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Hausarbeit, 2016
18 Seiten, Note: 1
1 Einleitung
2 Ausgangspunkt
3 Corporate Social Responsibility
3.1 Konzeptionelle Grundlagen
3.2 Fallsituation und CSR
4 Empirische Beobachtung
5 Kritische Diskussion
Literaturverzeichnis
In der vorliegenden Seminararbeit geht es um nachhaltige Investments und die Rolle der nachhaltigen Ratingagenturen als Vermittler unter der Einbeziehung des Konzeptes Corporate Social Responsibility. Zielführend ist es, bestehende Kenntnisse in Theorie und Praxis aufzuzeigen, um schlussendlich Chancen und Risiken herauszuarbeiten.
Im Zuge des gesellschaftlichen Wandels hat das Thema Nachhaltigkeit immer mehr an Bedeutung zugenommen. Auch unter den Aktionären zeigt sich ein steigendes Interesse daran, dass mit deren Geld möglichst nachhaltig gewirtschaftet wird. Grundsätzlich baut Nachhaltigkeit auf drei Säulen auf und berücksichtigt neben den klassischen ökonomischen auch soziale (Gesellschaft) und ökologische (Natur/Umwelt) Kriterien (Triple-Bottom-Line). Die Kriterien Ökonomie, Ökologie und Soziales stehen in Wechselwirkung zueinander.[1] So ist es fast unmöglich, alle Dimensionen gemeinsam vollumfänglich zu erreichen.
In der komplexen Welt des Finanzmarktes ist es wichtig, ökonomische Risiken einzuschätzen. Risiko bedeutet auch, dass es wohl immer Ungewissheit gibt, die man mit rationalem Denken nicht auflösen kann. Für eine fundierte Investitionsentscheidung raten z.B. Finanzberater auf die eigene Intuition zu vertrauen. Neben diesem Rat, gibt es einige Faustregeln, die zu beachten sind. Eine grundlegende Regel ist beispielsweise das Sammeln von Informationen. Dabei ist es wichtig, sich auf nur wenige Informationen und Fakten zu konzentrieren, um einerseits schnell zu entscheiden und andererseits im Nachhinein die Qualität der Entscheidung zu bewerten. Informationen nach Maß ermöglichen demzufolge eine bessere Entscheidungsgrundlage. Zwei grundlegende Einflussgrößen entscheiden demnach, für welches „nachhaltige Investment“ der Investor sich entscheidet: Informationen und Vertrauen.
Wohl niemand arbeitet gern mit einem Unternehmen zusammen, das man als nicht vertrauenswürdig einschätzt. Vertrauen bzw. Vertrauenswürdigkeit werden deshalb zu recht als Vermögenswerte angesehen. Daraus folgt, dass es auch lohnenswert ist, in diese Vermögenswerte zu investieren. Jedoch besteht hier eine grundlegende Asymmetrie. Diese Asymmetrie ergibt sich daraus, dass Vertrauenswürdigkeit den Charakter einer „Allaussage“ hat. Damit ist gemeint, dass es dem Wesen von Vertrauenswürdigkeit widerspräche zu behaupten, dass jemand lediglich gelegentlich vertrauenswürdig ist, zu anderen Zeiten nicht. Ein Unternehmen würde schon gar nicht kommunizieren, dass es nur gelegentlich seine Versprechen hält. Für Vertrauensgeber wäre damit gerade nicht die Möglichkeit gegeben, abzuschätzen, ob man den Versprechen eines Vertrauensnehmers glauben kann oder nicht. Die Vertrauenserwartung stellt sich jedoch nur ein, wenn sie universell (1) unterstellt wird:
(1) Immer wenn ein Vertrauensnehmer (VN) gegenüber einem Vertrauensgeber (VG) ein versprechen abgibt, dann erfüllt er es.
(2) VN gibt einem VG das Versprechen P.
(3) (daraus folgt: VG kann erwarten, dass gilt:) VN erfüllt P.
Dieser Charakter von Vertrauenswürdigkeit führt zu einer folgenreichen Asymmetrie zwischen Bestätigung und „Widerlegung“ von Vertrauenswürdigkeit. Bestätigung ist das, was erwartet wird und ist somit nicht von besonderer Bedeutung, sie hat nur wenig bis gar keinen Informationswert. Widerlegung dagegen zerstört die Vertrauenswürdigkeit eines Unternehmens tiefgreifend. Die Vertrauenswürdigkeit kann nicht aufrechterhalten werden.[2] Asymmetrie besteht also in der ungleich höheren Bewertung der enttäuschten Vertrauenserwartung als zu der erfüllten. Nun steht das Unternehmen vor der Herausforderung, ihre Vertrauenswürdigkeit glaubwürdig zu kommunizieren. Das explizite Herausstellen der eigenen Vertrauenswürdigkeit wirkt dabei eher kontraproduktiv, ruft den „Motivverdacht“[3] hervor und wird dementsprechend als strategische Absicht deklariert. Eine echte Vertrauensbasis kann nicht aufgebaut werden. Daher ist es wohl eher ratsam, Projekte wie Spenden nicht in den Mittelpunkt der Unternehmensstrategie zu stellen, sondern vielmehr Schädigung Dritter zu vermeiden. Die eigene Strategie nach außen zu kommunizieren, ist sowohl Aufgabe des Unternehmens selbst (Marketing, Corporate Identity, Corporate Branding ect.), kann aber auch, wie viele Unternehmen es bereits handhaben, von externen Dritten den Rating Agenturen zum Teil überlassen werden. Als unabhängige Dritte werden nachhaltigen Ratingagenturen[4] oft selbst von den Unternehmen oder Länder beauftragt, ein Ranking durchzuführen. Für Investoren und Unternehmen werden Nachhaltigkeitsratings immer wichtiger, um Kapitalanlagemöglichkeiten zu bewerten. Die Komplexität nachhaltiger Finanzprodukte bzw. zugehöriger Dienstleistungen[5] übersteigt den Kenntnisstand der meisten privaten und auch teilweise institutionellen Anleger. Produkte, die Nachhaltigkeit versprechen, haben zusätzlich zur finanztechnischen Dimension auch besondere inhaltliche und prozessbezogene Eigenschaften hinsichtlich sozialer, ökologischer und ethischer Qualität. Qualitätsauszeichnungen wie beispielsweise in Form von Labels, Marken oder Ratings ermöglichen die Reduktion einer komplexen Qualität auf eine stark verkürzte Aussage. Das senkt aus Sicht des potentiellen Kunden erheblich den Aufwand der Informationsbeschaffung, setzt aber eine entsprechende Methodik sowie eine ausgeprägte Vertrauenswürdigkeit der Qualitätsauszeichnung bzw. der dahinterstehenden Institution voraus. Dies gilt insbesondere für das „Vertrauensprodukt“ Nachhaltiges Investment.[6]
Folgende Abbildung fasst die Ausgangssituation noch einmal zusammen und bilden Investoren, Unternehmen und Stakeholder im sog. „Dreieck der Verantwortung“[7] dar. Zusätzlich erhält die Rating Agentur als unabhängige dritte Instanz eine Schlüsselqualifikation bzw. Schlüsselrolle.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1 : Investoren, Unternehmen und Stakeholder [8]
Die Rolle der Stakeholder[9], das sind Interessensgruppen, ist eine besondere, da sie sowohl mit Investoren als auch mit dem Unternehmen interagieren. Auf der einen Seite üben sie Druck auf Unternehmen aus. Das Unternehmen muss dementsprechend handeln und die Interessen der Stakeholder berücksichtigen, um wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Auf der anderen Seite wirken Stakeholder auf den Investor, wobei das Szenario eher passiv zu verstehen ist, da die Interessen zum Selbstzweck des Investors werden.
Um nun einen genaueren Einblick zu erhalten, gehen wir in eine konkrete Fallsituation. Ormat Technologies, Inc.[10] wird als Unternehmen gewählt, welche Aktie an der Börse lanciert. Ormat ist weltweit führend im Geothermie-Sektor. Das Unternehmen verfügt über mehr als vier Jahrzehnte Erfahrung in der Entwicklung von state-of-the-art, umweltverträgliche Energielösungen. Damit hat das Unternehmen einen direkten Bezug zu ökologischen Themen im positiven Sinne.
Ein Investor möchte nun in nachhaltige Aktien investieren. Die Person kann nicht einschätzen, ob die Aktie nachhaltig ist oder nicht, da ihm die zu dieser Einschätzung notwendigen Informationen fehlen. Die Person kann nicht einschätzen, inwieweit die transparenten Informationen seinen Vorstellungen von Nachhaltigkeit im Gesamten entsprechen. Die Ratingagentur oekomresearch AG führte eine Nachhaltigkeitsanalyse durch. Der Investor übergibt also der Ratingagentur die Aufgabe, die Nachhaltigkeit zu beurteilen, und schenkt ihr damit das Vertrauen (Vertrauen; Prinzipal-Agenten-Theorie). Die Ratingagentur (Agent) hat einen Informationsvorsprung zum Investor (Principal), da sie die eigene Qualität besser kennt und das eigene Verhalten selbst festlegen und entsprechend gut beurteilen kann. Damit weiß nur die Ratingagentur, ob die Aktie nachhaltig ist (asymmetrische Informationsverteilung). Daher besteht die Gefahr, dass der Agent die Informationsasymmetrie zu Ungunsten des Prinzipals ausnutzt, wenn dies seinen eigenen Zwecken dienlich ist.
Es besteht also ein soziales Dilemma, welches in der Spieltheorie folgendermaßen analysiert werden kann. Der Investor als Vertrauensgeber (VG) und die Ratingagentur als Vertrauensnehmer (VN) begegnen sich im Vertrauensspiel:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
VG entscheidet, ob er VN Vertrauen schenkt oder nicht. Variante 1: VG vertraut VN nicht. Variante 2: VG vertraut VN; VN entscheiden, ob er das ihm entgegengebrachte Vertrauen missbraucht (a) oder honoriert (b). Variante 2.a: höchste Auszahlung für VN. Variante 2.b: gleiche Auszahlung für beide; Beste für VG; zweitbeste Variante für VN.
Das gleiche Vertrauensspiel findet bei der Informationsbeschaffung zwischen Ratingagentur und Unternehmen statt. Also oekomresearch AG erforscht die Nachhaltigkeitsaspekte des Unternehmens Ormat Technologie und ist auf deren Transparenz und Offenlegung vor allem der extrafinanziellen Kriterien angewiesen.
Die Lösung des Dilemmas kann nur dann entstehen, wenn eine Reputation seitens VG gegenüber dem VN besteht, d.h. VG besitzt Erfahrungen über den VN und somit das Verhalten des VN vorhersehbar ist. Eine andere Lösung stellen Sanktionen dar, die eventuell von der Politik auferlegt werden. Beim Instrument der Kontrolle wird das gewünschte Verhalten von Ormat Technology und oekomresearch AG, nämlich eine transparente Geschäftsführung, zu einem gewissen Grade "erzwungen". Daher entspricht diese Lösung der Ausübung von Macht mit Sanktion als entsprechendes Machtmittel. Lässt sich das Problem hingegen dadurch überwinden, dass (glaubwürdige) Erfahrungen vorliegen, wie etwa eine vorteilhafte Reputation der VN bezüglich Loyalität oder Charakter, dann lässt sich das Vertrauensspiel tatsächlich durch Vertrauen lösen. Die gute Reputation wäre in diesem Fall die Vertrauensgrundlage, auf die der VG seine Erwartung stützen kann.
[...]
[1] Zum Beispiel möchte ein Stromanbieter ein ökologisch einwandfreies Kraftwerk anbieten; braucht für die Entwicklung finanzielle Mittel aus dem Unternehmen (Ökologie hoch, Ökonomie niedrig). Dann möchte man dem Effekt entgegenwirken und wechselt an einen günstigeren aber weniger Arbeitnehmerfreundlichen Standort (Ökologie Pluspunkte, aber Dimension Soziales leidet).
[2] Wenn ein Unternehmen verspricht, ein bestimmtes Produkt mit den beworbenen Qualitätsmerkmalen zu liefern und es liefert auch entsprechend, so ist das nichts Überraschendes; Die Vertrauenserwartung wurde erfüllt. Werden hingegen diese Qualitätsmerkmale nicht erfüllt, ohne dass es dafür eine Erklärung gäbe und ohne dass das U auf die entsprechende Beschwerde reagiert, so würde die Vertrauensbeziehung zu diesem U möglichweise irreversiblen schaden nehmen.
[3] Zit.in: Suchanek 2015, S.66
[4] Ratingagenturen untersuchen Aktiengesellschaften und Länder um Anlegern Anhaltspunkte für deren Investitionen geben zu können. Zu den wichtigsten gehören: Imug Beratungsgesellschaft für sozial-ökologische Innovationen mbH, Inrate AG, oekomresearch AG, SAM-Group oder Sustainalytics GmbH. Stiftung Warentest Grüne Geldanalge (2010): 169ff., zit.in: Weber 2015, S.940f.
[5] Im vorliegenden Fall geht es hauptsächlich um Aktien, die den Kriterien der Nachhaltigkeit unterliegen. Kurz gesagt, kauft sich der Investor einen Anteil an einem Unternehmen, welches nach nachhaltigen Gesichtspunkten agiert. Dieses Unternehmen gibt Aktien aus, um eine breite Anlegerschaft zu gewinnen, die bereit sind, Geld durch Beteiligungen am Unternehmen bereitzustellen und ins Unternehmen „einzuzahlen“. Der Aktionär ist dadurch Mitinhaber des Unternehmens und trägt somit auch eine Mit-Verantwortung.
[6] Vgl. Friesenbichler 2015, S.1037 Das erste und bislang einzige Label für Nachhaltigkeitsfonds im deutschsprachigen Raum ist das „Österreichische Umweltzeichen für Nachhaltige Finanzprodukte“. Das Label wurde bisher (Stand 2013) an ca. 30 Fonds aus Österreich, Deutschland und der Schweiz vergeben. Internationale Labels und Standards sind z.B. Novethic SRI Label und Novethics Green Fund Label, die ebenfalls an Fonds vergeben werden. Ein weiterer gut etablierter Standard ist der Transparency Code des European Social Investment Forum. Und last but not least ist ARISTA (aktuell ARISTA 3.0) erwähnenswert, denn es ist ein zertifizierbarer Qualitätsstandard für Anbieter von Nachhaltigkeitsresearch, der Aspekte thematisiert wie Unabhängigkeit, Vertraulichkeit, Dokumentation, Arbeitsprozess usw. Bisher (Stand 2013) wurden fünf Methodologien zertifiziert.
[7] Pinner 2012, S.89
[8] Eigene Darstellung in Anlehnung an Pinner 2012, S.89 Investoren können einen aktiven Dialog mit dem Unternehmen eingehen und von nachhaltigen Ideen und Zielsetzungen überzeugen. Unternehmen können aber auch von sich aus an Nachhaltigkeitsaspekten arbeiten und diese an ihre Investoren kommunizieren.
[9] zu den Stakeholdergruppen und ihren Interessen gehören u.a. Investoren (Transparenz; Dividendenzahlung; Wertorientierung), Personal (Gesundheit und Sicherheit; Frauen- und Minderheitenpolitik; Politik der Personalfreisetzung; Arbeitszeit und Entlohnung), Gesellschaft (Spenden; Sponsoring; Menschenrechte; Steuergerechtigkeit), Kunden (Qualität; Nutzen und Service; Produktsicherheit; Preis- Leistungsverhältnis), Zulieferer (Nachhaltige Standards; Dauer der Verträge; Stabilität der Zusammenarbeit; gerechter Preis), Umwelt (Ressourceneinsatz; Emission; Verschmutzung)
[10] Zum Unternehmensprofil ist folgendes zu erwähnen. Das Unternehmen ist ein amerikanisch-israelisches Geothermieunternehmen. Der Tätigkeitsschwerpunkt liegt in der Entwicklung, Produktion sowie im Verkauf und Betrieb von Geothermiekraftwerken und deren Komponenten. Des Weiteren entwirft, produziert und vertreibt die Gesellschaft Triebwerke und Ausrüstungen zur Stromerzeugung für geothermische Kraftwerke. Zu den von Ormat Technologies bereitgestellten Technologien gehören Turbinen, Pumpen und Wärmetauscher. Erdwärme zählt zu den regenerativen Energien und Geothermie bezeichnet sowohl die geowissenschaftliche Untersuchung der thermischen Situation als auch die ingenieurtechnische Nutzung der Erdwärme. Das bedeutet einerseits die Schonung und Optimierung der Ressource Energie und andererseits eine nicht zu unterschätzende Flächennutzung und industrielle Bauwerke.
Seminararbeit, 19 Seiten
Bachelorarbeit, 68 Seiten
Diplomarbeit, 85 Seiten
Soziologie - Individuum, Gruppe, Gesellschaft
Diplomarbeit, 150 Seiten
Hausarbeit (Hauptseminar), 17 Seiten
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Bachelorarbeit, 68 Seiten
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