Eine in den letzten 150 Jahren hierzulande ansteigende und seither mehr als verdoppelte Lebenserwartung hat eine zunehmend anwachsende ältere Generation geschaffen, der es an Orientierung vermittelnden historischen Vorbildern mangelt.
Dieser Text betrachtet und vergleicht unterschiedliche Altersbilder von der Antike bis in die Moderne in ihrem jeweiligen gesellschaftlichen Umfeld.
Die von einer früher das Alter zumeist annehmenden gesellschaftlichen Randgruppe zu einer gesellschaftlichen Größe anwachsende ältere Generation ist mangels historischer Vorbilder auf der Suche nach einer identitätsstiftenden Orientierung. Angebote der modernen Anti-Aging-Medizin bieten idealisierende Trugbilder, die sich an Jugendlichkeit und Leistungsfähigkeit ausrichten. Ein dergestalt reduktionistisches Menschenbild generiert einen verpflichtenden Fitness- und Jugendlichkeitsimperativ und verhindert dadurch, dem Alter als eigenständige gleichberechtigte Lebensphase Gestalt zu verleihen. Ein der Leistungsorientierung überantwortetes empirisches Würdeverständnis leistet Altersdiskriminierung unreflektiert Vorschub.
Es ist daher an der Zeit, in Gestalt einer ethischen Wende den Sinn der späten Lebenszeit als identitätsbewahrenden und identitätsbewährenden Selbstwerdungsprozess zu erfassen. Eine Kultur des humanen Alterns sollte daher die sich im Alter radikalisierende Erfahrung von Angewiesenheit, insbesondere hilfe- und pflegebedürftiger Menschen, als natürliche Fortsetzung einer lebensbegleitenden Angewiesenheit begreifen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ethnologische Aspekte der Gerontologie
- Altersbilder von der Antike bis zur Gegenwart
- Griechische und römische Antike
- Mittelalter und Neuzeit
- Moderne und Gegenwartsdiskussion
- Anti-Aging oder Annahme eigener Endlichkeit
- Zelluläre und molekularbiologische Grundlagen des Alterns
- Anti-Aging-Medizin als neue Medizin- oder Alternskultur
- Medikalisierung des Alterns
- Verdrängung oder Annahme eigener Endlichkeit
- Ethik und Kultur humanen Alterns
- Realisierung des Machbaren oder Medizin für den Menschen
- Gutes Leben im Alter: Wunsch oder Wirklichkeit?
- Grundlegende Aspekte einer Ethik des Alters
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Entwicklung von Altersbildern im Wandel von der Antike bis zur Gegenwart. Sie beleuchtet, wie sich die gesellschaftliche Wahrnehmung und der Umgang mit alten Menschen im Laufe der Zeit verändert haben und welche Faktoren diese Entwicklungen beeinflussen. Dabei wird auch die Frage nach der Rolle der Anti-Aging-Medizin und ihrer Auswirkungen auf die Kultur des Alterns behandelt.
- Entwicklung von Altersbildern im historischen Kontext
- Die Bedeutung ethnologischer Perspektiven auf das Altern
- Die Rolle der Anti-Aging-Medizin und ihre ethischen Implikationen
- Die Herausforderungen und Chancen des Alterns in modernen Gesellschaften
- Ethik und Kultur des humanen Alterns
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in das Thema ein und stellt die Relevanz der Untersuchung dar. Es beleuchtet die historische Entwicklung des Alterns von einer seltenen Gnade zu einem gesellschaftlich etablierten Erwartungshorizont.
Kapitel zwei analysiert ethnologische Aspekte der Gerontologie und zeigt, wie unterschiedliche Gesellschaftssysteme mit dem Alter umgehen. Dabei werden sowohl traditionelle, akephale Gesellschaften als auch die Entwicklungen in der modernen Welt betrachtet.
Kapitel drei beleuchtet die Altersbilder von der Antike bis zur Gegenwart. Es wird die Entwicklung der Sichtweise auf das Alter in verschiedenen Kulturen und Epochen untersucht.
Kapitel vier beschäftigt sich mit dem Thema Anti-Aging und der Annahme eigener Endlichkeit. Es untersucht die wissenschaftlichen Grundlagen des Alterns und die Folgen der Medikalisierung des Alterns.
Kapitel fünf widmet sich der Ethik und Kultur des humanen Alterns. Es werden die ethischen Herausforderungen und Chancen des Alterns in der modernen Gesellschaft diskutiert.
Schlüsselwörter
Altersbilder, Gerontologie, Ethnologie, Anti-Aging, Medikalisierung, Endlichkeit, Ethik, Kultur, humanes Altern, Gesellschaft.
- Quote paper
- Dr. med. Norbert Bradtke (Author), 2017, Altersbilder im Wandel zwischen Würde und Bürde: Kultur oder Anti-Kultur humanen Alterns, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/369734