Diese Arbeit versucht, die folgende Forschungsfrage zu beantworten: Wie kommt Markttausch ohne formelle Institutionen zustande und welche Erkenntnisse und Implikationen lassen sich daraus für die Wirtschaftssoziologie ableiten? Diese Frage soll anhand von zwei, relativ unterschiedlichen, Beispielarbeiten untersucht werden. Dazu sollen der Aufsatz „Reputation and Coalitions in Medieval Trade: Evidence on the Maghribi Traders“ von Avner Greif sowie ausgewählte Beispiele aus dem Buch „Andere Märkte - Zur Architektur der informellen Ökonomie“ von Peter Mörtenböck und Helge Mooshammer untersucht werden.
Ein zentrales Anliegen der neuen Wirtschaftssoziologie ist es, die „soziale Einbettung“ bei der Analyse von Märkten, Marktakteuren und weiteren ökonomischen Phänomenen zu berücksichtigen. Soziale Kontexte wirtschaftlichen Handelns wurden über lange Zeit und werden auch heute noch wenig thematisiert. Oftmals werden abstrakte, perfekt informierte Individuen vorausgesetzt, die auf Märkten problemlos in der Lage sind, die Handlungsmöglichkeit mit dem größtmöglichen persönlichen Nutzen zu identifizieren. Dabei wird die Rolle sozialer Beziehungen oder marktlicher Koordinationsprobleme meist nicht berücksichtigt.
Aufgrund dieser realitätsfernen Prämissen hat sich die Wirtschaftssoziologie zum Ziel gesetzt, die soziale Bedingtheit von Markthandeln zu untersuchen, empirisch zu belegen sowie theoretisch zu konzeptualisieren. Wie auch in der Ökonomik wurde jedoch meist stillschweigend von der Legalität der Märkte und des Tausches ausgegangen. Doch wie verhalten sich Akteure, wenn dem Markttausch die rechtliche Grundlage entzogen wird? Worin bestehen die Unterschiede zum formellen Tausch, wie begegnen Marktakteure potenziellen Problematiken und wie versuchen sie diese zu lösen?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Marktverständnis in der (Neuen) Wirtschaftssoziologie
- Märkte als Orte sozialen Handelns
- Institutionentheoretische Perspektive
- Verhältnis von Wirtschaftssoziologie und Institutionentheorie
- Asymmetrische Informationen, Vertrauensproblem und Lösungsmöglichkeiten
- Institutionen als Spielregeln sozialen Handelns
- Informelle Märkte als Forschungsgegenstand der WiSo (Diekmann, Wehinger, Beckert, Mörtenbeck)
- Wirtschaftssoziologische Themenzugänge und Forschungsinteressen
- Beispiel I - Maghribinische Händlerringe
- Beispiel II - Peter Mörtenböck und Helge Mooshammer - Andere Märkte
- Vergleich
- Fazit/Nutzen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Entstehung von Markttausch ohne formelle Institutionen und ihre Implikationen für die Wirtschaftssoziologie. Im Fokus steht dabei die Frage, wie Akteure auf informellen Märkten Kooperation und Vertrauen aufbauen und gleichzeitig potenzielle Probleme bewältigen. Diese Fragestellung wird anhand von zwei Fallstudien beleuchtet: der Analyse von Maghribinischen Händlerringen im 13. Jahrhundert und ausgewählten Beispielen aus dem Buch „Andere Märkte - Zur Architektur der informellen Ökonomie“ von Peter Mörtenböck und Helge Mooshammer.
- Soziale Einbettung von Märkten
- Informelle Institutionen und Koordinationsmechanismen
- Vertrauensbildung und Reputation
- Kritik an der Standardökonomik
- Integratives Potenzial der Institutionentheorie
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die zentrale Fragestellung der Arbeit vor und erläutert die Bedeutung informeller Märkte für die Wirtschaftssoziologie. Kapitel 2 beleuchtet das Marktverständnis der neuen Wirtschaftssoziologie im Vergleich zur Standardökonomik und skizziert die Rolle von Institutionen für die Koordinierung von Markttausch. Kapitel 3 fokussiert auf die Besonderheiten informeller Märkte und beschreibt die Forschungsinteressen der Wirtschaftssoziologie in diesem Bereich. Die Kapitel 4 und 5 analysieren die Fallstudien von Avner Greif und Peter Mörtenböck/Helge Mooshammer und vergleichen ihre Erkenntnisse, um die Implikationen für die Wirtschaftssoziologie zu diskutieren.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Begriffen der neuen Wirtschaftssoziologie wie soziale Einbettung, informelle Institutionen, Vertrauensproblem, Reputation, Koordination, Maghribinische Händler, informelle Ökonomie, Markttausch, und die Kritik an der Standardökonomik. Sie beleuchtet zudem das integrative Potenzial der Institutionentheorie für die Erforschung von Märkten.
- Quote paper
- Ude Eilers (Author), 2016, Markttausch auf informellen Märkten. Analyse zur Wirtschaftssoziologie, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/376880