James Cook unternahm in den Jahren zwischen 1668 und 1779 insgesamt drei Weltreisen. Diese Reisen im Auftrag der englischen Royal Society verfolgten sowohl politische als auch wissenschaftliche Ziele. Auf der ersten und zweiten Reise wurde die Mannschaft durch eine Gruppe von Wissenschaftlern ergänzt. So war auf der zweiten Reise war Georg Forster als Begleiter seines Vater Johann Forster mit an Bord. Die durch die Wissenschaftler vorgenommene 'Naturforschung', die nach heutigem Verständnis das gesamte Feld der Natur- und Geisteswissenschaften umfasste, schloss auch die Beobachtung der vor Ort lebenden Bevölkerung und ihrer Lebensumstände ein.
In diesem Zusammenhang sollen zwei Fragen im Mittelpunkt stehen: Welche Merkmale und grundlegenden Eigenschaften werden den Menschen, ihrer Gesellschaftsstruktur und ihrer natürlichen Umgebung in den Berichten zugeschrieben? Inwieweit werden die zugeschriebenen Eigenschaften und Merkmale im Zuge anthropologischer Überlegungen systematisiert und ins Verhältnis zu den Eigenschaften und Merkmalen des Europäers und der Struktur seiner Gesellschaft gesetzt?
Zur Beantwortung dieser Fragen soll einem ersten Schritt auf zwei zentrale Begriffe eingegangen werden. Für die Beschreibungen des Südseeinsulaners und deren Rezeption in Europa sind insbesondere der Begriff des 'Edlen Wilden' und der Begriff des 'Barbaren' von Bedeutung. Während insbesondere die Tahitianer seit Louis-Antoine de Bougainville als Verkörperung des 'Edlen Wilden' galten, etablierte sich durch die Berichte Cooks und Forsters das Bild des Neuseeländers, beziehungsweise des Maori, als Verkörperung des 'Barbaren'. Als "Archetypen der Charakterisierung" finden sie somit Berücksichtigung im Werk Cooks und Forsters. In einem zweiten Schritt soll anhand ihrer Aufzeichnungen über die Aufenthalte auf Tahiti und Neuseeland auf Georg Forsters und James Cooks ethnographische Untersuchungen eingegangen werden, um anschließend die Frage zu beantworten, inwiefern diese Überlegungen in allgemeinere anthropologische Überlegungen über die menschliche Natur, das Verhältnis der Kulturen zueinander und die Entstehung von Mensch, Gesellschaft und Zivilisation einfließen. Die verwendeten Quellen sowie die Sekundärliteratur sind in der Literaturliste vermerkt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zwei Archetypen der Charakterisierung: „Edle Wilde“ und „Barbaren“
- Der Begriff des „Edlen Wilden“
- Der Begriff des „Barbaren“
- Das Bild der indigenen Bevölkerung bei Georg Forster
- Tahiti
- Neuseeland
- Das Bild der indigenen Bevölkerung bei James Cook
- Tahiti
- Neuseeland
- Georg Forster und James Cook – Eine Anthropologie der Aufklärung?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Darstellung der indigenen Bevölkerung in den Reisebeschreibungen von James Cook und Georg Forster. Sie analysiert die Merkmale und Eigenschaften, die den Menschen, ihrer Gesellschaftsstruktur und ihrer natürlichen Umgebung zugeschrieben werden, und setzt diese in Bezug zu den Eigenschaften und Merkmalen des Europäers und der Struktur seiner Gesellschaft.
- Das Konzept des „Edlen Wilden“ und des „Barbaren“
- Die ethnographischen Untersuchungen von Georg Forster und James Cook
- Anthropologische Überlegungen über die menschliche Natur und das Verhältnis der Kulturen zueinander
- Die Entstehung von Mensch, Gesellschaft und Zivilisation
- Die Rezeption der Reiseberichte in Europa
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die zweite Reise von James Cook vor und erläutert deren wissenschaftliche und politische Ziele. Dabei wird besonders auf die Rolle von Georg Forster als Begleiter seines Vaters Johann Forster eingegangen. Die Einleitung befasst sich mit der Relevanz der Frage nach dem Bild der indigenen Bevölkerung im Kontext der Aufklärung.
Das erste Kapitel beschäftigt sich mit den Archetypen „Edle Wilde“ und „Barbaren“, die in den Reisebeschreibungen von Cook und Forster eine wichtige Rolle spielen. Es werden die historischen Entwicklungen und die Bedeutung dieser Begriffe im 18. Jahrhundert beleuchtet.
Das zweite Kapitel untersucht die Darstellung der indigenen Bevölkerung in den Aufzeichnungen von Georg Forster, speziell seine Beobachtungen in Tahiti und Neuseeland.
Das dritte Kapitel analysiert die ethnographischen Untersuchungen von James Cook in Tahiti und Neuseeland, indem es auf seine schriftlichen Aufzeichnungen zurückgreift.
Das vierte Kapitel befasst sich mit der Frage, inwieweit die ethnographischen Erkenntnisse von Forster und Cook zu einer anthropologischen Sicht der Aufklärung beitragen.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter der Arbeit sind: „Edler Wilder“, „Barbaren“, „Ethnographie“, „Anthropologie“, „Aufklärung“, „Südsee“, „Tahiti“, „Neuseeland“, „James Cook“, „Georg Forster“, „Reisebeschreibungen“.
- Arbeit zitieren
- Simon Muss (Autor:in), 2010, 'Edle Wilde' und 'Barbaren'? Das Bild der indigenen Bevölkerung in den Reisebeschreibungen von James Cook und Georg Forster, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/356035