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Ausarbeitung, 2017
14 Seiten, Note: keine (selbständige Arbeit)
Geschichte Europa - and. Länder - Mittelalter, Frühe Neuzeit
VORWORT
DAS LEBEN DES ERASMUS
Geburt, Eltern und Grosseltern
Kindheit und Jugend: die Schulen
Kloster oder nicht?
Aufbruch nach Europa
Selbsteinschätzung
SCHLUSSBEMERKUNG
Erasmus von Rotterdam hat im Alter von 57 oder 58 Jahren nach einer längeren Krankheit eine kleine Autobiographie über sein bisheriges Leben verfasst und an seinen Freund Goclen geschickt. Die erste bekannte gedruckte Fassung dieser Biographie ist 1607, also 71 Jahre nach seinem Tod (er wurde dann doch noch 70 Jahre alt) erschienen. Wie üblich, sind mehrere weitere Fassungen mit leichten Textabweichungen bekannt. Eine ausführlich kritisch kommentierte Edition findet sich in P.S. Allen, Opus Epistolarum Des. Erasmi Roterodami, Band I, Clarendon Press Oxford 1906.
Bei unseren Literaturrecherchen fanden wir keine deutsche Übersetzung des lateinischen Originaltextes dieser Autobiographie. Da der Text aufschlussreich für die Denkweise und die Selbsteinschätzung des Erasmus ist, haben wir ihn ins Deutsche übersetzt. Genau gesagt, gab es einen aktuellen Anlass dafür: das Strassenfest der Karlsruher Erasmusstrasse im Jahre 1997 und das gleichzeitige Auftauchen in dieser Strasse eines Originalexemplars des im Jahre 1644 erschienenen Buches Desid. Erasmi Roterodami Colloquia, nunc emendatiora, Amstelodami, apud Jodocum Jansonium (siehe auch Anmerkung am Schluss der Übersetzung). Wenn man das in diesem Werk angegebene Geburtsjahr 1567 zugrundelegte, konnte man 1997 sogar ein kleines Erasmus-Jubiläum feiern, nämlich seinen 430. Geburtstag.
Wir haben dann den Text dieses Buches, das uns so unerwartet in den Schoss gefallen war, für die Übersetzung zugrunde gelegt. An wenigen Stellen haben wir Anregungen und Informationen von anderer Seite, z. B. aus dem erwähnten Allenschen Werk, eingearbeitet. Es gab vor allem eine Stelle, die wir nicht aus eigener Kraft bewältigen konnten, den Satz „Mutati cultus rationem reddi[di]t in libello primo, quo respondit Leicis [sycophantiis]“. Nach vergeblicher Anfrage bei einem ansässigen Theologen wandte ich (UB) mich an meine Cousine Dr. Gisela Jeremias, evangelische Theologin an der Universität Marburg, mit der Frage, was denn wohl das mir rätselhafte „Leicis“ bedeuten könne. Sie gab meine Anfrage weiter an Professor Dr. Reinhard Schwarz, Kirchengeschichtler in München. Er konnte „Leicis“ von Edward Lee ableiten, einem damaligen Theologen, jünger als Erasmus, und – wie das damals üblich war – erbitterter Diskussionsgegner und Streitpartner von Erasmus. Zur endgültigen Klärung verwies er uns aber an den Erasmus-Fachmann Professor Dr. Cornelis Augustijn in Amsterdam, der dann die vollständige Erklärung des Satzes lieferte: im von uns benutzten Text fehlt offenbar das Wort „sycophantiis“, das erst mit dem Adjektiv „Leicis“ zusammen den richtigen Sinn, nämlich „Betrügereien des Lee“ (im Dativ), ergibt.
Wir sind also Professor Augustijn, Professor Schwarz und meiner Cousine zu grossem Dank verpflichtet. Ohne ihre Hilfe hätte die Übersetzung eine hässliche Lücke behalten.
von ihm selbst beschrieben
Er wurde in Rotterdam am Vorabend von Simon und Judas [ 28.10. ] etwa im Jahre 1467 [ 1466; 1469] geboren. Seine Mutter hiess Margareta und war die Tochter eines Arztes namens Petrus aus Sevenbergen. Die beiden Brüder dieses Arztes hat Erasmus in Dordrecht gesehen, als sie fast neunzig Jahre alt waren.
Erasmus’ Vater hiess Gerardus. Er lebte mit Margareta in der Hoffnung auf eine Ehe, und es heisst, dass sie sich gegenseitig das Wort gegeben hatten. Dies sahen weder Gerardus’ Eltern noch seine Brüder gern. Sein Vater hiess Helias, seine Mutter Catharina. Beide wurden sehr alt: Catharina erreichte fast 95 Jahre.
Die Brüder waren zehn an der Zahl; es gab keine Schwester von dem gleichen Elternpaar.; alle Brüder waren verheiratet ausser einem. Gerardus war der Jüngste. Es dünkte allen, dass einer aus einer so grossen Kinderzahl Gott geweiht werden sollte (Du kennst die Stimmungen älterer Leute), und die Brüder dachten über diese Angelegenheit nach. Natürlich glaubten sie, dass so einer da wäre, bei dem sie [im Notfall, kostenlos] speisen könnten. Als Gerardus sah, dass er auf jeden Fall nach übereinstimmender Meinung aller von der Ehe ausgeschlossen sein würde, tat er, was Menschen in auswegloser Situation oft tun: er floh heimlich und schickte von unterwegs einen versöhnlichen Brief an die Eltern und Brüder, fügte aber hinzu: Lebt wohl, ich werde euch niemals wieder sehen.
Derweil blieb die Braut schwanger zurück. Der Junge wurde bei der Grossmutter aufgezogen. Gerardus begab sich nach Rom. Dort erwarb er durch Schreiben hinlänglichen Wohlstand, denn damals gab es noch keinen Buchdruck. Er hatte eine sehr glückliche Hand und lebte in der Art junger Leute. Bald widmete er sich ernsthaften Studien. In Griechisch und Latein war er vortrefflich bewandert. Sogar in der Rechtswissenschaft hatte er aussergewöhnliche Fortschritte gemacht. Rom erfreute sich nämlich damals einer aussergewöhnlichen Konzentration von gelehrten Männern. Er hörte den Guarinus. Alle Autoren hatte er mit eigener Hand kopiert.
Als seine Eltern schliesslich Kenntnis erlangten, dass er in Rom weilte, schrieben sie ihm, das Mädchen, das er heiraten wollte, sei gestorben. Er glaubte das, wurde aus Betrübnis Presbyter und wandte sich ganz der Religion zu. Nach Hause zurückgekehrt, erkannte er die Hinterlist [seiner Eltern]: aber dennoch wollte weder das Mädchen jemals später heiraten, noch trat er jemals danach an sie heran.
Er sorgte jedoch für eine anständige Erziehung des Knaben und schickte ihn in die Elementarschule [in Gouda], als er gerade vier Jahre alt geworden war [1470]. Gleichwohl machte der Knabe in den ersten Jahren nur geringe Fortschritte in diesen unattraktiven Studien, für die er nicht geschaffen war.
In seinem neunten Lebensjahr [1475] wurde er vom Vater nach Deventer geschickt. Seine Mutter ging mit ihm, um ihn in seinem zarten Alter zu beschützen und zu versorgen. Diese Schule war damals noch nicht sehr entwickelt. Es wurde „Pater meus“[1] vorgelesen; die Tempora [der lateinischen Grammatik] wurden verlangt. Es wurden vorgelesen Ebrardus und Johannes von Garlandia: dabei hatten schon damals Alexander Hegius [aus Heek in Westfalen, gest. 1498; Leiter der Schulen in Wesel, Emmerich und Deventer; beeinflusst durch die „Brüder vom gemeinsamen Leben“] und Zinthius Schritte unternommen, um bessere Bücher einzuführen.
Endlich gelang es ihm, durch ältere Spielkameraden, die schon Zinthius hörten, zum ersten Mal eine Ahnung zu bekommen, was bessere Literatur war. Danach hörte er einige Male den Hegius, aber nur an den Feiertagen, an denen er für alle las.
So gelangte er in die dritte Klasse. Da raffte die Pest, die dort heftig wütete, seine Mutter hinweg. Der Sohn, der nun schon dreizehn Jahre alt war, blieb allein zurück. Als die Pest von Tag zu Tag immer schlimmer wurde, und das ganze Haus, in dem er lebte, verlassen war, kehrte er nach Hause zurück.
Als Gerardus die traurige Nachricht erfuhr, begann er zu kränkeln und starb wenig später. Beide verschieden nicht viel nach der Vollendung ihres vierzigsten Lebensjahres. Er setzte drei Vormünder ein, die er für sehr zuverlässig hielt; der vornehmste war Petrus Winckel, damals Lehrer an der Elementarschule zu Gouda. Er hinterliess ein nicht sehr grosses Vermögen, das die Vormünder gewissenhaft verwalten sollten.
So wurde Erasmus nach s’Hertogenbosch weggeschickt [wahrscheinlich 1484 ], da er schon reif genug für die Akademie sei. In Wahrheit fürchteten sie die Akademie, weil sie beschlossen hatten, den Knaben für die Religion zu erziehen. Dort lebte er (d.h. verlor er) an die drei Jahre: im Hause der „Brüder“, wie sie sie nannten, in dem damals Romboldus lehrte, der Charakter und Begabung des Knaben ausserordentlich lieb gewann. Er begann auch den Knaben aufzufordern, seiner Bruderschaft beizutreten. Der Knabe schützte jedoch die Unwissenheit seiner Jugend vor.
Als auch dort die Pest ausbrach und er lange am „viertägigen Fieber“ laboriert hatte, kehrte er zu den Vormündern zurück [nach Gouda, wahrscheinlich 1487; 20 J. alt ]; er verfügte auch schon über eine genügend entwickelte Ausdrucksweise, die er an einigen guten Autoren geschult hatte.
[...]
[1] So beginnt ein gewisses Grammatikbuch, das zu jener Zeit an den Schulen vorgelesen wurde. Als Manuskript ist es noch in der Biblioteca Boxhorniana vorhanden. Siehe das Leben des Erasmus, und die von P. Scriverio herausgegebenen Briefe, die demnächst in erweiterter Fassung publiziert werden sollen. [Diese Fussnote steht so im lateinischen Original.]
Hausarbeit, 15 Seiten
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