werden laut FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations) weltweit über 132 Millionen Tonnen Fisch konsumiert (GloboMeter o.J.). Für 2013 spricht INGE NOWAK in der Stuttgarter Zeitung sogar von bis zu 140 Millionen Tonnen Fisch pro Jahr. Die beistehende Karte zeigt den weltweiten Verbrauch von Fisch pro Kopf und Jahr in Kilogramm. Die aufgeführten Spannweiten von 10 Kg verdeutlichen den Fischkonsum der verschiedenen Länder etwas ungenau. So kommt ein Deutscher beispielweise auf etwas über 15 Kg Fisch pro Jahr (KREUZBERGER U. THURN 2013: 125), wohingegen ein einzelner Japaner etwa 50 Kg Fisch im Jahr verbraucht (NOWAK 2013). Greenfacts (2009) liefert in Anlehnung an die FAO den Hinweis, dass ungefähr 90% aller Fischprodukte aus den Ozeanen und Meeren stammen. Seitdem steigt das Wachstum im Bereich der Aquakulturen an und auch die Fangmengen aus Binnengewässern tragen ihren Teil zu weltweiten Fischereierzeugnissen bei (Greenfacts 2009). Für 2013 liefert die FAO (2015) eine unglaubliche Zahl von 160 Millionen Tonnen Fischproduktion weltweit. NOWAK (2013) stellt die Fischereination China eindeutig heraus, da sie mit mehr als 13 Millionen Tonnen gefangenem Fisch im Jahr 2010 weit über alle EU- Staaten zusammengerechnet hinausragt (ca. 5 Millionen Tonnen Fisch).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Fischkonsum in der Welt in Kg pro Einwohner/Jahr
3. Kleinfischerei
Wer an Fischerei denkt, hat oft große Fangflotten im Kopf, welche durch riesige Netze an Tonnen scheinbar unerschöpfliches Meeresgut gelangen. Dass Fische und deren Fang aber vor allem für Kleinfischer eine Lebensgrundlage bieten, bleibt oft unbedacht. Welche Bedeutung der Fisch für Kleinfischer und die restliche Bevölkerung im globalen Süden hat und warum der Beruf des Kleinfischers an südlichen Küsten zunehmend gefährdet ist, wird im Folgenden genauer erklärt. „Die sogenannte handwerkliche Fischerei zeichnet sich […] dadurch aus, dass die Boote in Lokalbesitz sind und von den Eigentümern betrieben werden, und diese im Einklang mit dem ökologischen und sozialen Wohlbefinden arbeiten.“ (Slow Food 2011) Die hier vom Verein „Slow Food“ angedeuteten ökologischen Vorteile, die die Kleinfischer dem industriellen Fischfang voraus haben, werden im vierten Kapitel kontrovers herausgearbeitet. Trotz gewisser Merkmale, gibt es keine allgemeingültige Definition für „Kleinfischer“. Grenzen zur industriellen Fischerei sind fließend, Arbeitsbedingungen und Methoden zu vielseitig (HELMS 2012). HELMS (2012) erklärt, dass Kleinfischer auf Fanggründe in unmittelbarer Nähe angewiesen sind. Dadurch seien diese im Umgang mit der Ressource Fisch vorsichtiger und achten auf selektivere Fangmethoden. Durch den Einsatz der Industriefangflotten jedoch, bleibt den handwerklichen Fischern oft keine Alternative als ebenfalls auf kleinere ökologisch fragwürdige Trawler umzusteigen. Traditionelle Fischerboote, wie in Abbildung 2, nämlich Pirogen sind dennoch oft Kennzeichen für Kleinfischer der Südseeküsten. Fair-fish (2014) liefert auf der Grundlage einer Masterarbeit von Susanne Furler für die Kleinfischerei den Begriff der artisanalen Fischerei. Es werden Kriterien der FAO von 2004 zitiert, welche die artisanale Fischerei genauer definieren sollen: -Traditionelle Fischereien, -beteiligt sind Haushalte, -geringer Kapitalbedarf, -geringer Energiebedarf, - kleine Boote, -kurze Fangfahrten, küstennah, -vorwiegend zum lokalen Konsum. Vor diesem Hintergrund stellt Fair-fish (2014) klar, dass diese Definition von Land zu Land variiert und die Grenzen zur industriellen Fischerei unklar bleiben.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Traditionelles Fischerboot - Piroge
3.1 Bedeutung des Fisches für Entwicklungsländer
Der Fisch und die handwerkliche Fischerei bedeutet für den globalen Süden nicht nur die Lebensgrundlage für Kleinfischer, sondern er hat auch besondere Werte für Küstenbewohner und letztlich ganze Länder des Südens und seine Bewohner. Was er im einzelnen für die jeweils angesprochenen Gruppen bedeutet, machen die folgenden Unterkapitel deutlich.
3.1.1 Fisch als Nahrungsmittel der Völker der Entwicklungsländer
Fisch „[…] enthält nicht nur gesundes Eiweiß, sondern auch viele Nährstoffe, die in dieser Menge und Vielfalt weder in Getreide noch in anderen Pflanzen oder Fleisch vorkommen.“ (maribus 2013) Wichtige Inhaltsstoffe sind u.a. das fettarme Muskelfleisch mit bis zu 20% Eiweiß, ungesättigte Fettsäuren, Iod, Selen, was z.B. Krebs vorbeugen soll, Taurin, welches vor allem für Gehirn - und Augenentwicklung bedeutsam ist, Vitamin D, welches nur im Fisch in größeren Mengen zu finden ist, andere Vitamine (B6 und B12), und vor allem sämtliche wichtige Aminosäuren, die beim Stoffwechsel eine große Rolle spielen (maribus 2013). Der ansteigende Fischverbrauch in den Industrienationen kann aufgrund des genügenden Fleischkonsums folglich als Statussymbol betrachtet werden. Der Fisch ist durch seine enthaltenen Proteine, Aminosäuren und Vitamine in den Entwicklungsländern hingegen ein Grundnahrungsmittel und deckt sogar laut MARÍ (2012) für 2,6 Milliarden Menschen mindestens 20 Prozent des Bedarfs an tierischen Proteinen. Nicht selten bietet Fisch für Küstenbewohner Afrikas die einzige Eiweißquelle (MARÍ 2012). Da in den Entwicklungsländern die Infrastruktur fehlt, um den Fisch tiefgekühlt von den Küsten wegzutransportieren, ist Fisch im Landesinneren oft - und wenn überhaupt nur an großen Seen - nicht zu finden (maribus 2013).
3.1.2 Fisch als Einkommensquelle und Lebensgrundlage der Kleinfischer
Anders als Kleinfischer des Nordens, bleiben den Fischern der Entwicklungsländer wirtschaftsbedingt oft keine Alternativen als in die traditionellen Fußstapfen ihrer Vorfahren zu treten. Würde man von den Einflüssen der industriellen Fischerei absehen, wäre dies kein Problem, da sich hinter dem Beruf des Kleinfischers viele weitere Arbeitsplätze z.B. im Bereich der Weiterverarbeitung und des Fischhandels bilden. So hängen viele Arbeitsplätze und somit Lebensgrundlagen anderer Küstenbewohner von der Kleinfischerei ab. Wie der Name bereits verrät, wird bei der handwerklichen Fischerei überwiegend mit Menschenkraft gearbeitet, sodass sich generell mehr Arbeitsplätze für Kleinfischer ergeben als bei der industriellen Fischerei. Fair-fish (2014) bietet in diesem Zusammenhang einen Vergleich der Beschäftigten zwischen industriellem Fischfang und handwerklicher Fischerei. So kommen 24 Kleinfischer auf einen Beschäftigten auf einem kommerziell genutzten Trawler. Dass für die Arbeit der handwerklichen Fischerskunst viele Menschen zusammenarbeiten müssen, kann man auf der Abbildung 3 deutlich erkennen. In der Regel stehen hinter diesen Kleinfischern außerdem ganze Familien, die ebenfalls im Fischereisektor tätig sind, um den Lebensunterhalt der Familie zu sichern.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Traditionelle Fangtechnik „senne de plage“ an der Küste Westafrikas
3.1.3 Fischfang aufgrund fehlender Kenntnisse im Bereich der Tierzucht
„Um Menschen mit [den nötigen Nährstoffen] zu versorgen, hätte in der Vergangenheit mehr Geld in kommerzielle Tierhaltung gesteckt werden müssen […]. Die Folge ist, dass billiges Fleisch aus Industrie- und Schwellenländern heute viele afrikanischen Kleinbauern aus dem Markt drängt.“ (MARÍ 2012) Kleinbauern, welche nur selten auf den Rückhalt ihrer nationalen Regierungen hoffen können, welche an der Armutsgrenze leben und welche zunehmend negativen menschlichen Einflüssen ausgesetzt sind (Landgrabbing, Bürgerkriege, Bevölkerungszuwachs, Raub, etc.), könnten außerdem den Bedarf an Nährstoffen, den der Fisch normalerweise für die eigene Bevölkerung mit sich bringt, nicht decken (MENSE 2001).
4. Kommerzieller Fischfang zum Vergleich
Überfischung ist ein Thema, welches sich schon seit mehreren Jahren durch die Medien bewegt. Leider kommt dabei ein wenig die Auseinandersetzung mit den Folgen des industriellen Fischfangs auf die traditionellen Kleinfischer der Entwicklungsländer zu kurz. Es braucht keine Belege, um zu beweisen, dass die Nachfrage in den Industrieländern nach Fisch zu explodieren scheint. In Städten, in denen man vor ein paar Jahren mit dem Begriff „Sushi“ noch nichts anfangen konnte, finden sich heute an jeder Ecke entsprechende „Restaurants“. Keine Seltenheit sind Angebote asiatischer Restaurants, bei denen man sich an Theken mit verschiedensten Meeresgütern für kaum mehr als 15 Euro den Bauch vollschlagen kann. Mittlerweile sind „die Fangflotten der Industrieländer […] gezwungen, weite Reisen zu unternehmen, um die enorme Nachfrage der Bevölkerung zu bedienen.“ (Greenpeace o.J. a) Welche Folgen diese „Reisen“ mit sich bringen und welche Vorteile die handwerkliche Fischerei gegenüber der industriellen Fischerei hat, macht dieses Kapitel deutlich.
4.1 Auswirkungen industriellen Fischfangs auf Kleinfischereien und arme Völker des globalen Südens
Dem wirtschaftlichen Wandel unterliegt auch die Nachfrage nach Fisch und somit steigt auch die Intensität an kapitalistischen Fangtechniken der industriellen Fangflotten. Aufgrund der oben genannten „Reisen“ kommt es vor allem an den Küsten der Entwicklungsländer zu Konkurrenz- kämpfen zwischen industrieller Fischerei und handwerklichen Fischern. Die schwimmenden „Fabriken“ wie in Abb.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: Kommerziell genutzter Trawler
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