Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit der staatlichen chinesischen Propaganda und stellt sie auf eine spieltheoretische Basis. Sie besteht aus vier Teilen. Zuerst wird ein kurzer Überblick über das Propaganda-System in China gegeben. Danach folgen die spieltheoretischen Grundlagen. Im dritten Kapitel wird die Propaganda mit spieltheoretischen Konzepten in Verbindung gesetzt und das Modell „Signal as a game“ vorgestellt. Anschließend wird zur Analyse der Aussagekraft zu diesem Modell übergegangen.
Die Pressefreiheit und Informationsfreiheit existiert nicht aus natürlicher Gegebenheit. Die Massenmedien in China vermitteln die Ideologie der Kommunistischen Partei Chinas nicht pluralistisch an die Bevölkerung. Die Bevölkerung wird infolgedessen mit der realen und einer inszenierten Welt konfrontiert. Viele autoritäre Staaten indoktrinieren, obwohl ihnen bewusst ist, dass einige Bürger die übermittelte Nachricht meistens nur abweisend wahrnehmen, ablehnen oder sogar ignorieren. Doch dieses Phänomen ist kein Einzelfall, auch in der DDR galt die ideologische Überformung der Sprache, die stark der offiziellen sowjetischen Redeweise ähnelte.
Diese Hausarbeit beruht auf der Forschung von Huifeng Huang. Er nimmt an, dass Propaganda oft nicht nur für den Zweck der Indoktrinierung verwendet wird. Propaganda wird in der Regel betrieben, um für die Regierung entsprechende Werte und Haltungen zu vermitteln. Es bleibt allerdings die Frage offen, wie Propaganda definiert wird. Die allererste sozialwissenschaftliche Definition von Propaganda ist auf den deutschen Soziologen Johann Plenge zurückzuführen: „Propaganda ist eine Verbreitung geistiger Antriebe, die Handlungen auslösen sollen.“ Plenge deutet mit seiner Definition an, dass Propaganda Symbole und Metaphern übermittelt, aber auch, dass die Existenz von Propaganda aktive Veränderung in der realen Welt fördern soll. Durch die Ausübung von Indoktrinierung wird das Nationalbewusstsein geändert und folglich werden die Einstellungen der Menschen mit den utopischen Zielen des Regimes in Einklang gebracht. Allerdings wird in Huangs Forschung unterstellt, dass Propaganda auch dazu dient, die Stärke und Macht der Regierung zu signalisieren, um die Bürger zu überzeugen und einzuschüchtern, damit diese keine Kritik ausüben oder gegen den Staat in Form eines Bürgerkriegs oder einer Protestbewegung revolutionieren. Es wird angedeutet, dass das Indoktrinieren nur als „Nebenwirkung“ dient.
Inhaltsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Einleitung
2. Einführung in das chinesische Propaganda System
2.1 Reform der Propaganda
2.2 Institution der Propaganda
2.3 Indoktrination oder „Signaling“?
3. Grundlagen der spieltheoretischen Grundkonzepte
3.1 Akteure und Anwendungsgebiete
3.2 Arten der Spiele
3.3 Das Setup des „Signaling as a game” Modells
4. Das Modell: “Signaling as a game”
4.1 Die „Signaling“ Theorie und die politische Erziehung in China
4.2 Durchführung und Auswertung der Befragung
4.3 Aussagekräftigkeit des „Signaling“ Modells
5. Fazit
Anhang
Literaturverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1 Zusammenfassende Statistik der Umfrage
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Huang, Huifeng (2015), ร. 15. Tabelle 2 Die Zufriedenheit über der politischen und Gesamtsituation
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Table 2: Political and Overall Satisfaction
Quelle: Huang, Huifeng (2015), ร. 17.
Tabelle 3 Die Auswertung über die Stärke der Regierung und die Bereitschaft Kritik auszuüben
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Table 3: Evaluation of the Government’s strength and willingness to Dissent
Quelle: Huang, Huifeng (2015), ร. 18.
Einleitung
Die Pressefreiheit und Informationsfreiheit existiert nicht aus natürlicher Gegebenheit. Die Massenmedien in China zeichnen realitätsfeme Berichterstattung und vermitteln dadurch die Ideologie der Kommunistischen Partei Chinas nicht pluralistisch an die Bevölkerung. Die Bevölkerung wird infolgedessen mit der realen und einer inszenierten Welt konfrontiert. Viele autoritäre Staaten indoktrinieren, obwohl ihnen bewusst ist, dass einige Bürger die übermittelte Nachricht meistens nur abweisend wahmehmen, ablehnen oder sogar ignorieren. Doch dieses Phänomen ist kein Einzelfall, auch in der DDR galt die ideologische Überformung der Sprache, die stark der offiziellen sowjetischen Redeweise ähnelte.[1]
Diese Hausarbeit beruht auf der Forschung von Huifeng Huang. Er nimmt an, dass Propaganda oft nicht nur für den Zweck der Indoktrinierung verwendet wird. Propaganda wird in der Regel betrieben, um für die Regierung entsprechende Werte und Haltungen zu vermitteln. Es bleibt allerdings die Frage offen, wie Propaganda definiert wird. Die allererste sozialwissenschaftliche Definition von Propaganda ist auf den deutschen Soziologen Johann Plenge zurückzuführen: „Propaganda ist eine Verbreitung geistiger Antriebe, die Handlungen auslösen sollen.“[2] Plenge deutet mit seiner Definition an, dass Propaganda Symbole und Metaphern übermittelt, aber auch, dass die Existenz von Propaganda aktive Veränderung in der realen Welt fördern soll. Durch die Ausübung von Indoktrinierung wird das Nationalbewusstsein geändert und folglich werden die Einstellungen der Menschen mit den utopischen Zielen des Regimes in Einklang gebracht. Allerdings wird in Huangs Forschung unterstellt, dass Propaganda auch dazu dient, die Stärke und Macht der Regierung zu signalisieren, um die Bürger zu überzeugen und einzuschüchtem, damit diese keine Kritik ausüben oder gegen den Staat in Form eines Bürgerkriegs oder einer Protestbewegung revolutionieren. Es wird angedeutet, dass das Indoktrinieren nur als „Nebenwirkung“ dient.
Diese wissenschaftliche Arbeit besteht aus vier Teilen. Zuerst wird ein kurzer Überblick über das Propaganda-System in China gegeben. Danach folgen die spieltheoretischen Grundlagen. Im dritten Kapitel wird die Propaganda mit spieltheoretischen Konzepten in Verbindung gesetzt und das Modell „Signal as a game“ vorgestellt. Anschließend wird zur Analyse der Aussagekraft zu diesem Modell übergegangen.
2. Einführung in das chinesische Propaganda System
2.1 Reform der Propaganda
Sowohl bei der chinesischen Wirtschaft, als auch in der Politik und Gesellschaft fanden nach der Wirtschaftsreform umfangreiche Transformationen bei der Struktur der Massenmedien statt. Vor der Wirtschaftsreform gehörten sämtliche Medien der kommunistischen Partei und wurden auch von KPCH finanziert. Während der Ära der Reform hat sich die Partei in Teilen liberalisiert und die Nachrichtenmedien teilweise privatisiert. Von den chinesischen Medien wurde gefordert, sich von „außen“ mit Werbeeinahmen zu finanzieren.[3] Heute finanzieren sich die meisten Medieninstitutionen durch Werbeumsätze, wobei trotzdem einige weiterhin einen indirekten Bezug zum oder eine geringfügige Subvention vom Staat erhalten.[4] Abgesehen von der Privatisierung, die seit Beginn der Wirtschaftsreform stattgefunden hat, ist jedoch zu beachten, dass der staatliche Anteil von Medien trotzdem überwiegt. Alle wichtigen Zeitungen, Radiosender sowie Femsehstationen sind unter dem Namen der Partei oder Staatsorganisationen registriert. Mindestens 51% der Massenmedien gehören der chinesischen Regiemng. Diese sind meistens dem PropagandaDepartment untergeordnet. Das Propaganda-Department hat die Berechtigung, der Redaktion Richtlinien vorzugeben oder auch gegebenenfalls „unpassende“ Personalien zu entlassen.[5] Auf diesem Wege werden Nachrichten unterdrückt, die eventuell gegen die Werte der Regiemng sprechen. Ebenfalls verlieren Regie- mngskritiker die Möglichkeit, ihre politischen Botschaften in der breiten Masse zu verbreiten.
Das Chinese Communist Party Propaganda Department (CCPPD) beschäftigt sich insbesondere mit der proaktiven Propaganda, dem Kreieren und der Verbreitung deqenigen Information für das Volk, welche es gemäß der Ideologie glauben soll. Das chinesische Propagandasystem (xuanchuanxitong) ist durchaus weit verbreitet. Dafür werden verschiedene Medienarten verwendet, wie zum Beispiel Zeitungsartikel, Radiosender und Fernsehsendungen, Magazine sowie andere Nachrichten und Medienabteilungen. Hier werden ebenfalls Kultur- und Bildungseinrichtungen mit einbezogen. Dazu gehören unter anderem Musik- und Theatergmppen, Filmproduktion, Filmtheater, Dramen, Theater sowie andere Kulturorgane, Literatur und Kunst sowie verschiedene Ausstellungshallen oder Erinnerungsstätten.[6] Jedes denkbare Medium, welches Informationen an das Volk übergibt und überzeugt, fällt unter den Bereich des CCPPD. In Form der Verbreitungskanäle umfasst die Propaganda ein weites Spektrum der Medienarten. Nach offiziellen Angaben gehörten 2003 insgesamt 2.262 Femsehstationen, 2.119 Zeitungsredaktionen, 9.074 Magazine und 1.123 Verlagshäuser dem CCPPD.[7] Propaganda besitzt für den Großteil der Bevölkemng und der Partei keine negative Konnotation. Das Propagieren wird von der Partei seit 85 Jahren als eine Erziehung der Massen verstanden, welche als ein proaktives Werkzeug dazu dient, die Gesellschaft zu belehren und ideologisch zu formen. Es ist ein durchaus legitimiertes Werkzeug, um die Gesellschaft so zu belehren und zu beeinflussen, wie es die Partei anstrebt. Die CCP betreibt gezielt Soft Power[8], um das Volk positiv zu beeinflussen, ohne sie mit materiellen Mitteln zu belohnen oder zu bedrohen. Die „Verwendung“ von Soft Power kann zwar nicht so schnell und direkt wie der Einsatz von militärischen oder wirtschaftlichen Mitteln durchgeführt werden, kann jedoch nachhaltigere Effekte haben.[9]
2.2 Institution der Propaganda
Die Bürokratie des chinesischen Propagandasystems ist sehr umfassend. An dieser Stelle muss deutlich hervorgehoben werden, dass die CCPPD den essentiellen Mittelpunkt des Propagandasystems darstellt. Es gibt aber trotzdem viele Staatsabteilungen, die ebenfalls unverzichtbar für das System sind. Dazu gehören unter anderem:[10]
- The state council Information Office (Guowuyuan Xinwennam oder SCIO) hat bundesweit die Autorität zum überwachen für den Inhalt der Nachrichten.
- The Ministry of Culture (พenhua Bu) ist verantwortlich für das überwachen von künstlerischen Inhalten wie zum Beispiel: Theater, Literatur und Museum.
- The Ministry of Education (Jiao Yu bu) hat die Pflicht, Bildungsinhalte und Schulbücher für alle Bildungsebenen zu kontrollieren.
- The Ministry of Information Industry (Xinxi Chanyer BU oder МП), Ministry of Public Security (Gong,An BU ) und Ministry of State Security (Guojia Anquan Bu) haben die geteilte Verantwortung über das überwachen und Blocken von elektronischer Kommunikation in China. MPS und MSS koordinieren primär die Überwachung des Internets oder anderer Arten von elektronischer Kommunikation. Die MII wird als die allumfassende Managementautorität gesehen und hat Zugang zu den Telefonen, Glasfaserkabeln, Handys, Nachrichten usw. Sie kontrolliert die Bandbreite, die Frequenz sowie andere technische Aspekte des Fernsehens und der Radioausstrahlungen. Die CCPPD und die State Administration of Radio and Television (Guojia Guangdian Zongju oder SARFT) sind mitverantwortlich für das überwachen von ausgesendeten Inhalten.
- The State Council General Administration of Press and Publications (Xinwen Chuban Zongju oder GAPP) hat hauptsächlich die Aufgabe, die Verlagsindustrien zu überwachen.
2.3 Indoktrination oder „Signaling“?
Propaganda wird vorwiegend als der Versuch verstanden, soziale oder politische Werte zu beeinflussen, die wiederum die Denkweisen der Menschen, ihre Emotionen und ihr Verhalten formen.[11] Politikwissenschaftler betonen, dass Propaganda die Werte, Einstellungen sowie die Meinung der Massen beeinflusst. Nach der Fachterminologie der KPCH wird die Propaganda als „Gedankenarbeit“ definiert.[12] Die gewünschte Verankerung von Loyalität und Vertrauen gegenüber dem Regime kann man der Theorie der Indoktrinierung der Propaganda zuordnen.
Das fundamentale Ziel der chinesischen Propaganda bleibt dabei, der Öffentlichkeit den Patriotismus zu vermitteln. Im Vordergrund steht die Steuerung der Meinung des Volkes, um die soziale Stabilität zu fördern. Diese Sichtweise wird als die standardisierte und vorherrschende Sicht der Indoktrinationstheorie von Propaganda gesehen.[13]
Die chinesischen Medien tragen einen großen Teil dazu bei, die Massen zu beeinflussen. Das folgende Beispiel kann dies illustrieren. Das Mediensystem hat sich seit der Mao-Ära enorm modernisiert, kommerzialisiert und stark auf Unterhaltung fokussiert. Es gibt unzählige Variationen von Unterhaltungsprogrammen und Dramenshows. Im Gegensatz dazu haben sich die von der CCPPD geleiteten Programme nicht groß verändert. Die Reportagen der China Central Television (CCTV)’ ร Xinwen Lianbo (Network News Broadcast) und andere amtliche, offizielle Zeitungen sind sehr formal, ritualistisch und ideologisch geblieben.[14] Xinwen Lianbo ist das einzige Nachrichtenprogramm, welches für die Familien am frühen Abend zugänglich ist. Der Inhalt, die Sprache und das Format von Xinwen Lianbo hat sich seit Jahrzehnten kaum verändert. Xinwen Lianbo ist nicht nur eines der am meisten geschauten Programm weltweit, sondern kann auch als Spiegel oder Barometer der chinesischen Politik angesehen werden. Jeder Schritt der chinesischen Politik wurde bei CCTV seit der ersten Ausstrahlung am 1. Januar 1978 übertragen.[15] Xinwen Lianbo hat die Aufgabe, ideologische und politische Werte weiter zu leiten. Der Hauptfokus liegt bei Meetings der Parteimitglieder, dem Besuch ausländischer Diplomaten sowie verschiedenen Zeremonien. Die einseitige Verschönerung der Partei und die veraltete Darstellungsweise hat das Programm aus Sicht des Volkes zu einer langlebigen Lachnummer verwandelt.[16] Xinwen Lianbo wird regelmäßig ausgestrahlt, wobei die Nachrichten von wenigen geglaubt werden. Trotz dessen wird Xinwen täglich von fast allen lokalen Sendern um Punkt 19 Uhr simultan ausgestrahlt.[17] Doch weshalb treibt es dazu, dass das Zentralkomitee Geld „verbrennt“?
Die Indoktrination tritt tatsächlich auf, wenn der Inhalt der Propagandakampagne die Zuhörer von ihren Werten überzeugt. Allerdings dient die Propaganda nicht nur der Indoktrination, sondern wirkt auch als ein Signal. Der Begriff „Signaling“ impliziert die indirekte Übermittlung der Information. Die direkte Information ist die gesagte Propaganda. Die indirekte Information bezieht sich auf die Aktion des Propagierens. An dieser Stelle muss deutlich hervorgehoben werden, dass die Propagandakosten für ein Land wie China in diesem Ausmaß erheblich sind. Deshalb stellt die Bereitschaft und die Fähigkeit solch kostspielige Aktionen durchzuführen, einen zuverlässigen Indikator / ein zuverlässiges Signal für die hohe Ressourcenkapazität einer Regierung dar. Eine Signaltheorie der Propaganda wird entwickelt, um aufzuweisen, dass autoritäre Staaten scheinbar unproduktive und verschwenderische nicht nur Propagandaaktivitäten betreiben, um das Volk gezielt in Richtung der Regierungshaltung zu steuern, sondern auch um die Vehemenz der sozialen Kontrolle zu demonstrieren. Damit die Demonstration ersichtlich wird, sollte Propaganda manchmal sogar uninteressant oder nicht überzeugend klingen, damit die meisten Bürger auf Anhieb diese Demonstration erkennen und somit die implizite Nachricht erhalten. Die Signaling Theorie suggeriert, dass das Volk den Inhalt von Propagandakampagnen eher ablehnt und auch nicht von ihnen beeinflusst wird. Aber die Tatsache, dass die Regierung auf einfache Weise die Nation mit Gespött bombardieren kann, demonstriert seine Stärke und Kapazität.[18] Demzufolge verändern einige Propagandakampagnen vielleicht nicht die politische Sicht und Einstellungen, nichtsdestotrotz werden dadurch die Verhaltensmuster beeinflusst und Regierungsstabilität gewonnen. Die Regierung „signalisiert“ dem Volk, nicht zu rebellieren.
Hanna Arends vertritt in ihrer Analyse über den Totalitarismus ebenfalls diese These. “What convinces the mass are not facts, and not even invented facts, but only the consistency of the system of which they are presumably part.”[19] Lisa Wedeens ethnografische Studien über den Hafız al Assad Kult in Syrien beschäftigt sich ebenfalls mit der Frage, weshalb eine autoritäre Regierung sinnlose Propaganda veranstaltet, die eventuell gar nicht die Bürger überzeugt. Sie weist ebenfalls auf die Idee des „Signaling“ hin. Insbesondere betont sie den Punkt, dass je absurder die Kampagnen sind, desto klarer wird demonstriert, dass die meisten Bürger der Regierung gehorchen werden.[20]
Das nächste Kapitel erörtert die Grundlagen der spieltheoretischen Grundkonzepte und beschreibt das Modell „Signaling as a Game“.
3. Grundlagen der spieltheoretischen Grundkonzepte
3.1 Akteure und Anwendungsgebiete
Im Folgenden werden ทนท zunächst die theoretischen Grundlagen betrachtet, die zum Verständnis und zur Durchführung der geplanten methodischen Vorgehensweise notwendig sind. Einerseits ist anzunehmen, dass Wirtschaftssubjekte die meisten individuellen Entscheidungen nicht isoliert treffen können, andererseits hat diese Erkenntnis erst im 20. Jahrhundert an Bedeutung gewonnen. Die Spieltheorie befasst sich mit der Lösung solcher strategischen Entscheidungssituationen, bei denen das Ergebnis vom Verhalten mehrerer Entscheidungsträger abhängt, die sich dieser wechselseitigen Abhängigkeit bewusst sind.[21] Dabei werden nicht nur Situationen betrachtet, in denen die Entscheidung eines Individuums Auswirkungen auf andere Individuen impliziert, aber auch Auswirkungen auf deren Entscheidungskriterien als solche ausübt.[22]
Es gibt viele ökonomische Zusammenhänge, die solche Strukturen aufweisen, wie zum Beispiel bei der Beziehung zwischen Shareholdern und Stakeholdern. Interessenkonflikte und Koordinierungsprobleme zwischen den Akteuren sind dabei zentrale Aspekte, die sich mithilfe einfacher Spiele abbilden lassen. Die Spieltheorie spielt ebenfalls in der Politik eine bedeutende Rolle, in der Diplomatie oder auch bei kriegerischen Auseinandersetzungen. Spieltheorien sind auch bei alltäglichen Situationen anwendbar. Man kann diese mit dem Arbeitgeber, Arbeitnehmer, der Familie oder Freunde ansetzen. Diese sind anwendbar, wo immer Menschen gemeinsam in Verhandlung treten oder einen Konflikt lösen müssen.[23] Das Verstehen solcher Spiele verbessert das Verständnis des Weltgeschehens und kann einem zu einem besseren Spieler machen. Auf diesem Weg lassen sich grundlegende Spielstrukturen ermitteln und verschiedene spieltheoretische Lösungsansätze darstellen. An dieser Stelle kann folgende Frage aufgeworfen werden: Ab wann kann man von von einem Spiel sprechen?
Ein Spiel ist die exakte Abbildung einer strategischen Entschei dungs situati on. Dieses wird durch die Anzahl der Spieler, der möglichen Strategien sowie durch die Strategiekombinationen zu folgenden Auszahlungsvektoren (payoffs) und verschiedenen Spielregeln bestimmt.[24] Bei den Spielen gibt es immer mindestens zwei Spieler, die zwischen verschiedenen Handlungen wählen können. Ein Spiel wird auch durch die zeitliche Anordnung von Anzahl und Reihenfolge der Spielzüge und Informationsaufbau (Beobachtbarkeit der Spielzüge und Kenntnis der Strategiemöglichkeiten und Auszahlungen der anderen Spieler) charakterisiert.[25]
3.2 Arten der Spiele
Strategische Spiele tauchen wie schon oben erwähnt in unterschiedlichen Kontexten auf, deshalb haben diese auch verschiedene Eigenschaften. An dieser Stelle wird eine Unterscheidung zwischen dem Simultanspiel und dem sequenziellen Spiel hervorgehoben. Bei einem simultanen Spiel können beide Teilnehmer gleichzeitig handeln. Da beide Spieler die Strategieentscheidung der gegnerischen Seite nicht observieren können, liegt ein Spiel mit imperfekter Information vor. Bei Spielen wie Schach oder Entscheidungen über den Eintritt in einen bestehenden Markt oder bei Reaktion auf gesetzliche Regelungen handelt es sich um eine sequenzielle Spielstruktur. Bei Schach können beide Spieler nicht gleichzeitig agieren. Zuerst spielt Weiß einen Zug, dann Schwarz und so weiter. Die Spieler entscheiden nacheinander die Strategiekombinationen. Folglich liegt ein Spiel mit perfekter Information vor, da zwischen der zeitlichen Verzögerung und der Informationsstruktur ein enger Zusammenhang besteht. Im Schach weiß der Spieler die Handlungsmöglichkeiten und die daraus resultierende Auszahlung der Gegner.[26] Die Unterscheidung von Spielarten ist insofern gravierend, da diese zwei Spielarten unterschiedliche Denkweisen konditionieren. Bei einer rein sequenziellen Spielstruktur wird von jedem Spieler verlangt, schätzen zu können, was der Gegner tun würde, wenn der Spieler eine bestimmte Handlung ausüben würde. Die aktuelle Handlung wird durch die Schätzung der daraus resultierenden Konsequenzen gesteuert. Bei einem Simultanspiel ist die Aufgabe zu analysieren, welchen Schritt der Gegner jetzt tätigen wird. Wobei der Gegner gleichzeitig auch deine jetzige Handlung abschätzen wird. Beiden Gegnern ist bewusst, dass sie von einer Person abgeschätzt werden könnten. Um seinen Gegner ausstechen zu können, muss der Spieler deshalb unkonventionell denken.27
Der nächste Abschnitt setzt Propaganda mit spieltheoretischen Grundlagen in Verbindung und stellt den Nutzen der Regierung und des Volkes in mathematischer Form dar. Im Folgenden wird auf das Modell „Signaling as a game“ genauer eingegangen.
3.3 Das Setup des „Signaling as a game” Modells
Die Hauptidee beruht auf spieltheoretischen Annahmen. Es gibt an dieser Stelle zwei Spieler: die Regierung und das Volk. Die Kapazität der Regierung wird mit Θ angezeigt. Diese kann entweder stark (h) oder schwach (11) sein. Diese zeigt an, inwiefern die Regierung eine politische Herausforderung wie zum Beispiel einen Aufstand niederschlagen kann. Eine „starke“ Regierung kann
[...]
[1] Jan c. Behrends, (2006):“Die erfundene Freundschaft: Propaganda für die Sowjetunion und Polen in der DDR)“, ร.25
[2] Gaus Harald (2013):”Propaganda in Zeit des kalten Krieges”, ร.10
[3] Zhao,Y,(2005) :”The state,market ,and media control in China” , P.Thomas&Z.Nain(Eds.),Who owns the media : Global trends and local
[4] Stockmann, In Press
[5] Daniela, Stockmann § Mary E.Gallagher(2011):”RemoteControl:How the Media sustain Authoritarian rule in china, Comparative Political Studies . S.6
[6] Huang, H. (2015): “Propaganda as Signaling”, Comparative Politics 47, ร.419-444
[7] National Bureau of statistics of China, China Statistical Yearbook 2004 (Beijing: China Statistics Press, 2004),pp.844-46, 853
[8] Der Begriffs, [dt.: weiche Macht] beschreibt eine besondere Form der Machtausübung von Staaten und politischen Akteuren über andere Staaten und Gesellschaften; diese Macht beruht auf nicht militärischen Ressourcen (»hard power«). Zu den Mitteln der ร. zählen im Unterschied zu »harter Macht« die Vorbildfimktion, Attraktivität und die Vermittlung eigener Normen und Werte
[9] Kingsley Edney(2012):”Soft Power and the Chinese Propaganda System” , Journal о Contemporary China 21:78;S900
[10] Central Propaganda Department Cadre Bureau Writing Group, Xin shiqi xuanchuan sixiang gongzuo (Propaganda Thought Work in the new Period) (Beijing: Xuexi Chubanshe,2006), ร .88-89
[11] Kenez, Peter:” The Birth of the Propaganda State: Soviet Methods of Mass Mobilization, 19171929 (Cambridge: Cambridge University Press, 1985)”
[12] Brady& Daniel c. Lynch (2008):” After the Propaganda State: Media, Politics, and “Thought Work””,
[13] Huang, Huifeng (2015): “Propaganda as Signaling”, Comparative Politics 47, 419-444
[14] Ebd.
[15] Jiang, Chang&Hailong, Ren (2016):” Television News as Political RituakXinwen Lianbo and Chinas journalism within the Party.states orbit”, Journal of Contemporary China, 25:97, DOLIO. 1080/10670564.2015.1060759 ร.16
[16] Huang, Huifeng (2015), ร. 422.
[17] Huang, Hai teng (2014), ร.4
[18] Huang, Hai teng (2014), S.6
[19] Arendt, Hanna (1973):” The origins of Totalitarianlism “, (New York:Harcourt,Brace,Jovanovich),361
[20] Wedeen,Lisa (1999),147,italic added.
[21] Amann, Erwin (2013): “Evolutionäre Spieltheorie: Grundlagen und neue Ansätze“, Springer Verlag ร. 1
[22] EBD.
[23] Dixit, A. und ร. Skeath (2004):” Games of strategy”, New York (Norton), ร.3
[24] F.w. und M. Wiens (2010): “Spieltheoretische Grundkonzepte” , WISU 39, ร. 1135
[25] F.w. undM. Wiens (2010): “Spieltheoretische Grundkonzepte” , WISU 39, ร.1135
[26] Ebd.