Die Bearbeitung der Themenstellung ist in drei Bereiche gegliedert.
Zunächst wird ein Bezug zum Seminarthema hergestellt, um im weiteren Verlauf einerseits die Relevanz des ausgewählten Themas zu verdeutlichen und andererseits eine Fragestellung formulieren zu können. Nach der Definition von Arten des Kulturzusammentreffens nach Urs Bitterli werden im zweiten Teil ein Kupferstich und ein Ölgemälde analysiert. Beide Bilder thematisieren die Landung des Kolumbus auf Guanahani und das Aufeinandertreffen von den Seemännern und den Ureinwohnern. Anschließend werden beide Bilder verglichen. Der Vergleich erfolgt anhand verschiedener Kriterien, wie zum Beispiel Bildaufteilung und Anwendbarkeit des Konzepts von Urs Bitterli. Im weiteren Verlauf der Arbeit werden die Ergebnisse der Bildanalyse und des Bildvergleiches noch einmal präzise zusammengefasst.
Der Schweizer Historiker Urs Bitterli definiert vier Formen des Kulturkontaktes, um zu beschreiben, wie während der Kolonialisierung verschiedene, sich gegenseitig fremde Kulturen, aufeinander trafen und miteinander, zum Beispiel über Handel, interagieren konnten. Doch auch heute ist sein Konzept in Grundzügen noch anwendbar. Gerade durch die Globalisierung, welche hybride Mischkulturen entstehen lässt, ist die Art eines Miteinanders und einer sozialen Interaktion erforderlich. Die vier Arten des Kulturkontaktes sind immer getrennt voneinander vorgekommen und haben sich gegebenenfalls zu einer anderen Art weiter entwickelt. Kulturberührung oder Kulturzusammenstoß sind stets die Vorstufen einer Kulturbeziehung oder Kulturverflechtung. Im Folgenden werden die vier Formen des Kulturkontaktes näher erläutert und auf die beiden Bildanalysen angewandt.
Inhalt
1. Einleitung
1.1 Gegenstand und Zielsetzung der Arbeit
1.2 Definition zentraler Begriffe von Urs Bitterli
1.2.1 Kulturberührung
1.2.2 Kulturzusammenstoß
1.2.3 Kulturbeziehung
1.2.4 Kulturverflechtung
2. Bildanalyse
2.1 Bildanalyse Theodore de Bry: Landung des Kolumbus auf Guanahani, 1594
2.2 Bildanalyse José Garnelo y Alda "The disembarkation of Christopher Colombus on the Island of Guanahani in 1492", 1890
2.3 Gegenüberstellungen der Bilder
3. Fazit
3.1 Zusammenfassung und Reflexion der Ergebnisse
3.2 Ausblick
4. Anhang
4.1 Literaturverzeichnis
4.2 Abbildungsverzeichnis
„ S ofort sammelten sich an jener Stelle zahlreiche Eingeborene der Insel an. In der Erkenntnis, dass es sich um Leute handle, die man weit besser durch Liebe als mit dem Schwerte retten und zu unserem Heiligen Glauben bekehren könne, gedachte ich sie mir zu Freunden zu machen und schenkte also einigen unter ihnen rote Kappen und Halsketten aus Glas und 75 noch andere Kleinigkeiten von geringem Wert, worüber sie sich ungemein erfreut zeigten.“
Auszug aus dem Bordbuch von Christoph Kolumbus. Freitag, 12. Oktober 1492.[1]
1. Einleitung
1.1 Gegenstand und Zielsetzung der Arbeit
Die Bearbeitung der Themenstellung ist in drei Bereiche gegliedert.
Zunächst wird ein Bezug zum Seminarthema hergestellt, um im weiteren Verlauf einerseits die Relevanz des ausgewählten Themas zu verdeutlichen und andererseits eine Fragestellung formulieren zu können. Nach der Definition von Arten des Kulturzusammentreffens nach Urs Bitterli werden im zweiten Teil ein Kupferstich und ein Ölgemälde analysiert. Beide Bilder thematisieren die Landung des Kolumbus auf Guanahani und das Aufeinandertreffen von den Seemännern und den Ureinwohnern. Anschließend werden beide Bilder verglichen. Der Vergleich erfolgt anhand verschiedener Kriterien, wie zum Beispiel Bildaufteilung und Anwendbarkeit des Konzepts von Urs Bitterli. Im weiteren Verlauf der Arbeit werden die Ergebnisse der Bildanalyse und des Bildvergleiches noch einmal präzise zusammengefasst.
1.2 Definition zentraler Begriffe von Urs Bitterli
Der Schweizer Historiker Urs Bitterli definiert vier Formen des Kulturkontaktes, um zu beschreiben, wie während der Kolonialisierung verschiedene, sich gegenseitig fremde Kulturen, aufeinander trafen und miteinander, zum Beispiel über Handel, interagieren konnten. Doch auch heute ist sein Konzept in Grundzügen noch anwendbar. Gerade durch die Globalisierung, welche hybride Mischkulturen entstehen lässt, ist die Art eines Miteinanders und einer sozialen Interaktion erforderlich. Die vier Arten des Kulturkontaktes sind immer getrennt voneinander vorgekommen und haben sich gegebenenfalls zu einer anderen Art weiter entwickelt. Kulturberührung oder Kulturzusammenstoß sind stets die Vorstufen einer Kulturbeziehung oder Kulturverflechtung. Im Folgenden werden die vier Formen des Kulturkontaktes näher erläutert und auf die beiden Bildanalysen angewandt.
1.2.1 Kulturberührung
Nach Bitterli kann das Aufeinandertreffen verschiedener Kulturen in Form einer Kulturberührung entstehen. Diese verläuft meist friedlich. Bei einem ersten Treffen überreichen sich Vertreter jeder Kultur ggf. Gastgeschenke. Das Aufeinandertreffen zweier fremder Kulturen ist meist zufällig passiert und war nicht auf einige Kulturen oder Länder beschränkt. Die gegenseitig fremden Völker verständigten sich oft über eine rudimentäre Art der Kommunikation. Die Dauer einer Kulturberührung ist jedoch begrenzt. Entweder handelte es sich um Jäger- und Sammlervölker, welche nicht sesshaft wurden, aufgrund mangelndes Interesses an der Besiedlung eines neuen Landes und diese daher weitergezogen sind, oder die Berührung ging in eine Kulturbeziehung über. Ein Beispiel der ersten Kulturberührung in der heutigen Zeit wären zeitlich begrenzte Auslandsaufenthalte. Sowohl die Gastfamilie eines fremden Landes, als auch der Gast erweisen sich gegenseitig Respekt und beschenken sich.[2]
1.2.2 Kulturzusammenstoß
Eine weitere Form des Aufeinandertreffens fremder Kulturen ist ein Kulturzusammenstoß. Diese Form birgt verstärkt Konflikte und verläuft oft aggressiver. Die Ursachen für diesen Zusammenstoß können komplex sein, doch meist handelt es sich um die Ausweitung von Machtpotential oder auch Gebietsausdehnung. Das schwächere Volk (z.B. Ureinwohner) wird von dem anderen Volk (z.B. Kolumbus und seine Seemänner von Spanien) bedroht und ihre Kultur und Existenz teilweise kann vollkommen ausgelöscht werden. Nicht selten ist es zu Versklavung und Zwangsarbeit gekommen.[3]
1.2.3 Kulturbeziehung
Nach einer Berührung zweier Kulturen wandelt sich das anfängliche Verhältnis zwischen den Kulturen häufig und es wurde eine Kulturbeziehung angestrebt. Diese ist ein andauerndes Verhältnis mit einem machtpolitischen Gleichgewicht und einem friedlichen Miteinander. Die Kulturen hätten eine Handelsbeziehung gehabt, wie beispielsweise USA und China heutzutage.[4]
1.2.4 Kulturverflechtung
Die Kulturverflechtung ist die stärkste Form der Kulturberührung. Dabei handelt es sich um einen beidseitigen Transfer von Kulturelementen nach einer langen Kulturbeziehung. Eine Kulturbeziehung ist demnach vor einer Kulturverflechtung einzuordnen. Der Vorgang der Verflechtung wird als nie vollkommen abgeschlossen angesehen werden. Es seien komplexe Akkulturationsprozesse. Diese Art der Kulturverflechtung spiegelt sich tagtäglich in unserem Umfeld wider. Beispielsweise ist das griechische Spezialitäten-Restaurant „an der Ecke“ bereits ein Merkmal der Kulturverflechtung.[5]
2. Bildanalyse
2.1 Bildanalyse Theodore de Bry: Landung des Kolumbus auf Guanahani, 1594
Der Kupferstich „Die Landung des Kolumbus auf Guanahani“ von Theodore de Bry wurde erstmals 1594 in seiner Sammelreihe „Amerika oder die Neue Welt“ publiziert. Das Bild zeigt die „Historia del Mundo Nuovo“ des Historikers Girolamo Benzoni.[6]
Der monochrome Kupferstich teilt Atlantik und Landschaft in fast zwei gleichgroße Bildhälften. Im Hintergrund liegt der Fokus auf der Insel, sowie auf vier Schiffen, die unter der spanischen Krone zur Entdeckungsfahrt aufgebrochen waren. Einige Personen der Schiffsmannschaft gehen gerade von Bord und die Inselbewohner laufen aufgeregt und ängstlich davon. Fast in der Mitte des Bildes errichten drei Seeleute mit wenigen Werkzeugen ein Kreuz. Es wirkt wie selbstverständlich, dass sie ein Kreuz am Rand der Küste aufstellen, sodass es sofort von anderen Vorbeifahrenden gesehen wird. Der Hauptfokus des Kupferstiches liegt auf drei Personen in der vorderen Mitte des Bildes. Das Auge wird dementsprechend beim ersten Anblick auch sofort darauf gelenkt. Dieser Ausschnitt zeigt Christoph Kolumbus und zwei uniformierte bewaffnete Begleiter, die selbstsicher hinter Kolumbus stehen. Kolumbus hält in seiner linken Hand eine Lanze, welche optisch in der Verlängerung mit dem Hauptmast des im Hintergrund liegenden Segelschiffes eine Linie bildet. Dadurch entsteht eine optische Teilung des Bildes. Auf der rechten Seite, Kolumbus gegenüberstehend, sind neun fast unbekleidete Ureinwohner zu sehen, die eng in einer Gruppe zusammenstehen und Geschenke in Form von Schmuck und Kelchen Kolumbus mit offenen Gesten anbieten. Aufgrund ihrer Körperhaltung wirken sie freundlich jedoch auch gleichzeitig zurückhaltend und skeptisch. Das wird durch zurückgeneigte Oberkörper und ein zurückgesetztes Spielbein einiger Bewohner erkennbar. Sie wirken aber entgegenkommender und gastfreundlicher im Vergleich zu dem gerade angekommenen Kolumbus und seiner Mannschaft. Kolumbus wirkt aufgrund seiner selbstbewussten Körperhaltung eher wie ein Denkmal. Die rechte Hand in die Hüfte gestützt, ein Standbein sicher aufgestellt und das andere Bein provozierend und fast besitzergreifend den Inselbewohnern in den Weg gestellt, baut er sich vor Ihnen auf. Zusammen mit den beiden Seeleuten im Rücken von Kolumbus bilden diese drei Personen ein Dreieck. Aufgrund der Dynamik in der Bewegung innerhalb der Gruppe der Inselbewohner und der starren Haltung der auf der anderen Seite ihnen gegenüberstehenden drei Ankommenden entsteht eine spürbare Spannung dieser ersten Kulturberührung. Diese Sensibilität des ersten Begegnens fremder Kulturen wird durch die Bildteilung, die durch Kolumbus‘ Lanze optisch erreicht wird, spürbar.
Obwohl das Bild durch verschiedene Szenen insgesamt sehr aufgewühlt wirkt, lassen sich aber doch einige wenige Linien ziehen, welche, bezogen auf inhaltlicher Basis, klare Strukturen bilden. Dadurch lassen sich die einzelnen Ereignisse im Bild besser erklären. Diese farbliche Linieneinteilung ist in Abbildung 1.0 Bild visualisiert worden. Die rote Linie zeigt die räumliche Ausgewogenheit zwischen Land und Wasser. Die orangefarbene gestrichelte Linie entlang der Küste verdeutlicht das dynamische Bildgefüge des Kupferstiches und bringt Bewegung in das Gesamtbild. Die Küstenlinie führt zur Etablierung der verschiedenen Kulturen und ihrer Dimensionen.
Die blaue Linie nimmt die Einteilung der Personen im Bild vor. Auf der linken Meerseite sind nur Seeleute und auf der rechten Bildseite die Einwohner zu sehen. Dadurch wird deutlich, wie viel Bildfläche die Mannschaft von Kolumbus bereits einnimmt, obwohl noch nicht einmal alle Seeleute das Land betreten haben. Die grüne Linie stellt dar, inwiefern Kolumbus und das fremde Volk auf einer Augenhöhe sind. Die Linie verläuft leicht schräg nach rechts unten. Dies deutet auf eine höhere Machstellung Kolumbus‘ hin.
Im Folgenden werden einige selbstgewählte Bildausschnitte in Bezug auf ihre Bedeutung für das Gesamtbild detaillierter analysiert. Der Fokus liegt auf der Form der Begegnung und dem historischen Ablauf.
Abbildung 1.1 Abbildung 1.2 Abbildung 1.3
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Abbildungen 1.1 – 1.3 verdeutlichen die Rolle von Kolumbus und den Seemännern in beiden Bildern.
[...]
[1] (Kolumbus, et al., 2006)
[2] (vgl. Bitterli, 1991)
[3] (vgl. Bitterli, 1991)
[4] (vgl. Bitterli, 1991)
[5] (vgl. Bitterli, 1991)
[6] (vgl. Bode, 2006)