In der vorliegenden Hausarbeit möchte ich mich mit der Komplementärmedizin als Ergänzung zur klassischen, allopathischen Medizin beschäftigen und am Ende in den Blick nehmen, welche Bedeutung ihr im Hinblick auf die Gesundheitsförderung zukommt. Ich möchte verschiedene Methoden der alternativen Medizin vorstellen und an einem konkreten Beispiel ihre nachgewiesene Wirkung aufzeigen. Nicht fehlen darf natürlich auch die Kritik, die insbesondere aus der schulmedizinischen Richtung kommt.
Immer mehr an Bedeutung hat in den letzten Jahren auch der Placebo-Effekt gewonnen. Wo man anfangs glaubte, er betreffe vornehmlich die Alternativmedizin, so weiß man heute, dass er auch in der Schulmedizin eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Hauptteil
2.1 Ärztliche Professionalität und Komplementärmedizin
2.2 Was verbirgt sich hinter dem Begriff der Komplementärmedizin-geschichtliche und gesellschaftliche Entwicklung
2.3 Ein Streiflicht durch verschiedene, alternative Heilmethoden
2.3.1 Homöopathie
2.3.2 Phytotherapie
2.3.3. TCM
2.4 Nachgewiesene Wirkung am Beispiel der Akupunktur
2.5 Zur Bedeutsamkeit des Placebo - Nocebo Effekts
2.6 Kritik an der Komplementärmedizin
2.7 Die Bedeutung der Komplementärmedizin in der Gesundheitsförderung
3 Schlussteil
4 Literaturverzeichnis
1. Einleitung
In der vorliegenden Hausarbeit möchte ich mich mit der Komplementärmedizin als Ergänzung zur klassischen, allopathischen Medizin beschäftigen und am Ende in den Blick nehmen, welche Bedeutung ihr im Hinblick auf die Gesundheitsförderung zukommt. Ich möchte verschiedene Methoden der alternativen Medizin vorstellen und an einem konkreten Beispiel ihre nachgewiesene Wirkung aufzeigen. Nicht fehlen darf natürlich auch die Kritik, die insbesondere aus der schulmedizinischen Richtung kommt. Immer mehr an Bedeutung hat in den letzten Jahren auch der Placebo-Effekt gewonnen. Wo man anfangs glaubte, er betreffe vornehmlich die Alternativmedizin, so weiß man heute, dass er auch in der Schulmedizin eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt.
Entstanden ist die Idee, dieses Thema zu bearbeiten, aus einem sehr persönlichen Interesse. Aufgrund meiner eigenen gesundheitlichen Situation bin ich schon seit Jahren immer wieder auf der Suche nach neuen Wegen und Behandlungsmöglichkeiten. Außerdem möchte ich in meiner späteren Arbeit unbedingt auch in dieser Richtung tätig werden.
2. Hauptteil
2.1 Ärztliche Professionalität und Komplementärmedizin
Vor dem eigentlichen Einstieg in das Thema erscheint es mir wichtig, gerade auch im Hinblick auf die an späterer Stelle behandelte Kritik an der Alternativmedizin, kurz anzureißen, wie sich Komplementär- und Schulmedizin gegenüberstehen.
Zunächst ist es unabdingbar anzumerken, dass Ärzte aufgrund ethischer Vereinbarungen und der Charta der medizinischen Professionalität ganz besondere Qualitätsstandards beachten müssen, und dies gilt natürlich gleichermaßen für die allopathische- und die alternative Medizin. Zu nennen sind hier wichtige Prinzipien wie zum Beispiel fachliche Kompetenz, die Schweigepflicht, Wissenschaftlichkeit, stete Verbesserung der Behandlungsqualität, Offenlegung von Interessenskonflikten usw. (Kiene, Helmut; Heimpel, Hermann 2010). All diese Prinzipien müssen im medizinischen Pluralismus, also in der gleichzeitigen Existenz von Schul- und Alternativmedizin ihre Berücksichtigung finden. Wichtig zu beachten ist in diesem Zusammenhang allerdings, dass diese Professionalität in der Schulmedizin meist viel transparenter und besser nachvollziehbar ist als in alternativen Verfahren. Doch auch letztere haben ihre Verpflichtung zur Wissenschaftlichkeit. Nach der „Professionalitätscharta“ gründet sich das Wissen des Arztes auf externe Evidenz und ärztliche Erfahrung (Kiene, Helmut; Heimpel, Hermann 2010).
Anerkannt ist der medizinische Pluralismus seit dem Jahre 1976, als in das Arzneimittelgesetz der Bundesregierung „Besonderen Therapierichtungen“ wie Homöopathie, Phytotherapie und Anthroposophische Medizin verankert wurden. Auch das Sozialgesetzbuch und die Rechtsprechung betonen seither diesen Pluralismus. Auf internationaler Ebene erkennt die Weltgesundheitsorganisation besonders die so genannte „Traditionelle Medizin“ der verschiedenen Regionen der Erde an (Kiene, Helmut; Heimpel, Hermann 2010).
Zur Überprüfung der Evidenz bei einer medizinischen Methode dient die Evaluation mittels klinischer Studien. Mein Praxisbeispiel an späterer Stelle wird sich auch auf eine solche Studie stützen.
Gerade auch im Hinblick auf die Kritik an der Komplementärmedizin, die ich an späterer Stelle dieser Hausarbeit besprechen möchte, ist es interessant zu erwähnen, dass inzwischen immerhin die Hälfte der ambulant tätigen MedizinerInnen die Alternativmedizin befürwortet (Kiene, Helmut; Heimpel, Hermann 2010).
An oberster Stelle ärztlichen Handelns steht das PatientInnenwohl (salus aegroti suprema lex) - dicht gefolgt von der Autonomie der PatienInnen. Umfragen haben ergeben, dass sich die Mehrzahl der PatienInnen eine Kombination aus Schul- sowie Komplementärmedizin wünscht (Kiene, Helmut; Heimpel, Hermann 2010).
2.2 Was verbirgt sich hinter dem Begriff der Komplementärmedizin - geschichtliche und gesellschaftliche Entwicklung
Nun möchte ich mich dem Begriff der Komplementärmedizin annähern, über dessen Stellung in der heutigen Gesellschaft informieren und zur besseren Verstehbarkeit auch ein wenig über die Geschichte und Entwicklung sagen. Wissenschaftliche Grundlage dafür bietet mir eine medizinhistorische Kurzexpertise von Herrn Prof. Dr. phil. Robert Jütte. Herr Jütte ist Leiter des Institutes für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung in Stuttgart. Die Kurzexpertise ist sehr aktuell, sie stammt aus dem Jahre 2013. Interessant ist noch anzumerken, was der Grund für diese Auftragsarbeit war: die Schweizer Bevölkerung hatte ein paar Jahre zuvor per Volksabstimmung darüber entschieden, die Verfassung dazu zu verpflichten, die Komplementärmedizin zu fördern. Daraufhin entstand das Problem der Wissenschaftlichkeit bestimmter Behandlungsmethoden und in diesem Zusammenhang die Frage, welche Verfahren von den Krankenkassen finanziert werden (Jütte 2013: 1). Diese Volksabstimmung in der Schweiz zeigt wie ich finde deutlich die Brisanz des Themas auf. Die Bevölkerung denkt um, erlebt die Grenzen der Schulmedizin sehr deutlich und übernimmt zunehmend mehr Verantwortung für die eigene Gesundheit. Beste Voraussetzungen für die Gesundheitsförderung also, aber dazu an späterer Stelle mehr.
Der Begriff „Komplementärmedizin“ hat erst in den 1980er Jahren Einzug in den deutschen Sprachgebrauch gefunden als Bemühung, alternativen Behandlungsverfahren einen würdigenden Begriff zu verleihen: „In gleicher Weise müssen sich in der Medizin die Fragen am jeweiligen Problem orientieren und dabei in der Regel beide komplementäre Aspekte: Leib und Seele, Materie und (Lebens-)Energie, berücksichtigen. Dazu brauchen wir sowohl das kartesianisch-mechanische als auch das kybernetische Weltbild. Das eine erfaßt mehr den materiellen Teilchenaspekt, die Maschine Mensch mit ihren Bauelementen und Schaltungen, das andere mehr den energetischen Wellen-Aspekt, die Lebenskraft und den Geist, der die Maschine bewegt“ (Hansel 1988, zitiert in Jütte 2013: 3). Diese Aussage beschreibt für mich vortrefflich die gleichberechtigte Bedeutung und gegenseitige Ergänzung der Schul- und Komplementärmedizin. Hier wird die große Bedeutsamkeit deutlich, welche die Komplementärmedizin inzwischen in Deutschland erlangt hat. Ihre Berechtigung und die Nachfrage danach waren niemals so hoch. Dennoch ist es Anliegen und Ziel meiner Arbeit, deutlich zu machen, dass sich unter den Begriff der Komplementärmedizin leider oft auch wenig fundierte Behandlungsverfahren mischen, die den Begriff gleichsam vor der allopathischen Medizin in ein schlechtes Licht rücken.
Hansel folgert aus diesem Zitat, dass die Schulmedizin insbesondere bei schweren Erkrankungen ihre größten Erfolge erzielen kann, die Alternativmedizin hingegen eher bei chronischen und/oder psychosomatischen.
Während lange Zeit die Komplementärmedizin eben nicht als wichtige Ergänzung zur allopathischen Medizin gesehen wurde, sondern eher als Feind, den es zu bekämpfen galt, ist sie inzwischen in weiten Teilen anerkannt - natürlich abgesehen von einigen Ausnahmen, wie zum Beispiel dem spirituellen Heilen (Jütte 2013: 3).
Drei alternative Heilmethoden sind inzwischen sogar in das Sozialgesetzbuch als „besondere Therapierichtungen“ aufgenommen worden: die Homöopathie, die anthroposophische Medizin sowie die Phytotherapie. Diese drei Therapierichtungen wurden 1976 im Arzneimittelgesetz privilegiert, indem sie von „einem Wirksamkeitsnachweis auf streng naturwissenschaftlich-statistischer Basis ausgenommen wurden (Jütte 2013: 4). Der Begriff „besondere Therapierichtungen“ konnte sich allerdings nicht durchsetzen, er ist lediglich im Gesetz verankert. Schließlich greift er auch viel zu kurz, da er ja nur die eben genannten drei Verfahren beinhaltet.
Nun möchte ich den Begriff „Alternative Medizin“ beleuchten, den ich im bisherigen Verlauf meiner Hausarbeit ja recht unreflektiert synonym für den Begriff der Komplementärmedizin verwendet habe: Ganz wichtig ist vorweg anzumerken, dass sich so genannte „Heiler“, die nur einzelne wenige AnhängerInnen haben, nicht der alternativen Medizin zuordnen lassen. Sowohl in der Medizingeschichte als auch heute noch lassen sich dem Begriff Alternativmedizin unkonventionelle Heilmethoden zuordnen, welche von einer großen, oft medizinkritischen Anhängerschaft unterstützt werden und sich von der allopathischen Medizin abgrenzen (Jütte 2013: 5). Alternativmedizin umfasst nun also die bereits genannten, weit verbreiteten Behandlungsverfahren der Homöopathie, der anthroposophischen Therapie und der traditionellen Naturheilkunde, worunter auch die genannte Phytotherapie, fällt. Auch zur alternativen Medizin gehören folgende Methoden, die aus anderen Kulturen bei uns Einzug erhalten haben wie beispielsweise die ursprünglich aus den USA stammende Osteopathie, die Chiropraktik sowie die Akupunktur. Wenngleich die Akupunktur zwar der Traditionellen Chinesischen Therapie (TCM) entstammt, so ordnet man nur sie als Teilbereich der Alternativmedizin in Deutschland zu. Ihr Nutzen wurde so gut erforscht, dass die Akupunktur auf dem besten Weg ist, integrierte Standardtherapie zu werden. Immer häufiger begegnet man inzwischen auch der altindischen Richtung „Ayurveda“, die ich deshalb an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen möchte, allerdings ist sie noch nicht so weit verbreitet, als dass man sie bereits der alternativen Medizin unterordnen könnte (Jütte 2013: 6).
Die Begriffe „Komplementärmedizin“ und „Alternativmedizin“ scheinen sich inhaltlich zu widersprechen, da das eine übersetzt eine Ergänzung, das andere eine Alternative zur Schulmedizin bedeutet. Da deshalb in Bezug auf die Begrifflichkeit immer wieder Diskussionen entstanden, einigte man sich international auf die Abkürzung CAM (complementary and alternative medicine), die beide Begriffe beinhaltet (Jütte 2013: 6-7).
Doch es gibt noch eine weitere Begrifflichkeit, die inzwischen besonders in den USA, aber auch hier zunehmend Verwendung findet: Integrative Medizin. Dieser Begriff steht für eine wissenschaftlich fundierte Medizin, denn etwas kann nur integriert werden, wenn es mit dem vorherrschenden System, also der Schulmedizin, konform geht (Jütte 2013: 7).
Abschließend ist zu diesem Kapitel noch zu erwähnen, dass die meisten Therapiemethoden, die der alternativen Medizin zuzuordnen sind, im Gegensatz zur allopathischen Medizin, auf einem bestimmten Menschenbild beruhen. Auf diesem jeweiligen Menschenbild baut sich dann das Verständnis der Heilmethode auf (Jütte 2013: 10).
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