Die institutionelle Betreuung von Kleinstkindern wird auch in der heutigen Zeit noch durchaus kritisch bewertet. Es geht dabei vordergründig um die besonderen Bedürfnisse des Kindes in diesem Alter. Aus Sicht der Kritiker können diese, vor allem mit Blick auf die Bindungsentwicklung, im familiären Betreuungskontext besser berücksichtigt werden.
Erkenntnisse entwicklungspsychologischer Forschungen der letzten Jahrzehnte haben die Weiterentwicklung frühkindlicher Betreuungs-, Bildungs- und Erziehungskonzepte weltweit beeinflusst. Die Abhängigkeit dieser Konzepte von ihren jeweiligen gesellschaftlichen Kontexten soll am Beispiel der DDR in dieser Arbeit verdeutlicht werden.
Die Krippenpädagogik in der DDR war Bestandteil ihres sozialistischen Bildungs-systems, dessen Ziel die Bildung und Erziehung allseitig entwickelter sozialistischer Persönlichkeiten war. Und zwar von frühester Kindheit an sowie nach strengen programmatischen Vorgaben. Internationale Erkenntnisse der Entwicklungs-psychologie waren auch in der DDR nicht unbekannt. Sie wurden jedoch weitestgehend zugunsten der sozialistischen Ideologie und Pädagogik ausgelegt oder einfach ignoriert.
Besonders kritisch muss in diesem Kontext die sehr frühe Krippenbetreuung des Kleinkindes betrachtet werden. Problematisch erscheinen hier aus entwicklungs-psychologischer Sicht mehrere Aspekte, die Fragen nach möglichen Auswirkungen auf seine Persönlichkeitsentwicklung und Gesundheit aufwerfen und in dieser Arbeit hinterfragt werden sollen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die historische Entwicklung frühkindlicher Bildungs- und Betreuungsangebote
- 3. Die Rolle der frühkindlichen Bildung, insbesondere der Krippen im Bildungssystem der DDR
- 4. Das Bild vom Kind und die Rolle der Erzieherin
- 5. Aufnahme und Eingewöhnung
- 6. Kritikversuche in der DDR
- 7. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Krippenpädagogik in der DDR unter Berücksichtigung entwicklungspsychologischer Erkenntnisse. Ziel ist es, die Abhängigkeit frühkindlicher Bildungskonzepte von gesellschaftlichen Kontexten am Beispiel der DDR zu veranschaulichen und kritische Aspekte der damaligen Krippenbetreuung zu beleuchten.
- Historische Entwicklung frühkindlicher Betreuungsangebote
- Rolle der Krippen im sozialistischen Bildungssystem der DDR
- Das Bild vom Kind und die Rolle der Erzieherin in der DDR-Krippenpädagogik
- Entwicklungspsychologische Kritikpunkte an der DDR-Krippenbetreuung
- Vergleich mit modernen frühkindlichen Bildungskonzepten
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Krippenpädagogik in der DDR ein und stellt die zentrale Forschungsfrage nach den Auswirkungen der frühen Krippenbetreuung auf die Entwicklung des Kindes in den Mittelpunkt. Ausgehend von der heutigen kritischen Bewertung frühkindlicher Betreuung, wird der Fokus auf die besonderen Bedürfnisse des Kindes im Säuglings- und Kleinkindalter gelegt. Die Arbeit kündigt die Untersuchung der Abhängigkeit frühkindlicher Konzepte von gesellschaftlichen Kontexten am Beispiel der DDR an, wobei die Krippenpädagogik als integraler Bestandteil des sozialistischen Bildungssystems dargestellt wird. Besondere Aufmerksamkeit wird der frühen Trennung des Kindes von Bezugspersonen und der fehlenden Eingewöhnung gewidmet, die aus entwicklungspsychologischer Sicht kritisch betrachtet werden. Die Einleitung skizziert die zentralen Problemfelder, die im weiteren Verlauf der Arbeit detailliert untersucht werden.
2. Die historische Entwicklung frühkindlicher Bildungs- und Betreuungsangebote: Dieses Kapitel beleuchtet die historische Entwicklung der frühkindlichen Betreuung, beginnend mit prähistorischen Gesellschaften und der traditionellen Rolle erweiterter Familienstrukturen bei der Kinderbetreuung. Es wird gezeigt, dass die alleinige Betreuung durch die Mutter eher selten war. Der Fokus liegt auf der Entwicklung institutioneller Betreuungsformen im 19. Jahrhundert, insbesondere in Deutschland, mit der Beschreibung von Fröbels Pädagogik und deren Bedeutung für die Weiterentwicklung des Kindergartens als ergänzende Einrichtung zur Familie. Das Kapitel beschreibt die unterschiedliche Entwicklung der frühkindlichen Pädagogik in Ost und Westdeutschland nach 1945, die unterschiedlichen Motivationen der Eltern für die Inanspruchnahme der Betreuungsangebote, und die besondere Rolle des Krippenwesens in der DDR zur Ermöglichung der Erwerbstätigkeit der Frauen. Es wird die gezielte Einflussnahme des Staates auf das Bildungswesen und die Integration der Krippen und Kindergärten in das sozialistische Bildungssystem der DDR hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Krippenpädagogik, DDR, frühkindliche Bildung, sozialistisches Bildungssystem, Entwicklungspsychologie, Bindungstheorie, Betreuungsangebote, historische Entwicklung, Kinderbetreuung, Erziehungskonzepte.
Häufig gestellte Fragen zur Krippenpädagogik in der DDR
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Krippenpädagogik in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) unter Berücksichtigung entwicklungspsychologischer Erkenntnisse. Sie analysiert die Abhängigkeit frühkindlicher Bildungskonzepte von gesellschaftlichen Kontexten am Beispiel der DDR und beleuchtet kritische Aspekte der damaligen Krippenbetreuung.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit umfasst die historische Entwicklung frühkindlicher Betreuungsangebote, die Rolle der Krippen im sozialistischen Bildungssystem der DDR, das Bild vom Kind und die Rolle der Erzieherin in der DDR-Krippenpädagogik, entwicklungspsychologische Kritikpunkte an der DDR-Krippenbetreuung und einen Vergleich mit modernen frühkindlichen Bildungskonzepten.
Welche Kapitel beinhaltet die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in sieben Kapitel: Einleitung, historische Entwicklung frühkindlicher Bildungs- und Betreuungsangebote, die Rolle der Krippen im Bildungssystem der DDR, das Bild vom Kind und die Rolle der Erzieherin, Aufnahme und Eingewöhnung, Kritikversuche in der DDR und Fazit.
Was ist die zentrale Forschungsfrage?
Die zentrale Forschungsfrage untersucht die Auswirkungen der frühen Krippenbetreuung auf die Entwicklung des Kindes in der DDR. Besonderes Augenmerk liegt auf der frühen Trennung des Kindes von Bezugspersonen und der fehlenden Eingewöhnung.
Wie wird die historische Entwicklung der frühkindlichen Betreuung dargestellt?
Das Kapitel zur historischen Entwicklung beleuchtet die frühkindliche Betreuung von prähistorischen Gesellschaften bis zur DDR, inklusive der Entwicklung institutioneller Betreuungsformen im 19. Jahrhundert (z.B. Fröbels Pädagogik), der unterschiedlichen Entwicklung in Ost- und Westdeutschland nach 1945 und der besonderen Rolle der Krippen in der DDR zur Ermöglichung der Erwerbstätigkeit von Frauen.
Welche Kritikpunkte an der DDR-Krippenbetreuung werden angesprochen?
Die Arbeit thematisiert entwicklungspsychologische Kritikpunkte an der DDR-Krippenbetreuung, insbesondere im Hinblick auf die frühzeitige Trennung vom Kind von Bezugspersonen und die fehlende oder unzureichende Eingewöhnung. Diese Aspekte werden aus der Perspektive der Bindungstheorie betrachtet.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Krippenpädagogik, DDR, frühkindliche Bildung, sozialistisches Bildungssystem, Entwicklungspsychologie, Bindungstheorie, Betreuungsangebote, historische Entwicklung, Kinderbetreuung, Erziehungskonzepte.
Wie ist die Einleitung aufgebaut?
Die Einleitung führt in das Thema ein, stellt die zentrale Forschungsfrage dar, legt den Fokus auf die besonderen Bedürfnisse des Kindes im Säuglings- und Kleinkindalter und skizziert die zentralen Problemfelder, die im weiteren Verlauf der Arbeit detailliert untersucht werden.
Wie wird die Rolle der Krippen im sozialistischen Bildungssystem der DDR dargestellt?
Die Arbeit beschreibt die Krippen als integralen Bestandteil des sozialistischen Bildungssystems der DDR und analysiert die staatliche Einflussnahme auf das Bildungswesen und die Integration von Krippen und Kindergärten in dieses System.
Wie wird die Rolle des Kindes und der Erzieherin in der DDR-Krippenpädagogik beschrieben?
Die Arbeit analysiert das Bild vom Kind und die Rolle der Erzieherin im Kontext der DDR-Krippenpädagogik, unter Berücksichtigung der gesellschaftlichen und ideologischen Einflüsse dieser Zeit.
- Arbeit zitieren
- Petra Morsbach (Autor:in), 2013, Krippenpädagogik in der DDR. Die Bedürfnisse des Kindes aus entwicklungspsychologischer Sicht, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/416361