Die deutsche Vergangenheit zeigt uns, dass der Widerstand gegen den Staat seitens seiner BürgerInnen im Fall eines Machtmissbrauchs nicht nur legitim, sondern auch bei Zeiten notwendig ist. Für den frühen Widerstand gegen den Nationalsozialismus entschieden sich vergleichsweise wenig Deutsche. Viele verharrten in Starre angesichts des rasch wachsenden Terrors und der Unterdrückung, die die NationalsozialistInnen verbreiteten oder schauten weg. Aber ebenso viele, wenn nicht sogar mehr noch, zeigten Begeisterung für die Ideologie der NSDAP, wodurch der Aufstieg des Nationalsozialismus begünstigt wurde.
Dennoch war der Widerstand, auch wenn er im Nachhinein betrachtet nicht den Tyrannensturz herbeiführen konnte, wichtig und kann nicht gänzlich als gescheitert betrachtet werden. Er ermöglichte es dem postnationalsozialistischen Deutschland, mit seiner Vergangenheit umzugehen und eben auf den Grundlagen dieses Widerstands eine Zukunft aufzubauen, in der die Gräueltaten des NS-Regimes verarbeiten werden konnten, um so eine freiheitliche und demokratische Grundordnung zu errichten. Was Widerstand ist und in welcher Form er sich zeigt, darüber diskutieren WissenschaftlerInnen umso mehr, je weiter regimekritisches Verhalten der damaligen Bevölkerung analysieren wird.
Unter den frühesten Widerstand gegen Hitler ist der, aus der ArbeiterInnenbewegung zu zählen. Dieses zu Beginn große Milieu schaffte es jedoch nicht, den Nationalsozialismus schon in seiner Konsolidierungsphase zu stoppen, obwohl er wohl in dieser Zeit noch am anfälligsten war. Die beiden Hauptparteien der ArbeiterInnenbewegung KPD und SPD steckten in einem tiefen Konflikt untereinander fest, welchen sie anfänglich nicht überwinden konnten. Die vorliegende Arbeit widmet sich dem Ziel, diesen Konflikt darzustellen, und der Frage nachzugehen, ob er der Grund für das Scheitern des Widerstands der ArbeiterInnenbewegung ist, oder ob es darüber hinaus noch weitere Gründe geben kann.
Die Annahme dieser Arbeit ist, dass die Uneinigkeit zwischen beiden ArbeiterInnenparteien nur ein Teilgrund für das Scheitern der Bewegung in der Konsolidierungsphase der Macht des NS-Regimes ist und es daneben noch weitere Gründe, teilweise auch parteiintern, gab, die zu deren Zerschlagung durch den Nationalsozialismus führten. Dafür soll zunächst geklärt werden, was unter Widerstand zu verstehen ist, um im Anschluss die Entwicklung beider Parteien zu beleuchten und mögliche weitere Faktoren des Scheiterns darzustellen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Terminologie und Verständnis des Widerstand
- 3. Einführung zum Widerstand der Arbeiter*Innenbewegung im Allgemeinen
- 3.1. Der starre Weg der KPD
- 3.2. Das Legalitätsprinzip der SPD
- 4. Bilanz
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit widmet sich der Analyse des frühen Widerstands der Arbeiter*Innenbewegung gegen das NS-Regime. Dabei stehen die Entwicklung und der Konflikt zwischen den beiden Arbeiter*Innenparteien KPD und SPD im Mittelpunkt. Die Arbeit untersucht, ob diese Konflikte einen maßgeblichen Faktor für das Scheitern des Widerstands darstellen oder ob es weitere Gründe für das Versagen der Bewegung gab.
- Die Entwicklung der Arbeiter*Innenbewegung und deren Positionierung zum Nationalsozialismus
- Der Konflikt zwischen KPD und SPD und dessen Auswirkungen auf den Widerstand
- Die unterschiedlichen Strategien und Handlungsweisen von KPD und SPD im Widerstand
- Weitere Faktoren, die zum Scheitern des Widerstands der Arbeiter*Innenbewegung beigetragen haben könnten
- Die Relevanz des frühen Widerstands für die spätere Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung befasst sich mit der historischen Bedeutung des Widerstands gegen den Nationalsozialismus und stellt die zentrale Frage nach den Gründen für das Scheitern des frühen Widerstands der Arbeiter*Innenbewegung. Kapitel 2 definiert den Begriff "Widerstand" und beleuchtet die unterschiedlichen Interpretationen des Widerstandsbegriffs im wissenschaftlichen Diskurs.
Kapitel 3 widmet sich der Einführung in den Widerstand der Arbeiter*Innenbewegung und analysiert die unterschiedlichen Strategien der KPD und SPD. Hierbei wird der Fokus auf die interne Konflikte zwischen den beiden Parteien sowie die Auswirkungen auf den Widerstand gelegt.
Schlüsselwörter
Arbeiter*Innenbewegung, KPD, SPD, Widerstand, NS-Regime, Konflikt, Scheitern, Politische Kultur, Totalitarismus, Opposition, Verweigerung, Legalitätsprinzip.
- Quote paper
- Willy Stefanowsky (Author), 2017, Der frühe Widerstand der ArbeiterInnenbewegung, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/417832