Die Transaktionsanalyse (TA) wird als Theorie zur Analyse menschlicher Persönlichkeitsstruktur vorgestellt. Im Anschluss daran wird sie praktisch auf eine konkrete Situation zwischen sozialpädagogischer Fachkraft und einem Klienten angewandt, der an einer Maßnahme der beruflichen Rehabilitation in einer WfbM für Menschen mit psychischer Primärdiagnose teilnimmt.
Mit Blick auf die analysierte Situation verhält es sich so, dass Herr X die Aufgabe erhält, eine persönliche Motivationskarte für sich zu gestalten. Sie soll es ihm erleichtern, an jedem Arbeitstag pünktlich den Weg zu seinem Arbeitsplatz zu finden.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Ausgangssituation
2. Situationsdarstellung
3. Die TA, eine psychologische Theorie über die Beschaffenheit menschlicher Persönlichkeit
4. Situationsanalyse mithilfe der TA
5. Abschließende, persönliche Stellungnahme
6. Literaturverzeichnis
Anlage 1: Gedächtnisprotokoll vom 25.09.14 in der Fassung vom 27.09.14 17
Anlage 2: Auszug aus dem Anhang zum Zielgruppenbericht über Herrn X: 19
Einleitung
Der Entschluss diese Situation für einen Situationsbericht zu verwenden entstand aufgrund der intensivieren Zusammenarbeit mit Herrn X im Rahmen meines Praktikums. Sofern nötig, beziehe ich mich daher auf die Ausführungen und Quellen meines Zielgruppenberichtes, der 2016 auch im GRIN Verlag erschienen ist, und bilde daraus Auszüge in Anlage 2 dieses Situationsberichts ab. Oder ich ziehe zusätzliche Fachliteratur heran, die ich dann im Literaturverzeichnis zu diesem Bericht gesondert anführe. Vor dem Hintergrund des Gendermainstreaming sei darauf verwiesen, dass in diesem Bericht allein deshalb neutrale Begriffe aus der Einrichtungskonzeption der Zweigwerkstatt Obersendling oder männliche Formen des Sprachgebrauchs verwendet werden, um eine bessere Lesbarkeit zu gewährleisten und nicht um das weibliche Geschlecht auszugrenzen oder zu diskriminieren. Hinsichtlich der verwendeten Begrifflichkeiten sei auf meinen Zielgruppenbericht und dessen Vorwort verwiesen, denn sie werden in diesem Bericht kongruent eingesetzt werden, sofern ich nicht ausdrücklich davon abweiche.
1. Ausgangssituation
Im Rahmen des Entwicklungsplangespräches mit Herrn X vom 25.09.2014 war ich anwesend, um den Ablauf und die Vorgehensweise eines solchen Gespräches kennen zu lernen. Dies erwies sich für mich als sinnvoll, da ich ohnehin plante meinen Zielgruppenbericht über Herrn X zu verfassen. Daher hatte ich sowohl meine Anleiterin und Herrn X und seine zuständigen Gruppenleiter aus der Verpackung / Montage um ihr Einverständnis ersucht. Entwicklungsplangespräche werden vom Sozialpädagogischen Fachdienst der ZWO unter Einbezug des jeweiligen Rehabilitanden und seiner Gruppenleiter oder dem Fachdienst Berufliche Bildung für Teilnehmer des Berufsbildungsbereiches durchgeführt, um auf der Basis einer Kompetenzanalyse (individuelles Fähigkeitsprofil des Teilnehmers im BBB oder des Werkstattbeschäftigten im Arbeitsbereich) und vor dem Hintergrund der sich daraus ergebenden Ressourcen in den Realitätsausschnitt des Rehabilitanden passende Zielsetzungen für den kommenden Beurteilungszeitraum zu finden.. Zum einen haben diese Ziele immer einen hohen subjektiven Wert für den Rehabilitanden (er will sie erreichen) und zum andern kann er sich darauf verlassen, dass Anreize (Zielsetzungen) so gesteckt sind, dass er sie erreichen kann. Dies ist wichtig, denn ein Ziel von dem erwartet wird, dass es kaum zu erreichen ist, wird von Vornherein nicht sehr zielstrebig verfolgt werden.[1] Derartige Ziele motivieren den Rehabilitanden, weil er sie erreichen will und auch weiß dass er sie erreichen kann.
Nachdem im Rahmen des Entwicklungsplangespräches festgestellt werden musste, dass die Steigerung derArbeitsmotivation und Pünktlichkeit nicht erreicht werden konnten und die Übernahme von Eigenverantwortung wie die Entwicklung von Qualitätsbewusstsein nach wie vor ausbaufähig sind - sich im Vergleich zum Vorjahresbeurteilungszeitraum allerdings geringfügig verbessert hatten und des Weiteren seine Soziale Kontaktfähigkeit weiter ausgebaut werden konnte[2], wurden für den kommenden Beurteilungszeitraum von einem Jahr noch nicht abgearbeitete Ziele übernommen (Pünktlichkeit und Soziale Kontaktfähigkeit), während ein weiteres neu definiert wurde: Herr X soll eine positivere Einstellung zur Werkstattmaßnahme entwickeln[3].Dies soll erreicht werden durch Abwechslung in der Arbeit mit neuen Aufgaben im Hauswirtschaftsdienst der ZWO.[4] Nachdem sich auf diese neue Zielsetzung geeinigt worden ist bemerkt Herr X: ,, Ich kann, wenn ich will“[5]. Das bringt mich auf eine Idee und als Herr X das Büro des Sozialpädagogischen Fachdienstes in Begleitung seiner Gruppenleitung verlässt und an seinen Arbeitsplatz zurückkehrt, schlage ich meiner Anleiterin vor, zusammen mit Herrn X eine Motivationskarte zu erarbeiten, sodass er auch nie vergessen kann, dass er kann, wenn er will. Von meiner Anleitung mit der Umsetzung des Projektes ,,Motivationskarte“ betraut, organisiere ich mir Karteikarten, Farb- und Filzstifte, sowie Textmarker und Schere. Für den Nachmittag vereinbare ich einen Termin mit Herrn X zur Umsetzung meiner Maßnahme. Er freut sich bereits sehr, als ich ihm mitteile, dass er noch am selben Tag einen Termin mit mir haben wird. Am Nachmittag ist nach Absprache mit den Kollegen, der Mehrzweckraum frei, indem die Beschäftigten ihre Pausenzeiten abhalten, sodass ich mich ungestört mit Herrn X in diesen Raum zurückziehen kann. Nachdem ich den Raum vorbereitet habe (einmal kräftig stoßlüften) und eine angenehme Atmosphäre geschaffen ist (habe für Herrn X Tee gekocht), hole ich Herrn X von seinem Arbeitsplatz ab. Als er mich sieht springt er sofort von seinem Arbeitsplatz auf. Ich sage ihm, dass für uns der Mehrzweckraum reserviert sei und er folgt mir. Auf halbem Wege überholt er mich öffnet die Tür zum Mehrzweckraum. Als ich kurz darauf eintrete, sehe ich ihn am Fenster stehen und hinaus sehen. Ich bitte ihn sich zu setzen und nehme mir den Stuhl schräg gegenüber von ihm, nachdem ich selbst die Tür geschlossen habe.
2. Situationsdarstellung
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten[6]
Hier endet meine Situationsdarstellung, um den Anforderungen an diesen Berichtsteil auch gerecht werden zu können. Die Herstellung der Motivationskarte beanspruchte insgesamt 35 Minuten. Sie zeigt ein Polizeiauto in dem Herr X hinter dem Steuer sitzt und sich nach eigenen Angaben auf dem Weg zum Erfolg befindet, der ihn schnurgerade in die Arbeit führt. Herr X assoziiert mit dem Polizeiauto ein schnelles Fahrzeug. Zumindest benötigt er für schnelle Autos, die er sehr mag und die auch nach eigenen Angaben sein Hobby sind viel Geld, wozu die Einstellung gehören würde hierfür regelmäßig auf der Arbeit präsent zu sein, um sich dieses schnelle Auto auch verdienen zu können. Deshalb kann diese Motivationskarte vielleicht tatsächlich eine Einstellungsänderung seinerseits auslösen, wenn er künftig in seinen Geldbeutel blickt, wo er sie sorgsam aufbewahrt. Mithilfe der Transaktionsanalyse, einer psychologischen Theorie über die Beschaffenheit menschlicher Persönlichkeit, die bemüht ist bewusste und unbewusste zwischenmenschliche Kommunikation, die in non-verbalen und verbalen reziproken Austauschprozessen stattfindet zu entschlüsseln und zu untersuchen, werde ich die dargestellte Situation im Folgenden interpretieren.[7] Zunächst möchte ich jedoch eine kurze Einführung geben worum es sich bei der Transaktionsanalyse handelt, da mir dies nützlich und wertvoll erscheint.
3. Die TA, eine psychologische Theorie über die Beschaffenheit menschlicher Persönlichkeit
Sie wurde begründet von Eric Berne, einem amerikanischen Psychiater Mitte des 20. Jahrhunderts.[8] Die Theorie hilft insbesondere, dass Konflikte reduziert werden, weil durch sie verstanden wird warum wir selbst und unsere Mitmenschen ein bestimmtes und eben kein anderes Verhalten an den Tag legen. Dieses Verständnis eröffnet wiederrum Möglichkeiten in potentiellen Konfliktsituationen deeskalierend zu wirken. Die Theorie kennt 3 Ich Zustände, die sich im Verhalten, in Sprache, Gestik, Mimik und Körperhaltung eines Menschen ausdrücken. Das Kindheits-Ich, des Erwachsenen-Ich und das Eltern- Ich. Diese Zustände werden in jedem Menschen ausgelöst durch die, in seinem Gehirn gespeicherten Erfahrungen und Informationen über zurückliegende Ereignisse.[9] Diese Erfahrungen und Informationen erzeugen wiederrum eine innere Anschauung darüber, wie wir uns und unsere Mitmenschen einschätzen und wie wir über sie denken.[10] Darüber hinaus spielt bei der Einnahme eines Ich -Zustandes auch keine Rolle, welches Alter wir erreicht haben. Kindheits-Ich, Eltern-Ich lassen sich wiederrum in verschiedene Anteile[11] unterteilen, während das Erwachsenen-Ich eine derartige Zerlegung in Anteile nicht erfährt. Die Anteile der Ich-Zustände sind erkennbar und lassen sich deskriptiv erfassen wie in folgender Tabelle mit Kindheits-Ich und Eltern-Ich, aufgrund der besseren Darstellbarkeit ihrer verschiedenen Anteile geschehen:
[...]
[1] vgl. Sachse/Langens (2012): Klienten motivieren. Therapeutische Strategien zur Stärkung der Änderungsbereitschaft,28
[2] vgl. Anlage 10 Zielgruppenbericht
[3] vgl. Anlage 9 Zielgruppenbericht
[4] vgl. ebd.
[5] vgl. ebd.
[6] vgl. Anlage 1
[7] vgl. Thomas A. Harris (2011): Ich bin o.k.-Du bist o.k. Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse, Position 64-314
[8] vgl. ebd., Position 318
[9] vgl. ebd., Position 373-390
[10] vgl. ebd., Position 792-796
[11] Anlässlich einer Supervisionseinheit mit Frau Dr. Riess-Beger (externe Supervisorin) aus Starnberg betreffend die Rehabilitandin Frau B. kam ich erstmals in Berührung mit der Transaktionsanalyse. Sie wurde vom Sozialpädagogischen Fachdienst der ZWO als Supervisorin engagiert und wendete das TA –Modell auf Frau B. an. Dabei unterteilte sie die Ich-Zustände in Anteile. URL: http://www.starnberg-coaching.de/ abgerufen am 30.12.14