Im Kern der Lehrprobe steht der Text „Schiller stellt seine Familie vor“ von Barbara Schugk. Es handelt sich bei diesem Text weder um einen reinen Sach- und Gebrauchstext, noch um einen rein literarischen Text. Er weist Merkmale aus beiden Textsorten auf. Einerseits verfügt der Text über eine deutliche Zwecksetzung. Er informiert den Leser über die Eltern und Großeltern Friedrich Schillers.
Andererseits lässt sich in dem Text auch eine ästhetische Dimension erkennen und er ist rein fiktional. Das lyrische Ich ist Friedrich Schiller, der die biografischen Informationen darstellt und bewertet. Martin Leubner bezeichnet diese besondere Textsorte in seinem Aufsatz „Gebrauchstexte und ihre Didaktik“ als literarischen Gebrauchstext. Da er sich inhaltlich mit den Lebensläufen von Schillers Eltern und Großeltern beschäftigt, kann man auch von einer literarischen Biografie sprechen.
Inhalt
1. Planung einer Lerneinheit
1.1 Thema der Lerneinheit
1.2 Ziele der Lerneinheit
1.3 Ablauf der Lerneinheit
2. Entwurf einer Lehrprobe
2.1 Allgemeine Angaben
2.2 Sachanalyse
2.3 Didaktische Zielstellung
2.4 Methodische Ableitungen
2.5 Tabellarische Verlaufsplanung
3. Reflexion uber die Lehrprobe
4. Literatur
5. Anlagen
5.1 Arbeitsblatt: Text
5.2 Arbeitsblatt: Stammbaum
1. Planung einer Lerneinheit
1.1 Thema der Lerneinheit:
Der junge Friedrich Schiller: Geburt und Familie Klasse: 8
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1.2 Ziele der Lerneinheit
Die Schuler lernen den Dichter Johann Christoph Friedrich Schiller kennen. Es stehen hierbei die ersten 10 Lebensjahre im Mittelpunkt. In der ersten Stunde klart ein kurzer Blick in die Vergangenheit den historischen Hintergrund und die damalige Lebenswei- se. In den folgenden Stunden lernen die Schuler Schillers Geburtsstadt Marbach am Neckar sowie dessen Geburtshaus kennen. In der dritten, vierten und funften Stunde stehen Schillers Eltern und GroBeltern im Fokus.
Die Themen sind so gestaltet, dass die Schuler Friedrich Schiller als einen ganz norma- len Menschen mit Starken und Schwachen, die auch in ihrem eigenen Leben vorkom- men, kennenlernen. Damit leistet die Behandlung dieses Stoffs einen Beitrag zur „Ich- Entwicklung“ der Jugendlichen.
Die gesamte Lerneinheit ist in den Kompetenzbereichen „Texte rezipieren“ und „Texte produzieren“ angesiedelt. Innerhalb dieser Bereiche ist ein starker literarischer und bio- grafischer Schwerpunkt gesetzt. Durch die Behandlung der einzelnen Themen werden allerdings auch fachubergreifende Lernkompetenzen ausgebildet. Im Kompetenzbereich „Texte rezipieren / Leseverstehen“ geht es hierbei vor allem um die Nutzung von Lese- techniken und -strategien sowie die Veranschaulichung von Inhalten aus dem Text, im Kompetenzbereich „Texte produzieren“ steht das gestaltende Schreiben im Mittelpunkt. [1]
1.3 Ablauf der Lerneinheit
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2. Entwurf einer Lehrprobe
2.1 Allgemeine Angaben
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2.2 Sachanalyse
Im Kern der Lehrprobe steht der Text „Schiller stellt seine Familie vor“ von Barbara Schugk.[2] Es handelt sich bei diesem Text weder um einen reinen Sach- und Ge- brauchstext, noch um einen rein literarischen Text. Er weist Merkmale aus beiden Textsorten auf. Einerseits verfugt der Text uber eine deutliche Zwecksetzung. Er infor- miert den Leser uber die Eltern und GroBeltern Friedrich Schillers. Andererseits lasst sich in dem Text auch eine asthetische Dimension erkennen und er ist rein fiktional. Das lyrische Ich ist Friedrich Schiller, der die biografischen Informationen darstellt und be- wertet. Martin Leubner bezeichnet diese besondere Textsorte in seinem Aufsatz „Ge- brauchstexte und ihre Didaktik“ als literarischen Gebrauchstext.[3] Da er sich inhaltlich mit den Lebenslaufen von Schillers Eltern und GroBeltern beschaftigt, kann man auch von einer literarischen Biografie sprechen.
Inhaltlich orientiert sich der Text an dem, was man in der Sekundarliteratur uber Schillers Familie lesen kann[4], schmuckt dies allerdings, wie bereits erwahnt, mit Bewertun- gen durch das lyrische Ich aus. Relevant fur die Lehrprobe sind hierbei die inhaltlichen Aussagen, die zu Schillers Eltern und GroBeltern getroffen werden: Geburtstag/-ort und Todestag/-ort, vollstandiger Name, Beruf(e), korperliche und/oder charakterliche Be- schreibung, weitere Besonderheiten. Es entsteht nach der Arbeit mit dem Text ein kom- plexes Bild von den Lebensverhaltnissen des jungen Friedrich Schiller, welches so auch in der Sekundarliteratur nachzulesen ist:
Die Eltern waren dank ihrer Berufe zwar recht wohlhabend, doch vor allem die Schul- den, die der GroBvater KodweiB hinterlassen hatte, setzten die Familie finanziell unter Druck. Eben wegen dieser Schulden nahm Schillers Vater den Beruf des Soldaten in der wurttembergischen Armee an. Er konnte so zwar die Schulden abbezahlen, die Familie musste jedoch auch mehrfach umziehen, weswegen Friedrich haufig krank wurde. Dar- uber hinaus brachte der militarische Drill es mit sich, dass der Vater zu Friedrich oft ubermaBig streng war. Dies bedeutet jedoch nicht, dass er seinen Sohn nicht geliebt hat. Schiller empfand seine Eltern immer als warmherzig und liebevoll.[5] Um nun die Zeit und die damaligen Verhaltnisse noch besser verstehen zu konnen, be- darf es auch einer genauen Kenntnis uber die Berufe, die von den Eltern und GroBeltern Schillers ausgeubt worden sind. Zu nennen sind hier der Ledergerber, der Barbier, der Wundarzt, der SchultheiB und der Kammerherr.[6]
Der Text bietet somit auf der inhaltlichen Seite ein sehr breites Angebot: Er liefert auf der einen Seite Informationen uber Schillers Eltern und GroBeltern. Daruber hinaus wird uber diese Inhalte der gesellschaftlich-geschichtliche Kontext konstruiert, in dem Schiller aufgewachsen ist. Auch die im Text genannten Berufe tragen zu der Konstruk- tion dieses Bildes bei. Erwerbsperspektivisch stellt damit die Rezeption dieses Textes einen wichtigen Schritt zur Ausbildung einer Lesekompetenz dar, bei der es darum geht die Textbedeutung aktiv zu rekonstruieren. Diese Rekonstruktion wird schlieBlich auch durch die Veranschaulichung der fur die bereits oben genannten fur die Unterrichtsstun- de relevanten Inhalte in Form eines Stammbaums gewahrleistet. Der Stammbaum als eine Form der strukturierten Darstellung von wichtigen Daten und Informationen zu einer oder mehrerer Personen[7] ist damit das Mittel, um die Textrekonstruktion zu ge- wahrleisten.
2.3 Didaktische Zielstellung
Das Lesen und Bearbeiten des Textes „Schiller stellt seine Familie vor“ fuhrt zu einer aktiven Auseinandersetzung mit der Person Friedrich Schiller und dem gesellschaftlich- geschichtlichen Kontext der Fruhen Neuzeit. Daruber hinaus stellt die strukturierte Presentation der Ergebnisse der Textrezeption eine Moglichkeit dar, einen Text inhaltlich zu erschlieBen und fur das weitere Vorgehen handhabbar zu machen. Die Arbeit an die- sem Text steht somit beispielhaft fur zwei Aspekte: Einerseits steht sie fur eine Art und Weise, sich analytisch mit einem Text auseinanderzusetzen.[8] Andererseits vollziehen die Schuler am Beispiel der Familie Schiller die Lebensweise im gesellschaftlich- geschichtlichen Kontext der Fruhen Neuzeit nach.[9] Letztlich entwickeln die Schuler ein Interesse an der Sache, werden befahigt sich auch in Zukunft strukturiert mit dieser Art Text auseinanderzusetzen und daruber hinaus ihr geschichtlich-kulturelles Wissen als Transferwissen in ahnlichen Themenbereichen anzuwenden.
Das Wissen und die Fahigkeiten im Umgang mit Texten sind den Schulern grundsatz- lich vertraut, gibt doch der Lehrplan an, dass die Schuler bereits Ende der Klassenstufe 6 Texte mit vornehmlich vertrauten Themen inhaltlich, sowie sprachlich und formal untersuchen und Informationen entnehmen, ordnen und verarbeiten konnen.[10] In der Lehrprobe werden die Fahigkeiten der Schuler erweitert. Ihnen wird nun ein Text pra- sentiert, der ihnen inhaltlich nicht vertraut ist. Sie setzen sich mit gesellschaftlichen Rahmenbedingungen aus einer anderen Zeit auseinander und auch das Sprachmaterial (vgl. Berufsbezeichnungen) ist ihnen teilweise fremd. Dies spiegelt sich im Lehrplan wieder: Die Schuler sollen zum Ende der Klassenstufe 8 in der Lage sein, Texte mit vertrauten und weniger vertrauten Themen und mit vornehmlich bekanntem Wortschatz rezipieren konnen.[11] Das Wissen, das sich die Schuler in Auseinandersetzung mit dem Text erarbeiten, kann dann in zukunftigen Klassen, beispielsweise im Literaturunter- richt, angewendet werden, wenn es darum geht, sich uberwiegend selbststandig mit den Inhalten auseinanderzusetzen.[12]
Auf Grundlage der eben gewonnenen Erkenntnisse aus der Verankerung des Themas in den Lehrplan sind hierbei vor allem die Inhalte aus dem Text relevant, die zur Kon- struktion eines nachvollziehbaren Bildes einer gesellschaftlich-historischen Lebenswei- se beitragen. Dafur bieten sich die Beschreibung der Eltern und GroBeltern, ihre Berufe, die charakterlichen Darstellungen und Erziehungsstile an. Durch das Zusammentragen eben dieser Erkenntnisse in einem Stammbaum wird schlieBlich eine Basis entwickelt, auf deren Grundlage man in den folgenden Stunden weiterarbeiten kann.
Nachdem nun der Inhalt fur die Lehrprobe auf die relevanten Punkte reduziert wurde, soll dieser nun kontextualisiert werden. Wie weiter oben beschrieben, verfugen die Schuler bereits uber die Fahigkeiten und Fertigkeiten, Texte analytisch erschlieBen zu konnen. Hervorzuheben ist hier die 5-Schritt-Lesemethode, die sie ab der 5. Klasse trai- nieren.[13] Diese Methode wird auch in der Lehrprobe wieder eingesetzt und somit geubt und gefestigt, allerdings an einer den Schulern bis dahin unbekannten Textsorte: der fiktiven Biografie. Daruber hinaus ist der Dichter Friedrich Schiller den Schulern bereits ein Begriff, da sie im Rahmen der Behandlung der Textsorte „Ballade“ in der Klas- senstufe 7[15] Schillers „Der Handschuh“[14] rezipiert haben. Dieses Wissen wird in der Lehrprobe wiederholt und mit den neuen Inhalten „Schillers Eltern und GroBeltem“ erweitert. Die Moglichkeit, Inhalte aus einem Text in Form eines Stammbaums struktu- riert darzustellen und diesen auch selbststandig zu entwickeln, ist den Schulern neu und muss demnach mit ihnen besprochen werden.
Aus den nun aufgearbeiteten und fur die Lehrprobe reduzierten Lerninhalten soll im Folgenden eine didaktisch-methodische Grundkonzeption abgeleitet und begrundet werden. Da es sich bei dem zu behandelnden Text wie bereits festgestellt um einen lite- rarischen Gebrauchstext handelt, kann man sich bei der Behandlung des Textes im Un- terricht an das bei Abraham und Kepser beschriebene von Heinrich Roth entwickelte Mikromodell zur Planung und Organisation von Literaturunterricht anlehnen. Auf Grundlage dieses Modells wird die Lehrprobe zielgerichtet aufgebaut und der Text schrittweise erschlossen.[16] Im Kapitel 2.5 dieses Berichtes ist die Umsetzung in Form jenes Modells nachzuvollziehen.
Da das Mikromodell der Unterrichtsstunde eine deutliche Zielsetzung verleiht, soll schlieBlich noch auf die Lernziele der Lehrprobe naher eingegangen werden. Das Hauptziel der Stunde soll sein, dass die Schuler die zentralen Inhalte des behandelten Texts erschlieBen konnen, indem sie die relevanten Informationen entnehmen, ordnen und verarbeiten.[17] Dieses Ziel orientiert sich auch an den 2003 von der Kultusminister- konferenz aufgestellten Bildungsstandards. Im Kompetenzbereich „Lesen - mit Texten und Medien umgehen“ entspricht dies einer Kombination der Standards „literarische Texte nutzen und verstehen“ und „Sach- und Gebrauchstexte nutzen und verstehen“. Elemente dieser Standards sind einerseits die Fahigkeit zentrale Inhalte erschlieBen und andererseits Informationen zielgerichtet entnehmen, ordnen, vergleichen, prufen und erganzen zu konnen.[18] Neben diesem Hauptziel soll am Beispiel des Dichters Friedrich Schiller auch das literarisch-kulturelle Bewusstsein weiter ausgebildet werden, so wie es im Lehrplan beschrieben wird.[19] Daruber hinaus wird naturlich auch die Lesekompetenz der Schuler weiter entwickelt, indem sie uber einen langeren Zeitraum hinweg kon- zentriert laut oder leise lesen mussen.[20]
[...]
[1] Vgl. Thuringer Ministerium fur Bildung, Wissenschaft und Kultur (2011): S. 6-13.
[2] Schugk (2011).
[3] Vgl. Leubner (2010): S. 321.
[4] Vgl. Alt (2009): S. 58 ff.
[5] Vgl. ebd. S. 58 ff.
[6] Vgl. Munch (1998): S. 65 ff.
[7] Vgl. Digel (1989): S. 235, Stichwort: Genealogie.
[8] Vgl. Thuringer Ministerium fur Bildung, Wissenschaft und Kultur (2011): S. 28
[9] Vgl. ebd. S. 53.
[10] Vgl. ebd. S. 19.
[11] Vgl. ebd. S. 28.
[12] Vgl. ebd. S. 38.
[13] Vgl. Klippert (1994): S. 97.
[14] Vgl. Thuringer Ministerium fur Bildung, Wissenschaft und Kultur (2011): S. 54.
[15] Vgl. Hogemann (2011): S. 131.
[16] Vgl. Abraham (2006): S. 181 ff.
[17] Vgl. Thuringer Ministerium fur Bildung, Wissenschaft und Kultur (2011): S. 28.
[18] Vgl. Sekretariat der standigen Konferenz der Kultusminister (2003): S. 13f.
[19] Vgl. Thuringer Ministerium fur Bildung, Wissenschaft und Kultur (2011): S. 5.
[20] Vgl. ebd. S. 10.