Das wohl bekannteste Werk Lewis Carrolls ist "Alice im Wunderland". Die Dialoge zwischen Alice und den Wunderlandbewohnern sind von Missverständnissen geprägt, die Wesen argumentieren oft vollkommen unschlüssig oder verhalten sich völlig seltsam. Während dieser Unsinn einerseits lustig ist, macht er doch auch Angst und obwohl die Wunderlandbewohner so befremdlich sind, kommen sie einem doch bekannt vor, so als hätten sie gewisse menschliche Züge. Es scheint, als würde Carroll mit dem Wunderland nicht nur Lachen erzeugen wollen, sondern eher auf eine subtile und unbewusste Weise dieses Lachen in der Kehle ersticken lassen, denn irgendetwas stimmt nicht mit Alice' beklemmender Reise in das Wunderland.
Bei genauerer Betrachtung von Carrolls Leben, einem Außenseiter, der sich zwar einerseits in seiner Position als Professor für Mathematik völlig gesellschaftskonform verhielt, sich aber andererseits auch die meiste Zeit in seine Phantasie und Tagträume flüchtete, entsteht die Frage, ob Carroll mit "Alice im Wunderland" möglicherweise aufzeigt, wie wenig er sich in der Gesellschaft akzeptiert fühlte, gleich Alice, der das Wunderland und deren sonderbaren Bewohner so fremd sind.
Ich werde in dieser Facharbeit zunächst als Basis grob die viktorianische Gesellschaft beschreiben, um im Anschluss daran die Bedeutung des Kindes für Lewis Carroll aufzuzeigen und vor allem auch auf das Wesen Carrolls einzugehen. Hierbei arbeite ich mit Theorien Freuds. Darauffolgend werde ich erläutern, warum Alice als Spiegelbild Carrolls zu verstehen ist, was sich auch aus der Bedeutung des Kindes für ihn erschließt. Als logische Schlussfolgerung darauf, dass Alice Carroll ist und "Alice im Wunderland" durch Traumdichtung entstanden ist, also auf Träumen basiert, werde ich darauf eingehen, dass das Wunderland vor allem das Unterbewusstsein Carrolls offenbart und, dass folglich "Alice im Wunderland" neben den offensichtlichen Parodien auf die Gesellschaft auch eine tiefgehendere Sozialkritik enthält, die sich eher mit dem menschlichen Wesen und dessen Identität in der Gesellschaft befasst.
So ist die leitende Frage meiner Facharbeit, ob basierend auf der Traumdichtung und den Theorien Freuds diesbezüglich eine gesellschaftskritische Deutung von "Alice im Wunderland" möglich ist oder nicht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die viktorianische Gesellschaft
- Die Bedeutung des Kindes für Lewis Carroll
- Alice als Spiegelbild Carrolls
- Das Wunderland als kritisches Abbild der Gesellschaft
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Facharbeit untersucht, ob in Lewis Carrolls "Alice im Wunderland" eine gesellschaftskritische Lesart möglich ist, die auf der Traumdichtung des Werks und den Theorien Freuds basiert.
- Die viktorianische Gesellschaft als Kontext für Carrolls Werk
- Die Bedeutung des Kindes in Carrolls Leben und Werk
- Alice als Spiegelbild Carrolls und seiner inneren Welt
- Das Wunderland als Projektionsfläche für Carrolls Unterbewusstsein
- Die gesellschaftskritische Dimension von "Alice im Wunderland"
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Facharbeit stellt "Alice im Wunderland" vor, die zentralen Themen des Buches sowie die Motivation der Autorin. Sie beleuchtet die Problematik der Traumdichtung als Interpretationsansatz für das Werk und legt die leitende Frage der Arbeit fest: Ob eine gesellschaftskritische Lesart von "Alice im Wunderland" möglich ist.
- Die viktorianische Gesellschaft: Dieses Kapitel beschreibt die viktorianische Gesellschaft als den Kontext für "Alice im Wunderland". Es werden die Merkmale der Gesellschaft, wie die starre Klassengesellschaft und die Unterdrückung der Phantasie, aufgezeigt, sowie die Auswirkungen auf die Erziehung der Kinder.
- Die Bedeutung des Kindes für Lewis Carroll: Dieses Kapitel untersucht die Bedeutung des Kindes für Lewis Carroll. Es wird hervorgehoben, dass Carroll selbst eine Kindheit hatte, die von frühen Erwartungen geprägt war, und er deshalb in seiner eigenen Welt, dem Wunderland, Zuflucht suchte.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter in dieser Facharbeit sind: "Alice im Wunderland", Lewis Carroll, Traumdichtung, viktorianische Gesellschaft, Gesellschaftskritik, Unterbewusstsein, Kindheit, Identität, Freud'sche Theorien.
- Arbeit zitieren
- Nadja Rode (Autor:in), 2016, Alice im Unterbewusstsein Carrolls. Die auf Traumdichtung basierende Gesellschaftskritik in "Alice im Wunderland", München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/346801