1. Zwei Entwicklungsromane
1.1 Die Ich - Erzählperspektive
“To be quite sure I had fallen into no unconscious repetitions, I read David Copperfield again the other day, and was affected by it to a degree you would hardly believe.“ - Bereits diese Aussage des Autors selbst angesichts des Entstehungsprozesses von Great Expectations verweist auf die in mehrfacher Hinsicht anzutreffende Verwandtschaft der beiden einzigen Werke, in denen er die Perspektive des allwissenden Erzählers verläßt. Rund zehn Jahre nach Erscheinen seines stark biographisch beeinflußten Romans David Copperfield 1850 kehrt Charles Dickens hier erstmals zur homodiegetischen Perspektive in der Berichterstattung zurück. In beiden Werken betrachtet das geläuterte Ich aus dem Blickwinkel großer zeitlicher Distanz eine entscheidende heikle Entwicklungsphase seines Lebens, deren Grundkonflikt erst durch den langsamen Prozeß des Erkennens und Lernens gelöst werden kann.
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Inhaltsverzeichnis
- I. Zwei Entwicklungsromane
- 1.1 Die Ich-Erzählperspektive
- 1.2 Verschiedene Varianten der Retrospektive
- II. Erinnerung als konstitutives Moment
- 2.1 Affektive Erinnerung in DC
- 2.2 Assoziatives Erinnern: die Erzählhaltung in GE
- 2.3 Die Ambivalenz der Erinnerung im Zusammenhang mit der Machart von GE
- III. Wegmetapher und Ziel der Entwicklung
- 3.1 Deus ex Machina – die Zielgerade in DC
- 3.2 GE: Die Vollendung des Zirkels
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die literarische Machart von Charles Dickens' Romanen "David Copperfield" (DC) und "Great Expectations" (GE), insbesondere die Verwendung der Ich-Erzählperspektive und die Rolle der Erinnerung in der Gestaltung der Entwicklungsromane. Der Fokus liegt auf dem Vergleich der verschiedenen Formen der Retrospektive und deren Auswirkungen auf die Erzählstruktur und den Gehalt beider Werke.
- Die Ich-Erzählperspektive in "David Copperfield" und "Great Expectations"
- Die Rolle der Erinnerung als konstitutives Element der Erzählung
- Der Vergleich verschiedener Formen der Retrospektive in beiden Romanen
- Die Metapher des Weges und die Darstellung der Entwicklung der Protagonisten
- Die Beziehung zwischen Erzählstruktur und Handlungsverlauf
Zusammenfassung der Kapitel
I. Zwei Entwicklungsromane: Dieses Kapitel legt den Grundstein für die vergleichende Analyse von "David Copperfield" und "Great Expectations", indem es die Gemeinsamkeiten beider Romane in Bezug auf die Ich-Erzählperspektive herausstellt. Dickens' bewusste Rückkehr zur homodiegetischen Erzählweise nach "David Copperfield" wird hervorgehoben, ebenso wie die zentrale Rolle der Erinnerung in der Darstellung der Entwicklung der Protagonisten. Die Verwandtschaft der Romane wird als Ausgangspunkt für die detailliertere Betrachtung der Unterschiede in den folgenden Kapiteln etabliert. Die Bedeutung der Erinnerung nicht nur als formales, sondern auch als inhaltliches Gerüst der Romane wird betont, da sie die sukzessive Aneignung der jeweiligen Gesinnung durch David und Pip prägt. Die unterschiedlichen Formen der Retrospektive werden als Schwerpunkt der weiteren Analyse angekündigt.
II. Erinnerung als konstitutives Moment: Dieses Kapitel vertieft die Analyse der Rolle der Erinnerung in beiden Romanen. Es differenziert zwischen affektiver Erinnerung in "David Copperfield" und assoziativem Erinnern in "Great Expectations", wobei die jeweilige Erzählhaltung und die damit verbundene emotionale Distanz zwischen dem rückblickenden Erzähler und dem sich entwickelnden Helden hervorgehoben werden. Die Ambivalenz der Erinnerung als konstitutives Element der Machart von "Great Expectations" wird ebenfalls beleuchtet, um die komplexen und vielschichtigen Aspekte der Erinnerungserfahrungen der Protagonisten zu verdeutlichen. Die Symbolik in "Great Expectations", die den Reifeprozess widerspiegelt, wird als ein wichtiger Aspekt der Analyse der Erinnerung in diesem Roman hervorgehoben.
III. Wegmetapher und Ziel der Entwicklung: Dieses Kapitel befasst sich mit der Wegmetapher und dem Ziel der Entwicklung der Protagonisten in beiden Romanen. Es vergleicht die "Deus ex Machina"-artige Zielgerade in "David Copperfield" mit der "Vollendung des Zirkels" in "Great Expectations". Die unterschiedlichen Erzählstrukturen und der jeweilige Umgang mit dem Thema der Entwicklung werden analysiert und miteinander kontrastiert. Die Bedeutung der Metapher für das Verständnis des jeweiligen Romans und des Entwicklungsgedankens wird erläutert. Die unterschiedlichen Erzählweisen und deren Auswirkungen auf die Darstellung der Entwicklung werden im Detail betrachtet.
Schlüsselwörter
Charles Dickens, David Copperfield, Great Expectations, Entwicklungsroman, Ich-Erzähler, Retrospektive, Erinnerung, Erzählperspektive, Wegmetapher, Reifeprozess, literarische Machart, homodiegetische Perspektive.
Häufig gestellte Fragen zu: Vergleichende Analyse von "David Copperfield" und "Great Expectations"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert vergleichend die literarische Machart von Charles Dickens' Romanen "David Copperfield" (DC) und "Great Expectations" (GE), mit besonderem Fokus auf die Ich-Erzählperspektive und die Rolle der Erinnerung in der Gestaltung der Entwicklungsromane. Im Mittelpunkt steht der Vergleich verschiedener Formen der Retrospektive und deren Auswirkungen auf Erzählstruktur und Gehalt beider Werke.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit untersucht die Ich-Erzählperspektive in beiden Romanen, die Rolle der Erinnerung als konstitutives Element der Erzählung, verschiedene Formen der Retrospektive, die Wegmetapher und die Darstellung der Entwicklung der Protagonisten, sowie die Beziehung zwischen Erzählstruktur und Handlungsverlauf.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in drei Kapitel: Kapitel I legt den Grundstein für den Vergleich von "DC" und "GE" durch die Analyse der Ich-Erzählperspektive und der Bedeutung der Erinnerung. Kapitel II vertieft die Analyse der Rolle der Erinnerung, differenziert zwischen affektiver und assoziativer Erinnerung und beleuchtet die Ambivalenz der Erinnerung in "GE". Kapitel III befasst sich mit der Wegmetapher und dem Ziel der Entwicklung der Protagonisten, vergleichend die "Deus ex Machina" in "DC" mit der "Vollendung des Zirkels" in "GE".
Welche Kapitelzusammenfassungen werden gegeben?
Kapitel I beschreibt die Gemeinsamkeiten beider Romane bezüglich der Ich-Erzählperspektive und der zentralen Rolle der Erinnerung. Kapitel II differenziert zwischen affektiver Erinnerung in "DC" und assoziativem Erinnern in "GE", wobei die jeweilige Erzählhaltung und emotionale Distanz hervorgehoben werden. Kapitel III vergleicht die Wegmetapher und das Ziel der Entwicklung in beiden Romanen, kontrastierend die unterschiedlichen Erzählstrukturen.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Charles Dickens, David Copperfield, Great Expectations, Entwicklungsroman, Ich-Erzähler, Retrospektive, Erinnerung, Erzählperspektive, Wegmetapher, Reifeprozess, literarische Machart, homodiegetische Perspektive.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, die literarische Machart von Dickens' Romanen "David Copperfield" und "Great Expectations" durch eine vergleichende Analyse der Ich-Erzählperspektive, der Rolle der Erinnerung und der Verwendung der Retrospektive zu untersuchen und die Unterschiede und Gemeinsamkeiten beider Werke herauszuarbeiten.
Welche Unterschiede zwischen "David Copperfield" und "Great Expectations" werden hervorgehoben?
Die Arbeit hebt Unterschiede in den Formen der Retrospektive, der Art der Erinnerung (affektiv vs. assoziativ), der Darstellung der Entwicklung der Protagonisten (Zielgerade vs. Vollendung des Zirkels) und der Gesamtstruktur der Erzählung hervor.
Welche Bedeutung hat die Erinnerung in den Romanen?
Die Erinnerung ist ein konstitutives Element der Erzählung in beiden Romanen. Sie prägt die sukzessive Aneignung der jeweiligen Gesinnung der Protagonisten und beeinflusst die Erzählstruktur und den Handlungsverlauf. Die Arbeit untersucht die verschiedenen Arten der Erinnerung und deren Auswirkungen auf die Darstellung der Entwicklung.
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- Sonja Schiffers (Author), 2001, Charles Dickens, Great Expectations und David Copperfield - Literarische Machart: Philip Pirrip und David Copperfield, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/3598