Die vorliegende Arbeit untersucht den Zusammenhang zwischen psychologischem
Geschlecht, biologischem Geschlecht und den Untersuchungsvariablen Leistungskurswahl in
der Jahrgangsstufe 11, Prüfungsangst sowie der schulspezifischen Selbstwirksamkeit anhand
einer Stichprobe von Versuchspersonen der 11. Klassen zweier Gymnasien in NRW. Die
Versuchspersonen wurden gefragt, welche Leistungskurse sie gewählt hatten und wie sie die
Geschlechtstypik verschiedener Schulfächer einschätzten.
Es zeigt sich, dass klare Geschlechtsunterschiede bei der Wahl der Leistungskurse bestehen.
Mädchen wählen mehr Sprachen als Jungen, Jungen dagegen mehr „harte“
Naturwissenschaften als Mädchen. Die Prüfungsangst der Jungen ist in den Komponenten
Mangel an Zuversicht und Aufgeregtheit niedriger als die der Mädchen. Die Mädchen sind
weniger Selbstwirksam in schulischem Kontext als die der Jungen.
Ein Zusammenhang zwischen Leistungskurswahl und dem psychologischen Geschlecht ist
teilweise zu erkennen. Androgyne Mädchen und Indifferente wählen weniger
geschlechtstypisch als die stärker geschlechtstypisierten Versuchspersonen, also die
Femininen und maskulinen Jungen. Entgegen der Erwartungen wählen androgyne Jungen und
maskuline Mädchen allerdings typisch für ihr biologisches Geschlecht.
Die Einschätzung der Schulfächer nach ihrer Geschlechtstypik wird unabhängig vom
biologischen und psychologischen Geschlecht von allen Versuchspersonen ähnlich gesehen.
Die Fächer Mathematik, Physik, Sport und Informatik sind demnach Jungenfächer, die Fächer
Deutsch, Erziehungswissenschaften, Kunst und Französisch sind typische Mädchenfächer.
Die Prüfungsangst ist bei Maskulinen und androgynen Jungen am niedrigsten, die höchsten
Werte erhalten feminine Jungen. Es zeigen sich Interaktionen bezüglich biologischem und
psychologischem Geschlecht bei den Komponenten Interferenz und Mangel an Zuversicht.
Die schulspezifische Selbstwirksamkeit ist bei den Maskulinen und Androgynen
erwartungsgemäß höher als bei den Femininen und Indifferenten.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Kurzfassung.
- 2 Einleitung und Problemstellung.
- 2.1 Modelle des Kurswahlverhaltens
- 2.1.1 Erwartungs-Wert-Modell
- 2.1.2 Modell der Selbstwirksamkeit
- 2.1.3 Geschlechtsunterschiede
- 2.2 Motive bei der Kurswahl
- 2.3 Prüfungsangst
- 2.3.1 Operationalisierung der Prüfungsangst
- 2.3.2 Geschlechtsunterschiede bei der Prüfungsangst
- 2.4 Selbstkonzept.
- 2.4.1 Struktur des Selbstkonzeptes
- 2.4.2 Kognitive Einschätzung der eigenen Fähigkeiten
- 2.4.3 Geschlechtsunterschiede
- 2.5 Selbstwirksamkeitserwartungen
- 2.5.1 Dimensionen der Selbstwirksamkeitserwartungen
- 2.5.2 Operationalisierung der Selbstwirksamkeitserwartungen
- 2.5.3 Geschlechtsunterschiede
- 2.6 Schulbezogene Selbstwirksamkeit
- 2.7 Das geschlechtsspezifische Selbstkonzept
- 2.7.1 Das biologische Geschlecht als Kategorie
- 2.7.2 Geschlechtsrollenidentität
- 2.8 Einschätzung der Schulfächer nach Geschlechtstypik
- 2.9 Herleitung der Fragestellung und Hypothesen
- 3 Methoden
- 3.1 Versuchspersonen
- 3.2 Durchführung
- 3.3 Erhebungsinstrument
- 3.4 Unabhängige und abhängige Variablen
- 3.5 Auswertungsverfahren
- 4 Ergebnisse
- 4.1 Geschlechtsunterschiede bei der Leistungskurswahl
- 4.1.1 Geschlechtsunterschiede bei einzelnen Fächern
- 4.1.2 Geschlechtsunterschiede bei der Leistungskurskombination
- 4.2 Geschlechtsunterschiede bei der Prüfungsangst
- 4.2.1 Geschlechtsheterogene Items der Aufgeregtheit
- 4.2.2 Geschlechtsheterogene Items der Besorgtheit
- 4.2.3 Geschlechtsheterogene Items des Mangel an Zuversicht
- 4.2.4 Geschlechtsheterogene Items der Interferenz
- 4.3 Geschlechtsunterschiede bei der schulspezifischen\nSelbstwirksamkeit
- 4.4 Leistungskurswahl in Abhängigkeit von der\nGeschlechtsrollenidentität
- 4.4.1 Die Leistungskurswahl androgyner Versuchspersonen
- 4.4.2 Die Leistungskurswahl maskuliner Versuchspersonen
- 4.4.3 Die Leistungskurswahl femininer Versuchspersonen
- 4.4.4 Die Leistungskurswahl indifferenter Versuchspersonen
- 4.5 Die Einschätzung der Geschlechtstypik von Schulfächern
- 4.5.1 Die Einschätzung der Geschlechtstypik von Schulfächern\nnach biologischem Geschlecht
- 4.5.2 Die Einschätzung der Geschlechtstypik von Schulfächern\nnach psychologischem Geschlecht.
- 4.6 Prüfungsangst in Abhängigkeit vom psychologischen Geschlecht
- 4.6.1 Prüfungsangst bei Androgynen
- 4.6.2 Prüfungsangst bei Maskulinen
- 4.6.3 Prüfungsangst bei Femininen
- 4.6.4 Prüfungsangst bei Indifferenten
- 4.6.5 Prüfungsangstkomponenten für biologisches und psychologisches Ge\nschlecht
- 4.7 Zusammenhang zwischen schulspezifischer Selbstwirksamkeit\nund psychologischem Geschlecht.
- 5 Diskussion und Interpretation
- 5.1 Erster Hypothesenkreis
- 5.2 Zweiter Hypothesenkreis
- 5.3 Methodische Anmerkungen
- 6 Zusammenfassung.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit zielt darauf ab, den Zusammenhang zwischen dem psychologischen Geschlecht, dem biologischen Geschlecht und der Leistungskurswahl in der Jahrgangsstufe 11 zu untersuchen. Die Diplomarbeit beschäftigt sich mit den Einflussfaktoren auf die Kurswahl und analysiert die Rolle des psychologischen Geschlechts und der Geschlechtsrollenidentität in diesem Kontext.
- Die Bedeutung von Geschlechterrollen und Stereotypen für die Kurswahl.
- Der Einfluss der Selbstwirksamkeitserwartungen auf die Wahl von Leistungskursen.
- Die Rolle der Prüfungsangst bei der Entscheidung für bestimmte Leistungskurse.
- Die Beziehung zwischen dem Selbstkonzept und der Leistungskurswahl.
- Die Analyse von geschlechtsspezifischen Mustern in der Wahl von Leistungskursen.
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 2 bietet einen Überblick über relevante Theorien und Modelle zur Kurswahl, die sich auf die Erwartungs-Wert-Theorie und die Selbstwirksamkeitserwartungen konzentrieren. Es wird zudem die Bedeutung von Geschlechtsunterschieden in diesem Kontext beleuchtet. Die Kapitel 2.3 bis 2.7 untersuchen die Einflussfaktoren Prüfungsangst, Selbstkonzept, Selbstwirksamkeitserwartungen und schulspezifische Selbstwirksamkeit auf die Kurswahl. Kapitel 2.8 beschäftigt sich mit der Einschätzung von Schulfächern nach Geschlechtstypik und leitet die Forschungsfragen und Hypothesen der Arbeit her.
Kapitel 3 beschreibt die Methoden der Untersuchung, die Versuchspersonen und das Erhebungsinstrument. Es werden die unabhängigen und abhängigen Variablen definiert und die Auswertungsverfahren erläutert. Kapitel 4 präsentiert die Ergebnisse der Studie und analysiert die Geschlechtsunterschiede in Bezug auf die Leistungskurswahl, die Prüfungsangst, die schulspezifische Selbstwirksamkeit und die Einschätzung der Geschlechtstypik von Schulfächern.
Kapitel 5 diskutiert die Ergebnisse der Untersuchung, interpretiert die Befunde im Kontext der relevanten Literatur und beleuchtet methodische Aspekte der Studie.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit Themen wie Leistungskurswahl, psychologischem Geschlecht, biologischem Geschlecht, Geschlechtsrollenidentität, Selbstwirksamkeit, Prüfungsangst, Selbstkonzept, Geschlechtstypik und schulspezifische Selbstwirksamkeit.
- Arbeit zitieren
- Pia Cesar (Autor:in), 2004, Zusammenhang zwischen psychologischem Geschlecht, biologischem Geschlecht und der Leistungskurswahl in der Jahrgangsstufe 11, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/35048