„Der Schwank gehört zu den Stiefkindern folkloristischer Forschung“ (Bausinger, 1967). Erst zur Mitte des 20. Jahrhunderts begann die Erzählforschung, sich mit dieser vernachlässigten Gattung auseinanderzusetzen. Dieses neue Forschungsfeld bot den Sprachwissenschaftlern der letzten ca. 70 Jahre die Möglichkeit „zu großen Teilen Neuland zu betreten“. Dies stellte Philologen jedoch nicht nur vor eine interessante neue Herausforderung, sondern verpflichtete auch, Begriffe zu klären und
Definitionen aufzustellen. Die Grenzen der Gattung Schwank sind mal definitiv, mal verschwommen. So war die „Gattungsdämmerung“ in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts durchaus willkommen. Einerseits wurde so die Last des Bemühens einer genauen Definition genommen, andererseits bestand noch immer die Problematik der genauen Erfassbarkeit einer bestimmten Gattung.
Definitionen und Taxonomien für die Gattungen des Schwankes und des Witzes wurden in den Sprachwissenschaften mittlerweile festgelegt. Letztere findet man zum Beispiel in Form von Bausingers Formtypen, welche Erkennungsmerkmale zur Klassifizierung eines Schwanks beinhalten. Doch jegliche Definitionen und Erkennungsmerkmale müssen nicht bedeuten, dass diese auch von jedem Philologen genutzt werden bzw. einer allgemeinen umfassenden Abgrenzung der Gattung dienen.
Diese Vagheit der Gattungsgrenzen des Schwanks und die Tatsache, dass die Gattungsbegriffe nicht immer gleichbedeutend genutzt werden, ist die Intention dieser Ausarbeitung. Im Folgenden werden Neumanns Vom Schwank zum Witz. Zum Wandel
der Pointe seit dem 16.Jahrhundert sowie seine darin gewählten Schwänke unter Bezug von Bausingers Ansichten und seinen Formtypen aus seinem Werk Bemerkungen zum Schwank und seinen Formtypen genauer betrachtet. Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf den von Neumann gewählten Beispielen der Schwänke, die er als solche in seinem Werk benannt hat. Aufgrund der unterschiedlichen Begriffsnutzung von Schwänken, Witzen und Anekdoten versucht diese Ausarbeitung festzustellen, ob es sich bei Neumanns gewählten Schwänken um Schwänke nach Bausingers Formtypen handelt
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Bausingers Formtypen
- Neumanns Vom Schwank zum Witz
- Neumanns Begriffsnutzung
- Betrachtung eines exemplarischen Schwanks
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Wandel der Pointe vom Schwank zum Witz, basierend auf Neumanns Werk "Vom Schwank zum Witz. Zum Wandel der Pointe seit dem 16. Jahrhundert" und unter Berücksichtigung von Bausingers Formtypen des Schwanks. Die Zielsetzung ist die Analyse der von Neumann gewählten Beispiele und deren Einordnung nach Bausingers Typologie, unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Begriffsnutzung von Schwank, Witz und Anekdote.
- Analyse der Begriffsnutzung von "Schwank", "Witz" und "Anekdote" bei Neumann und Bausinger.
- Anwendung von Bausingers Formtypen auf die von Neumann ausgewählten Beispiele.
- Untersuchung des Wandels der Pointe vom Schwank zum Witz.
- Klärung der Gattungsmerkmale von Schwank und Witz.
- Bewertung der Eignung von Bausingers Formtypen zur Klassifizierung der Beispiele Neumanns.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beleuchtet die Herausforderungen der folkloristischen Forschung bezüglich der Gattung "Schwank" und die Notwendigkeit von klaren Definitionen und Abgrenzungen gegenüber verwandten Gattungen wie dem Witz. Sie führt in die Thematik ein und benennt die Forschungslücke, die diese Arbeit zu schließen versucht: die Untersuchung der von Neumann gewählten Schwankbeispiele im Lichte von Bausingers Formtypen. Die Unklarheit der Gattungsbegriffe und die unterschiedliche Anwendung derselben bilden den Fokus der darauffolgenden Analysen.
Bausingers Formtypen: Dieses Kapitel beschreibt Bausingers vier Formtypen des Schwanks (Ausgleichstyp, Steigerungstyp, Spannungstyp, Schrumpftyp) und ihre Unterkategorien (Übermut, Revanche). Bausinger verwendet die Analogie eines Fußballspiels, um die Struktur des Schwanks als eine Art Wettkampf darzustellen und zu verdeutlichen, wie sich die vielschichtigen Handlungsabläufe formal beschreiben lassen. Der Fokus liegt auf der Erläuterung seiner Methodik und dem Ziel, wesentliche Erkennungsmerkmale des Schwanks herauszuarbeiten, um eine Klassifizierung zu ermöglichen.
Neumanns Vom Schwank zum Witz: Dieses Kapitel befasst sich mit Neumanns Arbeit und seiner Analyse des Wandels der Pointe. Neumann untersucht die Entwicklung der Pointe vom Schwank zum Witz anhand zahlreicher Beispiele. Die Arbeit hebt sowohl die positiven Aspekte von Neumanns methodischem Ansatz (viele Beispiele, klare Forschungsrichtung) als auch dessen Schwächen hervor (fehlende Definitionen der Gattungen). Die fehlende Definition der Gattungen durch Neumann wird als ein erheblicher Mangel kritisiert, der die Analyse erschwert und die Ergebnisse in Frage stellt. Die Arbeit unterstreicht die Bedeutung klarer Definitionen für eine valide Gattungszuordnung und wissenschaftliche Aussagekraft.
Schlüsselwörter
Schwank, Witz, Anekdote, Pointe, Bausinger, Neumann, Formtypen, Gattungsmerkmale, Erzählforschung, Volkskunde, Literaturgeschichte, Komik, 16. Jahrhundert.
Häufig gestellte Fragen (FAQs) zu "Vom Schwank zum Witz: Eine Analyse nach Bausinger und Neumann"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht den Wandel der Pointe vom Schwank zum Witz, basierend auf Neumanns Werk "Vom Schwank zum Witz" und unter Berücksichtigung von Bausingers Formtypen des Schwanks. Der Fokus liegt auf der Analyse von Neumanns Beispielen und deren Einordnung nach Bausingers Typologie, unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Begriffsnutzung von Schwank, Witz und Anekdote.
Welche Methoden werden angewendet?
Die Arbeit analysiert die Begriffsnutzung von "Schwank", "Witz" und "Anekdote" bei Neumann und Bausinger. Sie wendet Bausingers Formtypen (Ausgleichstyp, Steigerungstyp, Spannungstyp, Schrumpftyp) auf Neumanns Beispiele an und untersucht den Wandel der Pointe vom Schwank zum Witz. Dabei werden die Gattungsmerkmale von Schwank und Witz geklärt und die Eignung von Bausingers Formtypen zur Klassifizierung der Beispiele Neumanns bewertet.
Welche Autoren und Theorien sind zentral?
Die Arbeit basiert zentral auf den Theorien von Hermann Bausinger (Formtypen des Schwanks) und Fritz Neumann ("Vom Schwank zum Witz"). Bausingers Typologie dient als analytisches Werkzeug zur Einordnung der von Neumann untersuchten Beispiele. Die unterschiedliche Begriffsnutzung beider Autoren wird kritisch beleuchtet.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zu Bausingers Formtypen, ein Kapitel zu Neumanns Werk "Vom Schwank zum Witz", und ein Fazit. Die Einleitung führt in die Thematik ein und beschreibt die Forschungslücke. Das Kapitel zu Bausinger erläutert dessen Typologie. Das Kapitel zu Neumann analysiert dessen Arbeit und deren Stärken und Schwächen. Das Fazit fasst die Ergebnisse zusammen.
Welche Kritikpunkte werden an Neumann geäußert?
Ein zentraler Kritikpunkt an Neumanns Arbeit ist das Fehlen klarer Definitionen der Gattungen "Schwank" und "Witz". Diese fehlende Begrifflichkeit erschwert die Analyse und die Zuordnung der Beispiele und schränkt die wissenschaftliche Aussagekraft der Arbeit ein.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Schlüsselbegriffe sind: Schwank, Witz, Anekdote, Pointe, Bausinger, Neumann, Formtypen, Gattungsmerkmale, Erzählforschung, Volkskunde, Literaturgeschichte, Komik, 16. Jahrhundert.
Was ist das Fazit der Arbeit?
Das Fazit (im Detail nicht in der Zusammenfassung der Kapitel enthalten) wird die Ergebnisse der Analyse zusammenfassen und die Frage nach dem Wandel der Pointe vom Schwank zum Witz unter Berücksichtigung der methodischen Herausforderungen und der unterschiedlichen Begrifflichkeiten beantworten. Es wird auch eine abschließende Bewertung der Eignung von Bausingers Modell zur Analyse von Neumanns Material liefern.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für Studierende und Wissenschaftler*innen der Volkskunde, Literaturwissenschaft, Erzählforschung und Germanistik, die sich mit der Genese und Entwicklung von komischen Erzählformen beschäftigen.
- Quote paper
- Pia Rudolphi (Author), 2017, Neumanns "Vom Schwank zum Witz. Zum Wandel der Pointe seit dem 16. Jahrhundert." betrachtet unter Bezug der Formtypen Bausingers, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/414021