Will man sich heute in irgendeiner Weise mit Sprache oder moderner Sprachwissenschaft beschäftigen, wird man kaum an der Person Ferdinand de Saussure vorbeikommen. Diese Arbeit soll zeigen warum dies so ist. Nach einer kurzen Biographie von Saussure, sollen sein Werk und vor allem seine Ansätze in dem Text „Grundfragen der allgemeinen Sprachwissenschaft“ beschrieben und erklärt werden, womit dann herausgestellt sein wird, warum er als Begründer der modernen Sprachwissenschaft und des so genannten Strukturalismus gilt.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Ferdinand de Saussure - Person und Werk
3. „Cours de linguistique générale“
4. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Will man sich heute in irgendeiner Weise mit Sprache oder moderner Sprachwissenschaft beschäftigen, wird man kaum an der Person Ferdinand de Saussure vorbeikommen. Diese Arbeit soll zeigen warum dies so ist. Nach einer kurzen Biographie von Saussure, sollen sein Werk und vor allem seine Ansätze in dem Text „Grundfragen der allgemeinen Sprachwissenschaft“ beschrieben und erklärt werden, womit dann herausgestellt sein wird, warum er als Begründer der modernen Sprachwissenschaft und des so genannten Strukturalismus gilt.
2. Ferdinand de Saussure - Person und Werk
Am 26. November 1857 wird Ferdinand de Saussure als Sohn einer Gelehrten- und Künstlerfamilie in Genf geboren. Schon früh zeigt sich bei ihm ein starkes Interesse an Sprachen und Sprachwissenschaft, so dass er bereits im Alter von zwölf Jahren Französisch, Deutsch, Englisch und Latein beherrscht. Im selben Alter begegnet er auch dem Sprachhistoriker Adolphe Pictet, der an der Genfer Akademie Literaturwissenschaft lehrte. Saussure liest voller Bewunderung Pictets Hauptwerk über „Die Indoeuropäischen Ursprünge“. Angesteckt von dessen Ideen, spricht er zu diesem Zeitpunkt schon von einem generellen System der Sprache. Pictet erkennt Saussures außerodentliche linguistische Begabung und beginnt ihn zu fördern. Damit war Saussures Interesse an einem Versuch der Rekonstruktion einer indoeuropäischen Ursprache, den er mit vielen anderen Sprachwissenschaftlern des 19. Jahrhunderts teilte, vorgezeichnet.
Es scheint für ihn von Anfang an klar gewesen zu sein, dass um eine Ursprache zu rekonstruieren, man erst die heutigen Sprachen lernen und analysieren muss, um sie dann miteinander vergleichen und auf ihre Ursprünge zurückführen zu können. Vielleicht war das auch der Grund, warum er dann 1872 im Alter von fünfzehn Jahren das Institute Martine besucht, um dort auch noch Griechisch zu lernen. Noch im gleichen Jahr stellt Saussure den„Essai sur les langues“fertig und widmet ihn Pictet, der ihm zu diesem Zeitpunkt jedoch davon abrät einen weiteren Versuch zur Beschreibung eines universellen Sprachsystems zu starten. Im Essai zeichnet sich Saussures antreibende Leidenschaft ab: für ihn war die Sprache ein Rätsel. Woher kommt sie und wie funktioniert sie, waren zwei der entscheidenden Fragen, mit denen er sich in seinen Werken immer wieder beschäftigt hat.
Welche Gründe die Eltern Saussures bewegt haben mögen, ihren Sohn als noch nicht reif genug für das Gymnasium zu befinden und ihn deshalb 1872 auf einCollège publiczu schicken, ist nicht bekannt. Dort entdeckte er jedoch während des Griechischunterrichts - drei Jahre vor Karl Brugmann - dienasalis sonans. 1873 besucht er dann das Gymnasium in Genf, wo er beginnt das Sanskrit zu studieren.
Im Jahre 1875 beendet Saussure das Gymnasium und schreibt sich seinen Eltern zuliebe an der Genfer Universität für Chemie und Physik ein, besucht jedoch Veranstaltungen an der Philosophischen Fakultät und setzt sein Studium des Griechischen und Lateinischen fort. Zum Wintersemester 1876 wechselt er jedoch zur Universität nach Leipzig, damals eine Hochburg der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft. Dort studiert unter anderem Litauisch, Slavisch, Keltisch, Altpersisch und vergleichende Sprachwissenschaft. Etwa zur gleichen Zeit wird er Mitglied derSociété linguistique de Parisund verfasst für diese seine ersten linguistischen Arbeiten.
Dann, 1878, gelingt ihm das, was ihm mit fünfzehn und demEssainoch nicht geglückt war. Er verfasst den„Mémoire sur le système primitif des voyelles dans les langues indo-européennes“, der Anfang 1879 erscheint und ihn schlagartig als Linguisten berühmt macht. Danach verbringt er das Sommersemester 1880 an der Universität Berlin, wo er Indo-Iranisch, Keltisch und Indisch studiert. Zu seiner Doktorprüfung kehrt er zurück nach Leipzig, wo er während der Prüfung von seinem Literaturprofessor gefragt wird, ob er mit dem berühmten Verfasser desMémoireverwandt sei. Was Saussure darauf geantwortet hat, ist leider nicht bekannt.
Im Herbst 1880 lässt Saussure sich in Paris nieder und studiert dort an derEcole pratique des Hautes Etudes weiterhin verschiedene Sprachen. 1889 wird er dort zumMaître de conférences de gothique et de vieux-haut allemandernannt und lehrt Gotisch, Althochdeutsch, Altnordisch, Litauisch und vergleichende Grammatik des Griechischen und Lateinischen. Außerdem nimmt er an Sitzungen derSociétélinguistique de Paristeil und verfasst für diese viele linguistische Arbeiten. Ab dem Wintersemester 1891 beginnt Saussure dann als professeur extraordinaire d’histoire et de comparaison des langues indo-européennesan der Universität Genf. 1896 wird er vomprofesseur extraordinairezumprofesseur ordinaire ernannt. Bis 1908 hält er Vorlesungen über französische Verslehre und Phonologie des Gegenwartfranzösischen, sowie über Litauisch und Sprachgeographie.
Während seiner Lehrtätigkeit in Genf werden seine Publikationen immer seltener. Einer seiner Schüler, Antoine Meillet, nennt einerseits Saussures manischen Perfektionismus, andererseits dessen vielfältiges Interesse für nicht-linguistische Themen als Grund. Darüber hinaus klagt er in Briefen an Meillet scherzhaft über eine Art Graphophobie. Vielleicht lag es aber viel mehr daran, dass er mit seinen revolutionären Ideen alleine dastand. Spache war für ihn kein historisches Phänomen, er suchte eher nach allgemein gültigen Strukturen, die der Sprache zugrunde liegen.
[...]
- Arbeit zitieren
- Melanie Strieder (Autor:in), 2004, Ferdinand de Saussure - Leben und Werk, sowie Zusammenfassung seiner Ideen im Cours de linguistique generale, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/38638