Essen ist lebensnotwendig und gehört, ebenso wie das Trinken, zu den Grundbedürfnissen des Menschen: „Im Körper finden laufend Auf-, Ab- und Umbauprozesse statt. Für diese Vorgänge und die damit im Zusammenhang stehenden Funktionen (wie Wachstum, Erhalt der Körpertemperatur, Atmung oder Muskelarbeit) benötigt der Körper Energie. Diese wird durch den Abbau bestimmter Nährstoffe (Kohlenhydrate, Fette, Eiweiße) bereitgestellt.“ Jedoch ist Essen heutzutage vielmehr als nur den Hunger nach Nährstoffen zu stillen. Es ist ein Ausdruck des Lebensstils, in dem eine Familie oder Kollegen gemeinsam essen, somit die Zugehörigkeit zu einer Gruppe demonstrieren und Gedanken aussprechen, sich austauschen und auch Probleme besprechen. Essen, wenn man Hunger hat - aufhören, sobald man satt ist. Essen könnte so einfach sein und trotzdem haben viele Menschen in unserer heutigen Überflussgesellschaft Schwierigkeiten, „normal“ zu essen. Viele essen, auch wenn sie keinen Hunger haben, denn Essen ist mit unseren Gefühlen verbunden. Essen kann glücklich machen, kann trösten und kann helfen Stress und Spannung abzubauen. Bestimmten Menschen, vor allem Jugendlichen in der Zeit der Pubertät, kann es aber passieren, dass sie beim Essen „eigene Wege“ gehen, d.h. sie essen nur fettarm oder kalorienarm, verzichten beispielsweise auf Lebensmittel wie Nudeln, Kartoffeln oder ähnliches, konsumieren nur noch Minimengen oder Mahlzeiten werden komplett weggelassen. Dies alles ist keine Seltenheit. Wenn man jedoch nicht aufpasst, kann dieser „eigene Weg“, ganz schnell der Weg in die Magersucht sein.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Daten und Fakten: Magersucht als Krankheit
2.1 Warum isst der Mensch?
2.2 Was ist Magersucht?
2.3 Epidemiologie
2.3.1 Krankheitsverhältnis Mann : Frau
2.3.2 Zahlen
2.4 Symptome
2.5 Folgeschäden
2.5.1 Körperliche Folgeschäden
2.5.2 Seelische Folgeschäden
2.6 Behandlungsmöglichkeiten
3. Ursachen: Magersucht - eine Modeerkrankung?
3.1 Definition: Modeerkrankung
3.2 Die Magersucht - von früher bis heute
3.3 Biologische Faktoren
3.4 Familiäre Faktoren
3.5 Psychologische Faktoren
3.6 Ursachen im Zusammenhang mit Medien
3.6.1 Schönheitsideal
3.6.2 Im Zusammenhang mit TV
3.6.3 Im Zusammenhang mit Zeitschriften
3.6.4 Im Zusammenhang mit dem Internet
4. Fazit: Magersucht eine Modeerkrankung?
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
„Sie sucht den perfekten Apfel. 100 Gramm muss er haben. Vollkommen muss er sein, sie legt einen nach dem anderen auf die Waage. Sie läuft durch die Süßwaren-Abteilung zur Kasse. Sie hat es wieder geschafft. Nicht mehr als ein Apfel und Kaugummi landen auf dem Band. Glücksgefühl.“[1]
So sieht oftmals der Alltag von unzähligen Mädchen aber auch einigen Jungs aus. Für viele andere hingegen ist dies ein unvorstellbarer Alltag. Den Meisten ist es nämlich egal, ob ein Apfel 100 Gramm oder 200 Gramm wiegt, für sie ist es normal in der Süßwaren-Abteilung etwas zu kaufen und sie sind weder glücklich noch fühlen sie sich allein mit Apfel und Kaugummi satt. Hinter diesem Alltag der Erkrankten steckt meistens mehr als nur der zunächst „perfektionierte“ Einkauf - es sind die Sorgen um das eigene Gewicht und Aussehen, die ständige Angst vor der Zunahme. Letztendlich handelt es sich hierbei um die Krankheit „Magersucht“. Eine Krankheit, die uns heutzutage viel zu häufig in den Medien begegnet, zum Beispiel berichten Reportagen, TV- Sendungen und Artikel über Menschen, die sich auf nur noch 35 Kilo gehungert haben, Models und Schauspieler(innen), die ebenfalls an Magersucht erkrankt sein sollen.
Das Ziel dieser Seminararbeit mit dem Thema „Magersucht - eine Modekrankheit“ ist es, zu klären, was unter dem Begriff Magersucht überhaupt zu verstehen ist, welche Symptome und vor allem welche Folgen auftreten. Zudem wird kurz auf Behandlungsmöglichkeiten eingegangen, um einen Weg aus dieser Krankheit zu finden.
Der wohl wichtigste Punkt der Seminararbeit ist aber die Aufklärung der Ursachen dieser Krankheit. Dabei werde ich mich insbesondere auf den Einfluss von verschiedenen Medien und dem daraus resultierenden heutigen Schönheitsideal „dünn entspricht schön“ konzentrieren, aber auch auf andere Einflüsse wie Familie, Bildung etc. eingehen. Es soll durch die Seminararbeit darauf aufmerksam gemacht werden, wie schlimm diese Krankheit für den Betroffenen ist und wie tief deren Ursachen wirklich sind.
Zum Thema „Ernährung und Nahrung“ ist mir bereits zu Beginn der Arbeitszeit häufig der Gedanke gekommen, mich mit dieser Krankheit zu beschäftigen. Da die Thematik Magersucht ein sehr aktuelles und präsentes Thema (vor allem in den Medien) ist und ich es äußerst interessant finde, was die Ursachen eines solchen Hasses gegenüber dem Essen sein können.
2. Daten und Fakten: Magersucht als Krankheit
2.1 Warum isst der Mensch?
Essen ist lebensnotwendig und gehört, ebenso wie das Trinken, zu den Grundbedürfnissen des Menschen: „Im Körper finden laufend Auf-, Ab- und Umbauprozesse statt. Für diese Vorgänge und die damit im Zusammenhang stehenden Funktionen (wie Wachstum, Erhalt der Körpertemperatur, Atmung oder Muskelarbeit) benötigt der Körper Energie. Diese wird durch den Abbau bestimmter Nährstoffe (Kohlenhydrate, Fette, Eiweiße) bereitgestellt.“[2]
Jedoch ist Essen heutzutage vielmehr als nur den Hunger nach Nährstoffen zu stillen. Es ist ein Ausdruck des Lebensstils, in dem eine Familie oder Kollegen gemeinsam essen, somit die Zugehörigkeit zu einer Gruppe demonstrieren und Gedanken aussprechen, sich austauschen und auch Probleme besprechen. Essen, wenn man Hunger hat - aufhören, sobald man satt ist. Essen könnte so einfach sein und trotzdem haben viele Menschen in unserer heutigen Überflussgesellschaften Schwierigkeiten, „normal“ zu essen. Viele essen, auch wenn sie keinen Hunger haben, denn Essen ist mit unseren Gefühlen verbunden. Essen kann glücklich machen, kann trösten und kann helfen Stress und Spannung abzubauen. Bestimmten Menschen, vor allem Jugendlichen in der Zeit der Pubertät, kann es aber passieren, dass sie beim Essen „eigene Wege“ gehen, d.h. sie essen nur fettarm oder kalorienarm, verzichten beispielsweise auf Lebensmittel wie Nudeln, Kartoffeln oder ähnliches, konsumieren nur noch Minimengen oder Mahlzeiten werden komplett weggelassen. Dies alles ist keine Seltenheit. Wenn man jedoch nicht aufpasst, kann dieser „eigene Weg“, ganz schnell der Weg in die Magersucht sein.
2.2 Was ist Magersucht?
Die Magersucht gehört zu den psychosomatischen Erkrankungen aus der Gruppe der Essstörungen, welche durch starken, selbst verursachten Gewichtsverlust, z.B. durch Vermeidung der Speisen mit vielen Kalorien oder extremer körperlicher Aktivität, gekennzeichnet ist. Was durch eine große Angst vor dem Zunehmen und einer gestörten Körperwahrnehmung, d.h. sie fühlen sich - selbst bei extremen Untergewicht - zu dick, verstärkt wird. „Der starke Gewichtsverlust ist zwar das augenfälligste Symptom einer Magersucht, letztlich ist er aber nur das äußerlich sichtbare Anzeichen einer tiefgreifenden seelischen Störung.“[3] Die korrekte medizinische Bezeichnung für Magersucht ist Anorexia nervosa. Der Zusatz nervosa, weist darauf hin, dass es sich eben um eine psychosomatische Krankheit handelt. „Anorexia“ kommt aus dem Griechischen, „anorektein“, was so viel wie „Appetitlosigkeit“ bedeutet. Dies ist eigentlich eine Fehlbeschreibung, denn das Problem ist nicht mangelnder Appetit, sondern das Unterdrücken des vorhandenen Hungergefühls.[4] Magersucht hat einen suchtähnlichen Charakter, denn der Drang zu hungern ist für die Betroffenen unwiderstehlich.
2.3 Epidemiologie
2.3.1 Krankheitsverhältnis Mann : Frau
Magersucht ist eine Krankheit, die hauptsächlich Frauen und Mädchen betreffen. Jungen machen nur einen Anteil von 10 % der Betroffenen aus, jedoch erkranken auch diese zunehmend an Magersucht. Bei den meisten der insgesamt 0,3 - 1,0 % erkrankten Mädchen und jungen Frauen beginnt die Magersucht in der Pubertät.
2.3.2 Zahlen
Magersucht ist „zwar die bekannteste, aber nicht die häufigste Essstörung.“[5] 100.000 Menschen in Deutschland leiden an Magersucht. Am häufigsten beginnt die Krankheit mit einer harmlosen Diät, 90 % der weiblichen Teenager wollen abnehmen und bereits 36 % aller 7 bis 15 Jährigen haben eine Diät gemacht. Typischerweise tritt Magersucht erstmals in der frühen Jugend auf. Die Altersgrenze verschiebt sich jedoch stetig weiter nach unten. Mittlerweile tritt Magersucht bereits bei Kindern auf. Das höchste Risiko zu erkranken, haben Mädchen und junge Frauen im Alter von 14 bis 24 Jahren. 2012 waren in Deutschland rund 7.000 Menschen betroffen, wovon 70 an den Folgen der Erkrankung gestorben sind. Insgesamt fordert die Magersucht mit einer Sterberate von 15-20 % mehr Opfer als jede andere psychosomatische Krankheit. Bei der Magersucht braucht man ein gewisses Durchhaltevermögen, denn nur selten lässt sich diese Krankheit in den ersten zwei Jahren heilen. Durchschnittlich dauert es über sechs Jahre bis die erkrankte Person geheilt ist. Letztendlich kann man sogar sagen, dass die Krankheit nur bei etwa 50 % vollständig und dauerhaft geheilt wird. Bei 20 % nimmt die Krankheit einen chronischen Verlauf und bei 30 % entwickeln sich Folgekrankheiten wie beispielsweise Depressionen.
2.4 Symptome
Es gibt fünf Kriterien durch die internationale Klassifikation psychischer Störungen (ICD 10) für die Diagnose einer Magersucht.
Das erste Kriterium ist starkes Untergewicht. Dieses wird mit Hilfe des Body Mass Index (BMI) beurteilt. Zur Berechnung braucht man das Körpergewicht in Kilogramm und die Körpergröße in Metern. Bei Erwachsenen gilt ein BMI von 17,5 oder weniger als Kriterium für eine Magersucht. Im Gegensatz zu Erwachsenen ist es bei Kindern und Jugendlichen kein alleiniges Kriterium. Es muss anhand von Wachstumskurven beurteilt werden, diese sind bei Jungen und Mädchen unterschiedlich.
Das zweite Kriterium ist, das selbstständige Herbeiführen des Untergewichts. Indem die Erkrankten zunächst kalorienhaltige Speisen oder Lebensmittel weglassen und deshalb, bevorzugt Obst, Gemüse, Vollkornbrot und Diätkost essen. Viele werden sogar zu Vegetariern. Zudem verbieten sie sich meist Ungesundes wie Kuchen, fettreiches Essen oder Süßigkeiten. Dies wird zusätzlich durch eine übertriebene, zwanghafte körperliche Aktivität verstärkt.
Das dritte Kriterium ist die Körperbildstörung. Darunter ist zu verstehen, dass selbst wenn die Betroffenen ihr Körpergewicht auf ein Minimum reduziert haben, sie sich selbst trotzdem noch als „fett“ oder „unförmig“ wahrnehmen. Sie haben einen regelrechten Hass gegen ihren eigenen Körper.
Das vierte Kriterium ist eine hormonelle Störung. Bei den Frauen wirkt sich dies beispielsweise folgendermaßen aus, dass die Periode ausbleibt oder sich die Schilddrüsenwerte verändern.
Und das fünfte und letzte Kriterium ist die Verzögerung der Abfolge der pubertären Entwicklungsschritte zu Beginn der Pubertät. Beispielsweise stellt sich bei manchen die Monatsblutung eventuell gar nicht erst ein und es kann zu einer eine Wachstumsstörung kommen, was bedeutet, dass magersüchtige Jugendliche häufig kleiner sind als der gleichaltrige Rest der Bevölkerung.
Zudem gibt es zwei Typen der Magersucht. Bei der restriktiven Magersucht wird das niedrige Gewicht allein durch Hungern und eventuellen Sport verursacht, während bei der aktiven oder bulimischen Form zusätzlich zu Maßnahmen wie Erbrechen, Benutzung von Abführmitteln oder anderen Medikamenten gegriffen wird.[6] Wie mir eine Betroffene erzählt hat, nahm sie in ihrer „schlimmsten Zeit“ bis zu 30 Mal Abführmittel am Tag ein.
2.5 Folgeschäden
Viele denken, dass die Magersucht nur dafür sorgt, dass der Körper an Masse verliert. Dies ist aber leider nur die halbe Wahrheit. Es fehlen dem Organismus dadurch wichtige Nährstoffe und Energie, ohne diese Körper und Seele nur noch auf Sparflamme arbeiten können. Wie schwerwiegend die Folgen für die körperliche und seelische Gesundheit sind, hängt davon ab, wie stark die Magersucht ausgeprägt ist. Zusätzliche Probleme können durch Erbrechen, Missbrauch von Medikamenten oder Essanfälle auftreten. Zudem sind die Folgen davon abhängig, wie jung der/die Betroffene ist, wie viel er wiegt und wie schnell abgenommen wurde.
2.5.1 Körperliche Folgeschäden
Das niedrige Gewicht wirkt sich auf den gesamten Stoffwechsel und alle Organe aus, egal ob Herz, Leber, Niere oder Gehirn.
Der Stoffwechsel wird heruntergefahren, denn der Körper ist zum Überleben programmiert und wenn die Nährstoffzufuhr unterbunden wird und der Hormonhaushalt beeinträchtigt ist, schaltet der Körper nach und nach alles aus, was nicht zum Überleben benötigt wird. Vor allem niedrige Kaliumwerte sind bedrohlich, da sie Herz-Kreislauf-Störungen verursachen und die Nieren in Mitleidenschaft ziehen. Wenn die Betroffenen zudem zu wenig trinken, kann es im schlimmsten Fall sogar zu einem Nierenversagen führen. Der Puls, der Blutdruck sinken ab, insbesondere in der Nacht, und das Blut fließt folglich langsamer durch die Adern, was ein natürlicher Energiesparmodus des Körpers ist. Dies kann zu vermehrten Wassereinlagerungen führen, welche am Herzen oder im Gehirn lebensgefährlich sein können.
Weitere typische Folgen sind trockene Haut, brüchiges und ausfallendes Haar, ständiges und leichtes Frieren und eine herabgesenkte Körpertemperatur. Vor allem die Hände und Füße sind kalt und teilweise blau gefärbt. Der Grund für diese Symptome liegt darin, dass das Hungern die Temperaturregelung des Körpers durcheinander bringt und mit dem fehlenden Körperfett gibt es keine wärmende Schicht, die vor Kälte von außen schützt.
Eine zusätzliche Folge und Schutzmaßnahme des Körpers von fast einem Drittel der Magersüchtigen ist eine flaumartige Körperbehaarung, die wie wärmendes Fell wirkt. Auch ist bei einer Erkrankungsdauer über mehrere Jahre Osteoporose die Folge. Dies ist eine Verringerung der Knochenmasse und der Knochendichte. Dafür sind unter anderem der beeinträchtigte Hormonhaushalt als auch die geringe Calcium und Vitamin D Zufuhr, verantwortlich - dieser Knochenschwund ist nicht mehr rückgängig zu machen. [7] Die hormonellen Störungen beeinträchtigen auch die Fruchtbarkeit, allerdings möchten die meisten Magersüchtigen auch nicht schwanger werden. Die größte aller Folgen ist die akute Lebensgefahr: Das Risiko zu sterben ist für Magersüchtige zehnmal höher als für die Normalbevölkerung. Dabei sterben die meisten Erkrankten an zusätzlich aufgetretenen Infektionen, Herz-Kreislauf-Versagen oder Suizid. [8]
2.5.2 Seelische Folgeschäden
„Hungern macht nicht nur körperlich sondern auch seelisch krank.“ [96] Denn wer hungert, kann sich nicht konzentrieren, kann schlecht schlafen, fühlt sich schwach und ist gereizt. Es stellt sich möglicherweise ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit und Schuld ein. Gleichzeitig verstärkt die Magersucht den Zweifel am Selbstwert und am Gefühl der eigenen Selbstständigkeit. Die Betroffenen merken, dass sie von der Magersucht abhängig sind. Zudem können Veränderungen des Eiweißstoffwechsels bei kohlenhydratarmer Ernährung möglicherweise die Übertragung zwischen den Nervenzellen im Gehirn und somit die Stimmung verändern. Dies führt nicht nur zu depressiven Verstimmungen, Selbstmordgedanken und auch zu Zwangsstörungen, was sich zum Beispiel in Essritualen und krankhafter Kalorienzählerei zeigt. Zudem ist der/die Magersüchtige freudlos, seine Stimmung ist gedrückt und Betätigungen, die Spaß machen, lehnen diese grundsätzlich ab. [10]
2.6 Behandlungsmöglichkeiten
Ein gesundes Essverhalten und eine Gewichtszunahme haben bei der Behandlung der Magersucht oberste Priorität. Neben der Behandlung der akuten Symptome geht es in der Therapie auch um die Bewältigung psychischer Schwierigkeiten. Das sind zum Beispiel Probleme mit dem Selbstwertgefühl, mit Kontakt zu anderen und mit Selbstständigkeit.
Aus diesem Grund sollte ein gutes Behandlungsprogramm, sowohl ambulant als auch stationär, immer aus verschiedenen Bausteinen bestehen und ruht im Wesentlichen auf fünf Säulen. Dies sind die medizinische Behandlung oder Überwachung der körperlichen Folgen, die Ernährungstherapie, die Psychotherapie und die Behandlung der Begleiterscheinungen unter Einbeziehung der Familie. Die Magersucht wird meistens zunächst im Krankenhaus für mehrere Wochen stationär behandelt, insbesondere wenn das Körpergewicht unter 75 % des Normalgewichts liegt die körperliche Verfassung lebensgefährlich ist oder Suizidgefahr besteht. Hier besteht der Vorteil darin, dass eine Distanz zum Alltag und zur Familie eine Entlastung für alle ist. Zudem fällt es Patienten im stationären Rahmen oft leichter, klare Essensvorgaben zu akzeptieren. Allerdings besteht hier das Problem, dass Magersüchtige sich mit Umbrüchen sehr schwer tun und deswegen nach ihrer Entlassung besonders gefährdet sind, einen Rückfall zu bekommen.
Zu Beginn der Therapie sollten die Betroffenen zwischen 500 und 1000 Gramm pro Woche zu zunehmen. Ab einem BMI von 15 kg/m kann man versuchen, die Behandlung ambulant durchzuführen. Wird hierbei jedoch über einen Zeitraum von drei bis sechs Monaten keine Gewichtszunahme erreicht, muss der Betroffene zurück in die Klinik.[11]
Neben der Gewichtszunahme muss auch der Auslöser der Krankheit erkannt und dagegen angegangen werden. Auch muss die Familie, die häufig mit der Situation überfordert ist, mit einbezogen werden.[12]
Da die Magersucht eine hartnäckige Krankheit ist gilt es, sich keine Ziele zu setzten. Man kann nicht schon nach wenigen Wochen oder Monaten ein unauffälliges Essverhalten erwarten. Erst einmal sollte man schon zufrieden sein, wenn der Betroffene das Gewicht halten kann.[13]
3. Ursachen: Magersucht - eine Modeerkrankung?
Wenn Magersucht auf eine Ursache zurückzuführen wäre, könnte man sie wahrscheinlich viel leichter behandeln und verhindern. In der Wirklichkeit lässt sich keine einzelne eindeutige Ursache finden. Vielmehr gibt es eine ganze Reihe von Risikofaktoren, die bei der Entwicklung der Magersucht eine Rolle spielen - körperliche, gesellschaftliche und psychische Faktoren. Treten diese Risikofaktoren gehäuft auf, können sie zu einer erhöhten Anfälligkeit für Magersucht führen.
Es gibt vier Risikogruppen:
1. Mädchen und Frauen aus der Ober- und Mittelschicht.
2. Jugendliche, die sich in der Pubertät befinden.
3. Überdurchschnittlich intelligente, strebsame und perfektionistische Menschen, die unter hohem Leistungsdruck stehen, wie Beispiel einem Studium oder dem Abitur.
4. bestimmte Berufsgruppen wie Models und Leistungssportler, die Sportarten ausüben, für die ein schlanker Körperbau von Vorteil ist oder bei denen eine Einteilung in Gewichtsklassen vorliegt.
3.1 Definition: Modeerkrankung
Die offizielle Definition der Modeerkrankung lautet: „Als Modeerkrankungen werden Erkrankungen mit häufig unscharf definierten Symptomen verstanden, die wie eine Mode räumlich oder zeitlich begrenzt gehäuft auftreten.“[14] Ursachen dafür entsprechen häufig dem Lebensgefühl einer Zeit, das heißt Modeerkrankungen sind Trends unterworfen, die von der Gesellschaft abhängig sind. Dies wird besonders durch Medien präsentiert, in denen diese Trends immer wieder eine Rolle spielen und dadurch jedem ins Gedächtnis gerufen werden. Die Krankheit kann durch solche Trends verstärkt werden.
Im Bezug auf die Magersucht ist das vorherrschende Schönheitsideal der momentane Trend, an den man sich anzupassen versucht. Bei Untersuchung der Ursachen der Magersucht, versuche ich herauszufinden inwiefern der Trend des Schönheitsideals und der Einfluss der Medien schuld am Ausbruch der Krankheit Magersucht ist.
3.2 Die Magersucht - von früher bis heute
Eine erste Beschreibung des Krankheitsbildes Magersucht findet sich im Mittelalter. Die Erkrankte war die im Jahre 1245 geborene Prinzessin Margaret von Ungarn. Diese begann auf Grund familiärer Konflikte zu fasten und bis zur vollkommenen Erschöpfung zu arbeiten.[15] 1689 wurde von Richard Morton dann der erste medizinische Bericht über Magersucht verfasst. Er beschrieb zwei Patienten, „die an einer nervlich bedingten Auszerrung litten, welche den Schwund von Körpergewebe zur Folge hatte“[16]. Dadurch ermöglichte er eine erste Auseinandersetzung mit der Krankheit. Weitere Fallberichte häuften sich dann nach 1900.
Es dauerte noch eine ganze Weile, bis die Ursachen der Magersucht erkannt wurden. Noch 1914 nahm der Mediziner Simmonds an, dass die Magersucht in Zusammenhang mit einer Erkrankung der Hypophyse erscheint.
In der Folge, am Ende des 19. Jahrhundert, definierten Sir William Gull aus England und Ernest- Charles Lasegue aus Frankreich etwa zeitgleich die Magersucht erstmals im heutigen Sinn und prägten den heutigen Begriff der Anorexia nervosa. Beide betonten die Psychogenese dieser Krankheit. Durch ihre Beschreibung wurde die Magersucht als eine medizinisch, relevante Krankheit wahrgenommen.
Daraufhin wurde sie ein Thema für die Öffentlichkeit. Einige Untersuchungen geben Hinweise darauf, dass die Anzahl neuauftretender Fälle zwischen den 1950er und -70er Jahren in den westlichen Industrieländern deutlich zunahm. In den 70ern begannen die Medien erstmals, über junge Frauen zu berichten, die sich weigerten zu essen. Jedoch wurde damals noch nicht aufgezeigt, wie schlimm die Folgen sein können.[17]
Auch heute noch ist Magersucht ein zentrales Thema in den Medien. Regelmäßig findet man magersüchtige Models oder Filmstars auf den Titelblättern der Boulevardpresse, oder sie sind zum Gegenstand einiger TV- Sendungen geworden. Dadurch ist die Krankheit Magersucht nicht mehr das was sie einmal war: eine heimliche, unbekannte und oft unerkannte Erkrankung.
Die Anzahl der an Magersucht Erkrankten steigt seit den 1970ern kontinuierlich an. Auffällig ist heutzutage zudem auch, dass die Häufigkeit einer Erkrankung, vor allem in den westlichen Industriestaaten (wie USA und Deutschland) sehr hoch ist. In Ländern der Dritten Welt kommt die Magersucht im Vergleich hingegen nur selten vor und nimmt erst zu, wenn es zu einer Konfrontation mit Medien kommt.
3.3 Biologische Faktoren
Die Erforschung der genetischen Einflüsse auf Essstörungen steckt noch in der Anfangsphase, ist jedoch in den letzten zehn Jahren stark in den Vordergrund gerückt.
Forscher haben festgestellt, dass Menschen, in deren Familien Magersucht vorkommt, mit großer Wahrscheinlichkeit selbst eine Magersucht entwickeln. Beispielsweise haben weibliche Angehörige einer anorexiekranken Frau im Vergleich zu Frauen ohne familiäre Belastung ein etwa 11,4-fach erhöhtes Risiko, ebenfalls an Magersucht zu erkranken.
Zwillingsstudien zeigen, ist ein Zwilling betroffen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass auch der andere Zwilling erkrankt, überproportional an. Hierbei hat man festgestellt, dass der Anteil, der genetischen Faktoren bei der Entstehung der Magersucht zwischen 48 % und 76 % beträgt.
Zudem existieren Studien[18] über die Veränderung der Hirnstruktur bei Magersucht. Hierbei kann nur schwer auseinandergehalten werden, was Ursache der Magersucht und was Folge der Abmagerung ist. Man hat eine Abnahme des Hirnvolumens durch das massive Untergewicht festgestellt. Sollten die Betroffenen jedoch wieder zunehmen, erreicht das Gehirn meist die ursprüngliche Größe wieder. Nun hat man die Vermutung, dass bestimmte Hirnregionen dauerhaft kleiner bleiben. Dabei werden zwei Regionen diskutiert: die eine wird mit der mangelnden kognitiven Flexibilität der Magersucht-Patientinnen in Verbindung gebracht, die andere mit der Körperbildstörung. Diese Vermutungen der Veränderung der Hirnstruktur passen zu den Ergebnissen neuropsychologischer Tests. Bei denen man die Aktivierung in den Hirnregionen gemessen hat, während die Versuchspersonen Aufgaben gelöst haben. Zum Beispiel zeigt es bei essgestörten Versuchspersonen eine Aktivierung des Belohnungssystems, wenn ihnen extrem dünne Körpern gezeigt werden. Während es bei Gesunden bei normalgewichtigen Körpern aktiviert ist. Bei einem anderen Test, bei dem die Versuchspersonen bestimmten Zahlen bestimmte Buchstaben zuordnen und dabei zwischen Buchstaben- und Zahlenreihen hin- und herspringen müssen, zeigt sich, dass Magersüchtige deutlich länger brauchen und dabei mehr Fehler machen als die Gesunden. Daraus lässt sich schließen, dass Magersüchtigen das Hin- und Herschalten besonders schwer fällt.[19] Abschließend kann man sagen, dass genetische Einflüsse nicht so verstanden werden dürfen, dass ein Gen zu einer Erkrankung führt. „Man nimmt heute eher an, dass ein Zusammenspiel verschiedener genetischer Komponenten zu einer Disposition führt. „Disposition bedeutet eine Bereitschaft, die im Zusammenspiel mit bestimmten Umgebungsbedingungen zu einer Erkrankung führen kann.“[20]
[...]
[1] http://www.bento.de/gefuehle/erfahrung-mit-magersucht-wie-ich-die-krankheit-erlebt-habe-1022036/, (Abruf v. 20.04.2017)
[2] https://www.gesundheit.gv.at/leben/ernaehrung/info/warum-essen-wir (Abruf v. 28.04.2017)
[3] http://www.netdoktor.de/krankheiten/magersucht/ (Abruf v. 28.04.2017)
[4] Vgl. http://www.figurbetont.com/magersucht/ (Abruf v. 28.04.2017)
[5] Anke Nolte: Essstörungen - Hilfe bei Anorexie, Bulimie und Binge-Eating, Berlin, 2013, S.31 5
[6] Vgl. Almut Zeeck: Essstörungen - Wissen was stimmt, Freiburg, 2008, S. 16-18
[7] Vgl. Prof. Dr. Elisabeth Pott: Essstörungen Information, Köln, 2010, S. 43/44
[8] Vgl. Almut Zeeck: Essstörungen - Wissen was stimmt, Freiburg, 2008, S.119-123
[9] Prof. Dr. Elisabeth Pott: Essstörungen Information, Köln, 2010, S.44
[10] Vgl. Prof. Dr. Elisabeth Pott: Essstörungen Information, Köln, 2010, S.44/45
[11] Vgl. http://www.netdoktor.de/krankheiten/magersucht/ (Abruf v. 23.05.2017)
[12] Vgl. http://www.netdoktor.de/krankheiten/magersucht/ (Abruf v. 23.05.2017)
[13] Vgl. http://www.netdoktor.de/krankheiten/magersucht/ (Abruf v. 23.05.2017)
[14] Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Modekrankheit (Abruf v. 24.05.2017) 9
[15] Vgl. http://andreas-woeller.de/anorexia_nervosa.htm (Abruf v. 24.05.2017)
[16] Butcher, James N., Mineka, Susan, Hooley, Jill M.: Klinische Psychologie, München, 2009, S. 379
[17] Vgl. http://web4health.info/de/answers/ed-anorexia-history.htm (Abruf v. 24.05.2017)
[18] Anke Nolte: Essstörungen - Hilfe bei Anorexie, Bulimie und Binge-Eating, Berlin 2013, S. 56/57
[19] Vgl. Anke Nolte: Essstörungen - Hilfe bei Anorexie, Bulimie und Binge-Eating, Berlin, 2013, S. 55-58
[20] Almut Zeeck: Essstörungen - Wissen was stimmt, Freiburg, 2008, S. 75