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Hausarbeit, 2016
19 Seiten
1 PSYCHOSOZIALE VERSORGUNG KREBSKRANKER
1.1 Psychoneuroimmunologie (PNI): Ergebnisse wissenschaftlicher Studien
1.2 Exkurs - Krisenintervention
2 DAS ERSTGESPRÄCH IN DER PSYCHOONKOLOGIE
2.1 Klientenzentrierte Gesprächsführung und ihre Bedeutung im Erstgespräch
2.1.1 Empathie bzw. einfühlendes Verstehen
2.1.2 Wertschätzung und positive Zuwendung
2.1.3 Kongruenz
2.2 Ressourcen aktivieren durch Sprache im Erstgespräch
2.2.1 Fragen
2.2.2 Das Benutzen von Was- und Welche-Fragen
2.2.3 Ein Wort
2.2.4 Sprache und Körper
3 DAS BIPOLARE PRINZIP DER PSYCHOTHERAPIE
3.1 Die Sprache der prozessorientierteren Therapie
3.2 Die Ich- und die Sie-Intervention in der Sprache
4 FAZIT
LITERATURVERZEICHNIS
Links
Die Psychoonkologie - oder auch psychosoziale Onkologie - ist eine klinische wissenschaftliche Disziplin, die die Wechselwirkungen zwischen körperlichen, seelischen und sozialen Einflüssen in der Entstehung und im gesamten Verlauf einer Krebserkrankung untersucht. Ziel ist es, das so gewonnene Wissen systematisch in der Prävention, Früherkennung, Diagnostik, Behandlung und Rehabilitation von PatientInnen zu nutzen.
Einfühlsame, empathische und kompetente Ärzte haben schon in den frühen 1950er Jahren erkannt, wie sehr bei einer onkologischen Erkrankung Körper, Seele und Geist betroffen sind, und auch die Belastungen der Angehörigen identifiziert. In den 1950er Jahren erschienen erste Publikationen zu dem Thema „Lebensqualität“. Auch 1950 ist eine Psychiatric Research Unit in New York einge- richtet worden, geleitet von Jimmie C. Holland, einer Pionierin der Psychoonkologie (Dorfmül- ler/Dietzfelbinger 2009, S. 11).
In Deutschland gibt es seit 25 Jahren psychoonkologische Aktivitäten, seit 1988 ist die Psychoon- kologie als offizielle Arbeitsgemeinschaft (PSO) in der Deutschen Krebsgesellschaft vertreten. In der Psychoonkologie geht es heutzutage nicht mehr nur um die Verbesserung der psychosozialen Versorgung von KrebspatientInnen und ihren Angehörigen, sondern sie beschäftigt sich auch mit Aus- und Weiterbildung sowie Wissenschaft und Forschung. Ein fundamentales Kriterium in der Psychoonkologie bildet die Lebensqualität, die nicht vom objektiven Gesundheitszustand, sondern von der subjektiven Wahrnehmung und Bewertung durch den/die PatientIn abhängt (Dorfmül- ler/Dietzfelbinger 2009, S. 53).
Die Psychoonkologie hat heute neben dem Ausmaß der psychosozialen Belastungen auch den Behandlungs- bzw. Interventionsbedarf onkologischer PatientInnen im Fokus (Dorfmüller/Dietzfel- binger 2009, S. 12). Dazu gehören psychoonkologische Interventionen zur Unterbrechung des Kreislaufs von Angst und innerer Verspannung, Entwicklung von Coping-Strategien zur Bearbeitung zwischenmenschlicher bzw. intrapsychischer Konflikte.
KrebspatientInnen haben nicht per se Psychotherapiebedarf. Indikationen für Psychotherapie erge- ben sich für solche PatientInnen, die langanhaltend depressive Symptome zeigen, unter starken Angstsymptomen oder/und nicht beherrschbaren Schmerzen leiden, Aggressionen verspüren, Kon- flikte mit der Familie bzw. dem Behandlungsteam haben, in sozial schwierigen Situationen stehen oder durch die Diagnose, Prognose bzw. Therapie besonders schwerwiegend betroffen sind.
Auch bei verändertem oder ungewöhnlichem Verhalten bzw. Suizidgedanken sind psychothera- peutische/psychoonkologische Interventionen ratsam. In den meisten Fällen wirken mehrere Fak- toren zusammen, sodass Belastungen kumulieren und sich gegenseitig verstärken. In den letzten10 Jahren hat sich durch die Integration von Ressourcenarbeit insofern einiges in der psychoonkologischen Beratung geändert, als ähnlich wie in der Traumatherapie nicht automatisch auf das Schwere fokussiert, sondern bewusst mit den KlientInnen nach dem Positiven, nach Erfol- gen und Fähigkeiten gesucht wird.
Die Aktivierung von Ressourcen soll schon im Erstgespräch erfolgen, insbesondere im Zusammenhang mit der Erhebung der biografischen Anamnese und der Krankheitsanamnese. Durch den Schock einer lebensbedrohlichen Erkrankung können Selbst- und Weltsicht und bisherige Einstellungen und Verhaltensweisen tief erschüttert werden. Dieser Zustand tiefer Verunsicherung soll in der Beratung aufgenommen werden, denn er eröffnet auch die Chance, neue Wege und manchmal überraschend neue Perspektiven zu entdecken.
Nicht zuletzt beschäftig sich die Psychoonkologie mit der Rolle der Angehörigen in der Onkologie. Ihnen kommt eine wichtige Funktion zu, die so unterschiedlich und individuell ist wie jeder einzelne Mensch und Patient. Zahlreiche Untersuchungen belegen, dass die Unterstützung durch die Familie positive Auswirkungen auf die Stressreduktion hat, Angst und Depression mildern kann und nachweislich die Lebensqualität Krebskranker verbessert.
Die Psychoonkologie sucht Antworten auf die Frage, wie sich Krebskranke und Angehörige bei der Krankheitsbewältigung gegenseitig unterstützen können (Dorfmüller/Dietzfelbinger 2009, S. 199).
Nach wie vor bestehen Spekulationen darüber, ob Krebserkrankungen durch psychische oder sozi- ale Belastungen ausgelöst werden können. Viele PatientInnen glauben nach der Diagnosestellung in der Vergangenheit Ereignisse finden zu können, die als (mit-)verantwortlich für die Entstehung der Krebserkrankung gesehen werden können. Dazu gehören Erlebnisse, die extrem belastende bzw. sogar traumatisierende Auswirkungen auf die PatientInnen hatten. Es gibt eine Reihe Unter- suchungen über Biografien von KrebspatientInnen. Mehr als 60 % der Erkrankten geben an, dass sie vor der Erkrankung unter psychischer Überlastung litten (Angenendt et al. 2007, S. 14). Die meisten Studien, die das Thema untersuchen, sind retrospektiv, und eine prospektive Untersuchung ist praktisch nicht durchführbar.
Wissenschaftlich ist derzeit immer noch ungeklärt, ob psychische Belastungen oder schwere sozi- ale Umstände Krebserkrankung auslösen können oder nicht. Anderseits belegen zahlreiche Unter- suchungen, dass soziale und seelische Belastungen indirekt zu Fehlverhaltensweisen und Stres- sentstehung beitragen, die dann ihrerseits eine Entstehung der Krebserkrankung begünstigen und erheblichen Einfluss auf Heilungsprozesse zeigen können (Angenendt et al. 2007, S. 14). Fakt ist, dass bis zu 39 % an Krebs Erkrankter durch die Diagnosestellung bzw. Erkrankung trau- matisiert werden. Viele PatientInnen leiden an behandlungsbedingten Ängsten und Depressionen (Angenendt et al. 2007, S. V). Diese psychischen Belastungen, insbesondere Dauerbelastungen werden als Stress erlebt und haben nachweislich einen negativen Einfluss auf das Abwehrsystem. Stress bezeichnet man als Reaktion eines Systems (Organismus) auf umgebungsbedingte Einflüsse, die das System über sein Funktionsniveau hinaus belasten. In diesem Sinne bewirkt ein Stressor eine abnorme physiologische Reaktion (Angenendt et al. 2007, S. 16).
Akuter, kurzfristiger Stress aktiviert zunächst das Immunsystem. Langfristiger, chronischer Stress führt zu einer Schwächung der Immunreaktionen, primär bedingt durch das freigesetzte Hormon Kortisol und einen langfristigen Ausstoß von Noradrenalin und Adrenalin. Eine Stresssituation hat dann keine negativen gesundheitlichen Konsequenzen, wenn sie kontrol- lierbar erlebt, für die Situation also eine Lösung gefunden wird. Unkontrollierbarer Stress führt dagegen zu einem Gefühl von Hilflosigkeit, Ohnmacht, Hoffnungslosigkeit und Ausgeliefertsein mit negativen Folgen für das Immunsystem (Diegelmann/Isermann 2010, S. 66-71). In der Psychoonkologie sollen PatientInnen, die die eigene Krankheitssituation wie oben beschrie- ben erleben, bereits im Erstgespräch mit Techniken zur Stressregulation vertraut gemacht werden. Ressourcenaktivierung und Stabilisierung durch Gespräche spielen dabei entscheidende Rollen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es viele Zusammenhänge zwischen Stress und Immunsys- tem gibt, die inzwischen gut belegt sind, wenngleich erhebliche Lücken hinsichtlich der Zusam- menhänge über die gesamte Linie bestehen. Ob die psychische Haltung die Heilungs- bzw. Über- lebenschancen Kranker generell erhöhen kann, wird zurzeit noch untersucht. Trotz der Vorbehalte können die Studien sehr wertvolle Hinweise für psychoonkologische Interventionen liefern. Zuerst geht es darum, das Angst-/Stress-System bei KrebspatientInnen herunterzufahren. Die Senkung des Stressniveaus hat einen unmittelbaren Einfluss auf das Immunsystem. Die Aktivierung der Ressourcen und Bewältigungsstrategien sowie gute emotionale Unterstützung durch Angehörige sind eindeutig hilfreich, um die Lebensqualität der Kranken zu verbessern (Angenendt et al. 2007, S. 16).
Der Begriff ‚psychosoziale Krise‘ bezeichnet die „latente oder durch Symptombildung manifeste Überforderung der individuellen oder sozialen Ressourcen eines Menschen. Symptome: z. B. Un ruhe, Verzweiflung, Entscheidungsunfähigkeit, Suizidalität“ (Pschyrembel,2007, S. 1045).
Individuen, Familien, soziale Gruppen und auch ganze Gesellschaften müssen sich unter Einwir kung exogener Faktoren auf neue äußere und innere Verhältnisse einstellen. Das betrifft auch Men schen, die erkrankt sind, und deren Angehörige. Krebskranke müssen sich neu orientieren: in ihren Rollen innerhalb der Familie, im weiteren sozialen Umfeld und am Arbeitsplatz. Außerdem müssen sie sich mit dem unsicheren langfristigen Verlauf und der stigmatisierenden Wirkung der Krankheitsdiagnose auseinandersetzen. Die Neueinstellung auf die veränderte Lebenssituation ge schieht über krisenhafte Phasen. Doch Krisen können als Zeichen von Lebendigkeit verstanden werden, die gleichzeitig anstrengend, herausfordernd und oft erschöpfend sein kann. Dennoch gehören Krisen zum Leben und sind als Phasenübergänge zu definieren (Rupp 2014, S. 9–11).
„Krise“ soll von einem psychiatrischen „Notfall“ abgegrenzt werden: Bei einer Krise bleibt die Kommunikationsfähigkeit und Kooperationsbereitschaft erhalten, obgleich das psychische Gleich gewicht labil ist. Beim „Notfall“ gehen das psychische Gleichgewicht sowie Kommunikationsfä- higkeit und Kooperationsbereitschaft vollständig verloren (Rupp 2014, S. 9–11).
Problematisch wird eine Krise, wenn außerordentlich schwerwiegende Belastungen die Bewälti gungsmöglichkeiten des Menschen überlasten und die Bezugssysteme erschüttern. Psychosoziale Krisen werden als ein Missverhältnis persönlicher Belastungen und Ressourcen definiert. Menschen mit eingeschränkten Kompetenzen und kleinem Ressourcenrepertoire können bei der Krisenbewältigung in Schwierigkeiten geraten und bedürfen dann professioneller Interventionen, weil sie die Herausforderungen nicht mehr eigenständig bzw. „nur“ mithilfe des privaten Umfelds be wältigen können (Rupp 2014, S. 13).
Bei KrebspatientInnen kann eine Krise u. a. nach der Diagnosestellung, bei primären Verschlech terungen der Krankheit durch das Fortschreiten des Krankheitsprozesses oder durch sekundäre Verschlechterungen der Krankheit wegen verminderter Behandlungswirksamkeit entstehen. Bei vielen Menschen, die eine professionelle Hilfe bei Krisenbewältigung benötigen, ist bereits vor derKrise eine grenzwertige Grundbelastung eingetreten.
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