Die Osterinsel war und ist ein beliebtes Forschungsobjekt verschiedenster Wissenschaftsdisziplinen wie z.B. der Archäologie, der Linguistik, der Anthropologie, der Ethnologie und der Ökologie. Da in den vergangenen Jahren die Sprachwissenschaft ein vermehrtes Interesse an den vom Sprachtod bedrohten Minderheitensprachen gezeigt hat, ist auch die Osterinsel wieder ins Zentrum der Aufmerksamkeit verschiedener Linguisten gerückt. In deren Forschungsarbeiten geht es natürlich vorrangig um das Rapanui, die autochthone Sprache der Insel. Wissenschaftliche Arbeiten zu den spanischen Varietäten, die auf der Osterinsel gesprochen werden, liegen von Miki Makihara und Steve Pagel vor.
Das Ziel dieser Seminararbeit ist es, ausgehend von einigen wichtigen besiedlungs- und sprachgeschichtlichen Faktoren, Pagels und Makiharas Ergebnisse zur formalen Beschreibung der spanischen Varietäten, die auf der Osterinsel gesprochen werden, und sich daraus ergebende Diskurse und Diskussionen zusammenzufassen. Dabei sollen Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausgearbeitet und hinterfragt werden.
Inhalt
1. Einleitung
2. Besiedlungsgeschichte
3. Sprachgeschichtliche Entwicklung der Osterinsel
4. Die Spanischen Varietäten der Osterinsel
4.1. Chilespanisch der Osterinsel
4.2 Rapanui Spanisch
4.2.1. R1 Rapanui Spanisch
4.2.2. S1 Rapanui Spanisch
5. Zukunftsaussichten für die spanischen Varietäten auf der Osterinsel
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die Osterinsel war und ist ein beliebtes Forschungsobjekt verschiedenster Wissenschaftsdisziplinen wie z.B. der Archäologie, der Linguistik, der Anthropologie, der Ethnologie und der Ökologie. (Makihara 2005b: 1) Da in den vergangenen Jahren die Sprachwissenschaft ein vermehrtes Interesse an den vom Sprachtod bedrohten Minderheitensprachen gezeigt hat, ist auch die Osterinsel wieder ins Zentrum der Aufmerksamkeit verschiedener Linguisten gerückt. In deren Forschungsarbeiten geht es natürlich vorrangig um das Rapanui, die autochthone Sprache der Insel. Wissenschaftliche Arbeiten zu den spanischen Varietäten, die auf der Osterinsel gesprochen werden, liegen von Miki Makihara und Steve Pagel vor.
Miki Makihara hat 2005 zwei Arbeiten zum o.g. Thema vorgelegt: Rapa Nui ways of speaking Spanish: Language shift and socialization on Easter Island und Being Rapa Nui, Speaking Spanish: Children’s Voices on Easter Island. Da ihr Forschungsgebiet die linguistische Anthropologie ist, bildet in diesen beiden Arbeiten die formale Beschreibung der spanischen Varietäten nur einen Bestandteil ihrer Ausführungen und wird immer in Beziehung zu Aspekten des sozialen Lebens, vor allem der sozialen Identität und der Gruppendynamik gesetzt. Makihara konzentriert sich dabei besonders auf die Rolle der Rapanui Kinder, die ihrer Meinung nach wesentlich das Erscheinungsbild des rapanuischen Spanisch prägen (Makihara 2005c:2).
Steve Pagel beschäftigt sich in seiner 2010 erscheinenden Dissertation mit einem Sprachraum, der in der romanistischen Forschung bisher nur eine marginale Rolle spielte. Im Zentrum seiner Forschung steht „die systematische Analyse, Darstellung und Gegenüberstellung der drei Nuklei der asiatisch-ozeanischen Hispanophonie – Philipinen, Marianen und Osterinsel – aus synchronischer Perspektive.
Das Ziel dieser Seminararbeit ist es, ausgehend von einigen wichtigen besiedlungs- und sprachgeschichtlichen Faktoren, Pagels und Makiharas Ergebnisse zur formalen Beschreibung der spanischen Varietäten, die auf der Osterinsel gesprochen werden, und sich daraus ergebende Diskurse und Diskussionen zusammenzufassen. Dabei sollen Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausgearbeitet und hinterfragt werden.
2. Besiedlungsgeschichte
Die Osterinsel ist eine kleine (160 km2) subtropische Insel im Südpazifik und liegt 3600 km westlich von Chile und 1900 km südöstlich von Pitcairn, der am nächsten gelegenen bewohnten Insel. (Makihara 2005b: 1) Somit zählt die Osterinsel mit zu den geographisch isoliertesten Orten unserer Erde (Pagel 2009: 133).
Die großen Mo’ai Steinstatuen der Osterinsel sind weltbekannt, aber um die Herkunft und Entwicklung der Menschen, die diese Monumente erschufen, ranken sich Mythen und Mysterien. (Makihara 2005b: 1) Obwohl es mündliche Überlieferungen der Rapanui, der Ureinwohner der Osterinsel gibt, sind sie aber laut Fischer aufgrund der starken Dezimierung der Urbevölkerung und der kulturellen Vermischung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu unzuverlässig, um als Basis für historische Vermutungen zu dienen. Um der historischen Wahrheit näher zu kommen, müssen seiner Meinung nach „the stones and bones of archaelogy, tongues of linguistics, grains of palynology[1], DNA of genetics and other material evidence“ (Fischer 2006: 14f) untersucht, und die Daten systematisch analysiert und interpretiert werden.
Einig sind sich die Forscher heute dahingehend, dass es sich bei den Rapanui um polynesische Nachfahren einer Völkerwanderung handelt, die in Südostasien ihren Ursprung hatte.[2] Wo aber genau die Polynesier ihren Ursprung haben, beschäftigt die Wissenschaftler seit mehr als 20 Jahren. (Rasche 2008: 1) Die vorgeschlagenen Erklärungsmodelle bilden ein Kontinuum, an dessen einem Ende die Entangled Bank Hypothese steht. (Friedlaender 2008: 186) Vertreter dieses Ansatzes sind der Meinung, dass die genetische Vermischung der Völker über Jahrtausende hinweg zu komplex ist, als das man sie rekonstruieren könne. (Rasche 2008: 1) Am anderen Ende des Kontinuums befindet sich das The Express Train to Polynesia Modell, welches davon ausgeht, dass die Vorfahren der Polynesier aus der Umgebung von Taiwan kamen und relativ schnell zu den unbewohnten Inseln im mittleren Pazifik zogen, ohne längere Kontakte zu anderen indigenen Bevölkerungsgruppen zu haben. (Friedlaender 2008: 186) Eine dritte, weit verbreite Hypothese innerhalb des oben genannten Kontinuums ist das Slow Boat to Polynesia Modell, welches annimmt, dass die Polynesier zwar asiatische Wurzeln haben, primär aber von den Melanesiern abstammen (Rasche 2008: 1).
Der Anthropologe Jonathan Friedlaender und sein Team wollten die ungenauen Ergebnisse vorheriger Forschungen verbessern und eine der oben genannten Theorien bestätigen. Dazu haben sie in ihrer Studie das Erbgut von mehr als 1000 Menschen aus 41 verschiedenen Inseln Ozeaniens analysiert. Ihre Forschungsergebnisse unterstützen das The Express Train to Polynesia Modell, da sie durch ihre Untersuchungen eine enge Verwandtschaft zwischen den Ureinwohnern Taiwans und Polynesiern feststellen konnten, wohingegen Melanesier kaum Erbgut mit Polynesiern teilen (Rasche 2008: 1-2).
Jüngste Forschungsergebnisse aus der Archäologie unterstützen ebenfalls das The Express Train to Polynesia Modell. Mit Hilfe der Radiocarbonmethode wurden Altersbestimmungen von archäologischen Fundstücken (z.B. Töpferwaren, Tierknochen) auf verschiedenen Polynesischen Inseln durchgeführt und ausgewertet. Auf der folgenden Karte sind die Verteilung der polynesischen Sprachen und archäologische Daten für die Ausbreitung von neolithischen Kulturen dargestellt (Bellwood 2008: 24).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Man kann erkennen, dass die polynesische Völkerwanderung ca. 4000 Jahre dauerte und mit unterschiedlicher Geschwindigkeit vonstatten ging. In dieser Zeit wurde ein Gebiet mit einer Ost-West Ausdehnung von 28.000 km besiedelt, mit Madagaskar als westlichstem und der Osterinsel als östlichstem Punkt. Demnach wurde die Osterinsel zwischen 650 und 1250 n. Chr. besiedelt. Es entwickelte sich eine stark stratifizierte Gesellschaft mit 10 unabhängigen Stämmen, die mit verschiedenen Teilen der Insel assoziiert waren, obwohl es keine definierten Grenzen gab.[3] Zuerst wurde nur die Küstenregion besiedelt und ab ca. 1100 n. Chr. begann man mit der Konstruktion großtechnischer Bauwerke. Es wurden die ahu (Plattformen) und die mo’ai (steinerne Statuen) errichtet und der Bau von Zisternen und Beobachtungstürmen begonnen. Bis zum Ende des 13. Jahrhunderts wurde der Boden oberflächenschonend bearbeitet, danach lässt sich eine radikale Entwaldung mit zunehmender Bodenerosion nachweisen. Ab dieser Zeit wurde auch das Inselinnere vermehrt besiedelt und nach 1425 lässt sich ein höchst intensivierter Landbau feststellen.
Diese Zeit der Kulturblüte dauerte bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts, wobei gegen Ende der Periode zunehmend Anzeichen der Degeneration erkennbar waren: Ab etwa 1500 kam es zu vermehrten Stammeskriegen unter Anwendung neuartiger Waffen (mata’a = mit scharfen Obsidianspitzen versehene Kurzspeere). Ebenfalls in diesem Zeitraum fällt die Entstehung eines neuen poltisch-religiösen Systems, des sogenannten Vogelmann-Kultes. Hierbei handelt es sich um jährliche Wettkämpfe und Zeremonien in dem Ort Orongo, an denen alle Stämme teilnahmen: Durch ein Wettschwimmen, an dem jeweils ein Vertreter jedes Stammes teilnahm, wurde ein Sieger ermittelt, der für jeweils ein Jahr der Herrscher (tangata manu) der Osterinsel wurde. Dadurch gewann die Kriegerkaste (matato’a) erheblich an Einfluss (Makihara 2005b: 3). Man vermutet auch ein Ausbreiten von Kannibalismus in dieser Epoche. In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts kam es zu einem Zusammenbruch der Stammesgesellschaft, in der auch der intensivierte Landbau wieder aufgegeben wurde. Ab der Mitte des 17. Jahrhunderts wurden keine ahu und mo’ai mehr errichtet und ab dem Ende des 17. Jahrhunderts zerstörten die Osterinsulaner selbst die Plattformen und warfen die Statuen um. Es kam zu einem völligen Verfall der alten, auf der Ahnenverehrung fußenden Kultur.
Die Gründe für diesen Kulturverfall sind in der Forschung heftig umstritten, mittlerweile geht die Mehrzahl der Forscher heute davon aus, dass die Probleme von den Insulanern selbst verursacht wurden. Favorisiert wird im Moment die These von Jared Diamond, der von einem Raubbau an den natürlichen Ressourcen ausgeht, welcher zur Störung des ökologischen Gleichgewichtes auf der Insel geführt hat. Andere Theorien geben folgende Gründe als Ursachen für den Niedergang der Osterinselkultur an: eine mehrjährige Dürre, die Kleine Eiszeit, die von den ersten Siedlern eingeschleppte Polynesische Ratte, der europäische Einfluss auf die Kultur, eine andauernde Hungersnot oder ein Religionskrieg. Die folgende Übersicht gibt noch einmal eine gute Zusammenfassung des Kulturschemas der Osterinsel von den Anfängen bis zur Gegenwart.
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(http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:KulturschemaOsterinsel.png&filetimestamp=20090324151033)
Am Ostersonntag 1722 wurde die Osterinsel von der holländischen Expedition unter J. Roggeeven entdeckt, es folgten weitere sporadische Besuche durch europäische Seefahrer (z.B. Felipe González de Haedo 1770, James Cook 1774). Durch diese Besuche wurden Krankheiten eingeschleppt, die zu einem Bevölkerungsrückgang führten: Im 16. Jahrhundert schätzte man die Bevölkerungszahl auf ca. 7000 bis 10000 Einwohner, in der Mitte des 19. Jahrhunderts lebten nur noch etwa 3000-5000 Osterinsulaner auf der Insel (Makihara 2005b: 4).
Zwischen 1862 und 1863 wurden ca. 1500 Osterinsulaner durch peruanische Sklavenhändler als Zwangsarbeiter zum Guano-Abbau auf die Chincha Inseln verschleppt. Die wenigen Überlebenden, die auf die Osterinsel zurückkehrten, brachten ein Pockenvirus mit und lösten somit einen weiteren dramatischen Rückgang der Bevölkerung aus. 1869 lebten noch ca. 700 Rapanui auf der Insel. In dieser Zeit sind wahrscheinlich viele alte Elemente der Osterinselkultur unwiederbringlich verlorengegangen. Dazu trugen sicherlich auch die französischen Missionare bei, die sich von 1866 bis 1871 auf der Insel aufhielten: Sie bekehrten die Rapanui zum Christentum und bewegten sie zur Aufgabe der Rongorongo Schrift, des Vogelmann-Kultes und anderer ‚heidnischer’ Rituale (Makihara 2005b: 4).
Ein weiterer Europäer ist für starke Veränderungen auf der Osterinsel verantwortlich: Der französische Geschäftsmann Jean Baptiste Dutrou-Bornier kaufte ab 1868 Land von den Stammeshäuptlingen, und verwandelte die von den Missionaren begonnene Schafzucht in ein Großunternehmen. Die wenigen noch verbliebenen Rapanui wurden in ein kleines Reservat an der Westküste (im Bereich des heutigen Hanga Roa) zwangsumgesiedelt. Es war ihnen unter Androhung von Strafe untersagt, dieses Gebiet zu verlassen. Da die Missionare immer wieder in Streit mit Dutrou-Bornier gerieten, gaben sie 1871 die Mission auf der Osterinsel auf und gingen mit 275 Rapanui ins Exil nach Tahiti und Mangareva. Somit lebten 1871 nur noch 230 Rapanui auf der Insel, deren Zahl ihren absoluten Tiefpunkt mit 110 Einwohnern 1877 erreicht (Makihara 2005b: 4).
1878 übernahm Alexander Salmon Jr. die Geschäfte auf der Insel, die sich mittlerweile in eine riesige Schafsfarm verwandelt hatte und brachte 20 Tahitianer und einige Rapanui Exilanten mit. Dies bedeutete eine Wende in der Geschichte der Osterinsel: Der Bevölkerungsrückgang hörte auf und eine neue, von vielen externen Einflüssen geprägte Osterinselkultur wurde geboren. Für die Rapanui selbst änderte sich aber erst einmal nichts. Selbst die Annektierung der Insel durch Chile 1888 brachte keine Verbesserung der Lebensumstände für die Osterinsulaner. Aus mangelndem Interesse verpachtete Chile die Insel 1903 an eine chilenisch-schottische Gesellschaft, welche die nächsten 50 Jahre die Insel regierte und den Osterinsulaner nicht erlaubte, Hanga Roa zu verlassen. 1953 übernahm die chilenische Marine die Kontrolle über die Insel, aber auch da blieben alle Beschränkungen für die Rapanui in Kraft. Aber mit dem jährlichen Versorgungsschiff kamen auch einige wenige Touristen, Journalisten und Wissenschaftler auf die Insel, durch deren Berichte die chilenische Regierung unter Druck geriet und somit schrittweise die Beschränkungen für die Rapanui aufgehoben wurden. So konnten ab 1956 Rapanui Kinder die weiterführenden Schulen auf dem chilenischen Kontinent besuchen und Rapanui Männer Dienst in der chilenischen Armee leisten.
Anfang der 1960er Jahre führte eine Bürgerrechtsbewegung unter der Leitung des Rapanui Lehrers Alfonso Rapu zum Ende der Militärverwaltung und zur Einführung einer zivilen Verwaltung 1966. Ein Jahr später wurde eine regelmäßige Flugverbindung zwischen Santiago de Chile und der Osterinsel eingerichtet. Den Rapanui wurden die Bürgerrechte zuerkannt und sie konnten sich nun zum ersten mal frei innerhalb und außerhalb der Insel bewegen und an Wahlen teilnehmen. Mit der Ankunft des chilenischen Verwaltungsapparates (400 chilenische Angestellte und deren Familien) begann die Phase der Chilenisierung der Osterinsel. Die schnelle Integration der Osterinsel in die nationale und globale Wirtschaft in den folgenden Jahren hat zu einer beschleunigten Akkulturation, zu Mischehen und somit zu einem Sprachwechsel von Rapanui zu Spanisch geführt (Makihara 2005b: 5), der im nächsten Abschnitt näher beschrieben werden soll.
3. Sprachgeschichtliche Entwicklung der Osterinsel
Die Sprache der Osterinsulaner bis ca. Ende des 19. Jahrhunderts wird in der Literatur als altes Rapanui bezeichnet und „umfasst die diachronischen, diatopischen und diaphasischen Varietäten des Rapanui vor dem demographischen Kollaps im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts“ (Pagel: 151) Diese Varietäten werden heute nicht mehr gesprochen und meist auch nicht mehr verstanden und sind z.B. noch in alten Sprechgesängen (akoako) erhalten.
Modernes Rapanui verbreitete sich ab 1878 durch die Heimkehrer aus dem tahitianischen Exil. Diese hatten dort aus Altem Rapanui und Tahitianisch eine neue hybride Sprache entwickelt, die sie nun auf die Osterinsel mitbrachten und die dann relativ schnell das alte Rapanui ablöste. Dabei kann festgestellt werden, dass das Moderne Rapanui sich „vom alten Rapanui weniger in der Struktur als vielmehr im Lexikon“ unterscheidet. (Pagel: 154) Modernes Rapanui wurde weiterhin von den europäischen Sprachen, die am Ende des 19. Jahrhunderts auf der Osterinsel gesprochen wurden, beeinflusst: Französisch, Latein und Griechisch sowie Englisch (Pagel:143).
Durch die Annektierung 1888 kam es zu ersten Kontakten mit dem Chilespanischen, aber der sprachliche Einfluss bliebt vorerst gering, da die wichtigere Fremdsprache Englisch war: die Sprache, die von den Repräsentanten der chilenisch- schottischen Gesellschaft gesprochen wurde, die von 1903 bis 1953 die Insel regierte (Pagel:143). Ab den 1920er Jahren gewann das Spanische an Einfluss und es bildete sich eine von Makihara als „koloniale Diglossie“ bezeichnete Sprachsituation heraus. Die Diglossie ist eine besondere Form der Zweisprachigkeit einer ganzen Gesellschaft mit einer klaren funktionalen Differenzierung zwischen den zwei Sprachen, hier also modernes Rapanui, das sich zu diesem Zeitpunkt stabilisierte und als „primäre intrakommunitäre Sprache“ (Pagel:144) fungierte und Spanisch als Verwaltungs- und ab 1934 als Unterrichtssprache. Die Rapanui wurden somit bilingual: Die Erstsprache war modernes Rapanui und die Zweitsprache Chilespanisch. Diese Zweitsprache kann als eine Lernervarietät charakterisiert werden, die sich durch linguistische Vereinfachung, Interferenz mit dem Rapanui auf phonologischer und morphosyntaktischer Ebene und code-switching auszeichnet (Pagel: 144).
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[1] Palynologie ist die wissenschaftliche Bezeichnung der Pollenanalyse. Sie untersucht sowohl rezente als auch fossile Pollen, Sporen und weitere Mikrofossilien.
[2] Die von Thor Heyerdahl in den 1940er Jahren aufgestellte Theorie einer von Südamerika ausgehenden Besiedlung gilt heute aufgrund neuester Forschungsergebnisse als widerlegt, aber die Möglichkeit eines Kontaktes mit Südamerika wird von vielen Experten als ein möglicher Faktor in der kulturellen Entwicklung der Osterinsel betrachtet. Dies wäre z.B. eine Erklärung für das Vorhandensein von typisch südamerikanischen Gewächsen (wie z.B. die Süßkartoffel) auf der Osterinsel. (Makihara 2005b: 1-2)
[3] Die geschichtlichen Fakten wurden, wenn nicht anders gekennzeichnet, entnommen aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Osterinsel. Aufgrund der umfangreichen Quellenangabe erscheint mir der Artikel gründlich recherchiert und vertrauenswürdig.