In den letzten Jahrzehnten ist der Anteil erwerbstätiger Frauen in Deutschland angestiegen. Lag die Frauenerwerbstätigenquote in Deutschland in den 1960er Jahren noch bei rund 50 Prozent, so betrug der Anteil an erwerbstätigen Frauen 2012 nun 71 Prozent. Mit einem Anstieg der Frauenerwerbsquote ist jedoch auch der Anteil erwerbstätiger Mütter angestiegen. Hat ein Großteil der Frauen in den 1950er und den 1960er Jahren ihre Berufstätigkeit nach der Geburt der Kinder aufgegeben, ist die Mehrheit der Mütter heutzutage auch nach der Geburt der Kinder erwerbstätig. So betrug der Anteil berufstätiger Mütter in Deutschland 2012 rund 66 Prozent.
Aus familienpolitischer Sicht gibt es bereits zahlreiche Maßnahmen, die eine Vereinbarkeit von Kindern und Karriere fördern sollen. So gibt es beispielsweise die Möglichkeit der Elternzeit, einer geburtsbedingten Unterbrechung der Berufstätigkeit. Die bis zu dreijährige Auszeit aus der bisherigen Erwerbstätigkeit ist mit einem Kündigungsschutz und einem Erhalt des bisherigen Arbeitsplatzes verbunden, so dass Mütter nach der Erwerbsunterbrechung zu ihrem Arbeitgeber zurückkehren können. Zudem ist die Elternzeit für bis zu 14 Monate nach der Geburt eines Kindes mit dem Bezug des Elterngeldes verknüpft. Hierbei erhält der das Kind betreuende Elternteil, der noch immer in der Regel die Mutter ist, bis zu 67 Prozent des Nettoeinkommens aus der bisherigen Berufstätigkeit.
Diese familienpolitischen Maßnahmen der Elternzeit und des damit verbundenen Elterngeldes werden seit ihrer Einführung umfangreich genutzt und die geburtsbedingte Erwerbsunterbrechnung dauerte dabei im Durchschnitt 19 Monate. Dennoch wünschen sich zwei Drittel der Mütter einen früheren Wiedereinstieg in den Beruf. Als häufigste Ursache für die in Deutschland im internationalen Vergleich überdurchschnittlich lange Erwerbsunterbrechung werden vor allem mangelnde Kinderbetreuungsmöglichkeiten und unflexible Arbeitszeiten angeführt. Jedoch bringt die Geburt eines Kindes für erwerbstätige Mütter neben der Schwierigkeit bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch weitere negative Auswirkungen mit sich.
Inhalt
1. Einleitung
2. Theorien zum Lohnunterschied zwischen Müttern und kinderlosen Frauen
2.1 Ökonomische Humankapitaltheorie
2.2 Familienpolitische Rahmenbedingungen
2.3 Theorie der statistischen Diskriminierung
3. Befunde empirischer Studien zur Lohnlücke von Müttern
4. Fazit
5. Literatur
1. Einleitung
In den letzten Jahrzehnten ist der Anteil erwerbstätiger Frauen in Deutschland deutlich angestiegen. Lag die Frauenerwerbstätigenquote in Deutschland in den 1960er Jahren noch bei rund 50 Prozent, so betrug der Anteil an erwerbstätigen Frauen 2012 nun 71 Prozent (Institut der deutschen Wirtschaft Köln 2012). Mit einem Anstieg der Frauenerwerbsquote ist jedoch auch der Anteil erwerbstätiger Mütter angestiegen. Hat ein Großteil der Frauen in den 1950er und den 1960er Jahren ihre Berufstätigkeit nach der Geburt der Kinder aufgegeben, ist die Mehrheit der Mütter heutzutage auch nach der Geburt der Kinder erwerbstätig (Ziefle 2004). So betrug der Anteil berufstätiger Mütter in Deutschland 2012 rund 66 Prozent (BMFSFJ 2012). Aus familienpolitischer Sicht gibt es bereits zahlreiche Maßnahmen, die eine Vereinbarkeit von Kindern und Karriere fördern sollen. So gibt es beispielsweise die Möglichkeit der Elternzeit, einer geburtsbedingten Unterbrechung der Berufstätigkeit. Die bis zu dreijährige Auszeit aus der bisherigen Erwerbstätigkeit ist mit einem Kündigungsschutz und einem Erhalt des bisherigen Arbeitsplatzes verbunden, so dass Mütter nach der Erwerbsunterbrechung zu ihrem Arbeitgeber zurückkehren können. Zudem ist die Elternzeit für bis zu 14 Monate nach der Geburt eines Kindes mit dem Bezug des Elterngeldes verknüpft. Hierbei erhält der das Kind betreuende Elternteil, der noch immer in der Regel die Mutter ist, bis zu 67 Prozent des Nettoeinkommens aus der bisherigen Berufstätigkeit (BMFSFJ 2014a). Diese familienpolitischen Maßnahmen der Elternzeit und des damit verbundenen Elterngeldes werden seit ihrer Einführung umfangreich genutzt und die geburtsbedingte Erwerbsunterbrechung dauerte dabei im Durchschnitt 19 Monate. Dennoch wünschen sich zwei Drittel der Mütter einen früheren Wiedereinstieg in den Beruf (BMFSFJ 2012). Als häufigste Ursache für die in Deutschland im internationalen Vergleich überdurchschnittlich lange Erwerbsunterbrechung (Gangl/Ziefle 2009) werden vor allem mangelnde Kinderbetreuungsmöglichkeiten und unflexible Arbeitszeiten angeführt (BMFSFJ 2012). Jedoch bringt die Geburt eines Kindes für erwerbstätige Mütter neben der Schwierigkeit bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch weitere negative Auswirkungen mit sich. So haben bereits zahlreiche Studien feststellen können, dass es nicht nur zwischen Männern und Frauen einen drastischen Lohnunterschied, den Gender Pay Gap gibt (Vgl. Achatz et al. 2005, Busch 2013, Liebig et al. 2011), sondern dass auch innerhalb der Gruppe der Frauen deutliche Lohnunterschiede vorherrschen. So konnte bereits mehrfach belegt werden, dass es auch zwischen erwerbstätigen Müttern und kinderlosen Frauen eine Lohnlücke gibt (Vgl. Budig/England 2001, Küh- hirt/Ludwig 2012, Waldfogel 1997, Ziefle 2004). Dieser Unterschied im Einkommen zwischen Müttern und Frauen ohne Kinder wird im Titel dieser Arbeit in Anlehnung an den Begriff Gender Pay Gap auch als Mother Pay Gap bezeichnet. Aus welchen Gründen es zu diesem Lohnunterschied zwischen erwerbstätigen Müttern und kinderlosen Frauen kommt, soll in der vorliegenden Arbeit erläutert werden. Aus diesem Grund sollen zunächst Theorien vorgestellt werden, die einen Hinweis auf die Ursache der Lohndifferenz geben können. Hierbei sollen die ökonomische Humankapitaltheorie, sowie die Theorie der statistischen Diskriminierung näher vorgestellt werden. Da jedoch wie bereits beschrieben auch familienpolitische Maßnahmen einen Einfluss auf die Müttererwerbstätigenquote haben, soll auch auf familienpolitische Rahmenbedingungen eingegangen werden. Aus diesen drei theoretischen Erklärungsansätzen soll jeweils eine Hypothese gebildet werden, die im Anschluss anhand von empirischen Studien überprüft werden sollen. Durch eine Auseinandersetzung mit der dargestellten Literatur und den sich daraus ergebenden empirischen Befunden soll geprüft werden, welche der Hypothesen bestätigt werden können. Hierdurch sollen die Ursachen für den Lohnunterschied zwischen Müttern und kinderlosen Frauen dargestellt werden.
2. Theorien zum Lohnunterschied zwischen Müttern und kinderlosen Frauen
Zunächst sollen Theorien beschrieben werden, die begründen könnten, weshalb es zu einer Lohnlücke zwischen Müttern und kinderlosen Frauen kommen kann. So sollen die ökonomische Humankapitaltheorie und die Theorie der statistischen Diskriminierung erläutert werden. Da jedoch auch familienpolitische Rahmenbedingungen, wie beispielsweise die Kinderbetreuung einen wichtigen Einfluss auf die Arbeitszeit von erwerbstätigen Müttern und somit auch auf den Lohn haben, soll in diesem Kapitel auch auf familienpolitische Maßnahmen und vor allem auf das Kinderbetreuungsangebot in Deutschland eingegangen werden.
2.1 Ökonomische Humankapitaltheorie
Nach der ökonomischen Humankapitaltheorie lassen sich Arbeitnehmer in Bezug auf ihr Humankapital unterscheiden. So bringen Arbeitnehmer unterschiedliche Kenntnisse und Fähigkeiten mit, die sie im Laufe ihrer schulischen und beruflichen Ausbildung und Erwerbserfahrung erworben haben. Hierdurch lässt sich ihr Wert auf dem Arbeitsmarkt bestimmen, der wiederrum unter anderem das Einkommen bestimmt. Das Humankapital kann durch weiteren Wissenserwerb ausgebaut und somit verändert werden. Jedoch kann das Humankapital auch abbauen, wenn Wissen mit der Zeit abnimmt, beispielsweise durch technische Fortschritte, durch Veraltung oder durch mangelnde Nutzung des bestehenden Wissens (Frodermann et al. 2013). Aber besonders Erwerbsunterbrechungen wirken sich negativ auf das Humankapital und somit auch auf das Einkommen aus, da während der Zeitdauer der Erwerbsunterbrechung nicht nur bereits bestehendes Wissen veraltet, sondern während dieser Zeit auch kein neues Humankapital erworben wird. Besonders durch längere Erwerbsunterbrechungen, wie sie vor allem bei Müttern nach der Geburt ihrer Kinder auftreten, wird somit Humankapital abgebaut. Dies hat zur Folge, dass es während dieser Zeitdauer zu einem deutlich geringeren Lohnzuwachs kommt, als dies bei kinderlosen Frauen der Fall ist (Ziefle 2004). Nach der ökonomischen Humankapitaltheorie sollten also insbesondere Mütter mit einem hohen Einkommenspotenzial nach der Geburt ihrer Kinder ihre Erwerbstätigkeit nur kurz unterbrechen, um den Verlust ihres Humankapitals und somit ihres Einkommens im Vergleich mit kinderlosen Frauen möglichst gering zu halten (Frodermann et al. 2013). Daraus ergibt sich folgende Hypothese:
H1: Umso länger die Dauer der Erwerbsunterbrechung, desto höher der Lohnunterschied zwischen Müttern und kinderlosen Frauen.
2.2 Familienpolitische Rahmenbedingungen
Die deutsche Familienpolitik war viele Jahrzehnte lang durch Maßnahmen bestimmt, die Frauen eher eine sequentielle als eine synchrone Kombination von Mutterschaft und Erwerbstätigkeit ermöglichten. Monetäre Maßnahmen wie das Elterngeld, aber auch die Möglichkeit der dreijährigen Elternzeit, sowie die damit zusammenhängenden Rechtsansprüche wie die Übernahme von Sozialversicherungsbeiträgen, aber auch der Kündigungsschutz mit einer zugesicherten Rückkehr in eine gleichwertige Beschäftigung, ermöglichen Müttern nach der Geburt ihrer Kinder jedoch auch heutzutage eine überdurchschnittlich lange Erwerbsunterbrechung von bis zu drei Jahren (Ochsenfeld 2012). Diese Maßnahmen unterstützen vor allem diejenigen Mütter, die eine längere Unterbrechung der Erwerbstätigkeit in Kauf nehmen. Auf der anderen Seite werden hierdurch jedoch negative Anreize für eine Erwerbstätigkeit von Müttern gesetzt (Frodermann et al. 2013). Darüber hinaus erschweren diese Maßnahmen auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, anders als dies bei der Ein führung von Seiten des deutschen Staates aus angedacht war. Dies zeigt sich besonders im Angebot öffentlicher Kinderbetreuungsangebot, da durch die vergleichsweise lange Dauer der Elternzeit bisher nur wenige Kinderbetreuungsplätze geschafften wurden (Ochsenfeld 2012). 2012 wurden beispielsweise nur rund 40.000 Kinder unter drei Jahren in Kindertageseinrichtungen betreut. Erst in den letzten Jahren änderte sich die deutsche Familienpolitik dahingehend, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Familien weiter verbessert wurde. So gab es in den vergangenen Jahren beispielsweise einen sukzessiven Ausbau der Kinderbetreuung für Kinder unter drei Jahren, so dass 2014 bereits über 660.000 unter Dreijährige in einer Kinderbetreuungseinrichtung betreut wurden (BMFSFJ 2014b). Jedoch lassen sich noch immer deutliche Unterschiede bei dem Kinderbetreuungsangebot zwischen Ost- und Westdeutschland finden. In ostdeutschen Bundesländern sind die Betreuungsquoten und somit die Erwerbstätigkeit von Müttern höher als in Westdeutschland. Während der Anteil von erwerbstätigen Müttern mit Kindern, die jünger als ein Jahr alt sind, mit 8 bzw. 10 Prozent noch annähernd ähnlich niedrig sind, überwiegt der Anteil arbeitender Mütter mit Kindern zwischen ein und zwei Jahren in Ostdeutschland mit 52 Prozent gegenüber Müttern in Westdeutschland mit nur 38 Prozent. Noch größer wird diese Differenz der Müttererwerbstätigenquote bei Müttern mit Kindern zwischen zwei und drei Jahren. Hier beträgt der Anteil erwerbstätiger Mütter in Ostdeutschland 68 Prozent, während dieser in Westdeutschland nur 51 Prozent beträgt. Auffällig hierbei ist, dass dieser Vorsprung arbeitender Mütter in Ostdeutschland erhalten bleibt, beinahe unabhängig vom Alter der Kinder. Erst bei einem Alter der Kinder zwischen 15 und 18 Jahren gleicht sich die Müttererwerbstätigenquote in Ost- und Westdeutschland bei 80 Prozent an. Dies macht deutlich, dass Mütter in Ostdeutschland deutlich häufiger schneller in den Beruf zurückkehren als Mütter in Westdeutschland (BMFSFJ 2012). Aber nicht nur der Anteil der arbeitenden Mütter ist in Ostdeutschland höher als in Westdeutschland, auch der Anteil der Kinder unter drei Jahren, die mindestens 36 Stunden pro Woche in einer Kindertagesstätte betreut wurden, lag mit 73 Prozent in Ostdeutschland über dem Anteil in Westdeutschland mit 39 Prozent. Dies ist jedoch auch auf die Öffnungszeiten der Kinderbetreuungseinrichtungen zurückzuführen, da ostdeutsche Kindertageseinrichtungen früher öffnen und später schließen als Einrichtungen in Westdeutschland (Statistisches Bundesamt 2012). Dass Mütter nach einer Erwerbsunterbrechung mit einer verringerten Arbeitszeit in den Beruf wiedereinsteigen, muss demzufolge nicht nur allein daran liegen, dass erwerbstätige Mütter mehr Zeit für die Kinderbetreuung benötigen, sondern könnte zum Teil auch an den Öffnungszeiten der Kinderbetreuungsangebote liegen. Durch eine Reduzierung der Arbeitszeit geht jedoch auch ein verringerter Arbeitslohn einher, weshalb sich folgende Hypothese ergibt:
H2: Bei Reduzierung der Arbeitszeit erhöht sich der Lohnunterschied zwischen Müttern und kinderlosen Frauen.
2.3 Theorie der statistischen Diskriminierung
Die Theorie der statistischen Diskriminierung ist eine Form der betrieblichen Benachteiligung von Frauen. Nach dieser werden Frauen bei der Einstellung aber auch bei der Beförderung unmittelbar aufgrund ihres Geschlechts benachteiligt. Ursache dieser betrieblichen Benachteiligung von Frauen ist dieser Theorie nach die Tatsache, dass Arbeitgeber bei der Einstellung oder der Beförderung von Arbeitnehmern nie über vollständige Informationen über die Eigenschaften dieser Personen verfügen können. Somit sind die Arbeitgeber auf eine Einschätzung der potenziellen Eignung der Arbeitnehmer angewiesen und ziehen zu dieser Einschätzung nicht nur bisherige Arbeitszeugnisse heran, sondern auch die Ausfallwahrscheinlichkeit eines Arbeitnehmers spielt hierbei eine wichtige Rolle. Dies bedeutet, dass das Geschlecht als Merkmal der Wahrscheinlichkeit eines beruflichen Ausfalls dient (Ochsenfeld 2012). Da es heutzutage noch immer hauptsächlich Frauen sind, die nach der Geburt der Kinder ihre Erwerbstätigkeit unterbrechen, um für die Erziehung der Kinder zu sorgen, verfügen Frauen somit über eine höhere Ausfallwahrscheinlichkeit als Männer. Somit werden nach der Theorie der statistischen Diskriminierung Frauen generell wegen des höheren Risikos einer Mutterschaft und einer anschließenden Erwerbsunterbrechung gegenüber männlichen Arbeitnehmern diskriminiert. Da jedoch insbesondere familiäre Einflussfaktoren als Signale über die potenzielle Produktivität dienen, kann hierbei davon ausgegangen werden, dass dieser Theorie nach nicht nur generell Frauen, sondern besonders Mütter, und hier noch einmal besonders Mütter mit Kleinkindern von Arbeitgebern benachteiligt werden. Als produktivitätsmindernd gilt hier vor allem das zeitlich begrenzte Arbeitsvolumen, die geringe räumliche Mobilität, aber auch häufigere Abwesenheit, die oftmals aus der Pflege kranker Kinder resultiert. Umso größer die Mehrfachbelastung einer Mutter im Zuge der Probleme bei der Vereinbarkeit von Beruf, Kinderbetreuung und Hausarbeit ist, als umso unproduktiver gilt sie. Diese mit familiären Merkmalen verbundenen Eigenschaften von Müttern fließen, so wird in der Theorie der statistischen Diskriminierung postuliert, unabhängig von der tatsächlichen Produktivität von arbeitenden Müttern mit in den Beurteilungsprozess des Arbeitsgebers ein und sorgen somit für eine Diskriminierung von erwerbstätigen Müttern (Falk 2005). Hieraus ergibt sich die folgende Hypothese:
H3: Umso größer die innerfamiliale Belastung von Müttern durch Hausarbeit und Kinderbetreuung, desto größer ist der Lohnunterschied zwischen Müttern und kinderlosen Frauen.
3. Befunde empirischer Studien zur Lohnlücke von Müttern
In diesem Kapitel sollen einige empirische Studien vorgestellt werden, die sich mit der Lohnlücke zwischen Müttern und kinderlosen Frauen beschäftigen.
Mit dem Einfluss der Dauer der Erwerbsunterbrechung beschäftigt sich unter anderem die Studie von Ochsenfeld (2012). Hierbei wurde anhand der Daten des HIS- Absolventenpanels von über 4.000 befragten Personen untersucht, welchen Einfluss der Verlust an Berufserfahrung infolge einer Erwerbsunterbrechungen auf das Erreichen einer Managementposition hat. Ochsenfeld fand heraus, dass Elternschaft an sich keinen negativen Effekt auf das Innehaben einer Managementposition hat, jedoch zeigen sich hierbei deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Zwar haben rund 40 Prozent der Väter zehn Jahre nach dem Universitätsabschluss eine Managementposition inne, bei Müttern beträgt dieser Wert hingegen nur rund 18 Prozent. So zieht Mutterschaft mit einer anschließenden Erwerbsunterbrechung eine Halbierung der Wahrscheinlichkeit eine Managementposition inne zu haben nach sich, während sich für Väter nur allein aufgrund der Tatsache der Vaterschaft keine negativen Auswirkungen ergeben. Ochsenfeld macht jedoch deutlich, dass sich diese Differenzen zwischen Männern und Frauen mit Kindern auf die Erwerbsunterbrechung infolge von Geburten und dem daraus resultierenden Verlust an Berufserfahrung zurückführen lassen. Zu ähnlichen Ergebnissen in Bezug auf die negativen Folgen einer Erwerbsunterbrechung kommt auch die Studie von Boll (2009), die auf Daten des Sozioöko- nomischen Panels (SOEP) beruht. Hierbei analysierte Boll die Daten von über 1.000 Frauen und fand heraus, dass eine Erwerbsunterbrechung bei einem Wiedereinstieg deutliche Lohnabschläge nach sich zieht. Die Ergebnisse zeigten jedoch auch, dass diese „Lohnstrafe" (Boll 2009: 7) noch höher ausfällt, wenn es sich um eine Erwerbsunterbrechung von Müttern aufgrund der Geburt von Kindern handelt. Die Lohneinbußen, die als Einbußen im Bruttolohn pro Stunde gemessen werden, betragen für Mütter nach einer durch die Geburt des Kindes bedingte Unterbrechung der Berufstätigkeit rund 12 Prozent gegenüber kinderlosen Frauen ohne Erwerbsunterbrechung. Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse von Boll, dass die Lohnlücke zwischen Müttern und kinderlosen Frauen umso größer wird, je länger die Erwerbsunterbrechung andauert. Beide Studien konnten empirische Belege dafür finden, dass die Dauer der geburtsbedingten Erwerbsunterbrechung in der Tat einen negativen Einfluss auf das Einkommen von Müttern hat und diese Lohnlücke zwischen Frauen mit und ohne Kindern zunimmt, desto länger die Erwerbsunterbrechung dauert. Somit kann Hypothese H1 als bestätigt erachtet werden.
Die empirische Studie von Frodermann et al. (2013) beschäftigte sich mit der Reduzierung der Arbeitszeit von erwerbstätigen Müttern nach einer geburtsbedingten Erwerbsunterbrechung. Für diese Studie wurden die Daten von rund 18.000 erwerbstätigen Müttern untersucht, die durch eine Zusammenarbeit der Deutschen Rentenversicherung mit der Bundesagentur für Arbeit entstanden sind. Es zeigte sich, dass für Mütter die Wahrscheinlichkeit einer Rückkehr in eine Teilzeitbeschäftigung höher war, als der Wiedereinstieg nach einer Erwerbsunterbrechung in eine Vollzeittätigkeit. So waren nach drei Jahren Erziehungsurlaub mehr als 50 Prozent der Mütter in Teilzeit tätig, während hingegen nur 29 Prozent der Mütter nach der Erwerbsunterbrechung in Vollzeit arbeiteten. Dass es bei der Arbeitszeit bei einem beruflichen Wiedereinstieg nach einer geburtsbedingten Erwerbsunterbrechung jedoch Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland gibt, zeigt eine Studie von Ochsenfeld (2012) auf. Die Ergebnisse der Studie ließen darauf schließen, dass ostdeutsche Mütter ihre Arbeitszeit signifikant weniger stark verringern, als dies Mütter in Westdeutschland tun. Dies zeigte, dass Mütter in Ostdeutschland häufiger Vollzeit arbeiten und wurde von Ochsenfeld auf die bessere Versorgung mit Betreuungsangeboten und die somit bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zurückgeführt. Unterschiede im Einkommensniveau von ost- und westdeutschen Müttern wurden auch in einer Studie von McManus und Gangl (2006) gefunden. Die Autoren konnten Lohneinbußen in Höhe von 6 bis 9 Prozent für Mütter in Westdeutschland belegen, fanden jedoch für erwerbstätige Mütter in Ostdeutschland fanden keine Hinweise für eine Lohnlücke zu kinderlosen Frauen. Dieser Unterschied lässt sich jedoch ebenfalls auf das bessere Betreuungsangebot, die somit höhere Vollzeiterwerbstätigenquote von Müttern und die sich daraus ergebende bessere Vereinbarkeit von Kind und Karriere zurückführen. Dass eine Teilzeitarbeit die Lohnlücke zwischen Müttern und kinderlosen Frauen verstärkt, konnte durch die Befunde einer Studie von Ziefle (2004) belegt werden. Während die überwiegende Mehrheit an kinderlosen Frauen in Vollzeit arbeitet, ist der Großteil der erwerbstätigen Mütter nach einer geburtsbedingten Erwerbsunterbrechung in Teilzeit tätig. In der Studie, in der die Daten des Sozioökonomischen Panels (SOEP) von rund 1.100 erwerbstätigen Müttern betrachtet wurden, ließ sich feststellen, dass rund 70 Prozent der erwerbstätigen Mütter nach einem Wiedereinstieg in den Beruf weniger verdienen als vor der Erwerbsunterbrechung. Diese Differenz des Einkommens von Müttern gegenüber kinderlosen Frauen liegt nach Ziefle in erster Linie daran, dass Mütter bei der Rückkehr in den Beruf häufig ihre Arbeitszeit reduzieren und durch die verringerte Arbeitszeit weniger verdienen als kinderlose Frauen, die überwiegend Vollzeit arbeiten. Und auch in einer neueren Untersuchung von Ziefle aus dem Jahr 2009 konnte das Absinken des Einkommensniveaus von Müttern, die nach einer geburtsbedingten Erwerbsunterbrechung in Teilzeit arbeiten bestätigt werden. Laut Ziefle erhöhen Mütter ihre Erwerbsbeteiligung bei einem Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt nur langsam. So ist der Erwerbsumfang von Müttern auch noch fünf Jahre nach einer Geburt um 40 Prozent gesenkt, wodurch der vorgeburtliche Arbeitsumfang längerfristig nicht wieder erreicht wird. Auch in dieser Studie aus dem Jahr 2009 kommt Ziefle zu den Ergebnissen, dass mit der Reduzierung des Arbeitsumfangs ein Absinken des Erwerbseinkommens von Müttern einhergeht. Es wurde hierbei festgestellt, dass das Einkommensniveau von Müttern im Durchschnitt um 20 bis 25 Prozent niedriger ist, als das Einkommensniveau, das die Mütter vor der Geburt erreichten. Durch die zwischenzeitlichen Einkommenszuwächse kinderloser Frauen in dieser Zeit ergibt sich durch eine Mutterschaft im Gesamten sogar ein Einkommensverlust in Höhe von 30 bis 40 Prozent pro Kind. Dass die Lohnlücke zwischen Müttern und kinderlosen Frauen kein rein deutsches Problem ist, zeigt eine Studie von Waldfogel (1997), in der die Daten von über 2.000 erwerbstätigen amerikanischen Frauen untersucht wurden, die aus der National Longitudinal Survey of Young Women (NLS-YW) stammen. In dieser Studie fand Waldfogel heraus, dass amerikanische Mütter mit einem Kind im Vergleich zu kinderlosen Frauen eine Lohndifferenz von 4 Prozent erleiden. Für Mütter mit zwei oder mehr Kindern erhöht sich diese Lohnlücke sogar auf 12 Prozent. Diese Lohnstrafe lässt sich unter anderem auf die verringerte Arbeitszeit von Müttern zurückführen. So verringert sich der Stundenlohn bei einer Teilzeitarbeit um über 10 Prozent. Auch eine zweite Studie, die ebenfalls auf Daten des NLS-YW aufbaut, konnte ähnliche Befunde für amerikanische erwerbstätige Mütter finden. Bei Budig und England (2001) ließ sich belegen, dass eine verringerte Arbeitszeit einen Einfluss auf die Lohnlücke in Höhe von 7 Prozent von Müttern im Vergleich zu kinderlosen Frauen hat. Somit lässt sich auch hier bei Budig und England deutlich von einer Lohnstrafe für Mütter sprechen. Die Ergebnisse dieser Studien zeigen auf, dass Hypothese H2, die besagt, dass sich der Lohnunterschied zwischen Müttern und kinderlosen Frauen auf die Reduzierung der Arbeitszeit zurückführen lässt, bestätigt werden kann.
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