Stress, Depressionen, Erschöpfung, der Lehrerberuf ein Höllenberuf? Seit einigen Jahren kursiert der Begriff Burn-out-Syndrom durch die Medien, der diese Symptome, die häufig in Verbindung mit sozialen Berufen auftauchen, publik machte. Tatsächlich gibt es Hinweise auf vermehrte Krankheitsanfälligkeit und berufsbedingte Schädigungen. Die Mehrheit der Lehrkräfte fühlt sich dem ständigen psychischen Druck nicht mehr gewachsen. Das Abschalten nach dem Unterricht fällt schwer. Hochgesteckte Ziele werden nicht erreicht und ständig wachsende Aufgabenberge sorgen für Unzufriedenheit und mangelndes Selbstvertrauen. Das belastet nicht nur das Schüler-/Lehrerverhältnis, sondern es entwickeln sich daraus auch Beziehungskrankheiten. Trotz der steigenden Anforderungen im erzieherischen Bereich sinkt das Ansehen der Lehrer in der Bevölkerung. „Lehrer haben genug Freizeit, Ferien und jammern viel“ (vgl. Hagemann, 2003, S.9). Die Arbeit beschäftigt sich mit den Ursachen und Auswirkungen des Burn-out-Syndroms und stellt Lösungsansätze vor.
Gliederung
1. Einleitung
2. Burn-out Syndrom Definition
3. Die Entwicklung eines Burn-out
4 Bedingungsvariablen
4.1 Burn-out und Persönlichkeitsmerkmale
4.2 Schulisches Umfeld
4.3 Defizite in der Lehrerausbildung
5. Symptome des Burn-out-Syndroms
6. Maßnahmen gegen Burn-out
6.1 Umgang mit Stress
6.2 Supervision und Teamsupervision
6.3 Bildungspolitische Maßnahmen
7. Schluss
8. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Stress, Depressionen, Erschöpfung, der Lehrerberuf ein Höllenberuf? Seit einigen Jahren kursiert der Begriff Burn-out-Syndrom durch die Medien, der diese Symptome, die häufig in Verbindung mit sozialen Berufen auftauchen, publik machte. Tatsächlich gibt es Hinweise auf vermehrte Krankheitsanfälligkeit und berufsbedingte Schädigungen. Die Mehrheit der Lehrkräfte fühlt sich dem ständigen psychischen Druck nicht mehr gewachsen. Das Abschalten nach dem Unterricht fällt schwer. Hochgesteckte Ziele werden nicht erreicht und ständig wachsende Aufgabenberge sorgen für Unzufriedenheit und mangelndes Selbstvertrauen. Das belastet nicht nur das Schüler-/Lehrerverhältnis, sondern es entwickeln sich daraus auch Beziehungskrankheiten. Trotz der steigenden Anforderungen im erzieherischen Bereich sinkt das Ansehen der Lehrer in der Bevölkerung. „Lehrer haben genug Freizeit, Ferien und jammern viel“ (vgl. Hagemann, 2003, S.9).
2. Burn-out-Syndrom Definition
Das Burn-out-Syndrom beschreibt einen tiefgreifenden psychophysischen Erschöpfungszustand. Der oder die Betroffene verliert sein oder ihr körperlich-seelisch-geistiges Gleichgewicht. Im schlimmsten Fall werden aus pflichtbewussten engagierten Lehrkräften, reizbare, zynische, stark ausgebrannte Menschen. In den Ausführungen von Pines, Aronson und Kafrey (1985) wird Burn-out als seelischer Zustand beschrieben, „der häufig bei Menschen eintritt, die mit anderen Menschen arbeiten (und zwar vor allem, aber nicht ausschließlich, in helfenden Berufen) und die in ihren Beziehungen zu ihren Patienten, Klienten, Schülern oder Kunden, die Gebenden sind“ (zit. Bei Meidinger/Enders, 1997, S. 3).
Christina Maslach (vgl. Maslach/Jackson, 1981) spricht von emotionaler Erschöpfung, dem ausgelaugt sein durch soziale Kontakte. Die betroffene Person fühlt sich total verbraucht. Die Folge ist oft eine Dehumanisierung der hilfesuchenden Menschen, die nur noch als Objekte gesehen werden, die ihren Zustand selbst zu verschulden haben. Die altruistische Einstellung weicht einem zynischen Verhalten. (vgl. Barth, 1992, S. 17).
3. Die Entwicklung eines Burn-out
Derartige Erschöpfungszustände entwickeln sich nicht innerhalb kurzer Zeit, sondern sind Ergebnis mehrjähriger Einflüsse bestimmter Faktoren auf Körper und Geist.
Vor allem durch fehlende Distanzierungsfähigkeit entsteht eine Überbewertung der Arbeit und erhöhtes Engagement. Das „Abschalten“ fällt schwer. Oft spielen neben der schulischen Arbeit, soziale bzw. politische Aufgaben bei Lehrern eine Rolle, die ebenfalls viel Zeit und Energie verzehren. Die Vernachlässigung des Körpers durch schlechte Ernährung Alkohol, Nikotin und Tabletten leistet ebenso ihren Beitrag, wie das Ignorieren von Körpersignalen, die auf Überarbeitung hinweisen (vgl. Hagemann, 2003, S. 253).
Es herrscht jedoch Einigkeit darüber, dass sich das Burn-out aus verschiedenen Prozessen entwickelt. Anfängliches Überengagement steht im Missverhältnis zu den beruflichen Möglichkeiten die gegeben sind und führt zu Verdrossenheit, wenn die hochgesteckten Ziele nicht erreicht werden. Daraus folgen ein emotionaler Rückzug und eine Distanzierung zu den Schülern. Bei Burn-out Betroffenen findet keine Differenzierung zwischen unveränderlichen Gegebenheiten und veränderbaren Zuständen statt. Die Stimmungslage und das Verhalten bewegen sich zwischen depressiv-ängstlich und aggressiv-paranoid. Gefühle der Hilflosigkeit oder chronische Gereiztheit entstehen. Die Leistungsfähigkeit sinkt, kreativer Einsatz schwindet. Gleichgültigkeit gegenüber dem Beruf und anderen kann zur Vereinsamung führen. Das Endstadium des Burn-out ist erreicht, wenn die Verzweiflung chronisch wird und eventuell sogar Suizidgedanken auftauchen (Meidinger/Enders, 1997, S. 5-7).
4. Bedingungsvariablen
Burn-out und Persönlichkeitsmerkmale
Oft trifft es Menschen, die anfänglich ihren Beruf mit viel Begeisterung ausüben. Das soll heißen, dass eher Idealisten, die anderen Menschen viel geben, vom Burn-out betroffen sind, als Menschen, die ihrer Arbeit mit einem gewissen Zynismus entgegentreten können (vgl. Meidinger/Enders, 1997, S.4). Nach einer Untersuchung an mittelfränkischen Grund- und Hauptschullehrern ließ sich feststellen, dass etwa ein Viertel der Lehrer vom Burn-out nicht betroffen waren. Daraus lässt sich vermuten, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen Persönlichkeitsmerkmalen und Burn-out. Selbst unter gleichen Arbeitsplatzbedingungen erkranken keineswegs alle Lehrer. „Der Grundgedanke geht dahin, dass ausreichende Selbstwirksamkeitserwartungen der Lehrer, also die Einschätzung der Kompetenz, mit Schwierigkeiten und Widerständen im Beruf umzugehen, ein wesentlicher protektiver Faktor gegen Burn-out ist“ (zit. Lenzen, 2003).
Bei folgenden Persönlichkeitsstilen besteht ein erhöhtes Risiko des „Ausbrennens“:
- Perfektionistische Einstellungen: der Drang- man müsse alles 100-prozentig richtig machen, allem gerecht werden, sich keine Fehler erlauben.
- Geringe Kompetenzerwartung: „Das schaffe ich ja doch nicht!“
- Eine externale Kontrollüberzeugung: Die Meinung vertreten, man sei nur ein kleines Rad im Getriebe und habe sowieso kaum Entscheidungsgewalt.
- Ausgeprägtes Harmoniebedürfnis: Der Versuch, es allen Recht zu machen
(vgl. http://www.br-online.de).
Schaarschmidt spricht vom Risiko Muster B, das durch geringe Ausprägung des Arbeitsengagements und wenig beruflichen Ehrgeiz gekennzeichnet ist. Fehlende Distanzierungsfähigkeit vermindert zudem die Resistenz gegenüber belastenden Situationen. Hieraus folgende Resignation und Motivationsverlust sieht er als Kern des Burn-out-Syndroms (vgl. Lenzen, 2003).
Anfänglich war man der Meinung, Frauen wären stärker vom Burn-out betroffen als Männer. Man erklärte sich das mit der gegebenen Doppelbelastung, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Doch bei nachfolgenden Untersuchungen konnte nur ein wirklich signifikanter Unterschied im Bereich der Dehumanisierung festgestellt werden. Männer sind hiervon stärker betroffen als Frauen, verhalten sich demnach zynischer und abwertender gegenüber ihren Schülern. (Maslach/Jackson, 1984).
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