„Man sollte mit den Hypothesen, die man im Kopf hat flirten, aber man sollte sie nicht heiraten!“ - Gianfranco Cecchin
Jeder Mensch hat Vorstellungen von der Wirklichkeit. Dabei sind diese Vorstellun-gen keine objektiven Sachverhalte sondern entsprechen dem subjektiven Empfinden, wodurch das Subjekt auf komplexe Art und Weise Deutungen konstruiert (Dilts 2010, S. 11; Arnold 1985, S. 23).
Im Alltag wird die Wirklichkeit nicht unabhängig in jeder Situation aufs Neue gedeutet – Menschen entwickeln im Laufe ihres Lebens Denkmuster und Automatismen um sich in ihrer komplexen Umwelt leichter orientieren zu können (Arnold 1985, S. 24; Palmowski 2011, S. 27). Darin besteht ein westlicher Teil ihrer Nützlichkeit.
Die Art der Wahrnehmung ist dabei abhängig von vielen Faktoren, wie z.B. der eigenen Erziehung, dem kulturellen Umfeld, den Medien, den persönlichen Erfahrungen einer Person, denn durch sie entwickelt ein Mensch individuelle Deutungsmuster (Dilts 2010, S. 12). Da Deutungen also keinen Anspruch auf Objektivität haben können, bedeutet dies gleichzeitig auch, dass jeder Mensch über eigene Deutungen verfügt. Selbst wenn zwei Personen dieselbe Situation erleben, nehmen sie diese unterschiedlich wahr und interpretieren sie verschieden (Schwing und Fryszer 2007, S. 28). Wenn nun beide Personen versuchen würden, die erlebte Situation durch Sprache zu formulieren, müssten sie sich auf eine Wahrnehmung festlegen und würden somit ihre eigene Wirklichkeit konstruieren. Bei den Beschreibungen der beiden Personen würden dabei Überschneidungen aber auch Unterschiede hervortreten, die auf die unterschiedliche Wahrnehmung zurückzuführen sind. Da Menschen auf Grund ihrer Wahrnehmung und deren Bewertung entsprechend handeln, führt eine unterschiedliche Wahrnehmung auch zu unterschiedlichen Handlungen.
Gleichzeitig stellt sich dabei die Frage, wo der Gehalt an Wahrheit und Realität liegt? Obwohl sich Teile der Aussage unterscheiden oder vielleicht sogar widersprechen können, hat doch jeder Recht – im Rahmen seiner eigenen Wahrnehmung (Palmowski 2011, S. 28).
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der sozialkonstruktivistische Ansatz
- Deutungsmuster
- Die Entstehung von Deutungsmustern
- Die Wirkung von Deutungsmustern
- Hinderliche Deutungsmuster
- Transformation von Deutungsmustern
- Die Rolle der systemischen Beratung
- Das System
- Was ist systemische Beratung
- Systemische Beratung bei der Transformation von Deutungsmustern
- Interventionsmöglichkeiten der systemischen Beratung
- Systemisches Fragen
- Gedankenlesende Fragen
- Tratschen über Anwesende
- Eigenschaften und Verhaltensunterschieden
- Reframing
- Bedeutungsreframing
- Kontextreframing
- Inhaltsreframing
- Narrative Geschichten
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rolle der systemischen Beratung bei der Transformation von Deutungsmustern. Sie beleuchtet den sozialkonstruktivistischen Ansatz und die Entstehung sowie Wirkung von Deutungsmustern. Der Fokus liegt auf der Anwendung systemischer Beratungsmethoden zur Veränderung hinderlicher Denk- und Handlungsmuster.
- Sozialkonstruktivistischer Ansatz und Wirklichkeitskonstruktion
- Entstehung und Wirkung von Deutungsmustern
- Hinderliche Deutungsmuster und ihre Auswirkungen
- Systemische Beratung als Transformationsinstrument
- Interventionsmöglichkeiten systemischer Beratung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Deutungsmuster und ihrer Transformation ein. Sie betont die subjektive Natur von Wirklichkeit und die Bedeutung professioneller Beratung bei der Veränderung von hinderlichen Denk- und Handlungsmustern. Der Fokus liegt auf der systemischen Beratung als Ansatz zur Bewältigung dieser Herausforderungen. Das Zitat von Gianfranco Cecchin unterstreicht die Notwendigkeit, offen für alternative Deutungen zu bleiben und die eigenen Wahrnehmungen nicht zu dogmatisieren.
Der sozialkonstruktivistische Ansatz: Dieses Kapitel erläutert den sozialkonstruktivistischen Ansatz, der die Wirklichkeit als soziale Konstruktion begreift. Es betont die Rolle der Sprache und der Interaktion bei der Erschaffung und Veränderung von Wirklichkeitsvorstellungen. Der Unterschied zwischen subjektiven Deutungen und vermeintlichen Fakten wird hervorgehoben, wobei betont wird, dass selbst „Fakten“ kontextuell eingebettet und interpretationsbedürftig sind. Die individuelle Wahrnehmung und Bewertung von Sachverhalten führt zu unterschiedlichen Handlungen und Wirklichkeitskonstruktionen.
Deutungsmuster: Dieses Kapitel befasst sich eingehend mit der Entstehung von Deutungsmustern. Es wird die Bedeutung der Sprache als Medium zur Konstruktion von Bedeutung und die Entstehung von Deutungsmustern im Laufe des Lebens durch Erfahrungen und soziale Einflüsse hervorgehoben. Die unbewusste und automatisierte Natur von Deutungsmustern wird betont, was ihre Veränderung erschwert. Das Kapitel legt den Grundstein für das Verständnis der Herausforderungen, die mit der Transformation von Deutungsmustern verbunden sind.
Schlüsselwörter
Systemische Beratung, Deutungsmuster, Sozialkonstruktivismus, Wirklichkeitskonstruktion, Transformation, Interventionen, Gedankenlesende Fragen, Reframing, Narrative, Wahrnehmung, Handlungsmuster.
Häufig gestellte Fragen (FAQs) zu: Transformation von Deutungsmustern durch systemische Beratung
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Rolle der systemischen Beratung bei der Transformation von Deutungsmustern. Sie beleuchtet den sozialkonstruktivistischen Ansatz und die Entstehung sowie Wirkung von Deutungsmustern, mit Fokus auf die Anwendung systemischer Beratungsmethoden zur Veränderung hinderlicher Denk- und Handlungsmuster.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt den sozialkonstruktivistischen Ansatz und die Wirklichkeitskonstruktion, die Entstehung und Wirkung von Deutungsmustern (inklusive hinderlicher Muster und deren Auswirkungen), systemische Beratung als Transformationsinstrument und verschiedene Interventionsmöglichkeiten systemischer Beratung.
Was versteht man unter "Deutungsmustern"?
Deutungsmuster sind Denk- und Handlungsmuster, die die Interpretation von Situationen und Ereignissen beeinflussen. Sie entstehen im Laufe des Lebens durch Erfahrungen und soziale Einflüsse und sind oft unbewusst und automatisiert. Die Arbeit betont, dass selbst "Fakten" kontextuell eingebettet und interpretationsbedürftig sind, was zu unterschiedlichen Deutungen und Handlungen führt.
Welche Rolle spielt der sozialkonstruktivistische Ansatz?
Der sozialkonstruktivistische Ansatz bildet die Grundlage der Arbeit. Er betrachtet die Wirklichkeit nicht als objektive Realität, sondern als soziale Konstruktion, die durch Sprache und Interaktion geschaffen und verändert wird. Subjektive Deutungen und die individuelle Wahrnehmung von Sachverhalten stehen im Mittelpunkt.
Wie wird systemische Beratung eingesetzt?
Systemische Beratung wird als Transformationsinstrument eingesetzt, um hinderliche Deutungsmuster zu verändern. Die Arbeit beschreibt verschiedene Interventionsmöglichkeiten, darunter systemisches Fragen (z.B. gedankenlesende Fragen, Tratschen über Anwesende, Unterschiede in Eigenschaften und Verhalten), Reframing (Bedeutungs-, Kontext- und Inhaltsreframing) und narrative Geschichten.
Welche Interventionsmethoden werden beschrieben?
Die Arbeit beschreibt verschiedene Interventionsmethoden der systemischen Beratung, die auf die Transformation von Deutungsmustern abzielen. Diese umfassen systemisches Fragen (verschiedene Arten werden detailliert erläutert), Reframing (mit seinen verschiedenen Arten: Bedeutungs-, Kontext- und Inhaltsreframing) und narrative Geschichten.
Welche Kapitel beinhaltet die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in Kapitel zu Einleitung, dem sozialkonstruktivistischen Ansatz, Deutungsmustern (inkl. Entstehung und Wirkung), der Transformation von Deutungsmustern, der Rolle der systemischen Beratung (inkl. Methoden und Anwendung), Interventionsmöglichkeiten systemischer Beratung und einem Fazit.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Systemische Beratung, Deutungsmuster, Sozialkonstruktivismus, Wirklichkeitskonstruktion, Transformation, Interventionen, Gedankenlesende Fragen, Reframing, Narrative, Wahrnehmung, Handlungsmuster.
- Arbeit zitieren
- Stefan Fischer (Autor:in), 2014, Die Rolle der systemischen Beratung bei der Transformation von Deutungsmustern, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/373279