Die Unterrichtsreihe "Gedichte verstehen und analysieren" umfasst, ausgehend von individuellen persönlichen Erfahrungen der Lernenden, was eigentlich ein Gedicht zu einem Gedicht macht, welche künstlerische und ästhetische Gestaltung Gedichten in ihren unterschiedlichsten Formen zugrunde liegt, wie sich Gedichte dem "Denken in Bildern" (Metaphern) bedienen, wie diverse rhetorische Stilmittel in Gedichten mit ihren jeweiligen Wirkungsabsichten zum Einsatz gelangen, wie in einer Rhetorikwerkstatt eigene Einfälle und Ideen dichterische Gestaltungsformen annehmen können, was einen Dichter ausmacht und wodurch sich seine Person definiert sowie den gelungenen Aufbau von Gedichtanalysen. Einen sachlogischen Abschluss erfährt die Reihe durch die Korrektur und abschließende kriteriengeleitete Bewertung fremder Gedichtanalysen, wodurch gleichzeitig eine transparente und verlässliche Vorbereitung der vierten Klassenarbeit in der 8. Jahrgangsstufe erreicht wird.
Zum Stundenverlauf:
Nach einem konfrontativen Einstieg durch Lehrervortrag des Gedichts "Bitte an einen Delphin" von Hilde Domin lesen die SuS das Gedicht nochmals auf ihren Arbeitsblättern. Sie markieren dabei alle sprachlichen Bilder, die in diesem Gedicht sehr massiv auftreten und damit auffällig sind, und notieren zu zwei Bildern ihre pers. Assoziationen. Die Ergebnisse werden zunächst im Plenum besprochen, bevor sich eine weitergehende Partnerarbeitsphase zum Begriff "Delfin" anschließt. Dazu entwerfen die SuS Assoziationssterne und notieren, welche persönlichen Gedanken sie mit einem Delfin verbinden, um dessen Bedeutung im Gedicht zu erschließen. Anschließend werden diese über einen Sachtext erweitert, der die Bedeutung des Delfins historisch nachzeichnet. Hierzu eignet sich die Think-Pair-Share-Methode: Die SuS markieren wichtige Informationen zum Thema, die ihr pers. Bild des Delfins bereichern, erst in Einzelarbeit. Anschließend vergleichen sie ihre Ergebnisse, ergänzen ihre Sterne und schreiben das Gedicht in einen pragmatischen Text um. Durch die Umschrift des lyr. Textes wird neben dem notwendigen Erkennen und Auflösen sprachlicher Bilder eine eigene Deutung des Ausgangstextes evoziert, die dem Plenum abschließend präsentiert, durch dieses ergänzt, hinterfragt und/oder korrigiert werden kann. Als Hausaufgabe erfolgt die Anwendung und der Transfer dieser neu erworbenen Techniken, indem die SuS die sprachlichen Bilder eines weiteren Gedichts in differenzierender Form umsetzen sollen.
Inhalt
1. Thema der Unterrichtseinheit
2. Sachanalyse und Einordnung der Stunde in die Unterrichtsreihe
3. Thema der Unterrichtsstunde
4. Ziele der Unterrichtsstunde
5. Kompetenzbezüge der Lernziele
6. Bedingungsanalyse
7. Hausaufgabe
8. Geplanter Unterrichtsverlauf (45 Minuten)
9. Didaktisch-methodische Begründungen
10. Materialien und antizipierte Schülerleistung
11. Quellen
1. Thema der Unterrichtseinheit
Gedichte verstehen und analysieren – Von persönlichen Erfahrungen mit Gedichten über die Verwendung rhetorischer Mittel und die Rhetorikwerkstatt bis hin zum Verfassen eigener vollständiger Gedichtanalysen.
2. Sachanalyse und Einordnung der Stunde in die Unterrichtsreihe
Die zugrundeliegende Reihenplanung basiert auf dem hessischen Kerncurriculum für das Fach Deutsch (Gymnasium) als verbindliche Grundlage für den Unterricht an hessischen Schulen in der Sekundarstufe I; dort heißt es: „Durch den analytisch-reflektierenden Umgang mit Sprache entwickeln die Lernenden Sprachgefühl und Sprachbewusstsein. Sie untersuchen und formulieren unter Berücksichtigung konzeptioneller Unterschiede von gesprochener und geschriebener Sprache Texte nach funktionalen, normativen und ästhetischen Gesichtspunkten.“[1]
Die vorliegende Unterrichtsreihe „Gedichte verstehen und analysieren“ umfasst, ausgehend von individuellen persönlichen Erfahrungen der Lernenden, was eigentlich ein Gedicht zu einem Gedicht macht, welche künstlerische und ästhetische Gestaltung Gedichten in ihren unterschiedlichsten Formen zugrunde liegt, wie sich Gedichte dem „Denken in Bildern“ (Metaphern) bedienen, wie diverse rhetorische Stilmittel in Gedichten mit ihren jeweiligen Wirkungsabsichten zum Einsatz gelangen, wie in einer Rhetorikwerkstatt eigene Einfälle und Ideen dichterische Gestaltungsformen annehmen können, was einen Dichter ausmacht und wodurch sich seine Person definiert sowie den gelungenen Aufbau von Gedichtanalysen. Einen sachlogischen Abschluss erfährt die Reihe durch die Korrektur und abschließende kriteriengeleitete Bewertung fremder Gedichtanalysen, wodurch gleichzeitig eine transparente und verlässliche Vorbereitung der vierten Klassenarbeit in der 8. Jahrgangsstufe erreicht wird.
Basierend auf den bisherigen persönlichen und individuellen Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler (SuS) mit Lyrik, wurde in der Eröffnungsstunde der Frage nachgegangen, was genau eigentlich unter einem „Gedicht“ zu verstehen ist, was es auszeichnet und von anderen Textsorten abgrenzbar macht. Essentielle Fachbegriffe, die in diesem Rahmen bereits von den Lernenden geäußert wurden, wurden in Form eines Begriffsclusters an der Klassenpinnwand festgehalten, um in den Folgestunden darauf verweisen und ggf. eine weitergehende Definition erreichen zu können. Es erscheint vor allem im Themengebiet „Lyrik“ wichtig, dass vor dem eigentlich Einstieg in die Arbeit mit Gedichten das Vorwissen der SuS in Bezug auf Gedichte reaktiviert und ein ordnendes Zusammentragen dieser Informationen vorgenommen wird, um sowohl Lernstand als auch evtl. vorliegende Verständnisprobleme frühzeitig aufdecken und im weiteren Unterrichtsverlauf klären zu können.
In der Vorstunde wurde demnach eine Stoffsammlung zu Aspekten der Lyrik erstellt, dazu wurden Sachverhalte mit Hilfe der Präsentationstechnik „Moderatorenkärtchen“ stichwortartig wiedergegeben und festgehalten, wobei die Präsentierenden aufgefordert waren, zu jedem Vortragspunkt eine kurze begründete Stellungnahme abzugeben. Unter Rückbezug auf die vorhergehende Unterrichtseinheit „Zeitung“ verfassten die SuS entweder eine Glosse über einen Lyrikliebhaber oder einen Lyrikverächter. Neben der Anwendung bereits erlernten Wissens wurde so die eigene Einstellung zu Gedichten nochmals jedem Lernenden explizit vor Augen geführt, um am Ende der Reihe eine ggf. stattgefundene Veränderung der eigenen Sichtweise reflektieren zu können. Insbesondere SuS der Jahrgangsstufen 7 bis 9 begegnen dem Thema „Gedichte“ im Deutschunterricht erfahrungsgemäß mit einer eher skeptischen Haltung – diese gilt es, durch verschiedene Zugangsmöglichkeiten und Erfahrungsmomente weitgehend zu relativieren.
Die zu zeigende Deutschstunde ist als enge Fortführung der Vorstunde zu sehen, weshalb im Folgenden ein Abriss dieser beiden Stunden vorgenommen werden soll:
Nach einem konfrontativen Einstieg durch zweimaligen Lehrervortrag des Gedichts „Bitte an einen Delphin“ von Hilde Domin lesen die SuS das Gedicht nochmals eigenständig auf ihren Arbeitsblättern. Sie markieren in diesem Zuge alle sprachlichen Bilder, die in diesem Gedicht sehr massiv auftreten und damit primär auffällig sind, und notieren zu zwei Bildern ihre persönlichen Assoziationen. Die Ergebnisse werden zunächst im Plenum besprochen, bevor sich eine weitergehende Partnerarbeitsphase zum Begriff „Delfin“ als zentrales Thema des Gedichts anschließt. Dazu entwerfen die SuS einen Assoziationsstern und notieren, welche persönlichen Gedanken sie mit einem Delfin verbinden, um dessen Bedeutung im Gedicht zu erschließen.
In der folgenden Besuchsstunde werden diese Assoziationssterne über einen thematisch weiterführenden Sachtext erweitert, der die Bedeutung des Delfins im historischen Verlauf bis hin zur Gegenwart nachzeichnet. Hierzu eignet sich die Think-Pair-Share-Methode: Die SuS markieren wichtige Zusatzinformationen zum Thema, die ihr persönliches Bild des Delfins bereichern, zunächst in Einzelarbeit. Anschließend vergleichen sie ihre Ergebnisse, ergänzen ihre Assoziationssterne und schreiben das Gedicht in einen pragmatischen Text um. Durch die Umschrift des lyrischen Textes in eine andere Textsorte wird neben dem notwendigen Erkennen und Auflösen sprachlicher Bilder auch eine eigene Deutung des Ausgangstextes entwickelt, die dem Plenum abschließend präsentiert, durch dieses ergänzt, hinterfragt und/oder korrigiert werden kann. Als Hausaufgabe erfolgt die Anwendung und der Transfer dieser neu erworbenen Techniken, indem die SuS die sprachlichen Bilder eines weiteren Gedichts nun in differenzierender Form umsetzen sollen.
Die der Unterrichtseinheit zugrundeliegenden Lerninhalte[2] gliedern sich in folgende Einzel- und Doppelstunden:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3. Thema der Unterrichtsstunde
Übersetzung der Bildsprache eines Gedichts – Eine Bewusstmachung der Bildlichkeit lyrischer Texte über Assoziationsfelder, Hintergrundtexte und Textumschrift.
4. Ziele der Unterrichtsstunde
Übergeordnetes Stundenziel:
Die SuS sollen mit der Bildlichkeit lyrischer Texte vertraut und ihnen die besondere Qualität bildhafter Sprache bewusst gemacht werden, indem sie aufgrund eines Beispielgedichts Assoziationsfelder erstellen, wichtige Zusatzinformationen in einem Sachtext markieren, ihre Assoziationssterne dadurch erweitern und abschließend über eine Textumschrift entschlüsseln.
Teilziele: Die SuS sollen…
- nach einem konfrontativen Einstieg über den Lehrervortrag des Grundlagengedichts spontan ihre Ersteindrücke äußern.
- auf der Basis dieser Äußerungen das Gedicht nochmals eigenständig lesen und alle sprachlichen Bilder markieren.
- zu zwei Bildern ihre persönlichen Assoziationen notieren und diese anschließend im Plenum vorstellen.
- ihre persönlichen Assoziationen zum Thema Delfin in einem Assoziationsstern sammeln und zusammentragen.
- beispielhaft einen Assoziationsstern vor dem Plenum präsentieren und ggf. erläutern.
- ihre notierten persönlichen Assoziationen mit Hilfe des Hintergrundtextes „Menschen und Delfine“ erweitern, indem sie wichtige Informationen im Text markieren.
- die um die Informationen des Hintergrundtextes ergänzten Assoziationssterne miteinander vergleichen und weiter vervollständigen.
- auf Grundlage ihrer bisherigen Ausarbeitungen das Beispielgedicht in einen pragmatischen Text umschreiben.
- ihre Textumschrift vor dem Plenum vortragen und ggf. kommentieren.
- vorrangig zielgerichtet Rückmeldungen zur Qualität der Umsetzung, ggf. auch zur Vortragsgestaltung, geben und evtl. notwendige Korrekturen oder sinnvolle Ergänzungen vornehmen.[3]
5. Kompetenzbezüge der Lernziele
Die Lernenden erfassen die ästhetische Funktion von Texten und erschließen die inhaltliche Aussage eines lyrischen Grundlagentextes. Dabei erkennen und deuten sie sprachliche Bilder in ihrer Wirkungsweise und entwickeln darüber ihre eigene Textdeutung. Die Transformation von Texten in andere Textsorten wird über die Umschrift des lyrischen Ausgangstextes in einen pragmatischen Text erreicht. Zudem lernen die Lernenden Fachbegriffe zur Lyrik kennen und verwenden diese sinnvoll in Unterrichtsgesprächen sowie Präsentationsphasen. Sie markieren zielgerichtet, erstellen eine Form der Mind-Map und wenden Präsentationstechniken angemessen an.
[...]
[1] Hessisches Kultusministerium 2011, S. 14.
[2] vgl. Klippert 2008.
[3] HESSISCHES KULTUSMINISTERIUM 2011, S. 36-39.