Im Rahmen des Seminarthemas „Frühmittelalterliches Siedlungswesen in Mitteleuropa“ behandelt die vorliegende Arbeit archäologisch untersuchte Befunde ländlicher Siedlungen der Zeit von der Mitte des 7. Jhs. bis zum Beginn des 9. Jhs. im Gebiet zwischen Ems und Niederrhein als ein Beispiel für das Siedlungswesen nördlich der deutschen Mittelgebirge.
Im Mittelpunkt stehen dabei Befunde aus einer Siedlungsgrabung, die in den Jahren 1951 – 1959 und 1976/77 rd. 3 km westlich der heutigen Stadt Warendorf (Westf.) durchgeführt wurde. Die in diesem Rahmen erschlossene Befundsituation ist als Beispiel besonders geeignet, da die Grabung Warendorf auf Grund der ausgedehnten Untersuchungen auf weit mehr als 20.000 m2 mit einer Vielzahl von vollständig untersuchten Gebäudestrukturen sowie daraus rekonstruierbaren Gehöftgruppen für die deutsche Siedlungsarchäologie des Mittelalters als durchaus wegweisend gelten kann. Der überwiegende Teil des früheren Siedlungsareals wurde bis 1959 unter der Leitung von W. WINKELMANN von der lokalen Denkmalpflege untersucht.
Bedauerlicher Weise wurden die Ergebnisse der Grabungsauswertungen von WINKELMANN lediglich in Form weniger knapper Aufsätze publiziert, die als Grundlage der vorliegenden Hausarbeit dienten. Dabei muss als besonders beeinträchtigend erwähnt werden, dass sich aus den Aufsätzen von WINKELMANN eine Reihe von maßgeblichen Zusammenhängen eher implizit erschließen lassen, als dass sie in der expliziten Form Erwähnung finden würden, wie das ihrer Bedeutung für das Gesamtverständnis angemessen wäre. Dieser Mängel findet seine Fortsetzung in einer ganzen Reihe von jüngeren Werken zur Bau- und Siedlungsarchäologie des Mittelalters, die auf Grund von Unsicherheiten in den vorliegenden Grabungsberichten die Warendorfer Befunde allesamt berücksichtigen, ohne jedoch soweit in die Tiefe zu gehen, dass die grundlegenden Fragen tatsächlich einer Klärung zugeführt würden. Das erschwert die Beschäftigung mit dem Gegenstand und macht eine breitere Diskussion in den Fußnoten notwendig, setzt jedoch den Wert der seinerzeit gewonnenen Informationen lediglich geringfügig herab.
In diesem Sinne soll Warendorf als exemplarischer Befund behandelt werden, der auf komparativer und ergänzender Basis in Bezug zu weiteren Siedlungsbefunden aus den angrenzenden Gebieten gesetzt, einen Eindruck frühmittelalterlicher, bäuerlicher Bauweise im Land zwischen Ems und Niederrhein zu vermitteln vermag.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- I. Die archäologischen Einzelbefunde der Ausgrabungen von Warendorf
- a) Große einschiffige Hallenbauten
- b) Kleinere rechteckige Bauwerke
- c) Grubenhäuser
- d) Schuppen, Scheunen, Speicher
- e) „Leichtbauwerke“
- II. Die frühmittelalterliche Besiedlung
- a) Der bäuerliche Hof im Spiegel der germanischen Volksrechte
- b) Das Gehöft
- c) Datierung der Besiedlung
- III. Kritische Neubewertung der ethnischen Zuweisung
- IV. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht anhand archäologischer Befunde einer Siedlung in Warendorf (Westfalen) das frühmittelalterliche Siedlungswesen nördlich der Mittelgebirge zwischen dem 7. und 9. Jahrhundert. Ziel ist es, die Bauweise und Struktur der ländlichen Siedlungen dieser Zeit zu rekonstruieren und zu analysieren. Die Arbeit stützt sich auf die Ausgrabungen von Winkelmann und integriert kritische Auseinandersetzungen mit vorhandenen Interpretationen.
- Rekonstruktion der Bauweise frühmittelalterlicher Häuser in Warendorf
- Analyse der Siedlungsstruktur und der Gehöftgruppen
- Datierung und Entwicklung der Besiedlung
- Vergleich mit anderen Siedlungsbefunden aus der Region
- Kritische Auseinandersetzung mit der ethnischen Zuweisung der Siedlung
Zusammenfassung der Kapitel
I. Die archäologischen Einzelbefunde der Ausgrabungen von Warendorf: Dieses Kapitel präsentiert die Ergebnisse der umfangreichen Ausgrabungen in Warendorf, die eine große Siedlung des 7. bis 9. Jahrhunderts freigelegt haben. Es beschreibt verschiedene Gebäudetypen, darunter große einschiffige Hallenbauten, kleinere rechteckige Strukturen und Grubenhäuser. Besonderes Augenmerk liegt auf den großen Hallenbauten, die durch ihre doppelte Pfostenreihe und spezielle Ausbauten charakterisiert sind, und als ein "Warendorfer Typ" identifiziert wurden. Die detaillierte Beschreibung der Grundrisse und der Funde liefert wichtige Informationen über die Bautechniken und die Lebensweise der damaligen Bewohner. Die Analyse der Befunde ermöglicht Rückschlüsse auf die Organisation des Siedlungsraumes und die soziale Struktur der Gemeinschaft. Die verschiedenen Bauphasen und Veränderungen werden ebenfalls beleuchtet.
II. Die frühmittelalterliche Besiedlung: Das zweite Kapitel untersucht die frühmittelalterliche Besiedlung im Kontext des bäuerlichen Hofes und der germanischen Volksrechte. Es analysiert die Struktur der Gehöfte, die räumliche Anordnung der Gebäude und die Datierung der Besiedlungsphasen. Durch den Vergleich mit schriftlichen Quellen (germanischen Volksrechten) und anderen archäologischen Funden wird ein umfassenderes Bild der ländlichen Gesellschaft und ihrer wirtschaftlichen Aktivitäten geschaffen. Die Kapitel verbindet die archäologischen Befunde mit historischen und rechtlichen Aspekten um ein ganzheitliches Bild der damaligen Lebensweise zu erschaffen.
III. Kritische Neubewertung der ethnischen Zuweisung: In diesem Kapitel wird die bisherige ethnische Zuordnung der Siedlung kritisch hinterfragt und neu bewertet. Es werden die bestehenden Interpretationen analysiert und durch neue Erkenntnisse aus den archäologischen Befunden und aktuellen Forschungsansätzen ergänzt. Der Fokus liegt auf einer differenzierten Betrachtung und einer fundierten Diskussion der verschiedenen Perspektiven und möglicher Interpretationsansätze.
Schlüsselwörter
Frühmittelalter, Siedlungswesen, Warendorf, Archäologie, Bauforschung, germanische Volksrechte, ländliche Siedlung, Hallenbauten, Gehöftstruktur, ethnische Zuweisung, 7.-9. Jahrhundert.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Archäologische Untersuchung frühmittelalterlicher Siedlung in Warendorf
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht anhand archäologischer Befunde eine frühmittelalterliche Siedlung in Warendorf (Westfalen) zwischen dem 7. und 9. Jahrhundert. Der Fokus liegt auf der Rekonstruktion der Bauweise und Struktur der ländlichen Siedlungen dieser Zeit.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Arbeit basiert auf den Ausgrabungen von Winkelmann in Warendorf und integriert eine kritische Auseinandersetzung mit bestehenden Interpretationen. Sie kombiniert archäologische Befunde mit schriftlichen Quellen, insbesondere germanischen Volksrechten, um ein umfassendes Bild der damaligen Lebensweise zu erstellen.
Welche Gebäudetypen werden in Warendorf beschrieben?
Die Ausgrabungen in Warendorf legten verschiedene Gebäudetypen frei, darunter große einschiffige Hallenbauten (mit doppelter Pfostenreihe und speziellen Ausbauten, als "Warendorfer Typ" identifiziert), kleinere rechteckige Strukturen, Grubenhäuser, Schuppen, Scheunen und Speicher, sowie sogenannte „Leichtbauwerke“.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in vier Kapitel: Kapitel I beschreibt die archäologischen Einzelbefunde der Ausgrabungen; Kapitel II untersucht die frühmittelalterliche Besiedlung im Kontext des bäuerlichen Hofes und germanischer Volksrechte; Kapitel III bietet eine kritische Neubewertung der ethnischen Zuweisung der Siedlung; und Kapitel IV fasst die Ergebnisse zusammen.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Rekonstruktion der Bauweise frühmittelalterlicher Häuser, die Analyse der Siedlungsstruktur und Gehöftgruppen, die Datierung und Entwicklung der Besiedlung, den Vergleich mit anderen Siedlungsbefunden aus der Region und eine kritische Auseinandersetzung mit der ethnischen Zuweisung der Siedlung.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
Die detaillierte Beschreibung der Grundrisse und Funde ermöglicht Rückschlüsse auf die Bautechniken und die Lebensweise der damaligen Bewohner. Die Analyse der Befunde erlaubt Rückschlüsse auf die Organisation des Siedlungsraumes und die soziale Struktur der Gemeinschaft. Die Arbeit verbindet archäologische Befunde mit historischen und rechtlichen Aspekten, um ein ganzheitliches Bild der damaligen Lebensweise zu schaffen und die bisherige ethnische Zuordnung der Siedlung kritisch zu hinterfragen.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Frühmittelalter, Siedlungswesen, Warendorf, Archäologie, Bauforschung, germanische Volksrechte, ländliche Siedlung, Hallenbauten, Gehöftstruktur, ethnische Zuweisung, 7.-9. Jahrhundert.
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- Tanya Armbruester (Author), 2005, Haus, Hof und Dorf im Frühmittelalter in den Gebieten nördlich der Mittelgebirge, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/35782