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Hausarbeit (Hauptseminar), 2016
35 Seiten, Note: 1,0
1. Einleitung
2. Gesundheitsökonomische Grundlagen
3. Epidemiologie der Influenza in Deutschland
3.1 Influenza-assoziierte Arztbesuche (Erkrankungen, ambulante Behandlungen)
3.2 Influenza-assoziierte Krankenhauseinweisungen (stationäre Behandlungen)
3.3 Influenza-assoziierte Arbeitsunfähigkeiten und Pflegebedürftigkeiten
4. Berechnung der durch Influenza verursachten Kosten
4.1 Kosten für das Gesundheitswesen
4.1.1 Kosten für ambulante Behandlungen (unkomplizierter Verlauf)
4.1.2 Kosten für stationäre Behandlungen (komplizierter Verlauf)
4.2 Indirekte Kosten für die Volkswirtschaft
5. Berechnung der durch die Grippeschutzimpfung anfallenden Kosten
5.1 Grippeschutzimpfung in Deutschland
5.1.1 Impfstoffe
5.1.2 Impfempfehlungen
5.1.3 Impfquoten
5.2 Kosten für die Grippeschutzimpfung
5.3 Kosten für Nebenwirkungen von Grippeschutzimpfungen
6. Berechnung der durch die Grippeschutzimpfung eingesparten Kosten
6.1 Eingesparte Kosten durch verhinderte ambulante Behandlungen
6.2 Eingesparte Kosten durch verhinderte stationäre Behandlungen
6.3 Eingesparte Kosten durch verhinderte Arbeitsunfähigkeiten
7. Kosten-Effektivitäts-Analyse für Deutschland (real) in der Saison 2014/15 (Zwischenfazit)
8. Kosten-Effektivitäts-Analyse für Deutschland (Muster) auf Grundlage der Saison 2014/
8.1 Altersgruppe der 0- bis 14-Jährigen
8.1.1 Kosten-Effektivitäts-Analyse
8.1.2 Kosten-Effektivität in Abhängigkeit von der Impfeffektivität
8.1.3 Kosten-Effektivität in Abhängigkeit von den Impfkosten bei durchschnittlicher Impfeffektivität
8.2 Altersgruppe der 15- bis 59-Jährigen
8.2.1 Kosten-Effektivitätsanalyse
8.2.2 Kosten-Effektivität in Abhängigkeit von der Impfeffektivität
8.3. Altersgruppe ab 60 Jahren
8.3.1 Kosten-Effektivitätsanalyse für die Saison 2014/
8.3.2 Kosten-Effektivität in Abhängigkeit von der Impfeffektivität
8.3.3 Kosten-Effektivität in Abhängigkeit von den Impfkosten bei durchschnittlicher Impfeffektivität
9. Fazit
9.1 Schlussfolgerungen
9.2 Schwächen dieser Arbeit
10. Literaturverzeichnis
11. Abbildungsverzeichnis
12. Tabellenverzeichnis
Die Influenza, auch Grippe genannt, ist eine durch Influenza-Viren übertragene Infektionserkrankung. Die Übertragung der Krankheitserreger erfolgt meist über Tröpfcheninfektion, kann jedoch auch indirekt über den Kontakt der Hände mit kontaminierten Oberflächen und anschließender Berührung der Schleimhäute im Nasen-Rachen-Raum erfolgen. Die Inkubationszeit beträgt 1-4 Tage. Erkrankte scheiden die Erreger über einen Zeitraum von 3-5 Tagen aus. Eine Influenza-Infektion zeigt sich durch Symptome wie Fieber, Husten, Halsschmerzen, Kopf- und Gliederschmerzen sowie ein allgemeines Krankheitsgefühl und kann tödlich verlaufen.[1]Eine Infektion mit Influenza-Viren ist nach labortechnischem Nachweis laut Infektionsschutzgesetz meldepflichtig.
Das Influenza-Virus besteht aus den Virustypen A und B, weiteren Subtypen (z.B. H1N1 oder H3N2) und deren Variationen. Jede Saison ist das Influenza-Virus durch eine andere Zusammensetzung der Virustypen, Subtypen und deren Variationen charakterisiert.[2]Eine Saison dauert meistens von der 40. KW des Vorjahres bis zur 20. KW des aktuellen Jahres. Der Zeitraum tatsächlich erhöhter Influenzaaktivität wird als Influenzawelle bezeichnet.
Zur Prävention einer Influenza-Infektion gibt es die jährlich neu zusammengesetzte Grippeschutzimpfung, die von der Ständigen Impfkommission (STIKO) für bestimmte Personengruppen empfohlen ist. Dabei ist es jedoch umstritten, ob die Impfung tatsächlich wirkungs- und sinnvoll ist.
In der vorliegenden Arbeit soll für die Grippeschutzimpfung eine Kosten-Effektivitäts-Analyse auf Grundlage der Saison 2014/15 durchgeführt werden. Dabei sollen einerseits Kosten für die Impfung und entstehende Nebenwirkungen als auch andererseits Kosten für die ambulante und stationäre Behandlung sowie Influenza-assoziierte Arbeitsunfähigkeiten berücksichtigt werden. Als Ergebnisgröße wurden die durch die Grippeschutzimpfung zusätzlich aufgewendeten oder eingesparten Kosten je verhinderter Influenza-Infektion gewählt. Dies wird zunächst für die tatsächlich verabreichten Impfungen in der Saison 2014/15 durchgeführt, bevor anschließend auf Grundlage dieser Daten das tatsächliche Effektivitätspotenzial der Grippeschutzimpfung in einer Muster-Kosten-Effektivitäts-Analyse errechnet wird.
Titel und Forschungsfrage dieser Arbeit lauten daher:
Wie sinnvoll ist die Grippeschutzimpfung als Präventionsmaßnahme in Deutschland?
Eine Kosten-Effektivitäts-Analyse auf Grundlage der Daten der Grippesaison 2014/15.
Die gesundheitsökonomische Evaluation ist ein Verfahren zur Beurteilung von medizinischen Interventionen. Dabei sollen neue und alternative Behandlungsmöglichkeiten (oder sonstige Maßnahmen) auf Vorteile gegenüber Alternativen geprüft werden. Als Vergleichsalternativen zu der neu zu prüfenden Intervention können die Nichtintervention, die übliche Intervention, die effektivste sowie die kosten-effektivste Intervention dienen.[3]Für die gesundheits-ökonomische Evaluation stehen verschiedene Analysen, wie die Kosten-Minimierungs-Analyse, die Kosten-Effektivitäts-Analyse, die Kosten-Nutzwert-Analyse sowie die Kosten-Nutzen-Analyse zur Verfügung. Da es jedoch zur Grippeschutzimpfung keine Alternativen gibt, erscheint hier eine Kosten-Effektivitäts-Analyse besonders sinnvoll.
Kosten werden hierbei in monetären Einheiten gemessen, Effekte in natürlichen Einheiten. Effekte als Maß des Behandlungserfolgs sind in der Regel gewonnene Lebenseinheiten oder Veränderung von Blutwerten, etc. Bei präventiven Maßnahmen, wie es die Grippeschutzimpfung ist, bietet es sich jedoch an als Effektivitätsmaß die Zahl der verhinderten Erkrankungen heranzuziehen.[4]
Als Ergebnis der Kosten-Effektivitäts-Analyse wird das Kosten-Effektivitäts-Verhältnis berechnet, das entweder die zusätzlichen Kosten der Präventionsmaßnahme pro verhinderter Erkrankung oder die durch die Präventionsmaßnahme eingesparten Kosten pro verhinderter Erkrankung angibt. Stehen verschiedene Präventionsmaßnahmen zur Verfügung, so ist die mit dem besseren Kosten-Effektivitäts-Verhältnis zu wählen.
Da es zur Grippeschutzimpfung jedoch keine Alternativen gibt, so ist als Vergleichsalternative die Nichtintervention zu wählen. Da eine Präventionsmaßnahme zudem fakultativ ist, kann das Ergebnis der Kosten-Effektivitäts-Analyse einen Hinweis darauf geben, ob die Maßnahme durchgeführt werden sollte oder nicht.
In der Grippesaison 2014/2015 wurden insgesamt 70.247 Influenza-Fälle labortechnisch bestätigt.[5]Dies waren deutlich mehr als das Zehnfache der Erkrankten in der Vorsaison 2013/14 (6.257 Fälle).[6]Vergleicht man dies jedoch mit den Zahlen der vorherigen Saisons 66.091 (2012/2013)[7], 9.432 (2011/2012)[8], 41.000 (2010/2011)[9]und 225.729 (2009/2010)[10], so fällt auf, dass die Anzahl der Fälle sehr stark schwankt. Die Gründe hierfür sind u.a. eine unterschiedlich starke Virenaktivität und -mutation, sowie eine unterschiedlich hohe Impfeffektivität. Zu beachten ist auch, dass diese Zahlen lediglich die Anzahl der labortechnisch gesicherten und nach IfSG §7 gemeldeten Influenza-Erkrankungen darstellen. Tatsächlich ist von einer deutlich höheren Zahl auszugehen (s. unten).
Das Robert-Koch-Institut (RKI) bildet die Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) als Gemeinschaft von 573 Sentinelpraxen in ganz Deutschland, die Daten aufzeichnen und an das RKI senden.[11]Anhand dieser Daten und der von diesen Praxen versorgten Bevölkerung können die Daten auf die Gesamtbevölkerung hochgerechnet werden. Dabei wird die Zahl der Influenza-Infektionen als Abweichung vom Basiswert der Arztbesuche mit einer Akuten Respiratorischen Erkrankung (ARE) errechnet. Diese Zahl der influenza-assoziierten Exzess-Konsultationen bietet damit die genauste Schätzung für Erkrankungszahlen, wobei die Zahl der Erkrankungen und der ambulanten Behandlungen somit identisch ist. Analog lässt sich dies auch auf influenza-assoziierte Arbeitsunfähigkeiten und Krankenhausaufenthalte anwenden.[12]
Da das RKI die epidemiologischen Daten lediglich nach Alter unterscheidet und keine expliziten Daten für Risikogruppen vorliegen, soll in dieser Arbeit die Kosten-Effektivitäts-Analyse an drei verschiedenen Altersgruppen durchgeführt werden:
Kinder (0-14 Jahre), Erwachsene (15-59 Jahre) und Senioren (ab 60 Jahre), die zudem die größte Risikogruppe darstellen.
Während der Influenzawelle in der Saison 2014/2015 von der 2. bis 16. Kalenderwoche 2015 wurden etwa 6,2 Mio. Exzess-Konsultationen geschätzt.[13]Die Periodenprävalenz für Influenza bezogen auf den Zeitraum der Influenzawelle beträgt also etwa 7,5% der Gesamtbevölkerung.
Auf einzelne Bevölkerungsgruppen nach Altersstruktur ergaben sich folgende Daten: 370.000 Säuglinge und Kleinkinder (0-4 Jahre), 680.000 Schulkinder (5-14 J.), 1.500.000 junge Erwachsene (15-34 J.), 2.700.000 Erwachsene (35-59 J.) und 900.000 Senioren ab 60 Jahren.[14]
In der Saison 2014/15 gab es laut RKI etwa 31.000 Influenza-bedingte Krankenhaus-einweisungen durch einen schweren Erkrankungsverlauf.[15]Diese verteilten sich wie folgt auf die folgenden Altersgruppen: 1.700 Säuglinge und Kleinkinder (0-4 Jahre), 910 Schulkinder (5-14 J.), 2.800 junge Erwachsene (15-34 J.), 8.500 Erwachsene (35-59 J.) und 17.000 Senioren ab 60 Jahren.[16]
Bei den etwa 6,2 Mio. Influenza-assoziierten Arztbesuchen wurden insgesamt etwa 3,1 Mio. Arbeitsunfähigkeiten ausgestellt. Dabei entfielen 1,1 Mio. Arbeitsunfähigkeiten auf die Altersgruppe der 15- bis 34-Jährigen und 2 Mio. Arbeitsunfähigkeiten auf die 35- bis 59- Jährigen.[17]
Hinzu kommt noch der durch Influenza verursachte Bedarf an häuslicher Pflege. Hiervon waren etwa 347.000 Kinder und 300.000 Personen ab 60 Jahren betroffen.[18]
Im Folgenden sollen nun zunächst die Kosten für die Behandlung der Influenza-Infektionen berechnet werden. Dabei wird zwischen einem unkomplizierten Verlauf und der Notwendigkeit einer ambulanten ärztlichen sowie medikamentösen Behandlung und einem komplizierten Verlauf, der einen stationären Krankenhausaufenthalt erfordert, unterschieden.
Für die Berechnung dieser Kosten kann nur eine unzureichende Datenlage zugrunde gelegt werden. Die letzte Darstellung der Krankheitskosten nach Diagnosen der Gesundheits-berichterstattung des Bundes (GBE) stammt aus dem Kalenderjahr 2008. Nicht berücksichtigt werden hier die Kosten, die für eine häusliche pflegerische Versorgung der durch Influenza entstandenen Pflegebedürftigkeiten anfallen. Der Grund hierfür liegt in einer nicht vorhandenen Datengrundlage für diese Kosten.
Laut GBE verursachte die Grippe für das Jahr 2008 Kosten im ambulanten Bereich in Höhe von 41 Mio. Euro.[19]Bei einer Anzahl von ca. 1,2 Mio. influenza-assoziierten Arztbesuchen in der Saison 2007/2008 verursachte die Influenza demnach Kosten in Höhe von 34,17 Euro/Fall.[20]
Im Folgenden soll nun versucht werden die Kosten für die Saison 2014/15 näherungsweise zu bestimmen. Zur Diagnostik ist in der Regel bei bekannter gesteigerter Influenzaaktivität eine klinische Untersuchung und Anamnese des Patienten ausreichend. So können laut GOÄ für einen Arztbesuch folgende Kostenpunkte (je im 2,3fachen Satz) abgerechnet werden:[21]
Eingehende Beratung: 20,10 Euro
Vollständige körperliche Untersuchung des HNO-Bereichs: 13,41 Euro
Die Behandlung erfolgt in der Regel symptomatisch mit Analgetika, Mukolytika, Antitussiva, etc. Diese sind in der Regel nicht verschreibungspflichtig und werden ab dem 13. Lebensjahr nicht mehr von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen.[22]Für diese Medikamente sollen pauschal 10 Euro/Fall veranschlagt werden.
Hinzu kommen Ausgaben für Antibiotika, die fälschlicherweise verordnet wurden. Hierbei ist bei bis zu 14Jährigen von einer 34%igen Wahrscheinlichkeit einer Antibiotikaverordnung auszugehen, bei 15-64jährigen von einer 45%igen Wahrscheinlichkeit und bei den über 64jährigen von einer 57%igen Wahrscheinlichkeit.[23]Diese Angaben sollen ohne Veränderung auf die in dieser Arbeit untersuchten Altersgruppen 0-14 Jahre, 15-59 Jahre und ab 60 Jahren übernommen werden. Für eine Behandlung mit Antibiotika soll abzüglich der Zuzahlung pauschal von Kosten in Höhe von 10 Euro ausgegangen werden (Kinder 15 Euro, da hier keine Zuzahlung zu leisten ist).
Hinzu kommen Abrechnungen für Nasen-Rachen-Abstriche und Laboruntersuchungen auf Influenzaviren. Laut RKI wurden 39% der eingesandten Proben positiv getestet.[24]Bei 72.000 bestätigten Infektionen ist von ca. 185.000 Abstrichen auszugehen. Bei 5,2 Mio. Arzt-besuchen ist also bei 3,55% aller Patienten ein Abstrich erfolgt. Laut GOÄ liegen die Kosten dafür bei 5,36 Euro für den Abstrich (im 2,3fachen Satz) und für eine PCR 37,88 Euro (im 1,3 fachen Satz), insgesamt also bei 40,24 Euro und pro Fall durchschnittlich bei 1,42 Euro.[25]
Somit ergeben sich näherungsweise Kosten je ambulanter Behandlung in Höhe von:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Kosten für ambulante Behandlungen nach Altersgruppen
Vernachlässigt wurden hier die Kosten für die Behandlung mit Neuraminidaseinhibitoren, da über deren Verordnungen keine belastbaren Zahlen vorgefunden wurden.
Mit oben angegeben epidemiologischen Daten zu Influenza-bedingten Arztbesuchen, ergeben sich Gesamtkosten für die ambulante Behandlung in Höhe von 254,70 Mio. Euro.[26]
Für das Jahr 2008 sind Kosten für eine stationäre Behandlung der Grippe in Höhe von 10 Mio. Euro angefallen.[27]Bei ca. 4.500 Krankenhauseinweisungen, ergibt dies Kosten von ca. 2.222 Euro je stationärer Behandlung.[28]
Bei einer Berechnung in Österreich ergaben sich für Erwachsende Kosten pro stationärer Behandlung in Höhe von 3.390,05 Euro und für Senioren ab 65 Jahren Kosten in Höhe von 3.529,94 pro stationärem Aufenthalt.[29]
Der Webgrouper der Uni Münster errechnet aktuell für die ICD-10-Diagnosen J.10 (Grippe mit Pneumonie, saisonale Influenzaviren nachgewiesen) und J.11 (Grippe mit Pneumonie, Viren nicht nachgewiesen) ein Basisentgelt von jeweils 2527,04 Euro für beide Geschlechter in allen Altersgruppen und ohne Beatmungszeit.[30]Dabei wurden keine weiteren Nebendiagnosen oder OPS-Codes codiert. Bei Komplikationen und einer Beatmungszeit von 25 Stunden erhöht sich das Basisentgelt bereits auf 7720,23 Euro.[31]Da bei älteren Menschen von einer erhöhten Komplikationsrate auszugehen ist, sollen näherungsweise für die stationäre Behandlung von Kindern und Erwachsenen Kosten in Höhe von 3.000 Euro/Fall und für Senioren ab 60 Jahren 3.500 Euro/Fall angenommen werden.
Mit den oben angegebenen epidemiologischen Daten zu Influenza-bedingten Krankenhaus-einweisungen ergeben sich somit Gesamtkosten für die stationäre Behandlung in Höhe von 101,23 Mio. Euro.[32]
Zusätzlich zu den direkten Kosten für die Behandlung von Influenza-Infektionen entstehen indirekte Kosten für die Volkswirtschaft. Diese Kosten lassen sich zum einen durch Lohnfortzahlungen im Krankheitsfall und zum anderen durch den Verlust an Arbeitsproduktivität errechnen. Die zweite Art der Berechnung ist jedoch besser geeignet, um Kosten abzubilden, die der Volkswirtschaft durch Arbeitsunfähigkeiten entstehen.
Die durchschnittliche Arbeitsproduktivität eines Arbeitnehmers liegt bei ca. 60.300 Euro pro Jahr. Dies entspricht 165,21 Euro pro Tag.[33]Laut Bundesministerium für Gesundheit beträgt die durchschnittliche Dauer einer Arbeitsunfähigkeit für eine Grippe mit nachgewiesenen Influenzaviren 7,4 Tage und für eine Grippe ohne nachgewiesene Influenzaviren 5,8 Tage.[34]Da nur selten ein Virusnachweis durchgeführt wird, soll hier von einer durchschnittlichen Arbeitsunfähigkeit von 6 Tagen ausgegangen werden. Damit ergeben sich durchschnittlich Kosten pro Arbeitsunfähigkeit in Höhe von 991,26 Euro. Laut RKI wurden in der Saison 2014/15 in der arbeitenden Bevölkerung bis 60 Jahre etwa 3,1 Mio. Arbeitsunfähigkeiten ausgestellt.[35]Somit ergeben sich hier Kosten in Höhe von insgesamt 3.027,72 Mio. Euro.
Hinzu kommen Kosten für den Arbeitsausfall von Eltern, die aufgrund einer Erkrankung des Kindes nicht arbeiten. Laut Statistischem Bundesamt sind etwa 20% der Familienmodelle mit Kindern unter 18 Jahren Alleinerziehende[36], von denen wiederum 60% berufstätig sind.[37]Bei Paaren mit Kindern sind in insgesamt 54% der Fälle beide Elternteile aktiv erwerbstätig.[38]Auch hier soll von einer Dauer von 6 Tagen ausgegangen werden, sodass bei 347.00 betroffenen Kindern insgesamt weitere Kosten in Höhe von 189,87 Mio. Euro anfielen.
Insgesamt ergeben sich somit Gesamtkosten für die Volkswirtschaft der Bundesrepublik Deutschland in Höhe von 3.217,59 Mio. Euro. Nicht berücksichtigt wurden hierbei die Kosten für Ausfälle von Arbeitnehmern ohne AU, Selbstständigen, Arbeitnehmern über 60 Jahren, sowie entstehende Kosten durch influenza-assoziierte Todesfälle.
Zur Prävention einer Influenza steht die Grippeschutzimpfung zur Verfügung. Die Zusammensetzung des Impfstoffes richtet sich nach der WHO, welche ständig die sich im Umlauf befindenden Influenzaviren untersucht und aufgrund der Virusstämme der vorherigen Influenzawellen versucht die wahrscheinlichsten Variationen für die folgende Grippesaison vorherzusagen. Da Influenzaviren einer hohen Mutationsrate unterliegen, ist es möglich, dass sich andere Virusvariationen gegenüber den erwarteten durchsetzen, oder sich das Virus im Verlauf einer Saison noch weiterentwickelt. Es stehen Impfstoffe gegen 3 Subtypen der Influenza zur intramuskulären Verabreichung und ein tetravalenter Impfstoffe gegen 4 Subtypen zur nasalen Verabreichung zur Verfügung.
Aus den genannten Gründen ist die Effektivität einer Impfung sehr unterschiedlich. Durchschnittlich liegt die Schutzwirkung bei Kindern zwischen 59 und 75%, bei gesunden Erwachsenen zwischen 59 und 67% und bei älteren Erwachsenen bei 41-63%.[39]Durch eine nachträgliche Mutation der Influenzaviren in der Saison 2014/15 erst nach Entwicklung der Impfstoffe betrug die Schutzwirkung der Grippeschutzimpfung für die Saison 2014/15 durchschnittlich lediglich 27%.[40]
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Grippeschutzimpfung für folgende Personengruppen:[41]
- Personen ab 60 Jahren
- alle Schwangeren, die während der Influenzasaison schwanger sind
- Personen mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens (…)
- Bewohner von Alters- oder Pflegeheimen
- Personen mit erhöhter Gefährdung (z.B. medizinisches Personal)
- Personen, die als (…) Infektionsquelle für von ihnen betreute Risikopersonen fungieren können
- Personen mit direktem Kontakt zu Geflügel und Wildvögeln
Die WHO fordert für die genannten Risikogruppen eine Impfquote von 75%.[42]Da jedoch die Hälfte der Betroffenen der Meinung ist, dass die Influenza-Impfung eine Erkrankung auslösen kann, liegen die Impfquoten in Deutschland deutlich niedriger. Zudem misstrauen knapp ein Viertel der über 60Jährigen der Impfung und weitere 20% halten Influenza für ungefährlich.[43]
Folgende Tabelle zeigt Impfquoten und absolute Zahlen der Grippeimpfung bei für diese Arbeit relevanten Altersgruppen in Deutschland:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten[44][45][46][47][48][49][50][51]
Tabelle 2: Impfquoten und absolute Zahlen an Impfung in verschiedenen Altersgruppen
Die Kosten für den Impfstoff selbst variieren je nach Präparat. Die Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) schreiben jedoch in der Regel einen oder zwei Impfstoffe pro Saison aus, für den dann Rabattverträge geschlossen werden. Damit wird dieser Impfstoff für alle gesetzlich versicherten Personen (der Risikogruppen) Pflicht.[52]Aufgrund der ausgehandelten Rabattverträge betragen die Kosten für eine Impfdosis etwa 8 Euro.[53]Ausnahmen sind lediglich der tetravalente Lebend-Impfstoff für Kinder zwischen zwei und 6 Jahren, sowie Impfstoffe mit Adjuvantien in medizinisch begründeten Ausnahmefällen.[54]Da der Anteil an diesen Impfstoffen jedoch sehr gering ausfällt, soll er im Folgenden vernachlässigt werden.[55]
Zudem wurden durch die KV mit den gesetzlichen Krankenkassen feste Vergütungen für die ärztliche Leistung der Grippeschutzimpfung vereinbart, die sich je nach KV unterscheiden:[56]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten[57] [58][59][60][61][62][63][64][65][66][67][68][69][70]
Tabelle 3: Impfvereinbarungen zur Vergütung von Grippeschutzimpfungen
Die entsprechenden Daten der KV Bayern, der KV Rheinland-Pfalz und der KV Mecklenburg-Vorpommern sind nicht abrufbar oder passwortgeschützt.
Aus den genannten Daten ist daher durchschnittlich mit einer Vergütung von 7,47 Euro je verabreichter Grippeschutzimpfung zu rechnen. Somit ergeben sich für eine Impfung Gesamtkosten in Höhe von etwa 15,47 Euro.
Bei einer Verwendung von ca. 20,76 Mio. Impfdosen (vgl. Tabelle 2) ergeben sich somit Gesamtkosten für Grippeschutzimpfungen in Deutschland in Höhe von ca. 321,16 Mio. Euro pro Jahr.
[...]
[1]Vgl. RKI - AGI (2015a), S. 11.
[2]Vgl. RKI - AGI (2015a), S. 13.
[3]Vgl. Icks et al. (2010), S. 919.
[4]Vgl. Stoppacher (2008), S. 20.
[5]Vgl. RKI - AGI (2015a), S. 31.
[6]Vgl. RKI - AGI (2014), S. 29.
[7]Vgl. RKI - AGI (2013), S. 29.
[8]Vgl. RKI - AGI (2012), S. 27.
[9]Vgl. RKI - AGI (2011), S. 27.
[10]Vgl. RKI - AGI (2010), S. 11.
[11]Vgl. RKI - AGI (2015a), S. 21.
[12]Vgl. ebd., S. 17f.
[13]Vgl. RKI - AGI (2015a), S. 11.
[14]Vgl. ebd., S. 39.
[15]Vgl. ebd., S. 11.
[16]Vgl. ebd., S. 40.
[17]Vgl. ebd.
[18]Vgl. ebd.
[19]Vgl. Statistisches Bundesamt (2016b).
[20]Vgl. RKI - AGI (2008), S.18.
[21]Vgl. Landesärztekammer Baden-Württemberg (2002), Anhang, S.1f.
[22]Vgl. Bundesministerium für Gesundheit (2016)
[23]Vgl. Turner et al. (2003), S. 225.
[24]Vgl. RKI - AGI (2015a), S. 24.
[25]Vgl. Landesärztekammer Baden-Württemberg (2002), Anhang, S. 14 und S. 128.
[26](370.000 + 680.000) Kinder*50,03 Euro + (1.500.000 + 2.700.000) Erwachsene*39,43 Euro + 900.000 Senioren*40,63 Euro = 254,70 Mio. Euro
[27]Vgl. Statistisches Bundesamt (2016b).
[28]Vgl. RKI - AGI (2008), S.21.
[29]Vgl. Stoppacher (2008), S. 49.
[30]Vgl. DRG Research Group Universitätsklinikum Münster (2016).
[31]Vgl. ebd.
[32](1.700+910+2.800+8.500) Kinder/Erwachsene*3.000 Euro + 17.000 Senioren*3.500 Euro = 101,23 Mio. Euro
[33]Vgl. Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (2016), S. 1
[34]Vgl. Bundesministerium für Gesundheit (2014), S. 10.
[35]Vgl. RKI - AGI (2015a), S. 40.
[36]Vgl. Statistisches Bundesamt (2016a), S.122.
[37]Vgl. Statistisches Bundesamt (2010), S. 17.
[38]Vgl. Statistisches Bundesamt (2012), S. 37.
[39]Vgl. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (2015), S. 2.
[40]Vgl. RKI (2015b).
[41]Vgl. RKI (2016a), S. 307.
[42]Vgl. RKI (2015b).
[43]Vgl. RKI - AGI (2015a), S. 87.
[44]Vgl. Statista GmbH (2016).
[45]Vgl. Astra-Zeneca (2015), S. 10.
[46]Vgl. Statista GmbH (2016).
[47]Vgl. ebd.
[48]Vgl. Bundeszentrale für politische Bildung (2012).
[49]Vgl. RKI (2016b).
[50]Eigene Berechnung aus den anderen Angaben.
[51]Vgl. RKI (2016b).
[52]Vgl. Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (2014a), S. 13f.
[53]Vgl. Deutsche Apotheker Zeitung (2015).
[54]Vgl. Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (2014b).
[55]Vgl. Deutsche Apotheker Zeitung (2015).
[56]Vgl. IWW Institut für Wissen in der Wirtschaft (2011), S. 18f.
[57]Vgl. Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (2016), S. 8.
[58]Vgl. Kassenärztliche Vereinigung Berlin (2016), S. 4.
[59]Vgl. Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg (2015), S. 6.
[60]Vgl. Kassenärztliche Vereinigung Bremen (2016), S. 1.
[61]Vgl. Kassenärztliche Vereinigung Hamburg (2016).
[62]Vgl. Kassenärztliche Vereinigung Hessen (2016), S. 2.
[63]Vgl. Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (2016), S. 13.
[64]Vgl. Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (2014a), S. 14.
[65]Vgl. Kassenärztliche Vereinigung Saarland (2016), S. 1.
[66]Vgl. Kassenärztliche Vereinigung Sachsen (2015).
[67]Vgl. Kassenärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt (2014), S. 1.
[68]Vgl. Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein (2016), Anlage 1.
[69]Vgl. Kassenärztliche Vereinigung Thüringen (2015), S. 1.
[70]Vgl. Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (2016), S. 1.
Seminararbeit, 13 Seiten
Seminararbeit, 53 Seiten
Hausarbeit (Hauptseminar), 38 Seiten
Psychologie - Klinische u. Gesundheitspsychologie, Psychopathologie
Einsendeaufgabe, 9 Seiten
Einsendeaufgabe, 7 Seiten
Seminararbeit, 24 Seiten
Projektarbeit, 73 Seiten
Medien / Kommunikation - Public Relations, Werbung, Marketing, Social Media
Seminararbeit, 13 Seiten
Politik - Politische Systeme - Politisches System Deutschlands
Magisterarbeit, 110 Seiten
Politik - Politische Systeme - Politisches System Deutschlands
Bachelorarbeit, 44 Seiten
Medien / Kommunikation - Journalismus, Publizistik
Lizentiatsarbeit, 118 Seiten
Seminararbeit, 13 Seiten
Seminararbeit, 53 Seiten
Hausarbeit (Hauptseminar), 38 Seiten
Psychologie - Klinische u. Gesundheitspsychologie, Psychopathologie
Einsendeaufgabe, 9 Seiten
Einsendeaufgabe, 7 Seiten
Seminararbeit, 24 Seiten
Projektarbeit, 73 Seiten
Medien / Kommunikation - Public Relations, Werbung, Marketing, Social Media
Seminararbeit, 13 Seiten
Politik - Politische Systeme - Politisches System Deutschlands
Magisterarbeit, 110 Seiten
Politik - Politische Systeme - Politisches System Deutschlands
Bachelorarbeit, 44 Seiten
Medien / Kommunikation - Journalismus, Publizistik
Lizentiatsarbeit, 118 Seiten
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