Einleitung
Seit vielen Jahren schon, nehmen Talkshows einen hohen Stellenwert im Nachmittags- und Abendprogramm des deutschen Fernsehers ein.
Aber wie kommt es, daß das Fernsehen, was früher nur ein Fenster zur weiten Welt war, heute zu einer Bühne der kleinen und einfachen Leute wird ?
Wie kommt es, daß sich so viele Menschen darum reißen in einer Talkshow aufzutreten und offen über ihre persönlichen Probleme zu sprechen ?
Nun, nicht alle Menschen merken, daß Talkshows kein informatives oder aufklärendes Medium ist, in dem tiefgründige Diskussionen über eine bestimmte Fragestellung geführt werden. Statt dessen handelt es sich um Sendungen, deren Themenkomplexe Beziehungen, Familie, Gesundheit und Schönheit entstammen und von alltäglichen und banalen Problemen bis hin zu schwerwiegenden psychologischen Problemen, die eher in eine Therapie als in eine Talkshow gehören, reichen. Und dennoch werden die Sendungen, die von den Emotionen leben, die sie bei den Gästen, dem Publikum und den Zuschauern auslösen, im hohen Maße konsumiert.
Ein genauer Blick zeigt aber, daß im Kontrast zu dem außerordentlichen Erfolg der neuen Formate beim Massenpublikum sich inzwischen eine scharfe Medienkritik formatiert hat, die in den allzu persönlichen Gesprächen und der öffentlichen Zurschaustellung aller möglichen körperlichen und seelischen Normvarianten nicht die oft propagierte Lebenshilfe für Studiogast und Zuschauer sieht, sondern vielmehr eine Gefahr für Moral und Anstand.
Dieser Tendenz scheinen Menschen zu unterliegen, die sich selbst in einer eher kritischen Distanz zu medialen Angeboten, vor allem dem Fernsehen gegenüber, sehen. Diese schieben eine potentielle Opferrolle denen zu, die entweder aufgrund ihrer prinzipiell mangelnden analytischen Distanz, ihrer schlechten soziokulturellen Ausgangsposition oder auch einer noch nicht voll entwickelten intellektuellen und/oder emotionalen Widerstandsfähigkeit der Macht der Bilder sozusagen schutzlos ausgeliefert sind. Es verwundert daher nicht, daß aus vielen Quellen in diesem Zusammenhang von einem ,,geistig weniger differenzierten Zuschauer" gesprochen wird, oder es handelt sich um Kinder und Jugendliche.
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Inhaltsverzeichnis
- Charakteristika des Genres Affektfernsehen
- Affektfernsehen-Formate und verwandte Genres
- Affekt-Talks
- Beziehungsshows
- Intimes und Privates in der Massenkommunikation
- Sozio-emotionale Wirkungen des (Affekt-)Fernsehens
- Motivkatalog der Rezipienten
- Nutzungsmotive: ausgewählte Forschungsbefunde
- Motivtypen nach Bettina Fromm:
- Der Fernseh-Star
- Der Patient
- Der Kontaktanbahner/Verehrer
- Der Ideologe
- Der Propagandist
- Anwalt in eigener Sache
- Der Rächer
- Der Zaungast
- Auswirkungen des Auftritts:
- Durchsetzung der Motive
- Unmittelbare Eindrücke
- Das Bild vom Fernsehmacher und die Betreuung während der Sendung
- Das Bild vom Moderator
- Soziale Wirkungen des Auftritts
- Selbsteinschätzung und abschließende Bewertung des Auftritts
- Zusammenfassung der Eindrücke
- Interview mit Adam
- Ergebnisse des Interviews
- Schlußbemerkungen
- Quellen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Semesterarbeit untersucht die Auswirkungen des Auftritts in einer Talkshow auf die Privatsphäre der teilnehmenden Personen. Die Arbeit analysiert das Genre Affektfernsehen und seine verschiedenen Formate, insbesondere Affekt-Talks und Beziehungsshows. Im Mittelpunkt steht die Frage, welche Motive die Teilnehmer zum Auftritt in einer Talkshow bewegen und welche Folgen dieser für ihr Leben hat.
- Die Charakteristika des Genres Affektfernsehen
- Die Auswirkungen des Auftritts auf die Privatsphäre der Teilnehmer
- Die Motive der Teilnehmer zum Auftritt in einer Talkshow
- Die sozio-emotionalen Wirkungen des Affektfernsehens
- Die Rolle des Moderators und der Fernsehmacher
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel definiert das Genre Affektfernsehen und beschreibt seine zentralen Merkmale. Es werden verschiedene Formate des Affektfernsehens vorgestellt, darunter Affekt-Talks und Beziehungsshows. Im zweiten Kapitel wird die Bedeutung von Intimes und Privates in der Massenkommunikation beleuchtet. Es wird untersucht, wie das Fernsehen in die Privatsphäre der Menschen eindringt und welche Auswirkungen dies auf die Zuschauer hat. Das dritte Kapitel beleuchtet die sozio-emotionalen Wirkungen des Affektfernsehens. Es werden verschiedene Motivkataloge der Rezipienten vorgestellt und die Bedeutung der parasozialen Interaktion für die Zuschauerbindung analysiert. Das vierte Kapitel widmet sich den Nutzungsmotiven der Teilnehmer an Talkshows. Es werden verschiedene Motivtypen vorgestellt, darunter der Fernseh-Star, der Patient, der Kontaktanbahner/Verehrer, der Ideologe, der Propagandist, der Anwalt in eigener Sache, der Rächer und der Zaungast. Das fünfte Kapitel untersucht die Auswirkungen des Auftritts in einer Talkshow auf die Teilnehmer. Es werden die Durchsetzung der Motive, die unmittelbaren Eindrücke, die soziale Resonanz und die Selbsteinschätzung der Teilnehmer analysiert. Das sechste Kapitel präsentiert ein Interview mit Adam, einem jungen Mann, der bei Hans Meiser aufgetreten ist. Das Interview beleuchtet Adams Motive zum Auftritt, seine Erfahrungen während der Sendung und die Auswirkungen des Auftritts auf sein späteres Leben. Das siebte Kapitel fasst die Ergebnisse des Interviews zusammen und zeigt, wie Adams Erfahrungen die Ergebnisse der Arbeit bestätigen. Das achte Kapitel diskutiert die Zukunft des Affektfernsehens und die Bedeutung des Genres in einer sich verändernden Gesellschaft. Das neunte Kapitel bietet eine umfassende Quellenliste.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Affektfernsehen, Talkshows, Beziehungsshows, Privatheit, Intimsphäre, Medienwirkungen, Zuschauermotive, Teilnehmermotive, soziale Auswirkungen, Selbstinszenierung, Öffentlichkeit und Medienkritik. Die Arbeit analysiert die Auswirkungen des Auftritts in einer Talkshow auf die Privatsphäre der Teilnehmer und beleuchtet die Motive und Folgen dieser öffentlichen Selbstdarstellung.
- Quote paper
- Klaudia Mayr (Author), 2002, Auswirkungen des Auftritts nach einem Besuch in einer Talkshow, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/4100